Mein Freund, der Alkoholiker...

  • Nachdem mein Freund jetzt das 4. mal in der Entgiftung ist und wir auch erst seit januar diesen Jahres zusammen sind, bin ich einfach nur noch am Ende. Er trinkt immer und wenn er zu viel trinkt wird er fies und gemein mir gegenüber. Vor ein paar Wochen hat er mich sogar ein wenig härter angefasst. Seit dem hat er zwar so wenig wie möglich getrunken, weil er selber von sich so erschrocken war und er war nur noch selten richtig fies und gemein, aber im Moment weiß nicht mehr weiter. Ich weiß, dass ich an seinem Krampfanfall keine Schuld habe, denn es war nicht der erste, den er durch Entzug hatte. Dieses Mal ist er auch nicht auf der normalen Suchtstation sonder auf der geschlossenen für mindestens drei Wochen. Ich weiß nicht, wie ich noch erklären soll, wie verzweifelt ich im Moment bin. Ich liebe ihn über Alles und wünsche mir nur, dass er trocken wird und wir uns endlich eine Zukunft aufbauen können. Er sagt er liebt und will mich für immer, aber die Kontrollverluste in denen ich dann an allem Schuld bin und er mich ja gar nicht lieben würde, machen mich einfach nur noch fertig.

    Momentan fällt mir die Decke auf den Kopf und ich versuche mich abzulenken, weil er auch nicht da ist, aber es funktioniert einfach nicht. Und ich mag auch nicht nur heulend zu Hause sitzen und mich bemitleiden. Ich habe ihn mir ja selber ausgesucht. Ich hätte ja einfach gehen können, als ich erfuhr, dass er trinkt, aber da waren meine Gefühle schon zu groß... Was soll ich nur tun?

  • Hallo Punktmäuschen!

    Willkommen im Forum.
    Es ist gut,dass Du schreibst,das hilft Dir auf alle Fälle.

    Darf ich Dir die Gedanken mitteilen,die mir durch den Kopf gehen wenn ich Dich lese?

    Es ist verständlich,dass Du die Liebe,die Dich ihm gegenüber gepackt hat nicht einfach loslassen kannst. Aber lieber jetzt einen klaren Schnitt als ein langes Gezerre!

    Und ganz wichtig:Bevor sich ein neuer Erdenbürger in Dir meldet!!!!
    Versuch einmal ganz vernünftig darüber nachzudenken.

    Das Allerwichtigste ist: Dass Du an Dich denkst!
    Dass Du Dein Leben rettest.
    In seinem Leben steht der Alkohol an erster Stelle.Und du wirst,solange er trinkt,nie number one sein.

    Egal was er macht,tut oder nicht tut:Ist nicht wichtig!
    Du bist wichtig,nur Du!

    Versuch von dieser Seite zu denken,Du wirst sehen,dass Du Dich sonst selber verlieren wirst!

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Wenn das mit dem Schlussstrich mal so einfach wäre... Ich hab es schon versucht und bin doch wieder bei ihm gelandet.
    Ich weiß, dass ich mehr an mich denken muss und das habe ich auch getan. Er fand es nicht lustig, wenn ich bei Freunden war oder dass ich nun einen Job habe und nicht mehr 24/7 bei ihm bin, aber das war mir egal.
    Er hat sich die letzte Zeit wirklich auch Mühe gegeben mich gut zu behandeln, was bis er jetzt wieder in die Klinik ist auch gut geklappt hat.
    Mein Probelem ist wahrscheinlich auch, dass er seit langen wieder jemand für den ich so viel empfinde. Ich war vor ihm 5 Jahre Single, weil ich mich nicht verliebt habe bzw. es nicht konnte.
    Ich habe immer noch die Hoffnung, dass er endlich einsieht, dass es so nicht weitergehen kann.
    Wie kann man nur so leichtfertig sein Leben aufs Spiel setzen wo man weiß, dass das Zeug einen umbringt und was man seiner Familie und Freundin damit antut und trotzdem weitertrinken.

  • Hallo Punkmäuschen!

