Der "Drei-Jahres-Faden"

  • Guten Morgen zusammen,

    heute nun ist der entscheidende Tag. Meine gruselige Chefin hat mich zum Gespräch gebeten um über den Arbeitsvetrag bzw. meine "Beurteilung" zu sprechen, die der Festeinstellung voraus geht. Gestern musste ich bereits zum Betriebsarzt, der nichts gegen eine Festanstellung hat, trotz der Leukämie.
    Egal, wie dieses Gespräch ausgeht: meine innere Kündgung habe ich längst hinter mir. Aber natürlich ist meine Position erheblich besser, wenn ich mich aus einer Festanstellung heraus bei anderen Betrieben bewerbe.

    Am Freitag mittag bimmelte mein Mobiltelefon mit einer mir völlig unbekannten Nummer. Es war eine Firma aus Basel, die mich am 22.9. zu einem Vorstellungsgespräch in die Schweiz eingeladen hat. Das hat mir natürlich eine Menge Aufwind gegeben, auch für das heutige Gespräch.

    Ein guter Freund berichtete mir heute früh einen ähnlichen Fall wie den, den ich mit meiner Chefin derzeit erlebe. Es grenzt nicht nur an Mobbing, es ist Mobbing. Denn wenn ich einem Mitarbeiter etwas unterschiebe, ihm Verdächtigungen und unbewiesene Dinge vorhalte - ihn danach aber gleich ohne weitere Aussprache zur Arbeit schicke! Dann ist vorprogrammiert, wann man den nächsten Fehler macht. Dieses System hat Programm und es steckt die Absicht dahinter, Fehler zu machen. Das ist ausgesprochen widerlich und unfair. Es treibt Mitarbeiter in Fallen, aus denen manche nur sehr schwer wieder herausfinden.

    Ich werde wahrscheinlich nicht mehr in diese Fallen meiner Chefin tapsen, aber ich werde auf jeden Fall vorsichtig sein.

  • Hallo Peter,

    ich drücke dir erst mal für heute die Daumen. Bleib gut bei dir, laß dich nicht provozieren. Erst mal zuhören und sich selber bedeckt halten.

    Aber das weißt du alles! :wink:

    Bis dann, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo zusammen,

    ich bin´s wieder :)

    Es hat nicht so geklappt, wie ich mir das gewünscht habe. Die Chefin hat die Akte aufgeklappt und mir vorgehalten, was ich mir "geleistet" habe... Sie hatte alles auf Tag und Stunde protokolliert und bis auf einen Vorfall nur Negatives aufgeführt. Die positiven Dinge, die ich in dieser Zeit in der Firma erlebt und getan habe, sie sind in keiner Weise protokolliert. Ich habe mir gedacht, daß es so oder ähnlich laufen würde. Sicherlich habe ich Dinge nicht immer richtig gemacht - aber ein vollkommener Schwachkopf war ich nun die letzten zwei Jahre auch nicht. Die Art und Weise, wie sie mir diese Dinge vorgehalten hat, war typisch für sie. Ich werde diese Frau sicher nicht vermissen.
    Nächte Woche soll ich mein Zwischenzeugnis bekommen und damit werde ich mich weiter bewerben und dieses Zeugnis auch mit zum Vorstellungsgespräch in die Schweiz mitnehmen.

    Am ersten Tag in dieser Abteilung der Firma dachte ich: "Hier wirst Du nicht zurechtkommen." Genauso ist es gekommen. Ich habe es von der ersten Minute an gespürt und mein Gefühl hat mich nicht im Stich gelassen. Diese Frau passt in irgendwelche Vorabendsendungen um Privatfernsehen... hinterhältig und zerstörerisch in ihrem Tun und ihrem Wesen. Ich finde es absolut erniedrigend, wenn ich mit solchen Menschen beruflich zu tun habe und mich aufgrund des Dienstranges in irgendeiner Art und Weise ducken muss. Diese Zeit habe ich nun hinter mir und kann aufatmen, weil mir nun sowohl eine Last abgenommen wie auch die Entscheidung erleichtert wurde: ich hätte keine große Freude weiter in diesem Unternehmen mit dieser Chefin gehabt und werde hoffentlich woanders besser zurechtkommen.

