Meine alkoholkranke Mutter - meine ganze Geschichte

  • hallo sonnenblume!

    ich atme tief durch und schreib DIR "erstmal"ein herzliches willkommen hier bei uns kindern...

    WAAAAAAAAAHNSINNNNNN!!!!!

    gut das DU nicht aufgibst....

    wir werden da sein, für DICH

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Sonnenblume,

    willkommen im Forum. Deine Geschichte ließt sich ein wenig wie ein Horrorszenario. Leider ist es aber auch so, dass solche Geschichten nicht selten sind in der einen oder anderen Form. Sie kommen überall dort vor wo Alkohol und/oder Abhängigkeit mit im Spiel sind.

    Ich habe früher sehr viel erzählt, was war, was ich gemacht habe. Das auch sehr detailiert, bloß nicht auslassend, damit das Gegenüber auch ganz genau wusste was gewesen war, damit bloß keine Fragen offen blieben oder gar Zweifel aufkommen konnten. Rückblickend war der Hauptantriebsgrund wohl, dass ich die Bestätigung von außen wollte, dass meine Sicht der Dinge richtig ist, dass meine Gefühle richtig sind. Dies kann ich mir aber nur selbst bestätigen, nicht andere.

    Ob Du nun Co-abhängig bist oder nicht, dass zu beurteilen steht mir nicht zu. Was ich aber lese, ist das Dein Selbstbewusstsein und Dein Selbstwertgefühl nicht sehr ausgeprägt sind. Ich habe den Eindruck, dass Du Dich nur mit Deinem Mann wirklich stark fühlen kannst, aber nicht alleine. Das Du Deine eigene Stärke und Leistung nicht siehst. Solange er da ist, ist jemand da der Dich endlich so liebt wie Du bist, etwas was Du Dir all die Jahre gewünscht hast. Endlich bestätigt Dir jemand liebenswert zu sein. Wo bleibt die Überzeugung von Dir selbst liebenswert zu sein?

    Mir scheint das er die Quelle ist, die Dich Dich stark fühlen lässt und das Wissen das Deine Stärke aus Dir selbst kommt nicht wirklich vorhanden ist. Hättest Du das Gefühl die Kraft zu haben für all das, wenn er nicht da wäre? Ich glaube, wenn ich Deine Geschichte so lese, eher nicht. Was Du bisher in Deinem Leben geleistet hast, spricht für eine enorme Stärke, sonst hättest Du es nicht geschafft. Bist Du Dir dessen bewusst?
    Du kannst auch alles alleine schaffen, sonst wärst Du inzwischen nicht mehr da. Du richtest Dich an Dingen von außen auf ( z. B. Dein Mann) und nicht an Dir selbst (z. B. die Überzeugung gut und liebenswert zu sein).
    Was machst Du wenn die Bestätigung von außen wegbricht? Glaubst Du dann immer noch Kraft zu haben die Du jetzt hast? Du bist Dir Deiner Selbst nicht bewusst.

    Was Du unter „weg von der Co-Abhängigkeit“ beschrieben hast, ist für mich nichts anderes als rumeiern, sei mir bitte nicht böse. Nur weil man sich (vermeintlich) von dem Abhängigen löst, hat sich die Co-Abhängigkeit nicht erledigt. Symptome sind bei Dir jedenfalls noch genug vorhanden.

    Zitat

    Trotzdem belastet mich die Situation. Es ist nunmal meine Mutter und ich vermisse sie bzw. unser früheres gutes Verhältnis zueinander.

    Ich habe meine Mutter auch vermisst, ich habe sie geliebt, auch ich hatte Hoffnungen und Wünsche bezüglich unserer Beziehung. Heute sehe ich, dass ich manches bekommen habe, es aber nicht sehen konnte, weil ich nur auf den Alkohol fixiert war. Ich sehe heute, das manches meinem Wunschdenken entsprungen ist und keinen Bezug zur Realität hatte und somit auch wenn sie trocken geworden wäre, höchstwahrscheinlich nicht so eingetroffen wäre, wie ich es mir gewünscht habe. Heute sehe ich, das meine Wünsche und Träume mir den Blick auf die Realität verstellt haben, dass manches nicht so gut war, wie ich es meinte. Das ich manches schön, gut und richtig fand, weil ich es nicht anders kannte. Ich wollte das schlechte wieder, weil ich es für gut gehalten habe.

