"Papas kleiner Liebling?!"

  • Hallo zusammen,

    ich bin Karo, 25 Jahre alt und bin u.a ein EAK. Kurz zu meiner Geschichte:

    Das mein Vater zu viel trinkt, hab ich bewusst erst vor 9 Jahren festgestellt. Damals war ich 15, hatte total Mist gebaut und gab ab da mir die Schuld dafür, dass er trinkt. Er sagte immer ich wäre sein Lieblingskind und wie enttäuscht er von mir ist! Es war furchtbar. Er trank zwar nicht während der Woche, aber am We war er meist schon mittags total betrunken. Ich hab mir das eine Weile angeschaut und mich immer schlechter gefühlt. Machte zu dem Zeitpunkt aber eine Therapie in der ich lernte, dass ich nicht der Grund für sein trinken bin. Denn auch wenn er enttäuscht ist, er trinkt und nicht ich! Und ich zwinge ihn ja nicht dazu!

    Mein Vater hatte kein leichte Kindheit, hat relativ früh beide Eltern verloren, die Ehe meiner Eltern läuft beschissen,... Und er redet fast nie über seine Gefühle. Doch dann wenn er betrunken war, da sagte er plötzlich, dass er mich und meine Geschwister lieb hat und nahm uns sogar in den Arm, was er im nüchternen Zusatnd schon seit Jahren nicht mehr getan hat.
    Ich stritt einige Male sehr heftig mit ihm, vor meiner Mutter und meinem Bruder (ist 3,5 Jahre jünger als ich) und zu den stressigsten Zeiten hab ich ihn damit bombardiert, dass er in meinen Augen ein Alkoholiker ist und wie sehr es mich nervt, dass er uns nur sagen kann, dass er uns liebt wenn er besoffen ist - und dass er es sich in dem Zustand sparen kann, da es mich richtig wütend macht und anekelt. Das hat ihn sehr getroffen und wütend gemacht, denn sein Großvater war ein ganz schlimmer Säufer und laut seiner Aussage, hat er ja kein Alkoholproblem!!!
    Nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, es hätte sich wieder gelegt - rückwirkend betrachtet - denn positive Veränderungen fallen einem ja meist nicht auf.

    Doch seit 1 oder 2 Jahren kann ich eigentlich immer wenn ich am We zu meinen Eltern komme sicher sein, dass er betrunken ist. Das macht mich so wütend und hilflos!!!
    Mittlerweile nimmt er mich auch nicht mehr in den Arm. Er wird immer motziger und ungerechter. Es läuft eh schon so viel schief in der Beziehung zu meinem Vater, aber der Alk macht alles nur noch schlimmer!!! Und was für mich unbegreiflich ist, dass außer mir keiner aufmuckt. Weder meine Mutter, noch mein Bruder noch meine Schwester (13 Jahre). Hinter vorgehaltener Hand sagen wir schon alle, dass er zu viel trinkt, aber keiner sagt es meinem Pa!
    Selbst mein Bruder geht mittlerweile hin und wieder weg schon mit der Androhung sich heut komplett nieder zu brennen. Eine Zeit lang hat der Kommentar gewirkt: "Willst du echt so werden wie Papa???". Aber die Zeit ist vorbei! Wie gesagt, es kommt 2 mal im Monat vor oder so, aber ich mach mir echt Sorgen um den "Kleinen".
    Und weil es so schön ist, bin ich auch seit fast 2 Jahren mit einem Mann zusammen, der auch ein Alki ist.

    Und nun bin ich hier und hoffe zu lernen, wie ich besser mit der Situation umgeh, denn weder streiten noch sonst was hilft, dass ist mir mittlerweile auch klar. Aber ich hab tief in meinem Herzen noch nicht aufgegeben zu versuchen, ihnen klar zu machen, dass ihr Trinkverhalten nicht ok ist. Schön blöd, denn ich weiß ja dass es keinen Sinn hat.

    Wenn das Umfeld weiter schweigt, dann wird sich doch nichts ändern! Wie soll ich denn zusehen, wie die Menschen die ich liebe sich zu Tode saufen?!

    Bin sehr ratlos!

    Liebe Grüße,
    Karo

  • Hallo Karo,

    herzlich Willkommen hier im Forum
    schon das du hier bist.

    Es mag hart klingen aber du kannst einen Alkie nicht überzeugen mit dem trinken aufzuhören, das klappt nicht solange der Alkie es nicht selber will solange kannst du nur hilflos daneben stehen und zusehen.

    Was ich super toll finde ist das du dir Hilfe geholt hast das finde ich Klasse.

    Bei mir war und ist es so das ich durch die Zeit hier im Forum ruhiger geworden bin und mehr bei mir bin.

    Mir geht es heute richtig gut und das obwohl mein Vater trinkt.

    Ich wünsche dir einen erfolgreichen Austausch hier im Forum.