    Will dir hier mal schnell antworten, denn dein Post bei mir klang recht verweifelt.
    Es ist ein Riesenproblem, wenn man einen Alkoholiker liebt.
    Und alle Liebe nützt nichts, wenn der Alkoholiker seine Krankheit nicht einsieht, und nichts dagegen unternimmt.
    Bei mir hat auch alle Liebe, Hoffnung, Geduld, Hilfe, usw. usw. nichts geholfen, denn es dauerte 24 Jahre bis ICH die Entscheidung brachte.
    Wenn ich nicht praktisch "Schluss machen" wollte, hätte mein Mann fröhlich weitergetrunken. Aber die Angst uns zu verlieren hat ihn aufgeweckt.
    Er hat gemerkt, dass ich dieses mal (davor hatte ich schon dutzende male versucht mit Scheidung zu drohen) ernst meinte.

    Nun gut, wir hatten Glück. Aber damit war auch nicht alles eitel Sonnenschein. Wir sind immer noch am Arbeiten. Rückfälle können immer wieder kommen.

    Wenn dein Freund nicht wirklich für sich trocken werden will, wird ihm die Entgiftung nicht wirklich was bringen. Dort muss er zur ersten Einsicht kommen und dann weiterarbeiten wollen und tun. Nur dann hat er eine Chance.
    Du kannst dabei für ihn nichts tun.
    Aber du kannst an dir arbeiten. Dich beschäftigen, hier lesen und schreiben, eine Selbsthilfegruppe besuchen usw..
    Wenn ihm das nicht passt, weisst du genau, dass er nicht trocken werden will. Dass er dich weiter für "dumm" verkaufen will, keine Einsicht hat.
    Was sollte dich dann noch bei ihm halten?

    Allein schon die Angst, dass er dir Gewalt antun könnte, sollte für dich reichen, Abstand zu halten.

    Ich wünsche dir noch regen Austausch hier und viel Kraft für dich, um dir einen neuen Weg zu finden.
    Du bist noch sehr jung und solltest dein Leben nicht ans Leiden verlieren.

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Danke Gotti für deine Antwort.
    Ich habe schon mit Trennung gedroht gerade an dem Tag als er in die Klinik sollte. Er wollte nämlich woanders hin und ich meinte, dass ich ihn dann bis dahin nicht mehr sehen will, weil ich ihn nicht mehr dabei zu sehen möchte. Daraufhin ist er dann doch in die Klinik. Aber als ich gestern da war, machte er nicht den Eindruck, dass er es dieses Mal wirklich ernst meint. Vielleicht liegt es im Moment auch am Entzug. Denn er gibt mir ja auch die Schuld an seinem Krampfanfall, weil er ja wegen mir ans Telefon ist. Den hätte er ja auch so wegen dem Entzug so oder so bekommen. Ich liebe ihn wirklich sehr und will ihn eigentlich auch nicht verlassen, wir haben viel gemeinsam und verstehen usn sonst eigentlich ganz gut, wenn nur der Alkohol nicht wäre...
    Ich habe immer noch die Hoffnung, dass er es endlich doch schafft. Im Moment bin ich einfach nur fertig und mache mir Sorgen, dabei ist er dort in guten Händen...

  • Ich bin froh, das ich meinen besten Freund habe, den ich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen kann und der immer für mich da ist. Das hilft mir schon, aber er kann nicht mehr tun als da sein und weiß eigentlich nicht, wie es wirklich ist. Für Jemanden, der es nicht selber erlebt, ist es wohl schwer vorstellbar wie sehr es belastet und schmerzt den Menschen, den man so liebt so sehen zu müssen und zu wissen, dass man eigentlich nichts tun kann...

    Dieses Wochenende ist mir wirklich die Decke auf den Kopf gefallen, weil ich einfach nicht weiß wie es weiter gehen soll und ob mein Freund endlich den Ernst der Lage begreift. Ich kann ihm doch nicht beim Sterben zu sehen und genau das würde passieren, wenn er nicht endlich einlenkt und was unternimmt und nicht nur halbherzige Sachen.
    Ich liebe ihn wirklich, aber ich weiß auch, dass ich sein Ausraster nicht verdient habe. Dass er mit sich selbst nicht klar kommt und versucht mich mit runter zu ziehen.