    Trocken und nüchtern im Kopf werde ich auch durch diese Zeit kommen. Es ist Zeit für etwas Neues - und darauf freue ich mich.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich danke Euch sehr für Eure Worte.
    Mir tut das einfach nur gut - ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr.

    Mein Kopfkino tobt, ich kann nicht abschalten und an Schlaf ist nicht zu denken.

    Was geschieht gerade mit mir? Ich wollte ohnehin nicht bleiben in diesem Unternehmen. Alles halb so schlimm also? Nein, ganz und gar nicht. Man hat mich tief getroffen und ich beginne gerade, meine Wunden zu lecken. Unfair, hinterhältig, gemein - was fällt mir nicht alles ein an Vergleichen und an Dingen, die in den vergangenen zwei Jahren in dieser Firma geschehen sind. Ich erinnere mich an den ersten Tag und an das unfreundliche erste Aufeinandertreffen mit meiner Chefin. Mir war von Beginn an klar, daß ich keine Chance habe, aber im Verlauf der Zeit habe ich das wohl etwas verdrängt. Gestern hat sie in gewohnter Weise um sich geschlagen und nun mich getroffen. Ich habe damit gerechnet, aber dennoch tut es weh. Vor allem weiss ich nicht, warum ich eigentlich noch einen Tag in dieser Firma arbeiten gehen sollte. Morgen habe ich wieder einen 11-Stunden-Dienst und ich frage mich verstärkt: "Warum verdammtnochmal gehst du da hin...?". Es wird mir ganz sicher nicht gut tun und gedankt werden wird es ohnehin nicht. Niemand wird sagen: "Mensch, toll, daß Du trotzdem noch kommst." oder "Danke"... nichts dergleichen. Blöde und neugierige Blicke werde ich auf mich ziehen, wenn ich morgen durch dir Tür komme. Die Gaffer werden da sein und diejenigen, die es (noch) nicht getroffen hat.

    Gedichte kommen mir in den Sinn, die mir helfen können. Rationale Gedanken versuche ich mir zurecht zu legen. An die Zukunft versuche ich zu denken. Das HEUTE erlebte möglichst schnell beiseite legen und auf das MORGEN schauen zu können... Das wäre fein ;)

    Es ist vorbei, ich muss mich nicht mehr mit der Überlegung beschäftigen "Soll ich gehen oder nicht, wenn - wann dann und wie mache ich das..." und so weiter. Diese Entscheidung wurde mir heute abgenommen und vielleicht ist das gut so.

    Es ist nicht die erste schwierige Situation in meiner trockenen Zeit und es wird auch nicht die letzte sein. Ich bekomme das hin. Trocken und nüchtern und mit Hilfe vieler lieber Menschen :)

    Gute Nacht

    Peter

  • glück auf peter

    Zitat von Petter

    Mein Kopfkino tobt, ich kann nicht abschalten und an Schlaf ist nicht zu denken.

    hast alles aufgeschrieben + willsts jetzt loßweden - ich würde es audrucken + ganz unten im scheibtisch (unter vergangenes) ablegen + n zwites druckexemplar durch n schretter jagen

    klingt bestimmt komisch aber mir hilft sowas

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Danke, Matthias :)

    Ich hab es so gemacht und es hat geholfen!
    Ausserdem habe ich nochmal mit der Firma in der Schweiz telefoniert. Es sieht gar nicht so schlecht aus.

    Irgendwann werde ich wieder wissen, wofür dies alles gut war...

    Heute, am "Tag danach", spüre ich wieder große Dankbarkeit, dass ich mein trockenes Leben leben kann.

    Danke fürs Lesen!

