Alkoholmißbrauch wohin man schaut - wie damit umgehen?

  • Liebe Pingpong,

    herzlich willkommen hier im Forum.

    Wenn Du Dir die Beiträge der anderen Teilnehmer durchliest, wirst Du merken, dass wir alle oft mit ähnlichen Problemen und Situationen zu kämpfen haben.

    Du hast für Dich entschieden, dass es Dir gut tut, nicht jeden Tag mit dieser Situation konfrontiert zu werden, sondern in weiterem Abstand zur Familie zu leben. Das ist eine gesunde Entscheidung.

    Deine Mutter ist bestimmt in einer schwierigen Lage, aber sie muss auch für sich selbst eine Entscheidung treffen. Es ist nicht Deine Aufgabe, Bezugsperson Deiner Mutter zu sein. Das macht dich auf Dauer kaputt und hilft Deiner Familie nicht weiter.

    Wenn Du in Dich hineinhörst kannst Du spüren, wieviel gesunde Nähe Du zu Deiner Familie zulassen willst. Darum geht es. Deine Familie muss die Verantwortung für ihr Leben selbst übernehmen.

    Alles Gute!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hey Pingpong=)

    Willkommen hier im Forum!
    Als ich deinen Beitrag gelesen habe, hat mich das stark an mich selbst bzw. meine Familie erinnert, nur, dass ich noch ein bisschen jünger bin als du. Mache dieses Jahr Abi und mein Plan ist danach so schnell wie möglich von hier "wegzulaufen". Mein Vater ist Alkoholiker und auch das wohl schon ziemlich lange (das ist mir erst vor gar nicht so langer Zeit klargeworden...) und ich würde irgendwann daran kaputtgehen, wenn ich hierbliebe. Ich habe auch einen jüngeren Bruder, den ich allein lasse. Das ist wirklich nicht schön und ich habe kein gutes Gefühl dabei, aber der Plan ist, dass er mich ganz oft besuchen kommt und dann auch mal ein paar freie Tage hat.
    Auch diese" Saufabende", die du beschreibst kommen mir bekannt vor. Du siehst, dass du hier viele treffen wirst, denen es ähnlich geht
    In meiner Familie gibt es auch viele Alkoholiker und Drogenabhängige und wirklich eine Gebrauchsanweisung wie man damit umgehen sollte, hab ich nicht...
    Mir hilft es hier zu schreiben, probier es mal aus, hier sind ziemlich nette Menschen unterwegs :wink: .
    Liebe Grüße
    LaChela

  • Hallo pingpong,

    mir ist gerade noch was eingefallen.

    Doch, Du kannst was tun. Wenn Du für Dich sorgst, wird es Dir bessergehen und das kannst Du Deinen Familienmitgliedern zeigen und sagen.

    Mein Bruder ist auch nach wie vor in der Co-Abhängigkeit der Familie gefangen und ich habe nie Zugang zu ihm gefunden, weil er sich immer bevormundet gefühlt hat und mich eigentlich beneidet hat, dass ich schon lange weggegangen bin.

    Jetzt habe ich vor zwei Wochen einen langen Brief an ihn geschrieben, in dem ich meinen derzeitigen Werdegang geschrieben habe, was ich tue, wie ich mich fühle und dass ich immer mehr mein Leben spüren kann.

    Ich habe mich so gefreut, als er mir eine SMS geschickt hat, indem er sich für den Brief bedankt hat und gleichzeitig auch erwähnte, dass er in der gleichen Situation ist wie ich und sich auch schlecht fühlt.

    Das ist ein Anfang. Ich kann ihn nicht zur Selbsthilfegruppe schleppen oder zum Psychologen, aber wenn er sieht, dass ich mein Leben in die Hand nehme, dann fängt er vielleicht an zu denken und nimmt seines auch in die Hand.

    Das ist eine gesunde Hilfe für alle Beteiligten!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Pingpong,

    willkommen im Forum. Interessanter Nick.....

    Zitat

    Ich liebe meine Mutter, ich kann ihr nicht sagen, sie soll mich mit dem Zeug zufrieden lassen.

    Doch das kannst Du, wenn Du willst. Es gibt nichts, was von der Sache her dagegen spricht. Du bist Ihre Tochter, nicht ihre Mutter. Sicherlich kann man sich gegenseitig von Sorgen erzählen, was ganz anderes ist es aber wenn eine Mutter ihren ganzen Müll bei ihrem Kind abladen will. Ich habe meine Mutter auch geliebt, aber mich noch mehr. Ich habe darunter gelitten mir immer ihren ganzen Müll anzuhören, mir den Kopf über ihre selbst gemachten Probleme zu zerbrechen und nichts mehr für mich, mein Leben und meine Probleme übrig zu haben. Ich habe sie geliebt und trotzdem habe ich die Mülleimerfunktion bei mir deaktiviert. Sie hatte sich ihre Probleme selbst zuzuschreiben, es war auch an ihr sie zu lösen. Es war ja nicht so, dass sie darüber geredet und etwas dagegen getan hat. Sie hat immer nur geredet, geredet und geredet, geändert hat sie nie etwas, immer waren die anderen Schuld, nie sie. Dass muss man sich nicht immer und immer wieder anhören „nur“ weil es die eigene Mutter ist, auch das hat Grenzen. Die Grenze ist da, wo man selbst anfängt zu leiden und ich denke das tust Du, ebenso wie ich es damals tat.