    Ich will doch einfach nur endlich mit ihm glücklich werden. Ist das zu viel verlangt?

  • Nein, das ist nicht zuviel verlangt, aber für deinen trinkenden Freund ist es

    EGAL!

    Die Krankheit lässt leider kein anderes Gefühl zu. Wichtig ist da nur:

    Wie komme ich an meinen Stoff?, Habe ich die Knete dazu?, Wo konsumiere ich ihn am besten?, usw..

    Alles andere ist egal, wurscht, unwichtig.

    :cry::cry::cry:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Vorhin habe ich mit meinem Freund telefoniert. Er darf wieder ab und an aufstehen und die Nase heilt wohl ganz gut. Eine Schwester dort in der Klinik hat ihm noch den Kopf gewaschen, wie er mir nur die Schuld an dem Anfall geben kann. Er war sehr lieb am Telefon und möchte, dass ich ihn am Wochenende besuche.

    Im Moment scheint es so als hätte ihm die gebrochene Nase, die er ja durch den Anfall hat, der vom Entzug ausgelöst wurde, die Augen geöffnet. Nur bleibt das auch so, wenn er aus der Entgiftung in der geschlossenen nach Hause darf? Hat es wirklich endlich klick gemacht? Er will Weihnachten unbedingt daheim feiern. Ich fände es besser, wenn er direkt in die Langzeit geht. Weihnachten ist jedes Jahr aufs Neue und wenn es für ihn besser ist, dann verzichte ich lieber auf Weihnachten mit ihm zusammen. Ich mache das jetzt seit 10 Monaten mit. Ich liebe ihn wirklich sehr, aber ich weiß nicht was ich tun soll, wenn er doch wieder trinken sollte. Ich stelle mir oft die Frage, ob ich ihm dann wirklich beim Sterben zu sehen möchte... Ich sage NEIN!, aber ich will mit ihm auch endlich eine alkoholfreie Zukunft haben.

    Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich wieder zu euphorisch werde nur weil er heute ein paar gute Minuten am Telefon hatte. Er möchte, dass ich ihn nachher in der Telefonzeit nocheinmal anrufe. Das werde ich auch tun, aber wie lange wird er so einsichtig sein? Er hat einen Sohn, den er dieses Jahr noch nicht einmal gesehen hat. Es ist nicht unser gemeinsames Kind. Gott bewahre, in der jetzigen Situation wäre ein Kind vollkommen fehl am Platz. Aber der Kleine tut mir leid, weil sein Dad nicht für ihn da sein kann... Er ist erst 5. Er versteht das alles doch gar nicht.

    Was soll ich noch schreiben... Ich liebe ihn und möchte es mit ihm zusammen schaffen. Aber will er das auch? Seit wir uns kennen war er nur ein paar Wochen trocken. Kann er mich da wirklich lieben? Kann er da wirklich beurteilen, ob er mit mir eine Zukunft haben möchte? Das sind meine Zweifel, mit denen ich mich immer quäle. Wenn er richtig voll ist, dann bin ich immer an allem Schuld und eh nicht sein Typ und hässlich und fett... Ist da was Wahres dran? Sagt er es nur, damit es mir auch schlecht geht, wenn es ihm schlecht geht? Versucht er mich in solchen Momenten einfach nur zu verletzen oder spricht er da die Wahrheit? Man sagt ja immer kleine Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit.

    Ich bin hin und her gerissen, verzweifelt, vermisse ihn schrecklich, denn er ist für 3 Wochen weg und sonst haben wir uns fast jeden Tag gesehen. Mir fehlt sogar seine schlechte Laune am frühen Morgen. Was mir nicht fehlt sind die Gemeinheiten, die er im Vollsuff sagt. Ich kann eigentlich gar nicht wirklich in Worte fassen, was gerade in meinem Kopfkino vor sich geht.

  • Ich bin wirklich zu euphorisch... Es gab nur ein gutes 10-Minuten-Telefonat und ich bin wieder glücklich... Nichts mehr von den schlehcten Gefühlen vom Wochenende... Zwar noch Zweifel was wird und was ist und überhaupt, aber ich bin glücklich... Das kann doch nicht normal sein, oder?

