Arbeitgeber im Nacken - zu Alkoholproblem stehen?

  • Hallo,

    mein Mann - ein Quartalstrinker - hat sich nun ENDLICH in eine Klinik zur Entgiftung begeben. Er soll dort erstmal drei Wochen bleiben und in dieser Zeit wird ein Antrag auf Langzeittherapie gestellt.
    Problem ist, dass mir sein Arbeitgeber derart im Nacken sitzt. Er will ständig den Grund für die Krankschreibung meines Mannes wissen. Er ist auch schon bei uns daheim vor der Tür gestanden und hat geklingelt und meinen Vater hat er auch bereits angerufen und nachgefragt was denn sein Schwiegersohn - also mein Mann hat. Rechtens ist es ja nicht dass der Chef den Grund der Krankheit erfahren will. Oder ist es besser weil ja eh eine LZT von 4 Monaten angedacht ist die Wahrheit zu sagen. Wie sieht es dann eigentlich zwecks Kündigungs aus?

    Bin ziemlich ratlos es wäre toll wenn ihr mir eure Erfahrungen/Meinungen mitteilen würdet.

    Viele Grüße restless

    Falls du das lesen solltest Backmaus - grüße dich ganz lieb und hoffe dass es dir gut geht!

  • Liebe Restless,
    ich denke, es ist nahezu unmöglich Deine Frage zu beantworten, da wir alle nicht wissen, was dieser Arbeitgeber sich so denkt. Ja, "eigentlich" geht es den Arbeitgeber nichts an ....

    Eigentlich....

    Aber .....

    Ich bin früh über jeden Arbeitgeber, der sich - wenn er Probleme entdeckt - nicht aus der Verantwortung zurückzieht. Ich bin froh über jeden Arbeitgeber, der "Tacheles" spricht und deutlich macht welche Gefahr von Alk am Arbeitsplatz ausgehen kann.

    Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass der Arbeitgeber meines Ex alles übersehen wollte, obwohl die Kollegen schon eindeutig waren - auch das Pfandgut im Fahrzeug oder die kleinen Flachen sprachen wohl für sich..... Diese Duldung - damit verbunden das weitere Gehalt und die Erkenntnis, oh es merkt niemanden - lassen die Sucht bequem werden.

    Und eines sage ich Dir: mein Exbegleiter war auffällig, war aggressiv, war nicht teamfähig und begann krank zu werden. Mal wirklich krank, weil eben draussen zu viel Kälte abbegkommen oder mal eben in der Promillelust wogegen gelaufen, oder auch mal eine SChlägerei angefangen und auf die Nase bekommen.

    Eigentlich ... sollte das einen Arbeitgeber nämlich schon interessieren. Ich als Arbeitgeber wäre um das Wohl der Mitarbeiter - und Kollegen! bedacht! Ich würde jedem Kranken helfen wollen, aber dafür nicht die Kollegen der Mehrarbeit und des Tragens der Verantwortung für den Kranken belasten wollen.

    Ich als Arbeitgeber wollte (ehrlich gesagt) auch niemanden der meinen Ruf als Arbeitgeber in Mitleidenschaft zieht, wie es ein Schläger tut, torkelnder Maschinenbediener oder ein Verkäufer mit Fahne der einen Eindruck entstehen lässt, dem Arbeitgeber ist alles egal. Das nämlich wirft für mich Rückschlüsse auf das Produkt auf....

    Ja, es gibt den Schutz bei Krankheit - ja, ich persönlich wäre eine ehrliche Seele (aber ich bin nicht alkoholkrank). Letztendlich ist das aber ein Problem, welches der Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeber klären muss und nicht DU als Angehörige.

    Der Kranke muss nämlich mit dem Outing klarkommen, oder mit seinen Lügen. Der Alkoholiker muss sich entscheiden für Offenheit oder Still im Hintergrund halten. DER KRANKE MUSS (meiner Meinung nach) A L L E I N E entscheiden um hinterher nicht sagen zu können "Deine Entscheidung war schuld...." aber auch deshalb um zu sagen "ICH bin, war, habe ect. pp."

    In diesem Sinne wünscht eine gute Entscheidung

    Dagmar

  • Hallo Kürbis,

    vielen dank für deine antwort. Leider hat die Firma keinen Betriebsrat. Und ehrlich gesagt mein telefonischer Kontakt mit dem Arbeitgeber hat mir auch nicht gerade eine sehr menschliche Seiten gezeigt.