    Lieben Gruß
    Marina

  • Hallo Marina,

    wenn ich ehrlich bin, kann ich es mir momentan nicht vorstellen, weiter zu zusehen wie er trinkt und mich gleichzeitig gut zu fühlen. Da sträuben sich mir die Nackenhaare!

    Allerdings kann ich nicht oft genug schreiben, dass ich vom Verstand her ja weiß, dass ich einen aussichtslosen Kampf kämpfe und die Einsicht und der Wille zum Aufhören von den beiden Alkis in meinem Leben kommen muss! Aber in meinem Herz ist diese Einsicht einfach noch nicht angekommen. Ich versuch es immer noch - insgeheim mit der irren Vorstellung wenn ich mich nur fest genug anstrenge (typisch EAK, wie ich hier raus gefunden habe) dann begreifen sie es und dann wird alles gut. Schön blöd! Wie ein kleines Kind das noch an den Weihnachtsmann glaubt...

    Doch letztendlich eher eine erwachsene Tochter die sich unendlich nach der Liebe ihres Vaters sehnt und verzweifelt weil sie sich nicht eingestehen kann oder will, dass sie gegen den Alk immer verliert! Egal wie viel Mühe sie sich gibt! :cry:

    Diese schmerzhafte Erkenntnis haben ja wohl alle die hier landen!!!

    Liebe Grüße,
    Karo

  • Liebe Marina,

    JA!!! Riesige Welten!!!

    Der Spruch den ich meinem Freund (2. Alkoholkranke in meinem Umfeld) gegenüber oft verwende in der letzten Zeit ist, mein Vater wird immer mein Vater bleiben, dass er ein Alki ist, kann ich nicht ändern! Aber meinen Freund kann ich mir aussuchen und in meinem Leben will ich keine 2 Alkis haben, dafür hab ich keine Kraft und ich bin mir zu schade!

    Kann man es begreifen??? Die Einsicht ist ja da, aber bring es nicht fertig, dass es in mein Herz dringt!!! Kann man so nen Vorgang beschleunigen bzw wie habt ihr denn den Weg von der einen Welt zur anderen gefunden?

    LG, Karo

  • Hallo,

    Herz und Verstand...tja eine schwierige Sache....aber diese Trennung nur auf der Verstandenseben zu handeln und das Herz zu ignorieren ist unsere einzige Überlebenschance. Und was dem Herz vielleicht ein wenig hilft, das es auch eine Chance für den anderen ist. Egal ob Elternteil oder Partner oder so wie bei mir grad beim Kind.

    Mein Mutterherz droht zu zerreißen....aber ich muss es gut verschnüren und es nach hinten schieben, damit ich eine Chance habe nicht zu zerbrechen und mein Kind die Chance hat sich helfen zu lassen.

    Wie schafft man das? Indem man sich den Schmerz stellt und ihn aushält (ja etwas was wir können da lange gelebt), hart zu sich ist. Auch die Hoffnung darf dabei sein das es helfen könnte, denn eine Garantie gibt es nicht. Aber ich muss mich wichtig nehmen damit ich nicht drauf gehe.

    Hört sich vielleicht ziemlich überheblich an, ist es aber nicht denn genauso erlebe ich es grad JETZT:

    Lieben Gruß
    Nicole

  • Zitat von karo-wirbelwind

    Hallo zusammen,

    ich bin Karo, 25 Jahre alt und bin u.a ein EAK. Kurz zu meiner Geschichte:

    Das mein Vater zu viel trinkt, hab ich bewusst erst vor 9 Jahren festgestellt. Damals war ich 15, hatte total Mist gebaut und gab ab da mir die Schuld dafür, dass er trinkt. Er sagte immer ich wäre sein Lieblingskind und wie enttäuscht er von mir ist! Es war furchtbar. Er trank zwar nicht während der Woche, aber am We war er meist schon mittags total betrunken. Ich hab mir das eine Weile angeschaut und mich immer schlechter gefühlt. Machte zu dem Zeitpunkt aber eine Therapie in der ich lernte, dass ich nicht der Grund für sein trinken bin. Denn auch wenn er enttäuscht ist, er trinkt und nicht ich! Und ich zwinge ihn ja nicht dazu!

    Mein Vater hatte kein leichte Kindheit und er redet fast nie über seine Gefühle. Doch dann wenn er betrunken war, da sagte er plötzlich, dass er mich und meine Geschwister lieb hat und nahm uns sogar in den Arm, was er im nüchternen Zusatnd schon seit Jahren nicht mehr getan hat.
    Ich stritt einige Male sehr heftig mit ihm und zu den stressigsten Zeiten hab ich ihn damit bombardiert, dass er in meinen Augen ein Alkoholiker ist und wie sehr es mich nervt, dass er uns nur sagen kann, dass er uns liebt wenn er besoffen ist - und dass er es sich in dem Zustand sparen kann, da es mich richtig wütend macht und anekelt. Das hat ihn sehr getroffen und wütend gemacht, denn sein Großvater war ein ganz schlimmer Säufer und laut seiner Aussage, hat er ja kein Alkoholproblem!!!
    Mittlerweile nimmt er mich auch nicht mehr in den Arm. Er wird immer motziger und ungerechter. Es läuft eh schon so viel schief in der Beziehung zu meinem Vater, aber der Alk macht alles nur noch schlimmer!!! Wenn das Umfeld weiter schweigt, dann wird sich doch nichts ändern! Wie soll ich denn zusehen, wie die Menschen die ich liebe sich zu Tode saufen?!Karo