    Witzig war, dass ich ihn ja nochmal anrufen sollte und ich es eben tat und erst eine Dreiviertelstunde nur diesen netten Besetztton hatte und als ich dort endlich durchkam, da war mein Freund unter der Dusche... Er wusste, dass ich nochmal anrufe... hätte er nicht noch ein bissl warten können? Jetzt werde ich wieder ewig brauchem um durchzukommen und um 22.00 Uhr ist die Anrufzeit vorbei und Handy haben sie ihm ja abgenommen. Was sicher gut so ist. Nein, ich weiß, dass es gut so ist. Aber ständig diesen piep-piep-piep-Ton hören bringt mich echt zum Rasen... Naja, wenn es nicht heute klappt, dann Morgen... Ich weiß ja wo er steckt und dass er in guten Händen ist.

  • Jetzt geht es mir wieder schlecht weil ich ihn nicht erreiche... Blödes Patiententele... Wollte doch einfach nochmal mit ihm reden... Er hat heute doch auch Geburtstag... nur noch 5 Minuten Tele-Zeit und nur besetzt...

    Also doch Morgen ein neuer Versuch... :(

  • Heute war ein guter Tag, hoffe ich...

    Ich bin ganz normal meiner Arbeit nachgegangen ohne mir zu sehr den Kopf zu zerbrechen. Leider hatte ich heute früher Schluss, war früher zu Hause und hatte früher Zeit zum Grübeln. Aber bin schon immer ein Grübler, also nix neues...

    Heute bin ich dann endlich schon nach einer halben Stunden Besetztzeichen durchgekommen und wir konnten mal 15 Minuten telen. Ich war völlig perplex wie gut es ihm trotz Distra und Entzug ging. Seine Nase bessert sich und er hatte wirklich gute Laune. Geärgert hat er sich auch, dass er gestern duschen war, als ich endlich mal durchkam. Also hat er heute meine Nummer aus seinem Handy rausgeschrieben damit er mich, falls das Tele mal nicht besetzt ist und ich nicht durchkomme, auch mal anrufen kann. Wird sicher nicht passieren, aber der Gedanke zählt, oder?

    Ich hatte mir vorgenommen auf jede Liebesbekundung und jedes ich-vermisse-dich zu verzichten. Er ist ander Reihe. Er muss jetzt endlich zeigen, dass er etwas ändern möchte und dass er mich will und ich nicht nur sein Blitzableiter bin. Mir war natürlich nicht wohl, weil ich ihn kenne und weiß wie unausstehlich er in der Entgiftung ist. Er sagte mir aber relativ schnell, dass er mich sehr vermisst und mich liebt und beides mehrmals.

    Er will sich dort jetzt mehr um die Langzeit kümmern, was ich noch mit vorsicht genieße, da er solche Aussagen schon öfter tätigte. Meistens waren es nur leere Worte. Vielleicht aber hat die gebrochene Nase doch etwas in ihm ausgelöst. Da heisst es nur abwarten...

    Das absolute Highlight war allerdings, dass er zum Ende hin sagte: "Nagut, mein Schatz." Schatz? Diesen Begriff hasst er laut seiner Aussage eigentlich und mochte es auch nie, wenn ich ihn so nannte. Manchmal ist komisch...

    Ich freue mich über den guten Televerlauf, aber ich bin zwiegespalten. Immer wenn es so gut lief, kam wieder der Hammer und es wurde wieder schlecht.

    Bin ich zu vorsichtig? Soll ich mich freuen und einfach den Rest des Tages mit dem schönen Gefühl, dass ich seit dem Telefonat hab, genießen? Ich stelle schon wieder alles in Frage und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich sollte wohl genießen und alles passieren lassen. Wenn es schief geht, dann ist es halt so. Aber schöne Momente gab es seltener und ich möchte es eigentlich auskosten solange es schön ist. Morgen kann es schon wieder anders aussehen. Morgen kann er wieder schlecht drauf sein.

    Was würdet ihr tun?