    Wirklich begriffen habe ich das erst nach ihrem Tod. Sicherlich bin ich auf Abstand gegangen. Ich war auch der Überzeugung, das ich sie so sehe wie sie ist, eine alkoholabhängige Frau die bis zur Besinnungslosigkeit säuft und mir deshalb nicht geben kann, was ich mir wünschte. Ich war der Überzeugung, dass ich mich abgegrenzt hatte. Wie falsch ich damit lag, wurde mir bewusst, als ich begriff, dass ich mich nicht nur von meiner Mutter verabschieden musste, sondern auch von all meinen Wünschen und Hoffnungen in Bezug auf sie. Wie viele es doch waren. Durch den Verlust meiner Wünsche und Hoffnungen begriff ich, wie sehr ich mich an sie geklammert habe und wie sehr sie mir in manchen Dingen den Blick auf die Realität verstellt haben. Ich hatte gedacht, dass ich akzeptiert hatte, dass sie trinkt, dass wir zwei von einander unabhängige Individuen sind. Zum Teil hatte ich das sicherlich, aber nicht so wie ich mir vorgemacht hatte.

    Ob Du Deine Mutter wiederbekommst ist nicht nur von ihr abhängig, sondern von Euch beiden. Damit überhaupt eine Chance besteht, dass ihr ein normales Verhältnis zueinander habt, muss sie trocken werden. Dann kann man weiter sehen. Solange sie trinkt, wird das nicht passieren.

    Zitat

    Ich weiß, dass ich an ihrem Verhalten nichts ändern kann und dass es richtig ist, wie ich handele, aber es ist trotzdem schwer für mich, damit klarzukommen, weil es ja auch nicht absehbar ist.

    Dein schlechtes Gewissen wirst Du nur in den Griff bekommen, wenn Du selbst in Deinem tiefsten Innern überzeugt bist, das Richtige zu tun. Deine Mutter wird Dir nicht bestätigen, dass Dein Verhalten und Deine Sicht der Dinge gut und richtig sind, da hoffst Du vergebens. Das was Du tust entspricht nicht ihren Wünschen, also wirst Du auch keine Bestätigung erhalten. Wenn Du für Dich Ruhe willst, musst Du Dich davon verabschieden immer die liebe Tochter sein zu wollen. Du musst Dich davon verschieden, die Bestätigung für die Dinge zu bekommen die Du tust. Entweder Du tust es aus eigener Überzeugung und bestätigst Dich selbst oder das schlechte Gewissen wird auf die eine oder andere Art Dein Begleiter bleiben.

    Zitat

    Warum bin in der Familie ich die einzige, die erkennt, dass meine Mutter ein Problem hat?

    Wie lange hast Du gebraucht, bis Du es erkannt hast? Wie lange hast Du gebraucht, bis Du es Dir dann auch eingestanden hast? Wie lange hast Du gebraucht, bis Du das erste Mal etwas gesagt hast? Wie lange hast Du gebraucht, bis Du das erste Mal auch so gehandelt hast, wie Du gesagt hast?

    Du wirst Deine Gründe gehabt haben, warum Du so lange den Kopf in den Sand gesteckt hast und die werden Deine Verwandten auch haben. Es ist durchaus denkbar, dass sie schon gemerkt haben, was Sache ist. Aber etwas bemerken und danach handeln, sind zwei Paar Schuhe, wie Du sicherlich selbst sehr gut weißt.

    Zitat

    Ich frage mich auch, was genau das eigentliche Problem meiner Mutter ist... Alkoholismus ist ja immer nur ein Symptom.

    Warum willst das wissen? Glaubst etwas ändern zu können, wenn Du den Grund weißt, warum sie ihre Problemlösung beim Alkohol sucht? Meinst Du wenn Du das Pferd von hinten aufzäumst, kannst Du ihr helfen? Nein, auch dann kannst Du es nicht.
    Ich wusste warum meine Mutter trinkt. Zum einen bin ich nicht blind, zum anderen waren wir uns ähnlicher, als mir manchmal lieb war. Geholfen hat dieses Wissen weder ihr, noch im besonderen mir. Im Gegenteil, dass daraus teilweise resultierende Mitgefühl, hat mir manche Dinge noch schwerer gemacht, als sie ohnehin schon für mich waren.

    Zitat

    Sie scheint eine extrem verzerrte Wahrnehmung zu haben, sieht nur das, was sie sehen will...

    Das liegt wohl weniger am Auslöser für's trinken, als am Alkohol selber. Alkohol ist eine bewusstseinsverändernde Droge, deshalb verhalten sich Betrunkene in der Regel auch anders als Nüchterne. Er ist zudem ein Gift und schädigt insbesondere Nerven bzw. das Nervensystem zu dem auch das Gehirn gehört, welches für die Wahrnehmung zuständig ist.