    Peter

  • Guten Morgen liebes Forum :)

    Ich habe mich wieder etwas berappelt. Nach der schlaflosen Nacht habe ich einen Tag voller Telefon-Gespräche gehabt und mich ausgesabbelt. Gegen Nachmittag bekam ich wieder Boden unter die Füsse und habe noch zwei Bewerbungen geschrieben, bei dem interessierten Arbeitgeber in der Schweiz angerufen (wie schon erwähnt) und den Vorstellungstermin am 22.09. ein wenig inhaltlich besprochen und bestätigt. Eine aufgeräumte Wohnung habe ich mir gegönnt und versucht, mir selber wieder ein wenig Struktur zu "basteln". So eine Struktur, wie auch immer sie aussieht, hilft mir, klarer zu sehen. Egal ob das der Küchenschrank ist, den ich endlich mal aufräume, oder ein Tagesplan, den ich erstelle (auf dem auch "Füsse hochlegen um 17 Uhr" stehen kann ;-))
    Immer wieder frage ich mich: "... bin ich wirklich so bescheuert? - bin ich echt sooo schlecht?..." und sage dann laut "STOP" zu mir...
    "Wenn ich erst in diese Denke reinrutsche, hat die blöde Kuh von Chefin gewonnen..." kommt mir in den Sinn, also lasse ich das. Die Bestätigung, daß ich meine Arbeit ordentlich gemacht habe, habe ich von anderen Menschen bekommen, die mir wichtiger waren, als meine Chefin.

    Verwirrend war für mich vorgestern und gestern zu beobachten, wie schnell ich in ein tiefes seelisches Loch plumpsen kann. Meine Trockenheit ist stabil, aber sie ist nie und nirgends wirklich 100%ig, das gibt es nicht. Als ich mitten in der Nacht den leichten Wunsch verspürte, mich WEGzumachen, nicht mehr DENKEN zu müssen, wurde mir klar, wie zerbrechlich meine Trockenheit auch nach etwas über vier Jahren sein kann. Ich bin aufgestanden in der Nacht und habe geschrieben. Hier und auch noch einen Brief an mich selber. Diese Hilfe ist unheimlich wichtig für mich.... jederzeit alles aufschreiben und abschicken zu können. Ich weiss, irgendjemand ist wach und liest mit... das ist ein großer Trost.

    Gestern gab man mir einen guten Tip... Ich werde heute zum Arzt gehen und eine Kur beantragen. Ich habe doch jetzt Zeit und es wurde mir nach der Leukämie-Diagnose immer wieder angeboten und geraten, also mache ich das. Es wird mir gut tun. Leider kann ich nicht Mäuschen spielen und den hochroten Kopf meiner Chefin sehen, wenn sie davon erfährt.

    Heute lasse ich es mir wieder gutgehen. Es ist ein schöner Tag: draussen ist der Herbst angekommen und diese Jahreszeit passt gut zu meiner Verfassung. Ich bin dankbar und froh, dass ich trocken und nüchtern durch mein Leben gehen kann. Ganz lieben DANK allen, die an mich denken und mich hier unterstützen!!!

    Peter

  • Guten Morgen zusammen!

    Überrascht bin ich, wirklich überrascht und sehr zufrieden, WIE gut
    ich über mein Tief von Dienstag und Dienstag Nacht hinweggekommen bin.
    Natürlich habe ich noch ein erhebliches Grummeln und eine große Wut
    auf Chefin und Firma. Es sind Verletzungen, die unter die Haut gehen,
    die am Selbstwert kratzen und die einfach weh tun.
    Und doch habe ich es hinbekommen, meine Sicht der Dinge teilweise zu
    drehen - das Vergangene ruhen zu lassen und das Neue anzugehen.

    Nass hätte ich nun wieder mehr als tausend Gründe gehabt, mich
    WEGzumachen, anderen die Schuld an meinem Elend zu geben und mich
    nicht weiter um mich zu bemühen.
    Trocken und nüchtern habe ich die Chance, nach Tiefen und
    Enttäuschungen weiterzugehen und mit mir selber Riesenschritte zu
    machen. Alles wird gut!

    Ich wünsche Euch eine gute trockene Zeit. Danke fürs Lesen.

