Einmal Co, immer Co?

  • Hallo,

    ich war schon einmal hier und bin jetzt, nach vielen vergeblichen Versuchen, woanders konkrete Hilfe zu erlangen, wieder im Forum.

    Meine SH-Gruppe kommt seit Jahren mit den gleichen Lösungsvorschlägen, die ich größtenteils eingehalten habe.
    Mit verheerenden Folgen: mittlerweile bin ich frühverrentet, schwerst depressiv und Sozialgeldbezieher.
    Aber ich bin immer noch trocken.
    War auch beziehungsfrei, immerhin fast 2,5 Jahre.
    Habe eine ambulante Langzeit-VT hinter mir, die mich zwar trocken gelassen, aber kein einziges Problem (so kommt es mir jedenfalls vor) gelöst hat.

    Jetzt habe ich vor 2.5 Monaten den ehemaligen Chef meines vor drei Jahren am Alkohol verstorbenen Lebenspartners wieder getroffen. Wir haben uns nett unterhalten, Telefonnummern ausgetauscht. Nach zwei Wochen lud er mich zum Kaffee ein, und es kam, wie es kommen musste- ich fand ihn nämlich schon immer hochinteressant, wenn auch damals aus verständlichen Gründen nicht attraktiv.

    Seit Anfang März waren wir zusammen.
    Ausgemacht war eine Wochenendbeziehung, da weder er noch ich was Festeres (erst mal) wollten. Es wurde seeehr schnell mehr, leider.
    Und ich bemerkte, dass er nur jemanden sucht, der zuhört, während er sich ablitert.
    ???
    Als ich ihn drauf ansprach, leugnete er vehement, während der Woche zu trinken, ging aber auch nicht auf meine Probleme (Mutter liegt im Sterben, bin jeden Tag mehrfach im KH) ein.

    OK...?

    Letzte Woche war ich während der Woche zweimal in seinem Garten und sah, dass er keineswegs während der Woche nichts trank- ein Freund hat ihn unwissentlich verraten und er sich selbst natürlich auch.

    Ich habe mich nicht geöffnet, da ich sah, was kommen würde:
    nämlich dass er versucht, mich zu manipulieren, und dass ich selbst noch immer nicht stabil genug bin, auf Dauer _nicht_ mitzutrinken.
    Letzten Donnerstag versuchte er massiv, mich zu manipulieren, und er wurde sehr ausfallend.
    Ich bin gegangen, bevor Schlimmeres passierte...

    Beziehung ist beendet.
    Es tut nicht mal sonderlich weh- vielleicht, weil ich die Nachtigall trapsen hörte, bevor sie damit begann *g*.

    Trotzdem bin ich sehr verwirrt:
    Warum habe ich in den letzten 38 Monaten zwei Affären mit Alkoholikern angefangen? Die eine dauerte vier Monate, war vor 2,5 Jahren beendet- die zweite dauerte jetzt zwei Monate, bis ich ging.

    Ich habe mittlerweile regelrecht Panik davor, jemanden neu kennen zu lernen (daher auch die Affäre mit U.´s Ex-Chef, denn den kannte ich ja schon 8 Jahre, und er hat damals nicht getrunken- zumindest wußte ich nix davon).

    Gibt es keine netten, trockenen oder Nicht-Alkoholiker-Männer?
    Bin ich trotz der Therapien immer noch "betriebsblind"?
    Hört das je auf?

    Ich fühle mich jetzt besch***, habe jegliches Vertrauen in mich verloren.
    Warum sehe ich die netten, lieben Männer einfach nicht?

    Hilflose Grüße von

    Spinnmeise

  • Liebe Spinnenmeise,

    einmal Co - immer Co, das kann so stehen bleiben. Wie auch einmal Alkoholiker, immer Alkoholiker. Aber wie ein Alkoholiker trocken bleiben kann, so kann auch ein Co trocken bleiben und seine Co-Strukturen hinter sich lassen. Oder besser gesagt, sie lenken ihn dann nicht mehr.
    ich hab dazu vor allem Selbstakzeptanz gebraucht und das Verständnis und vor allem das Annehmen, dass ich bin, der ich bin. Erst seit ich aufhöre jemand anders sein zu wollen kann ich mich ändern. Klingt paradox, oder? ;)

    Zitat

    Warum sehe ich die netten, lieben Männer einfach nicht?

    Weil Du sie (hoffentlich noch) langweilig findest.

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • Hallo Kaleu,

    danke für Deine Antwort!
    Hab ich mir schon gedacht- einmal Co, immer Co.

    Ich sehe die netten, lieben Männer ja doch, aber irgendwie reizen sie mich nicht.
    Da fehlt der Kick, der Geruch (ooops- der Körpergeruch- da komm ich gerade selbst auf was), das scheinbar selbstsichere Auftreten, die spöttischen Augen usw...