    Deine Verwandten scheinen Dich sehr zu beschäftigen. Warum ist es Dir so wichtig, dass sie Dich verstehen, das sie auf Deiner „Seite“ stehen. Ist es nicht vielmehr wichtig, dass Du zu Dir selber stehst, dass Du überzeugt bist das Richtige zu tun?
    Hast Du mal überlegt, warum Dir Bestätigung von außen so viel wichtiger ist, als Bestätigung von Dir selbst?
    Ich will Dir keinen Stempel aufdrücken „Co und fertig“, aber aufgearbeitet sieht auch anders aus.

    Wo bleibst Du? Wie siehst Du Dich? Was findest Du gut an Dir? Womit bist Du bei Dir zufrieden?

    Gruß
    Skye

  • Hallo Sonnenblume,

    Zitat

    Und dass ich meine Mutter vermisse und mich der Streit und ihr Stalking belastet ist ein Zeichen der Co-Abhängigkeit? Also da seh ich ehrlich gesagt den Zusammenhang nicht...

    Da war in dieser Form auch keiner.

    Zitat

    Da widersprichst du dir ja jetzt aber... denn wenn sie erstmal trocken werden muss... kann ICH ja nichts machen... Der erste Schritt liegt also definitiv an IHR, nicht an uns beiden. Und würde sie sich helfen lassen und wirklich etwas gegen ihr Problem tun, dann läge es sicherlich auch mir, wie es weitergeht.

    Ich sehe da keinen Widerspruch. Eine Beziehung besteht immer aus zwei Menschen. Wenn einer davon süchtig ist und somit beziehungsunfähig, besteht gar nicht erst die Chance einer Beziehung. Deine Mutter hat höchstens eine Beziehung mit der Flasche. Es muss erstmal die Basis geschaffen werden für eine Beziehung, das hat nichts mit erstem Schritt zu tun. Wenn Deine Mutter trocken werden will, dann für sich und nicht für Dich oder Euer Verhältnis zueinander. Du siehst das vielleicht als ersten Schritt, ist die Frage ob sie das auch so sehen würde oder einfach als Rettung ihres Lebens.
    Ich kann es einfacher und deutlicher ausdrücken. Solange Deine Mutter säuft kannst Du sie wieder haben wollen wie Du willst, es wird nichts, da kannst Du noch so viel wollen. Besser Du findest Dich damit ab. Vergiss es einfach solange sie säuft und kümmere Dich um Dein Leben.

    Zitat

    Da ich lange gar nicht wusste, was Alkoholismus genau ist, konnte ich es gar nicht erkennen. Bewusst wurde es mir, wie ich ja schon erzählt habe, als mein damaliger Freund mich immer wieder darauf hin wies. Aber bei meinen Verwandten nützt das ja auch nichts. Und das versteh ich nicht. Wenn man schon drauf hingewiesen wird, dann achtet man doch zumindest mal verstärkt darauf, ob da was dran ist, oder?
    Und wie gesagt: Bei meinem Onkel sehen sie es ja auch.

    Dann auch hier in einfachen Worten. Das Leben Deiner Verwandten und was sie tun ist ihre Sache und nicht Deine. Kümmere Dich um Dein Leben.

    Zitat

    Es geht aber hier ja nicht um dich

    Was Du tun sollst oder kannst, kann ich nicht sagen, ich bin nicht Du. Deshalb gebe ich meine Erfahrungen weiter, erzähle aus meinem Leben. Nicht mehr, nicht weniger. Was Du daraus machst ist Deine Sache. Wenn Du was brauchen kannst nimm es mit, wenn nicht, lass es für andere hier liegen.

    Zitat

    Ich finde schon - und habe auch in meiner Therapie die Erfahrung gemacht - dass es helfen kann, wenn man die Gründe für ein bestimmtes Verhalten kennt, weil man es dann einfach besser nachvollziehen kann.

    Warum musst Du nachvollziehen können warum Deine Mutter säuft? Du hast die Erfahrung in Deiner Therapie gemacht in Bezug auf Dein Leben. Die einzige das nachvollziehen können muss, warum sie sich verhält wie sie sich verhält, ist Deine Mutter, wollte sie etwas an ihrer Abhängigkeit ändern. Das ist ihre Baustelle nicht Deine. Du, Deine Erfahrungen, Deine Mutter, ihre Erfahrungen.