    Peter

  • glück auf peter

    Zitat von Petter

    Und doch habe ich es hinbekommen, meine Sicht der Dinge teilweise zu
    drehen - das Vergangene ruhen zu lassen und das Neue anzugehen

    das is gut - darfst dich um deine zukunft kümmern - sie organisieren

    trockene zufriedene zeit - alles wird gut

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen lieber Peter,
    ich lese ja immer noch lieb bei dir und kenne deinen Weg über die Jahre und bin begeistert,wie gut du alles meisterst..

    Zitat


    Irgendwann werde ich wieder wissen, wofür dies alles gut war...


    das könnte ein Satz von mir sein...manches können wir nicht sofort verstehen und wissen nicht,wofür es gut sein soll..aber irgendwann paßt alles zusammen...

    Wie war dein Vorstellungsgespräch am 22.09.??

    Zitat

    Trocken und nüchtern habe ich die Chance, nach Tiefen und
    Enttäuschungen weiterzugehen


    nur so geht es...

    Zitat

    wie zerbrechlich meine Trockenheit auch nach etwas über vier Jahren sein kann.


    ich finde es gar nicht verkehrt..es schützt vor Überheblichkeit und Nachlässigkeit in seiner Trockenheitsarbeit..
    Es kommen immer mal wieder Knackpunkte,wo wir gefordert sind,aber wir lernen auch mit der Zeit,daß alles zu schaffen ist,wenn man trocken und nüchtern ist..

    lieben Gruß an dich
    kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Guten Morgen zusammen!

    Ich habe etwas länger nicht geschrieben. Manchmal habe ich solche "Nichtschreib-Phasen"... Diesmal war es nicht aus Faulheit - ich kann manchmal nicht schreiben, weil es zu sehr rumort im Kopf. Das Kopfkino blockiert mich dann leider und ich drehe mich im Kreis. Heute beichte ich etwas über meinen Leichtsinn Anfang September. Ich habe mich selber über mich erschrocken und möchte es erzählen.

    Die "Alkoholfreie Zone" ist für mich eine der wichtigsten Grenzen.Seit meinem ersten trockenen Tag vor 4 1/2 Jahren habe ich aus gutem Grund dafür gesorgt, daß es bei mir in der Umgebung keinen Alkohol gibt. Neulich, an jenem Tag Anfang September, als ich von meiner Chefin runtergemacht und "entsorgt" wurde, hatte ich Alkohol in der Wohnung, den ich zwar nicht selber gekauft habe, den ich aber für einen Freund mit nach Norwegen bringen sollte. Nie wieder werde ich
    das machen! In der Nacht vom 7. auf den 8. September habe ich kein Auge zugedrückt, so gedemütigt, traurig und verwirrt war ich. Es war die schlimmste Nacht in meiner trockenen Zeit - und gerade zu diesem Zeitpunkt hatte ich nun Alkohol in der Wohnung - was für ein Leichtsinn... Ich sah die Flasche vor mir, ich spürte fast die Wirkung des WEGmachens - ohne einen Schluck zu trinken. Aber ich DACHTE immer daran, dass ich Alkohol in der Wohnung hatte.. So kam zu der
    Verzweiflung noch der Gedanke an den Schnaps... GOTTSEIDANK bin ich trotz aller Verwirrung klar geblieben. Ich bin nachts wieder aufgestanden und habe hier aufgeschrieben, was mich bewegte und wusste: ich bin nicht allein - ich brauche keinen Alkohol mehr, meine "Probleme" werden nur noch schlimmer, wenn ich einen Rückfall baue. Aber so knapp war ich noch nie davor; der Gedanke an Alkohol war ein paar Stunden sehr stark. Seit dieser Nacht weiss ich, WIE wichtig meine alkoholfreie Zone für mich ist. Diesen Fehler werde ich nicht wiederholen. Immer wieder predige ich "keinen Alkohol im Haus" und mache genau diesen Fehler. Unglaublich.

