Bin immer hinterhergerannt

  • Lieber Swift, liebe Tinka,

    wollte erst einmal sagen das ich es ganz toll finde, wie rege ihr euch an meinem Beitrag beteiligt.

    Swift, ich finde du hast das mit der Vergebung und der Grenze ganz toll beschrieben.

    Für mich lag der schwierigste Schritt der vor der Vergebung . Denn Vergebung setzt voraus, das ich den Anderen mit all seinen Problemen anerkenne. Ich selber habe aber immer gekämpft, daher auch der Titel "bin immer hinterhergerannt" wollte mich nicht abfinden wollte Liebe, Anerkennung etwas ändern. Wenn ich anerkenne das der andere das nicht kann muss ich mich von meinen eigenen Illusionen verabschieden. Anschließend kann ich ihm vergeben und dann muss ich auch nicht mehr kämpfen.

    Dieses Kämpfen habe ich schon länger als eine Macke von mir erkannt. Wenn ich zum Beispiel meinen Mann von etwas überzeugen will, dann lege ich mich ins Zeug und wenn ich dann mein Ziel erreicht habe will ich nicht mehr, weil ich zu viel kämpfen musste. Mittlerweile lache ich dann und kann annehmen das ich ihn überzeugt habe. Ich denke das ist eine Macke die mir geblieben ist von dem ewigen hinterherrennen. Kennt ihr das auch?

    Gestern Abend war ich zum Walken, habe etwas für mich getan. :) Danach war ich so müde das ich gleich eingeschlafen bin, wollte ja eigentlich um 22.30 hier im Forum sein.

    Liebe Grüsse

    Zauberstein

  • Zitat von zauberstein

    Für mich lag der schwierigste Schritt der vor der Vergebung . Denn Vergebung setzt voraus, das ich den Anderen mit all seinen Problemen anerkenne. Ich selber habe aber immer gekämpft, daher auch der Titel "bin immer hinterhergerannt" wollte mich nicht abfinden wollte Liebe, Anerkennung etwas ändern. Wenn ich anerkenne das der andere das nicht kann muss ich mich von meinen eigenen Illusionen verabschieden. Anschließend kann ich ihm vergeben und dann muss ich auch nicht mehr kämpfen.


    Den Part mit der Vergebung habe ich auch noch vor mir. Ob ich es schaffe? Keine Ahnung. Ich bin auch jahrelang hinterhergerannt wie du. Ich habe gar nicht erkannt, dass es nicht an mir lag. Erst mein Mann hat mir die Augen geöffnet. Meine Mutter hat gemerkt, dass mein Mann mich selbständiger und selbstbewusster machte und sie mich daher nicht mehr so im Griff hatte, deshalb hat sie ihn und unsere Beziehung auch von Beginn an auf sehr subtile Art bekämpft. Gerade das kann ich ihr nur schwer vergeben, dass sie mich um mein Glück bringen wollte.

    Zitat


    Dieses Kämpfen habe ich schon länger als eine Macke von mir erkannt. Wenn ich zum Beispiel meinen Mann von etwas überzeugen will, dann lege ich mich ins Zeug und wenn ich dann mein Ziel erreicht habe will ich nicht mehr, weil ich zu viel kämpfen musste. Mittlerweile lache ich dann und kann annehmen das ich ihn überzeugt habe. Ich denke das ist eine Macke die mir geblieben ist von dem ewigen hinterherrennen. Kennt ihr das auch?


    *lach* ja, das kenne ich in der Tat auch. Mein Mann hält mir manchmal den Spiegel vor und reagiert so wie ich es tun würde. Da merkt man erstmal wie bescheuert man manchmal ist lach

  • Hallo Sydney,

    :) da muss ich gleich schmunzeln. Wie ähnlich wir dich sind. Das mit der Vergebung ist bei mir auch ein aktuelles Thema, bevor ich hier geschrieben und gelesen habe, war das kein Thema für mich.
    Es ist schwierig, den Alkoholismus als Krankheit, dass den Menschen und sein Wesen verändert zu aktzeptieren. Ich wusste nicht viel darüber, habe zwar schon einiges darüber gelesen, aber ich konnte es nicht verstehen.
    Mich trifft es wie du schreibst, dir fällt es schwer deiner Mutter zu verzeihen, vor allem, dass sie dein Glück zerstören wollte... Das ist bei mir auch so, es gibt Situationen, die mich tief getroffen haben, in denen ich das Gefühl hatte, sie verletzt mich absichtlich, wie kann eine Mutter, nur so sein.
    Es sind diese Momente, in denen der Schmerz so unerträglich war, denn das sie sich selbst unglücklich macht ok, aber das sie mir alles kaputt machen möchte, damit es mir schlecht geht, die Missgunst, ich konnte es nicht verstehen.
    Ich wollte immer nur das es ihr gut geht, dass sie nicht das Gleiche wollte, dass ihre Sichtweise nicht soweit ging, dass sie das Gefühl für andere verloren hatte, war unverständlich.
    Ich weiß, dass meine Mutter ein liebevoller Mensch ist, dass sie meist eine gute Mama war, umso unverständlicher das sie mir mein Glück nicht gönnte.
    Es gibt bei ihr zwei Seiten und ich kann nur schwer aktzeptieren, was die Sucht aus ihr macht, aber umso mehr ich mich damit beschäftige, umso besser kann ich es verstehen und kann ihr leichter verzeihen, um mich frei zu machen...
    Ich weiß auch nicht, ob ich es schaffe ihr zu verzeihen, aber ich möchte es, denn ich merke, dass mich diese Sache nur selber blockiert und davon möchte ich mich befreien.
    Ich hoffe, du verstehst was ich meine, ist schwer zu beschreiben :)
    Liebe Grüße TINKA