    Ich liebe ihn und mein schönstes Weihnachtsgeschenk für alle Zeiten wäre, dass er in die Langzeit geht, trocken wird und dann nie wieder einen Tropfen Alkohol anrührt und wir glücklich werden mit Allem, was dazu gehört...

  • Heute war auch wieder ein ganz guter Tag. Ich genieße es, so lange ich kann und die guten Tage dauern...

    Hab über eine Stunde versucht im KH anzurufen, um ihn zu sprechen und das Patiententele war immer nur besetzt. Dieses monotone, nervige immer nur "tut-tut-tut-tut" kann einen wirklich wahnsinnig machen. Ich hab grad mal wieder versucht und entnervt aufgelegt, da klingelte mein Telefon. Er war dran. Er klang etwas fertig. Meinte, dass er mir nur Bescheid sagen wollte, dass es ihm soweit gut geht, aber sie langsam das Distra absetzen und ihm schwummrig ist und er sich lieber wieder ins Bett legt. Er wollte nur, dass ich Bescheid weiß und mir keine Sorgen mache. Er sagte, dass er mich liebt (von alleine!) und sich auf meinen Besuch am Samstag freut. Er hofft, dass wir nochmal telefonieren können bis Samstag, weil er auch noch ein paar Sachen bräuchte und natürlich auch nochmal meine Stimme hören mag. Ich war schon total verwirrt, weil er mich angerufen hat... Hätte ich nie gedacht...

    Ich weiß nicht, was ich von alledem halten soll. Er ist plötzlich so anders. So liebevoll am Telefon und macht sich Sorgen, dass ich mir Sorgen machen könnte. Er sagt von sich aus, dass er mich vermisst und liebt und das in einem Telfonat auch mehrmals, selbst in den ca. 2 Minuten heute.

    Ich mache mir schon wieder viel zu sehr Gedanken über das was ist und sein könnte. Ich sollte vielleicht einfach nur den Moment genießen. Schlechte Zeiten kommen sicher früh genug, egal wie sie aussehen mögen und es "normale" Beziehungsprobleme oder wieder welche wegen Alk werden. Aber wie kriege ich das Kopfchaos weg? Was kann ich dagegen tun?

    Ein wenig Verzweiflung macht sich heute breit... :(

  • Ich schreib auch hier nochmal meine Vortsellung nieder, da ja nicht alle sie im Vorstellungsbereich lesen können:

    Hallo,

    mein Freund ist Alkoholiker und seit Donnerstag mal wieder in einer Entgiftung, aber dieses Mal sogar auf der geschlossenen Abteilung. Am Donnerstag hatte er am Telefon einen Krampfanfall, bei dem er sich die Nase brach und mir nun dafür die Schuld gibt, denn er ist ja nur wegen mir und meinem Anruf aufgestanden. Am Samstag durfte ich ihn trotz Besuchsverbot kurz sehen. Eigentlich sollte ich nur ein paar Sachen hinbringen. Anstatt sich über meinen Besuch zu freuen, gab er mir wieder die Schuld, meckerte nur über die Klinik und das Personal.

    Ich weiß jetzt echt nicht mehr weiter. Wir kennen uns seit Januar diesen Jahres und er ist jetzt das 4. Mal in der Entgiftung. Ich liebe ihn über Alles, was sicher unglaublich klingt, aber es ist so. Wenn er zu viel trinkt, bin ich an Allem Schuld und er wisse eh nicht was er an mir findet und ich wäre fett und klein und hässlich und wenn er trocken wäre, dann würde er sich eine andere suchen, denn er hatte ja früher viel hübschere Frauen als mich. Wenn er fies wird, dann fahr ich heim und verlasse die Situation. Am nächsten Tag ruft er eh wieder an und entschuldigt sich.
    Vor ein paar Wochen hat er mich ein wenig härter angepackt. Ich hab ihm natürlich die Hölle heiß gemacht und ab da ging es dann so halbwegs. Er trank so wenig wie möglich, war kaum noch fies, hat sich um mich gekümmert… Aber langsam weiß ich nicht mehr weiter. Ist er auch trocken so wie im Suff? Man sagt ja Kinder und Besoffene sagen immer die Wahrheit. Lohnt es sich für ihn und unsere Liebe zu kämpfen? In guten Momenten sagt er mir auch, dass er mich über alles liebt und keine andere will, sondern nur mich und eine Zukunft mit mir. Leider habe ich im Moment nicht den Eindruck, dass er sein Problem wirklich einsieht und etwas ändern möchte. Das mit der Langzeit hat er auch schleifen lassen.