    *schnipp*

    Meine Vorstellungsrunde im beruflichen Leben geht weiter. Nach dem Gespräch in der Schweiz am 22.09. fahre ich morgen früh nach Innsbruck. In Basel lief es ganz gut glaube ich, habe aber noch keine Nachricht. Die Arbeitszeiten sind ein Graus und ich habe innerlich schon etwas Abstand von Basel genommen. Nachdem meine Norwegenreise ja schon sehr erfolgreich verlaufen ist, hänge ich nun irgendwie zwischen den Seilen: Eine Zusage aus Norwegen, die mich nicht wirklich zufrieden macht, die aber ein sehr komfortabler "Notnagel" ist. Die Überlegung, nach Innsbruck zu gehen, wenn sie mich denn wollen. Oder auch nach Berlin, der Stadt in der ich Alkoholiker wurde und in der ich auch wieder trocken wurde. Über allem schwebt ein Hammer: Wenn man meine Vorerkrankung bemerkt, bekomme ich nirgendwo einen Vertrag. Niemand stellt jemanden ein, der eine chronische Krankheit hat. Also muss ich eventuell lügen, wenn Fragen nach meiner Gesundheit kommen. Manche Firmen machen auch eine ärztliche Untersuchung und dann kommt das mit der Leukämie raus... Ach - was solls: ich habe es nicht in der Hand und versuche, es auf mich zukommen zu lassen.
    Allerdings macht mir mein Zwischenzeugnis Kopfschmerzen, dass meine Chefin erstellt hat: es sind ein paar Formulierungen drin, die nicht
    gut sind... das muss geändert werden und ich überlege, wie ich das anstelle. Kooperativ ist diese Frau nicht - und ein Gang zum Arbeitsgericht bedeutet Nerven- und Zeitverlust. Beides tut mir nicht gut gerade.

    Was auch wird: es wird schon ;)

    Danke fürs Lesen.

    Peter

  • glück auf peter

    was auch immer du für "fehler" gemacht haben könntest mit ner flasche in der wohnung + + +
    das wichitgste is du bist trocken geblieben + du hast draus gelernt

    schnipp

    hast mehrere eisen im feuer - "die ideale arbeit" wirds wohl nich geben - es sei den du kannst se dir selber schnitzen

    ob die ne einstellungsuntersuchung verlangen + ob die dich trotz deiner vorerkrankungen nehmen wird sich zeigen

    viel erfolg - notfalls in norwegen

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen zusammen,

    hier schreibt Peter.

    Nach den recht anstrengenden und aufwühlenden Wochen kommen hoffentlich wieder bessere Zeiten auf mich zu. Gestern, auf der Rückfahrt von meinen zwei Vorstellungstagen in Innsbruck, war ich zwar noch sehr aufgewühlt, aber auch entspannt: Ich habe eine Arbeitsplatz-Zusage in Innsbruck bekommen! Es waren zwei anstrengende Tage der Tests und Gespräche, aber am Ende gab man mir die Hand und sagte, dass man sich sehr freuen würde, wenn ich käme ... bla bla und so weiter :-)))

    Im Vorstellungsgespräch kam sogar das grottenschlechte Verhältnis zu meiner jetztigen Chefin zur Sprache - und ich habe geredet und die Wahrheit gesagt, Ich konnte einfach nicht sagen, dass bisher alles prima lief in der Firma und habe versucht, es zu erklären. Das scheint gelungen zu sein, denn man hakte zwar interessiert nach, nahm es aber am Ende anscheinend nicht so wichtig. Während ich darüber redete dachte ich "um Himmel willen, warum tust du das.." - aber es fiel einfach aus mir raus. Scheinbar bin ich wirklich nicht der Typ Mensch, der so einfach lügt... Ich habe das Gefühl, diesmal richtig gehandelt zu haben.

    Nun komme ich langsam zu mir... Ein ganz neues Kapitel beginnt in meinem Leben: ich werde ein Tiroler. Na sowas!
    Nach viereinhalb Jahren trocken leben passieren Dinge mit mir, die ich früher noch nicht einmal angedacht hätte: Aus einer miesen und menschlich unanständigen Behandlung, an deren Ende die Kündigung stand, entsteht etwas Neues und GUTES ... Auch wenn ich nahe am Druchdrehen war und mich oft im Kreise gedreht habe: Nüchtern und klar ging alles gut!