    Ja, vielleicht erscheinen sie mir wirklich immer noch "langweilig".
    Aber auch das Thema hatte ich in meiner Thera und in der Gruppe- wirklich weiter geholfen hat es mir nicht.
    Es gab zwei andere, nette Männer, die ich in den vergangenen Jahren getroffen habe. Einer war verheiratet, das wollte ich nicht; der andere hat sich nach dem ersten Treffen zurück gezogen.
    Total gut fürs Selbstwertgefühl :(

    Ich fühle mich unendlich wertlos, zweifle an mir selbst.
    Insbesondere jetzt, da ich Dornröschens Schloß kurzfristig verlassen habe und _wieder_ Fehlentscheidungen traf- das tut mächtig weh.
    Selbstzweifel ohne Ende.

    Morgen gehe ich zu meiner Neurologin und versuche, einen Reha-Platz zu ergattern. Muss ich dieses Jahr sowieso noch machen, wegen den Rentengutachtens im November. Ich möchte ja nicht weiterhin Sozialgeldrentnerin sein, sondern arbeiten. Die Depression und meine sterbende Mutter sind weitere Baustellen...

    Liebe Grüße von

    Spinnmeise

  • Liebe Spinnenmeise,

    hhhm, Baustellen genug. Aus dem Co-Syndrom bist Du auch noch nicht raus. Und Selbstzweifel die es zu bearbeiten gibt.

    Mal ehrlich - was willst'n da mit 'ner Beziehung zur Zeit?

    Genau darum geht's doch beim Co-Sein. Möglichst schnell 'ne Großbaustelle mit irgend einem "Patienenten" aufmachen, damit man neben dieser die vielen kleinen eigenen Baustellen nicht sieht (und nicht bearbeiten muss)

    Tschuldige, wenn ich da schonungslos ehrlich bin. Ich musste auch durch diesen Krempel durch und auch Deine Selbstzweifel kenn ich. Aber deswegen weiss ich auch, dass das gar keine Selbstzweifel sind. Das ist Selbstmitleid.

    Ja, das verletzte Ego. Unser liebstes Kind und das lassen wir uns von Niemandem nehmen. Schliesslich haben wir ein Recht darauf verletzt zu sein weil keiner uns so schätzt wie wir's verdient hätten!

    Vor allem wir selber nicht...

    Wir Co's sind halt die Könige der Selbsttäuschung ;)

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • Danke, Kaleu, dass Du so schnell geantwortet hast.

    Das mit den "Großbaustellen" kann ich nicht unterschreiben.
    Ich hatte von 12.2007- Jan.2010 eine so riesige Baustelle, dass ich mir sehnsüchtig was zum anlehnen und reden wünschte, es aber trotzdem abblockte, als ich merkte, dass es mir nicht gut tun wird (die beiden netten Männer).

    Ich war im November letzten Jahres aus Einsamkeit, trotz Thera und Selbsthilfegruppe und Nottelefonliste so suizidal, dass ich meine Neurologin um eine Einweisung in die Psychiatrie bat.

    Sie lehnte ab, gottseidank, denn sonst hätte ich die Baustelle mit den Eltern nicht auf die Kette gekriegt.
    (Ich bin Sozialgeld-Rentnerin, und das Sozialamt wollte an meine Eltern gehen, die sich weigerten, ihre Vermögensverhältnisse offen zu legen und..., und...- Streß total).

    Selbstmitleid- ja, auf jeden Fall.
    Gerade weil es jetzt erst so kurz her ist, dass ich mich trennte.
    Gestern war in in meiner SH-Gruppe, und mir wurde der Ratschlag gegeben, mich zu trennen, was ich schon getan habe. Auch wurde mir der Tipp gegeben, mich um mich und meine Katzen zu kümmern- die Tierle sind das Einzige, was mich über diese schlimmen beiden Jahre brachte.
    Es fällt sehr schwer, sich um sich selbst zu kümmern, wenn man kaum mehr die Kraft hat, aufzustehen und sich die Zähne zu putzen :(
    Wie ich bereits schrieb- ich bin nicht umsonst frühverrentet. Die Depression ist sehr massiv, macht aber auch aufmerksam für viele Dinge, die einem gesunden Menschen entgehen.

    Ich glaube, ich werde _keine_ Beziehung mehr eingehen.
    Drei Jahre sind zu wenig, um sich zu rehabilitieren.

    Vielleicht freunde ich mich wieder mit dem Gedanken an, allein zu bleiben.

    Nachdenkliche und liebe Grüße von

    Spinnmeise

  • Liebe Spinnmeise,

    ouch, wusste nicht, dass es Dir so dreckig geht. Ich bin manchmal 'n bisschen provokant und mag damit zum nachdenken anregen. Ich hoffe ich hab Dir nicht vor den Kopf gestossen damit, wusste wirklich nicht, dass Du so tief in einer Krise steckst.

    Die Deperession solltest Du wirklich ernst nehmen, ich finde es toll, dass Du das tust und auch handelst, dass ist sehr wichtig. Das hat auch Vorrang vor dem Co-Thema. Akute Krisen haben immer Vorrang und im Moment ist die Co-Baustelle bei Dir ja nicht akut.