    Ich liebe ihn so sehr und hab solche Angst, dass ich umsonst kämpfe und er wirklich auch trocken so ein „Arsch“ ist wie im Vollsuff. Wer kann mir einen Rat geben? Ich bin wirklich verzweifelt und am Ende…

    Ich könnte hier noch mehr schreiben, was alles so passiert ist seit ich ihn kenne, aber das wäre wohl zu viel...


    In meinen Texten vorher könnt ihr ja lesen, wie es im Moment läuft, seit er in der Klinik ist. Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben oder einfach nur da sein, so virtuell...

  • Morgen darf ich ihn für 2 Stunden besuchen. Vorhin haben wir nur 3 Minuten telen können, weil das Tele viel zu spät frei wurde. Das mit dem Nicht-Sehen-Können kann ich ja gut wegstecken, aber nicht mal telen zu können, also immer jeden Abend, ist schon übel... Und länger als 15 Minuten geht auch nicht. Man kann nix besprechen oder klären oder mal erzählen was den Tag über so passiert ist. Das stört mich am meisten, aber es ist nicht zu ändern und hat sicher seinen Sinn und Zweck...

    An den morgigen Tag denke ich mit gemischten Gefühlen. Ich weiß nicht so recht, was mich erwartet. Er war die letzten Tage schon so anders, dass ich keine Ahnung habe, wie er morgen sein könnte. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig als mich "überraschen" zu lassen. Ich bin ziemlich verwirrt. Wie verhalte ich mich? Zeig ich ihm gleich direkt, dass ich mich freue ihn zu sehen und ihn vermisse oder bleibe ich distanziert, warte ab und gebe ihm das Gefühl, dass von ihm mehr kommen muss als ein paar gute Telefonate an ein paar Tagen, dass nicht nur dieser Klinikaufenthalt reicht, sondern noch viel mehr folgen muss?

    Vielleicht hat jemand von euch einen Tip für mich oder einfach nur ein paar aufmunternde Worte...

    Danke aber schon mal, dass ich hier alles reinschreiben darf, was mich bewegt!

    Liebe Grüße an alle...

  • Samstag und gestern durfte ich ihn jeweils für 2 Stunden sehen.

    Ich habe mich so gefreut und wurde Samstag erstmal enttäuscht. Das ganze Liebe und sich nach mir sehnende war plötzlich verschwunden. Unser Treffen war kalt und distanziert. Sehr merkwürdig...

    Gestern bin ich dann mit einem komische Gefühl hingefahren. Der Tag vorher war ja schon ein Reinfall. Wie sollte es denn da am zweiten Tag besser sein? Aber es war besser! Es war sehr schön, naja wie schön es halt in einer Klinik sein kann. Er war sehr verschmusst, hat sich über Nikolausi und mein Selbstgebackenes gefreut.

    Tja und heute? Das Telefonat war mies... Er macht sich Sorgen, weil sein Zimmergenosse mit einem anderen Typ einen gekifft hat und er es nicht meldete, weil es sonst nur ärger gibt und die letzten 2 Wochen dann für ihn eine Tortur werden, weil mit dem Typen wohl nicht gut Kirschenessen ist. Und er hat nun Angst durch Passivrauchen auch THC im Blut zu haben. Aber doch nicht von ein paar Mal atmen, oder? Er war nicht lange im Zimmer... Und ich habe für ihn echt super Nachrichten gehabt, die er gar nicht wissen wollte. Er könne grad nur an den Kram denken wegen dem Kiffen und würde mir eh nicht richtig zu hören, deswegen brauch ich gar nix sagen. Na toll!!! Ich war wirklich gut heute und keiner will es wissen! Ich habe ihm mal wieder den Arsch gerettet, weil er von dort auch nichts klären kann und es nach seiner Entlassung zu spät wäre...