  • Hallo Tinka,

    ja, dieses blockiert fühlen kenne ich auch. Vollkommen distanzieren und mich auf mich und meine Bedürfnisse zu konzentrieren wird mir wohl wirklich erst gelingen, wenn ich mit dem Part der Vergebung abgeschlossen habe.
    Was es mir so schwer macht ist wahrscheinlich, dass ich meine Mutter nie anders kannte. Wenn sich ihre Persönlichkeit erst im Laufe der Mutter-Kind-Beziehung geändert hätte, dann hätte ich ihr wahrscheinlich verzeihen können und mich an die guten Zeiten erinnern können. Aber die gab es nie. Sie hat schon vor meiner Geburt getrunken, sie war für mich immer unberechenbar, beherrschend und mich klein haltend.
    Meinem Vater habe ich vergeben, er war auch Alkoholiker, hat sich selbst zu Tode gesoffen. Auch ihn kannte ich nie anders, fühlte immer nur Verachtung für ihn. Bis er dann einen Entzug, eine Therapie und danach sogar eine Berufsausbildung machte, bei der ich ihn unterstützte. Ich war schon erwachsen, Anfang 20, und in dieser trockenen Zeit habe ich den Vater kennengelernt, den ich vermisst hatte, den ich als Kind hätte haben können wenn es den verdammten Alkohol nicht gäbe. Trotz seines Rückfalls bis zum bitteren Ende hat mich diese kurze Zeit mit ihm versöhnt, weil ich ihn zum allerersten mal richtig kennenlernen dufte. Ich hoffe, dass ich mit meiner Mutter vielleicht irgendwann auch mal so einen Moment erleben darf. Dann wäre es mir ein leichtes ihr zu vergeben.

    LG
    Sydney

  • Liebe Sydney,

    es tut mir leid, dass du deinen Vater auf diesen Weg verlieren musstest. Echt traurig, dass man durch den Alkohol nie die Chance bekommt den "wahren Menschen" kennenzulernen, in deinem Fall deine Mutter. Auch die Eltern bekommen nie eine Möglichkeit die guten Eltern sein zu können, die sie vielleicht sein könnten.

    Bei meiner Mama habe ich immer wieder die Möglichkeit, da sie nicht täglich trinkt, sondern immer mal wieder getrunken hat und auch komplett trockene Jahre hatte. Aber die Veränderung ihrer Person ist extrem, sie zu einem komplett anderen Menschen.

    Ich wünsche Dir, dass du bei deiner Mutter die Möglichkeit bekommst, aber auch wenn nicht, dass du dich davon distanzieren kannst. Das mit dem Vergeben, wird mich auch noch länger beschäftigen, da sind einfach noch viele negative Gefühle, Enttäuschungen und Verletzungen, die verarbeitet werden müssen und das braucht Zeit...
    Ein wichtiger Punkt war für mich zu erkennen, dass meine Mutter wegen ihrer Sucht so wird und das es nicht an mir liegt und ich auch nicht verantwortlich dafür bin ihr zu helfen...

    Liebe Grüße TINKA

  • Zitat von tinka25

    LAuch die Eltern bekommen nie eine Möglichkeit die guten Eltern sein zu können, die sie vielleicht sein könnten.


    Nicht nur das, sie können natürlich auch keine guten Großeltern sein. Etwas das ich im Moment sehr vermisse. Meine Mutter interessiert sich nur oberflächlich für ihr Enkelkind, wohl in erster Linie, damit sie anderen davon erzählen kann. Dem Enkel selbst gegenüber ist sie erschreckend kalt, sie nimmt nichts war, das erste Lachen nicht, die ersten Schritte nicht, die ersten Worte nicht. Nichts entlockt ihr eine irgendwie geartete Reaktion. Das finde ich sehr schade für unser Kind, da meine Mutter das einzige Großelternteil ist, was es noch hat.

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