    Danke fürs Lesen!
    Peter

  • Hallo Peter,

    herzlichen Glückwunsch zum neuen Arbeitsplatz!

    Deine Freude hüpft durch alle Zeilen. :wink:

    Wann geht es los?

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • glück auf peter

    gratulation zur neuen arbeit

    Zitat von Petter

    Im Vorstellungsgespräch kam sogar das grottenschlechte Verhältnis zu meiner jetztigen Chefin zur Sprache - und ich habe geredet und die Wahrheit gesagt, Ich konnte einfach nicht sagen, dass bisher alles prima lief in der Firma und habe versucht, es zu erklären. Das scheint gelungen zu sein, denn man hakte zwar interessiert nach, nahm es aber am Ende anscheinend nicht so wichtig. Während ich darüber redete dachte ich "um Himmel willen, warum tust du das.." - aber es fiel einfach aus mir raus. Scheinbar bin ich wirklich nicht der Typ Mensch, der so einfach lügt... Ich habe das Gefühl, diesmal richtig gehandelt zu haben.

    vollkommrn richtig - vermutlich hast du duch deine offenheit vertrauen geschaffen

    schöne trockene zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo zusammen.

    Ich lasse so die Gedanken schweifen gerade.

    Gestern kam die schriftliche Zusage für die neue Stelle in Innsbruck. Ein wenig habe ich den Eindruck, ich habe mich selbst damit überfallen, wo ich doch eigentlich immer dachte, ich würde wieder nach Norwegen gehen. Ich bin so froh, daß die ganzen Überlegungen ein Ende haben! Es geht wieder voran und ich muss nicht mehr im Ungewissen herumpulen.... das war ein ganz grässlicher und so unproduktiver Zustand ;) Ich bin auch so ein Heini, der sich ruckzuck im Kreis dreht! Es ist nicht immer einfach, aus so einem Gedankenkarussell auszubrechen. Und es gehört irgendwann wohl auch ein Einfluss von außen dazu...

    Seit vier Jahren teile ich nun hier mit, wer ich bin - wie mein Weg war und was mich beschäftigt. Seit Frühjahr letzten Jahres mache ich eine Therapie, als ich im Januar und Februar 2009 zusammengeklappt bin. Ich habe mir zuviel zugemutet, ich bin weit über meine Grenzen gegangen im letzten Jahr. Keine Pause, nicht zurückgeschaut, immer nur voran. Eine sehr gefährliche Handlungsweise, finde ich. Ich habe nämlich nicht mehr auf mich geachtet, ich habe die Signale des Körpers "übersehen". Das soll mir nicht mehr so schnell passieren, habe ich mir vorgenommen. Ein paar Dinge aus der Anfangszeit meines alkoholfreien Lebens habe ich wieder hervorgekramt: "Immer mit der Ruhe" und "Eins nach dem anderen"...

    Nach den letzten Wochen der Ungewissheiten, der Demütigungen in der Firma und des sich (wieder mal) daraus resultierenden minderwertig fühlens, bin ich irgendwie einen ganz schön großen Schritt weiter gekommen. Immer wieder freue ich mich dann über meine Trockenheit und die Gelegenheit, das Leben so zu gestalten, wie ich es nur trocken und nüchtern hinbekommen kann.

    Die nächsten Wochen werde ich mich mit dem Organisatorischen für den Umzug beschäftigen. Aber auch viel mit mir selber. Die Therapie endet im Dezember, im Dezember werde ich auch nach Innsbruck umziehen. Vielleicht sollte das alles so kommen... Wie dem auch sei: ich nehme es an, wie es kommt :)

    Danke fürs Lesen.

