Ich brauche einen Tip

  • Hallo an alle Teilnehmer!

    Vor drei Wochen wurde in einer Anhörung gemeinsam mit einem Richter und einem Betreuer beschlossen, dass mein Vater (der auch anwesend, aber vollkommen beratungsresistent war) eine Betreuung eingerichtet bekommt.

    Er ist 65 und war soweit ich mich erinnern kann immer alkoholabhängig.
    Im Mai 2008 hatte er im Vollrausch einen Unfall, der dazu führte, dass er sich eine Hirnschädigung zuzog und 6 Wochen im Koma lag - er ist wieder aufgewacht, kam in die Reha und ich dachte, dass er sein zweites geschenktes Leben nutzt.

    Hat er nicht. Nachdem seine dritte Frau ihn verließ gings erst richtig los und ich habe mich um ihn gekümmert.
    Das konnte ich bald nicht mehr leisten, da ich in einer anderen Stadt studiere.
    Ich dachte nun, mit Einrichtung der Betreuung, die praktisch alle Bereiche seines Lebens umfasst, würde ich entlastet sein.

    Heute sagte der Betreuer mir am Telefon, dass es schön wäre, wenn ich mich darum kümmern könnte, dass er etwas zu Essen und Zuwendung bekommt. Aber ich kann nicht mehr. Wenn ich bei ihm bin, sagt er mir, dass er sich "kaputt saufen" will, ich kann damit nicht mehr umgehen.
    Ich hätte ihn so gern noch behalten, aber muss dabei zusehen, wie er immer mehr verfällt. Wenn ich jetzt nicht handle und ihm nicht helfe, muss ich mir das wieder vorwerfen.
    Ich weiß es nicht mehr. Er tut mir unendlich leid, ich sehe, wie Dinge verloren gegangen sind, die ich immer an ihm geschätzt habe.

    Der Betreuer ist auch für seine finanziellen Angelegenheiten zuständig und sagt mir, dass er da sitzt, kein Geld und kein Essen hat. Aber er hat eine recht gute Rente. Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll.

    Kennt sich da evtl. jemand aus? Für was sind die Betreuer zuständig? Er hat auch gesagt, dass er findet, das mein Papa in ein "Heim gehört".
    Das will wiederum mein Vater nicht, da er meint, mir dann keinen Unterhalt mehr zahlen zu können. Ich fühl mich so verantwortlich für seine Situation, wenn er schon sowas sagt.

    So, ich hoffe, das war jetzt kein Roman. Vielen Dank im Voraus, wenn jemand Zeit findet zum Antworten.

    Mfg,
    nepoxima

  • Hallo nepoxima,

    eine heftige Geschichte... es ist gut, dass Du für Dich erkannt hast, dass Du mit der Situation, dass Dein Vater trinkt, nicht umgehen kannst.

    Zur rechtlichen Seite dieser Sache, Umgang mit Behörden usw. kann ich leider nichts sagen... sorry.

    Ich möchte Dir raten, Dir in erster Linie Hilfe für Dich zu holen. Dieses Forum hier ist unheimlich hilfreich, lese Dich ein wenig durch. Vielleicht findest Du auch eine Selbsthilfegruppe für EKAs/ Co´s oder einen guten Therapeuten, um Deine Schuld, Selbstvorwürfe etc. zu bearbeiten.
    Zudem möchte ich Dir das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus - Im Sog der Abhängigkeit" ans Herz legen. Das wird Dir m.E. eine sehr große Hilfe sein.

    Freu mich, von Dir zu lesen, wie es Dir weiter geht. Dabei kannst Du ruhig Romane schreiben!

    Alles Gute.. Pedi

  • Hi, vielen Dank für die Antwort.

    Letzte Woche war ich zum ersten Mal in einer Gruppe von Al Anon, ehrlich gesagt befürchte ich jedoch, dass dies nicht die richtige Form für mich ist.

    Ich weiß genau, dass, wenn ich jetzt wieder anfange ihm etwas zu Essen zu bringen o.ä. ich auch ganz schnell wieder dabei bin ihm die Wohnung aufzuräumen usw.

    Dann bin ich wieder soweit wie vor drei Monaten, als ich mich emotional so distanziert habe, dass ich wieder ein bißchen Atmen konnte.
    Aber wenn ich eben dies nicht leiste weiß ich, dass er allein zu Hause sitzt, ohne Lebensmittel, ohne warmes Wasser (Leitung seit 2 Monaten kaputt) und mehr und mehr verkommt. Das hat er nicht verdient.
    Andersrum ist er immer noch dazu in der Lage sich, wenn er mal zur Bank gekommen ist, mit Jägermeister einzudecken.

    Der Amtsarzt sagt, dass die Lebenserwartung gering ist und so habe ich den Gedanken im Hinterkopf ihm seine letzte Zeit schön zu machen und ihn merken zu lassen, dass ich ihn lieb habe.

    Mfg,
    nepoxima

  • Hallo nepoxima,

    wie geht's dir denn inzwischen?

    Hast du dir schon einen Weg überlegt, evtl. zusammen mit dem Betreuer?

    Lg, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    naja, der Betreuer ist der Auffassung, dass ich mich kümmern sollte. Ich weiß nicht so wirklich, was ich davon halten soll, der Mann kommt auch so rüber, als würde er mir nicht wirklich vertrauen.
    Ich dachte, dass er sich intensiver mit meinem Vater beschäftigt, allerdings sagt er, dass er erstmal die Situation beobachten möchte.
    Mit beobachten ändert man meiner Meinung nach nicht viel.
    Ich werde Morgen wohl was kochen und ihm etwas vorbeibringen. Zu furchtbar wäre es, wenn ich wüsste, dass er an Weihnachten ganz alleine zu Hause sitzt und nicht mal was zu Essen hat.
    Ansosten mach ichs wie der Betreuer: Beobachten.

    Danke fürs Nachfragen und schöne Weihnachten!

    Lg,
    nepooxima

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!