    Zitat

    Außerdem würde mich interessieren, inwieweit wir uns vielleicht sogar ähnlich sind - bei mir wurde ja vor Jahren eine Boderlinestörung diagnostiziert... das ist ja teilweise auch genetisch bedingt. Und ich weiß, dass meine Mutter mit Anfang 20 mal einen Suizidversuch hatte. Da wüsste ich natürlich gern, inwieweit ihre "Störungen" vielleicht Einfluss auf meine psychische Gesundheit hatten.

    Was würde Dir dieses Wissen heute nutzen? Du hast psychische Probleme, die verschwinden bei Deiner Diagnose wohl auch nicht wenn Du weißt, warum Deine Mutter säuft. Für eine Therapie Deiner Mutter, sollte sie eine machen wollen, wäre von Belang ob sie ebenfalls eine Borderlinestörung hat.

    Zitat

    Oder vielleicht auch, wieviel ich damit zu tun habe... Nein, ich fühle mich nicht schuldig - es muss ja nicht immer um Schuld gehen, aber vielleicht war ich zum Teil ja auch Auslöser (also nicht direkt ich, aber z. B. meine Geburt)... Sie trinkt schon, seit ich denken kann... hat mich relativ früh, mit 19 J. bekommen (ungeplant), dann geheiratet, weil sie ja schwanger war - und wollte mich nach der Scheidung nicht. Da stellt sich mir schon die Frage, ob sie vielleicht mit der ganzen Situation damals überfordert war und sie zu dem Zeitpunkt angefangen hatte zu trinken. Ich würde sie einfach gern verstehen. Nicht, weil ich meine, dass sich dann bei ihr etwas ändert - sondern weil sich dann vielleicht bei mir etwas ändern würde.

    Was Du beschreibst, sind die sog. Wechselfälle des Lebens. Es passiert jeden Tag mit Sicherheit hundert Mal auf dieser Welt. Nicht jede Frau der das passiert fängt an zu saufen, die meisten meistern das nüchtern. Der einzige Mensch der wissen muss, ob das ein Auslöser gewesen sein kann, ist Deine Mutter, denn es ist ihr Leben nicht Deines.
    Wenn Du Dich nicht schuldig fühlst, warum würde dieses Wissen etwas bei Dir ändern? Was hat der Auslöser für ihr saufen dann mit Dir zu tun? Was soll sich an Deinem Leben ändern, wenn Du weißt warum das Leben Deiner Mutter den Bach runter geht? Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Du für Deines, Deine Mutter für ihres.

    Zitat

    Kann denn die Wirkung des Alkohols auch im nüchternen Zustand anhalten?

    Zum einen stellt sich die Frage ob sie wirklich nüchtern ist. Meiner Mutter hat man ihre 1,5 0/00 auch nicht unbedingt angemerkt. Zum anderen verändert Alkohol das Wesen, je länger der Konsum, desto nachhaltiger. Nur ein paar Tage nichts trinken, ändert nicht unbedingt etwas an den Verhaltensweisen. Durch Entzug des Suchtmittels kann es sogar noch schlimmer werden. Sonst siehe meine Anmerkungen zu Schädigung des Nervensystems.

    Zitat

    Ich hätte bespielsweise nicht so ein Problem damit, wenn sie sagen würden, sie sehen das nicht so problematisch, aber meine Entscheidungen einfach akzeptieren und mich nicht aus der Familie "ausstoßen" würden. Das ist nämlich ein ganz großer Unterschied.

    Sicher ist das ein Unterschied, aber daran ändern kannst Du scheinbar nichts, weil sie Dir nicht zuhören, also musst Du wohl damit leben.

    Zitat

    Aber ohne es böse zu meinen, scheinst du leider auch jemand zu sein, der viel herausliest, was ich so gar nicht geschrieben habe.

    Da scheine ich ja, unwissentlich zusammen mit anderen, in die gleich Kerbe gehauen zu haben. Was ich geschrieben habe, sind meine Erfahrungen bzw. meine Meinung basierend auf meinen Erfahrungen. Du hast geschrieben, ich habe geantwortet. Du brauchst nicht meiner Meinung sein und ich muss nicht Recht haben.

    Zitat

    Nur weil ich mich mal ausjammere, weil ich das einfach mal brauchte, heißt das nicht, dass ich von Grund auf ein schwacher, hilfloser Mensch ohne Selbstwertgefühl und eigene Meinung bin

    Habe ich auch nicht behauptet.

    Wie gesagt, was ich schreibe ist meine Sicht, Du kannst sie teilen, musst Du aber nicht.

    Gruß
    Skye

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