    Peter

  • glück auf peter

    Zitat von Petter

    Die Therapie endet im Dezember, im Dezember werde ich auch nach Innsbruck umziehen. Vielleicht sollte das alles so kommen... Wie dem auch sei: ich nehme es an, wie es kommt :)

    n guter bekannter würde sagen "es hat sich gefügt" - freu dich auf die zukunft (mobbing hattest du schon)

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen zusammen!

    Was habe ich getan an einem Tag wie diesem, als ich noch nass war?
    Wie sah er aus, mein immer wiederkehrender Samstag vergangener Tage?

    Er war geprägt von Angst. Angst vor Menschen und Angst vor zu wenig Vorrat an Alkohol. Ich habe die "dringenden" Einkäufe erledigt.. Ich fuhr zu Einkaufsläden, wo man mich nicht kannte. Die "normalen" Dinge kaufte ich um die Ecke.. auch eine Flasche Wein. Aber die Massen, die Kästen Bier und die vielen anderen Flaschen Wein kaufte ich in einem anderen Stadtteil. Wenn ich dann alle Einkäufe erledigt hatte, ordnete ich alles schön in der Küche ein ("... ist doch alles in Ordnung hier...") und wenn ich noch genug Kraft hatte, räumte ich die Wohnung etwas auf. Zwischendurch schielte ich immer wieder mal auf die Uhr: "Ist es schon soundsoviel Uhr? - Vielleicht ein Glas Putzwein? - Einen kleinen Frühschoppen? Zur Belohnung?"

    Wenn dann hoffentlich niemand anrief oder vorbeikam, konnte ich mich etwas "ausruhen" und ein Gläschen zu mir nehmen! "Aahhhh.... was habe ich heute wieder alles gut geschafft..!" Und DAMIT begann eigentliche der Sinn des Tages: TRINKEN. Alles andere war nur die gepflegte Vorbereitung auf das Wesentliche.

    Ich trank dann den ganzen Tag, bis in den späten Abend, und bis ich nicht mehr wusste, wie spät es eigentlich und welcher Tag ist.

    Ein großes "Unglück" war dann, wenn mich jemand unverhofft zu einem Treffen einlud - oder noch schlimmer: einfach vorbeikam. Im letzteren Fall habe ich die Tür nicht aufgemacht. "Was wollen die Leute? - Unverschämtheit!"

    Wenn ich mich aber doch zu einem Treffen mit jemandem überreden liess, begann der Stress... Ich musste mich einigermaßen herrichten, denn ich war ja schon in meinem "Haus-Suff" und wollte niemanden sehen. Auf jeden Fall ging ich betrunken zu diesen Ereignissen, nüchtern war ich dort nie. Das wäre nicht gegangen, denn man hätte noch mehr mitbekommen, in welcher Geschwindigkeit ich die ersten halben Liter heruntergekippt hätte. Dazu habe ich dann noch herumgetönt: "Ich bin ja nicht zum Spass hier!"

    Irgendwann bin ich vollkommen betrunken nach Hause gekommen. Meist bin ich ein paarmal hingefallen unterwegs, auf jeden Fall aber die Treppe hinaufgestürzt. Wenn ich noch Geld hatte, habe ich mir irgendwas (wirklich "irgendwas") von einem Imbiss mitgebracht. Dann habe ich das Zeug besoffen in der Wohnung verteilt und noch versucht, ein letztes Bier reinzubekommen. Meist ging nichts mehr. Ich fiel ohne mich noch umzuziehen in mein Bett und erwachte irgendwann völlig gerädert.

    "Wo bin ich gewesen? Mit wem eigentlich? Was ist geschehen? Wie sieht es denn hier aus? Wo kommt der Dreck her?"

    Das waren meine Samstage, jahrelang.

    HEUTE geht es mir gut. Es ist ruhig draussen und es regnet. Ich geniesse meinen klaren Kopf und ich geniesse meine FREIHEIT, nicht mehr trinken und rauchen zu müssen. Das trockene Leben hat mir auch immer wieder einige schwere Brocken vor die Füsse geworfen. Aber NÜCHTERN bekomme ich das Leben gut gemeistert.


    Peter

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