    Warum bin ich so enttäuscht? Hat er denn jemals wirklich etwas zu würdigen gewusst, was ich für ihn getan habe? Ich weiß es nicht...

    Jetzt überlege ich, ob ich nochmal versuche ihn anzurufen... Ich möchte ihm davon erzählen, möchte hören, dass er sich darüber freut und Stolz auf mich ist, weil ich es in seinem Sinne klären konnte...

    Ich bin grad echt deprimiert... Er meinte, er ruft heute vielleicht nochmal an, aber bisher blieb das Telefon verdammt still und er wird sich sicher nicht nochmal melden. Werde ich wohl morgen erst wieder was hören. Ich melde mich nicht... Komm ja eh nie wirklich durch.

    Es ärgert mich so, dass ich mich ärger...

    Bitte schickt mir ein paar aufmunternde Worte... Viele Lesen meine Texte hier, aber niemand äußert sich mehr... Das finde ich Schade...

    Ich wünsche euch einen schönen Abend. Und danke, dass ich alles hier lassen darf!

  • Hallo Punkmäuschen!

    Wie oft sollte, konnte ich stolz auf mich sein, weil so viel alleine geschafft hatte in den langen Jahren. Was habe ich nicht alles alleine erreicht!!!
    Die Kinder mit ihren Problemen so gut wie alleine erzogen.
    Der Vater war beruflich oder alkoholisch weg !

    Doch was hat es mir gebracht?

    Nichts. Ich war doch nur die Dumme dabei.

    Für ihn war alles o.k. Er hatte keine Arbeit, keine Sorgen mit uns und Haus und Hof.

    Aus deinen Zeilen lese ich leider nur - entschuldige bitte - Lügen seinerseits.
    Ausreden, Entschuldigungen dieser Art kenne ich zur Genüge. Denen kann ich nicht mehr Glauben schenken.

    Es tut mir leid, wenn ich dir nichts Aufmunterndes schreiben kann, aber vlt. ist es einfach nur wichtig für dich, jetzt aufzuwachen, DIR wirklich zu helfen. Dir, nicht ihm.
    Er hat seine Chance in der Klinik. Wenn er sie vergeigt - sein Problem.

    Dir hilft etwas anderes.

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Heute wollte er endlich am Telefon wissen, was ich für ihn erreicht habe. Hab ihm alles erzählt und er sich gefreut und gesagt, ich wäre die Beste hoch 10. Es tut so gut das auch von ihm zu hören. Ich meine, eigentlich weiß ich das ja selber, aber man hört es dann doch gerne auch von dem Menschen, den man liebt. Soweit geht es ihm gut und mir somit auch. Ich hoffe nur, er kümmert sich jetzt endlich so wirklich um die LZT. Es wäre so wichtig für ihn und für uns. Die Klinik meinte, er müsse ca. 2 Monate warten und in der Zeit sollte er noch was anderes tun, denke ich. Nur zu Hause sitzen bringt ihm gar nichts.

    Danke dir Micha für deine Antwort!!!
    Wenn du alles vorher gelesen hast, dann weißt du ja, dass er nicht das erste Mal in der Entgiftung ist. Ich weiß, dass mehr als die körpelriche Abhängigkeit behoben werden muss. Er trinkt ja nicht ohne Grund. Und nach und nach habe ich auch versucht zu ignorieren, was er gesagt hat an meisen Sachen. Wenn es zu akkut war, dann bin ich nach Hause gefahren und habe ihn bis zum nächsten Tag ignoriert. Er rief mich am nächsten Tag immer an und hat sich enstchuldigt, wenn er wieder nüchterner war. Die letzte Zeit jetzt vor der Entgiftung hat er jeden Tag nur so viel getrunken, wie unbedingt sein musste und er keine Entzugserscheinungen hatte. Er neigt zu Krampfanfällen und davor hatte er Angst. Ich sag nur selber Schuld. Klingt hart, ist aber so, oder? In der Zeit gab es weniger Phasen, in denen er miese Sachen gesagt hat. Ich hoffe halt, dass er mich wirklich liebt und mich nicht nur "schön-getrunken" hat. Denn er trinkt schon seit wir uns kennen. Kann er mich da überhaupt lieben? Kann er da überhaupt beurteilen, ob er wirklich ein Leben mit mir haben möchte? Ich bin mir sicher und liebe ihn und wenn er endlich trocken ist, dann möchte ich definitiv eine Zukunft mit ihm. Aber er hätte ja dann schon in jeder Entgiftung feststellen müssen, dass er mich nicht liebt, wenn es so wäre, oder? Immer wieder so viele Fragen und ich finde keine Antwort...

