• Liebes Forum,

    ich war schon lange nicht mehr hier. Trotzdem denke ich immer wieder daran, wie sehr mir das Feedback hier geholfen hat. Daher wollte ich mich schon lange mal wieder zurückmelden.

    Es gibt keinen besonderen Grund, dass ich heute schreibe, außer dass ich mal früher Feierabend habe. Und etwas Ruhe, was zu selten so ist.

    Ich lebe fast 18 Monate drogenfrei.
    Es fühlt sich viel länger an, und das meine ich im positivsten Sinne, einfach weil sich soviel verändert hat. Ich habe viel erreicht, mein Doppelstudium erfolgreich abgeschlossen und einen guten Job gefunden. Mehrere Monate Psychotherapie. Vor allem habe ich mich aber von meiner damaligen Partnerin getrennt, die mich nicht so sehen konnte wie ich war. Seitdem geht es mir sehr viel besser.

    Ich fühle mich normal, mal schlecht mal gut. Das ist ein bisschen das Neue: Ich kann jetzt eher sagen, dass mir was zuviel ist. Oder auch, dass es mir nicht so gut geht. Früher habe ich das versucht zu betäuben. Auch wenn ich weiterhin die Tendenz habe mich zu überfordern, ich bin mir dessen immerhin bewusst, und ich selektiere etwas besser.

    Manchmal kommen noch die Gedanken ("Du könntest ja mal wieder!"), aber ich konnte meine Selbstbetrugversuche bisher immer erfolgreich entkräften. Ich hoffe das bleibt so.

    Wie geht es weiter? Normal.
    Das ist auch neu: Ich finde Normal plötzlich voll geil.
    Etwas narzistisch und größenwahnsinnig bleibe ich wohl.
    Aber mein Selbstbild hat einen neuen Rahmen bekommen.
    Es gibt Grenzen, die jeder akzeptieren muss.
    Sogar ich.
    Ich bin ganz normal.

    Ich sehe meine Zukunft sehr viel bodenständiger als noch vor zwei Jahren.
    Es ist ein Waffenstillstand mit der Realität.
    Und ich glaube daran, dass mehr daraus werden kann.


    Einen schönen Abend und bis zum nächsten Mal!


    --
    Meine alten Thread, falls es noch jemanden interessiert:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic13348.html
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic11363.html

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Hallo Nachwuchsoptimist, auch ich finde du schreibst deine Gedanken sehr klar und man kann merken, wie du trocken Fortschritte machst. Du wirkst auch zufrieden. Und was gibt es b e s s e r e s als eine z u f r i e d e n e Trockenheit :D Bleib weiter zufrieden trocken! Liebe Grüsse schreibt Franky

  • Schon wieder sind 5 Monate um seit meinem letzten Beitrag. Und der Blick in den Kalender zeigt mir auch: Kommenden Sonntag sind es genau 2 Jahre, die ich ohne Drogen lebe.

    Das Wort Trockenheit benutze werde ich wahrscheinlich nie verwenden. Einerseits habe ich viele Drogen genommen, die trocken sind. Und außerdem verbinde ich Trockenheit zu sehr mit dem Anspruch auf Zufriedenheit. Und die Zufriedenheit ist bei mir nicht so zuverlässig, wie ich sie mir wünschen würde. Der Anspruch auf permanente Zufriedenheit scheint mir auch zu hoch gepokert, ich sehe dabei die Gefahr, dass man sich in eine Art Leistungsdepression reinmanövriert. Lieber nicht.


    Was aber sind Erfolge?

    Für mich ist es nach wie vor ein Erfolg, wenn ich mir die Zeit nehme, um faul in der Sonne zu lesen. Wenn ich mir keinen Wecker stelle, wie heute. Wenn ich es schaffe meine Freundin zum Lachen zu bringen. Oder wenn ich bei gutem Wetter mir dem Moped rumdüse. Wenn ich es schaffe meinen Kopf auszuschalten. Wenn ich es schaffe Grenzen zu ziehen, zu akzeptieren. Demut.

    Manchmal glaube ich, das Trinken war nur eine Spielart meines Problems: Alle Regeln scheinen ausgedacht, hinter der Grenze lockt das Neue. Die Gier, die ich als Unruhe kenne, das Verlangen nach mehr, das mich immer wieder motiviert, es ist noch da, und ich lerne nur sehr langsam damit zu leben. Oft habe ich mich gefragt: Geht es allen so? Wie schaffen es andere Leute mit sich und ihrem kleinen Leben zufrieden zu sein? Ganz normale Fragen, die sich jeder stellt. Die Kunst besteht wohl darin, realistische Ansprüche an sich zu stellen: Aktiv leben und trotzdem mal in der Comfort Zone rasten.

    Balance. Das war schon für Aristoteles mehr Ziel als Zustand. Und auch wenn der Alte tausendfach überholt ist, bleibt Balance für mich ein sinnvolles Konzept. Und vielleicht sogar ein Erfolg.


    Frohe Ostern!

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Zitat von Nachwuchsoptimist

    Die Kunst besteht wohl darin, realistische Ansprüche an sich zu stellen: Aktiv leben und trotzdem mal in der Comfort Zone rasten.

    Balance. Das war schon für Aristoteles mehr Ziel als Zustand. Und auch wenn der Alte tausendfach überholt ist, bleibt Balance für mich ein sinnvolles Konzept. Und vielleicht sogar ein Erfolg.

    Hallo Nachwuchsoptimist,

    ich danke dir für deine treffenden Wort, die auch meinen persönlichen Erfolg wiederspiegeln. Nicht von außen messbar, doch deutlich von innen heraus zu spüren.

    Schön das so zu lesen.

    Grüße
    Mieken

  • Schon wieder ein halbes Jahr rum.

    Es war keine leichte Zeit, aber ich habe sie nüchtern erlebt und gerade die Weichen gestellt, dass das nächste Jahr hoffentlich wieder ruhiger wird.

    Manchmal frage ich mich echt wie meine Kollegen mit dem Wahnsinn da draußen umgehen. Aber vielleicht sind sie einfach besser im ignorieren als ich.


    Einen schönen Sonntag!

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Wie die Zeit vergeht!

    Habe grade daran gedacht, dass ich vor genau 3 Jahren hier zum erstenmal geschrieben hab, nach einem fürchterlichen Absturz.

    Wie die Krokusse schaue kann ich heute den Kopf heben und freue mich auf das was kommt.

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Hallo Nachwuchsoptimist,

    freut mich, wieder von dir zu lesen. Ich erinnere mich noch gut, anfangs ja noch unter anderem Namen. :)

    Und deine Gedanken zur Normalität kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Beste Grüße
    Eric

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