    Zitat

    Sie hat sonst niemanden zum reden & ich befürchte, dass sie sich sonst noch mehr dem Alkohol zuwendet.

    Wenn sie niemanden hat, ist es an ihr sich jemanden zu suchen. Nur weil man keine Freunde hat muss man seinen Müll nicht bei den eigenen Kindern abladen. Sicher findet man Freunde und Menschen mit denen man reden kann, mit denen man etwas unternehmen kann nicht an jeder Ecke, doch wenn man sie sucht, findet man sie auch.

    Wenn sie sich noch mehr dem Alkohol zuwendet, dann weil sie will, nicht weil Du ihr nicht mehr immer und zu jederzeit zuhörst. Es gibt Lösungen für Probleme, entweder man sucht sie und wird sie dann auch finden oder man läuft vor ihnen weg und trinkt. Ebenso wie Du hierher gefunden hast, gibt es auch für Deine Mutter Hilfsmöglichkeiten. Du hast gesucht und gefunden, dass kann sie auch.

    Zitat

    Bei meiner Tante traue ich mich überhaupt nicht, ans Telefon zu gehen - als Konsequenz habe ich nun immer ihre gelallten Beleidigungen und Vorwürfe auf dem Anrufbeantworter. Ich hätte die Familie im Stich gelassen. Wie kann ich damit umgehen? Ich weiß nicht, was die richtige Verhaltensweise ist...

    Du kannst ihr sagen, dass sie das lassen soll, was höchstwahrscheinlich nicht viel bringen wird. Du kannst Dir eine neue Telefonnummer geben lassen, aber wahrscheinlich wird sie sie wohl über Deine Eltern rausfinden. Das beste ist, sie zu ignorieren und die Nachrichten zu löschen. Deine Tante ist ebenso erwachsen wie Deine Eltern und fähig für sich selbst zu sorgen. Wenn sie nicht mehr trinken will, kann sie Hilfe bekommen. Sie muss sie nur suchen, sie ist leicht zu finden in diesem Land, sucht sie nicht, will sie trinken, Dein Onkel hat damit nichts zu tun. Wenn sie eine Lösung finden will, wird sie es tun.

    Du hast Deine Familie nicht im Stich gelassen, Deine Familie hat sich selbst im Stich gelassen. Ich könnte mir vorstellen, dass da auch eine Portion Missgunst und Selbstmitleid mit im Spiel ist. Du bist weggezogen, stellst Dich auf eigene Füße, änderst etwas. Vielleicht wollen sie das auch haben, aber scheinbar wollen sie, im Gegensatz zu Dir, nichts dafür tun. Ist nur eine Vermutung, aber eine Möglichkeit. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

    Zitat

    Es tut einfach so unglaublich weh mitanzusehen, wie die Menschen, die ich liebe, sich immer weiter zerstören und nichts dagegen tun zu können.

    Das kenne ich, mir ist es auch nicht anders ergangen bzw. es ergeht mir nicht anders. Das ist auch vollkommen normal, dass einem so etwas nicht im Hemd stecken bleibt. Es bleibt aber nichts weiter, als mit diesem Schmerz leben zu lernen. Man kann es lernen, man kann loslassen.

    Mir ist es schwer gefallen, meine Mutter, meine Eltern loszulassen, obwohl ich gesehen habe, dass sie in ihr eigenes Unglück rennen. Ich habe die Knöpfe die sie all die Jahre gedrückt haben damit ich funktioniere einen nach dem anderen abgebaut. Ich wollte nicht mehr für sie und ihren Unwillen etwas zu ändern funktionieren. Sie waren bzw. sind erwachsen, fähig für sich selbst zu sorgen. Das habe ich mir immer wieder gesagt und irgendwann ist es auch angekommen, weil es einfach so ist. Sie hätten etwas ändern können, wenn sie gewollt hätten, sie haben es nicht getan, also wollten sie nicht. Ich konnte sie nicht zwingen. Mit der Zeit konnte ich mit dieser Einstellung auch wesentlich entspannter mit ihnen umgehen, damit ging es auch mir besser. Irgendwann hatten sie begriffen, dass ich nicht so funktioniere wie all die Jahre zuvor. Mir ging es damit wesentlich besser, obwohl die Situation nicht besser, sondern immer schlimmer geworden war. Mein Mutter hat mir mal ein großes Kompliment gemacht, obwohl es sicherlich nicht als solches gemeint war. Sie sagte, ich wäre so rigoros geworden, da wusste ich, ich hatte was geschafft. Ich hatte geschafft, dass sie mein nein ernst nahm.

    Es ist nichts verkehrtes daran, dass Du für Dich sorgst und Dein Wohl vor das Deiner Mutter, Deiner Eltern, Deiner Familie stellst. Das für Dich sorgst und Dich an erste Stelle stellst heißt ja nicht, dass Du sie nicht liebst. Ich hatte es an anderer Stelle schon geschrieben, Liebe ist nicht Selbstaufgabe.

    Gruß
    Skye

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