    Danke, dass ich alles hier lassen darf.

    P.S.: Über jeden "Tip", falls es den gibt und jedes aufmunternde Wort bin ich sehr dankbar!

  • Hallo Punkmäuschen,

    Deine Berichte haben mich sehr berührt.

    Ich bin hier erst seit ein paar Tagen drin im Forum, weil mich ganz ähnliche Gefühle umtreiben wie Dich.

    Lese hier ein wenig, wenn Dir die Decke auf den Kopf fällt, das hab ich auch gemacht. Koch Dir `nen Tee, denn es könnte länger dauern.
    Schau Dir die Geschichten hier an... ich habe es auch gemacht und so viel verstanden:

    er liebt Dich nicht, er liebt ja nicht mal sich selbst, denn sonst würde er sich nicht so selbst zugrunde richten. Er wird für Dich nie aufhören zu trinken. Wenn überhaupt, dann irgendwann für sich selbst.
    Nimm die Beine in die Hand und lauf. Breche den Kontakt ab. Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden. Das ist keine Liebe.
    Liebe Dich selbst und geh. Nimm Dein Leben in die Hand, arbeite Deine Geschichte mithilfe dieses Forums auf oder mit einer Gruppe oder Therapie. Das ist das Beste, was Du für Dich tun kannst.
    Verantwortung für Dich übernehmen, denn für ihn kannst Du nichts tun.

    Ich habe die freudlose Beziehung, die ich hatte, nach über 5 Std. Lektüre hier im Forum beendet. Das waren Argumente genug. Gut so.

    Ich wünsche Dir Kraft und Mut für Deinen Weg.

    LG.. Pedi

  • Danke Pedi für deine Antwort.

    Ich kann nicht gehen... Jetzt zieh ich das Ding mit ihm erstmal durch. Sollte dann wieder nichts passieren, dann werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen.

    Ich liebe ihn und jetzt wo er klar im Koopf und ohne Alk oder Medis ist, ist er sehr liebevoll. Hatten heute ein schönes Telefonat und am Sonntag war es die 2 Stunden bei ihm auch sehr schön. Wie soll ich da keine Hoffung haben, dass er dieses Mal wirklich etwas tun will? Jetzt kann ich ihn nicht im Stich lassen. Das wäre feige, denke ich. Ich habe mich darauf eingelassen, habe gesagt wenn er etwas tut dann bleibe ich. Er tut etwas. Da würde ich ja gegen mein Prinzip verstoßen, wenn ich jetzt gehe.

    Ich weiß, dass ich meine Konsequenzen ziehen muss, wenn es wieder nix bringt und er wieder alles schleifen lässt und sich im Alkohol verliert. Im Moment bin ich noch lange nicht so weit. Egal welche Geschichten ich hier lese, die mich sicher auch sehr berühren, aber ich kann nicht einfach gehen. Nicht jetzt, wo es Hoffnung gibt und er auch anders über Entgiftung und LZT redet als früher. Da war immer nur alles Scheiße und Müll... Jetzt ist es gut und er muss das für sich tun und er will auch mich nicht verlieren.

    Jetzt sehe ich weiter nach Vorn und warte ab. Gehen kann ich immer noch, aber ihn ausgerechnet jetzt im Stich lassen, wo er was tut, kann ich einfach nicht.

    Danke, dass ich alles hier lassen darf....

  • Hallo Punkmäuschen,

    ich wünsche Dir alles Glück der Welt.

    Und egal, was passiert, lass uns daran teilhaben, wenn es Dir gut tut.
    Wir fangen Dich immer auf.

    Alles Gute... Pedi

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