    All das könnte auch von mir sein, liebe Karo.
    Es ist sehr, sehr schwer. Aber ich denke, der einzige Weg damit klarzukommen ist, sich zu lösen und versuchen zu akzeptieren, dass die Dinge so sind wie sie sind und DU es nicht ändern kannst...
    Stehe auch erst am Anfang, bin selbst am Boden zerstört. Aber hier zu lesen gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein und ich begreife mich selbst viel besser.
    Liebe Grüße,
    Linda

  • Liebe Linda,

    ich weiß dass ich mich lösen muss, aber ich hab noch 2 jüngere Geschwister die bei meinen Eltern wohnen und die will ich nicht im stich lassen. Da fühle ich mich dann immer als der Verräter.

    MeinVater hat anscheinend mittlerweile gemerkt, dass ich ihn lieb habe und hin und wieder reden wir auch normal miteinander und er sagt, dass er probleme hat hauptsächlich in der Arbeit und mit meiner mutter (seit ich denken kann haben sie ne scheiß ehe und scheidung steht immer mal wieder zur debatte). und dann meint er immer, ob es dann ein wunder ist, wenn er trinke. so nach dem motto, dass es sien trost ist.

    hab mich letztes mal ganz offiziell auch bei ihm entschuldigt, weil ich ihn früher so übel beschimpft hab und hab ihm gesagt, dass ich ihn lieb hab, auch wenn ich vieles was er tut nicht gut heiße.

    doch auch das hilft nciht. ich hab letztes mal wahrgenommen wie weh es mir tut, dass er trinkt. ich war nach einiger zeit mal wieder daheim. sa mittag hat er gekocht und sich über miene mutter beschwert. und im laufe des mittagessens hat er sich so weggeschossen, das man kaum noch mit ihm reden konnte. danch kamen noch 2 arbeitskollegen von ihm vorbei und mit denen hat er dann so lange bier getrunken, dass er, als er ca 2 std später wieder in das haus kam, nicht mal mehr anständig stehen konnte. das tat mir so weh. meinen eigenen vater so zu sehen... zumal ich ihn dann abends zu nem familienspiele abend geweckt hab. was im nachhinein ein großer fehler war. aber ich hatte es versprochen und wollte ihn nicht azsgrenzen.
    mir hatte der abend so viel bedeutet, denn sowas machen wir nur noch alle paar monate miteinander und an diesem tag, spielet selbst mein bruder nach langer zeit wieder mit. doch mein vater in seinem rausch machte die ganze stimmung mies. er trank nätürlich kau aufgestanden weiter und hackte die ganze zeit auf meinem bruder rum.
    das hatte ich dann von ein paar std zeit mit der familie... ich weiß es ist blöd, doch umso älter ich werde umso mehr sehn ich mich nach meiner familie und sie wird immer schlimmer...

    und wieder hab ich die tränen in den augen...

    lg, karo

  • Liebe Karo,

    das kann ich gut nachvollziehen. Auch mir kommt es vor, dass ich mich nach einer heilen Familie, der Geborgenheit sehne, je älter ich werde.

    Aber man muss der Wahrheit ins Auge sehen. Unsere Familie ändert sich nicht, nur weil wir es wollen. Sie leben ihr eigenes Leben. Wir müssen lernen, das zu akzeptieren und notfalls die Konsequenzen ziehen und den Kontakt reduzieren.

    Es ist wichtig, Menschen in unserer Umgebung zu haben, die uns gut tun. Und die können uns dann auch fühlen lassen wie unsere Familie.

    Das ist nicht immer leicht, weil wir diesen Menschen gegenüber ja auch offen sein sollten, damit sie uns so sehen können wie wir sind.

    Aber es lohnt sich. Je offener wir sind, desto offener sind uns gegenüber auch andere Menschen.

    Alles Gute!

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe(r) Sonnenstrahl,

    ja du hast recht und ich hab hier ja ein paar sehr liebe Leute. Doch trotzdem können sie die Familie nie ersetzen!

    Ich hab meinem Vater gesagt, dass mich seine trinkerei traurig macht, weil ich dann nie was von ihm hab. Er schien berührt. und ich hoffe insgeheim wieder mal, dass ich was bewirkt habe, auch wenn ich eigentlich selber weiß, dass diese hoffnufn wohl wieder enttäuscht wird... die hoffnung stirbt zuletzte... ich muss noch viel lernen....


    danke, dass ihr da seid,
    karo

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