    Lieben Gruß restless

  • Hallo Dagmar,

    auch dir ein Dankeschön für deine Antwort. In einem Punkt gebe ich dir voll und ganz Recht, dass mein Mann alleine die Entscheidung fällen sollte. Das werde ich auch so an ihn weitergeben und ihm die Entscheidung überlassen. Da merkt man doch mal wieder dass ich noch voll in der Co-Abhängigkeit stecke. Ich danke dir fürs Wachrütteln und anzeigen...hey Co...aufpassen! Weißt du ich war so froh, als er endlich diesen Schritt gegangen ist und sich eingestanden hat, dass er krank ist und eine Alkoholabhängigkeit besteht, dass ich alles was ihn irgendwie noch zusätzlich belasten könnte von ihm fern halten will/wollte aus Angst seine Therapieerfolge zu gefährden. Und da der Arbeitgeber mir hier auf die Pelle rückt habe ich das voll als mein Problem angenommen.
    Habe mich dennoch rechtlich beraten lassen - naja nicht wirklich mit Erfolg.
    Werde heute Abend meinen Mann das mitteilen, dass er die Entscheidung treffen soll und ich dann dahinter stehen werde egal wie er sich entscheiden wird. Da er ein sogenannter Quartalstrinker ist ist er bisher nicht auffällig in der Firma gewesen, auch nie betrunken zum Dienst oder hat während der Arbeitszeit etwas getrunken. Dafür halt am Wochenende und in der letzen Zeit immer häufiger am Feierabend.

    Liebe Grüße restless

  • Hallo restless,

    Leider herrscht in den Personalabteilungen oft eine erschreckende Unsicherheit und Unwissenheit im Umgang mit der Krankheit Alkoholismus. Dies zeigt sich oft in Fehlentscheidungen und Überreaktionen auf Arbeitgeberseite.

    Generell besteht keine Auskunftspflicht gegenüber dem Arbeitgeber hinsichtlich der Krankheitsursache. Lediglich bei langer Krankheit können der Betriebsarzt und/oder kann ein unabhängiger Gutachter eingeschaltet werden.

    Ich finde es gut, dass Du Deinem Mann die Entscheidung überlässt. Ich nehme an, dass es in der Klinik Beratungsgespräche gibt – mit dieser Frage könnte sich Dein Mann auch an die dortigen Ansprechpartner wenden, da diese Frage sicherlich öfter auftritt.

    Liebe Grüße,
    Schattenspringer

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Micha,

    vielen Dank für deine Zeilen. Es freut mich für dich, dass du damals auf Verständnis und Hilfe gestossen bist. Ich denke genauso wie du...es ist eben nicht immer so, dass es positiv aufgefasst wird und man Unterstützung erhält. Leider hat sein Arbeitgeber die letzen Jahr auch noch nie wirklich mit Menschlichkeit geglänzt. Und bei der momentanen Arbeitssituation überall muss man sich das wirklich in Ruhe überlegen. Hoffe dass es dir mittlerweile gut geht und du gefestigt durchs Leben gehst.

    Liebe Grüße Restless

  • Hallo Schattenspringer,

    danke für deine Mühe mir zu antworten. Ich glaube auch, dass man nur in den wenigsten Firmen auf Verständnis und Hilfe hoffen kann. Alkoholismus ist nun mal in unserer Gesellschaft ziemlich negativ behaftet und oft mit großer Unsicherheit verbunden. Wir hatten in der Klinik demletzt ein gemeinsames Gespräch mit einem Arzt. Mein Mann hat dann wegen seinem Arbeitgeber gefragt - aber es ging eher mehr ob die Krankmeldung von der Klinik oder vom Hausarzt kommen soll. Der Arzt hat zu ihm gemeint, dass es natürlich am besten sei ehrlich zu sein aber er es auch verstehen kann wenn man in der heutigen Arbeitssituation eben den Weg über den Hausarzt geht. Danach wurde das Thema nicht weiter erörtert. Habe beschlossen meinen Mann sich erstmal in die Therapie einfinden zu lassen und die drei Wochen die der Arbeitgeber bereits als Krankmeldung vorliegen hat vom Hausarzt darauf zu beharren, dass man den Krankheitsgrund nicht benennen muss. Danach soll wie bereits erwähnt - da hat sich bei mir nichts geändert - mein Mann sich entscheiden.

    Lieben Gruß Restless

  • An alle noch einmal ein herzliches Dankeschön. Eure ganzen verschiedenen Antworten haben mir geholfen die Sache ein wenig klarer zu sehen und mich nicht so unter Druck setzen zu lassen.

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