    Leg doch das Beziehungsthema einfach auf Eis. Das muss doch nicht heissen niemals wieder. Im Augenblick aber hast Du doch ganz andere Sorgen. Sorge Dich um Dich, das hat doch eindeutig Vorrang. Aber Du bist doch auch schon dabei :)

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • Guten Abend, Kaleu,

    ist schon ok.
    Woher solltest Du das auch wissen.
    Karsten wüßte es vielleicht, da er mich unter einem anderen nick von früher kennt- ich habe mich nur wieder angemeldet, weil ich es zur Zeit mit SH-Gruppe und Therapeutin allein nicht schaffe :(

    Der Gesundheitszustand meiner Mam ist wirklich beängstigend, und ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.

    Heute war ich bei der Neurologin und habe ihr gesagt, wie es akut bei mir aussieht.
    Sie hat mir Diazepam 5 (1 Tablette für heute Abend) mitgegeben, damit ich die Angst zumindest so weit in den Griff bekomme, dass ich schlafen kann.
    Ansonsten sind solche Situationen wie jetzt für mich brandgefährlich.
    Der Griff zur Bierflasche würde ja so viel ändern, im wahrsten Sinne des Wortes...
    Aber ich weiß, wohin das führt, und daher bin ich lieber wieder hier.

    Danke für Deine Worte!

    Liebe Grüße von

    Spinnmeise, der es in Aussicht auf eine durchgeschlafene Nacht wieder etwas besser geht

  • Hallo spinnmeise!
    Einmal co immer co kann man so und so sehen. Es ist das selbe wie bei dem alki. Er bleibt zwar immer ein alki, aber wie ich dabei mit mir umgehe ist das entscheidende. Dabei zählt die offenheit und ehrlichkeit zu sich selbst und die bereitschaft was an mir zu verändern. Ich bin ein alki und bin auch ein co, da meine tochter die gleiche krankheit hat wie ich. Ich bin, im gegensatz zu meiner tochter einige mai monate länger abstinent lebend und weis wie lange der lernprozess dauerte um mit mir selbst erst mal zufrieden zu sein. Ich musste lernen, mich erst mal so zu nehmen wie ich bin und wohin mein weg gehen soll. Ich musste erst mal reifen, mich lieben lernen meine probleme ansprechen, meine schwächen zum positiven umwandeln, mich in meiner abtinenz festigen, neue wege gehen und dabei rückschläge hinnehmen können ohne in selbstmitleid zu fallen usw.usw.
    Da ich nun mal alki bin kann ich mich sehr gut mit trinkrenden menschen unterhalten, weil ich mich selbst in ihnen wieder erkenne als ich noch meine nasse zeit hatte. Ich weis genau, was auf mich zukommt wenn sie sich winden wie ein aal, denn das habe ich damals genauso gemacht. Am anfang meiner abstinenz habe ich auch schwierigkeiten mit meinem umfald gehabt um mich denen anzupassen, aber mit der zeit konnte ich immer besser damit umgehen.
    Wir in der gruppe fragen uns auch, warum sich viele cos wieder einen partner mit den gleichen problemen suchen, die der anlass waren sich von den letzem zu trennen. Meiner ansicht nach weiss er sehr gut mit solch einem partner umzugehen, auch ist die angst vorhanden, erst mal allein zu bleiben und vielleicht keinen partner mehr zu finden. Ich habe es bei meiner tochter erlebt, die sich von ihrem mann auf druck von mir scheiden lies, da sie angst hatte, ihr würde sonst ihr kind abgenommen. Ihr mann war alki und sie fing auch an zu trinken, welches zur abhängigkeit bei ihr wurde. Auf mein anraten hin machte sie eine ambulante thera in einer klinik und es ging auch einige zeit ganz gut bei ihr. Mit der zeit bekam sie angst keinen partner mehr zu bekommen und begann beziehungen die von keiner dauer waren. Sie hatten alle damit zu tun, das der partner trank und schwupps war sie wieder da gelandet wo sie schon mal stand. Ich möchte mit dem verhalten bei meiner tochter zeigen, das sie noch nicht gereift war und noch nicht wusste wohin sie will. Ich bin jetzt 40 jahre verheiratet und habe mit meiner frau alle höhen und tiefen durch. Bei uns war auch schon scheidung ein thema und das nicht nur während meiner saufenden zeit sondern auch am anfang meiner trockenen phase. Nach ungefähr einem jahr hatten wir streit weil ich meine tochter grenzen setzte mir gegenüber. Meiner frau passte das nicht und wollte sich scheiden lassen. Das ist co-abhängigkeit denn anstatt sich aus dem streit herauszuhalten schützte sie meine tochter. Auch ich habe gegenüber meiner familie noch co-abhängiges verhalten und werde es auch nie ablegen, weil ich es in manchen dingen gar nicht möchte obwohl ich das gegenteil sage. Ich kann aber dabei äpfel von birnen trennen. Ich habe früher gesoffen und meine frau hat bei manchen feierlichkeiten auch nicht ins glas gespuckt. Ich habe dann für mich entschieden einen anderen weg zu gehen und nicht für meine frau. Sie trinkt auch heute noch bei manchen anlässen alkohol, aber zuhause trinkt sie nichts ausser es stehen geburtstage an. Auch das ist ihre entscheidung womit ich ganz gut leben kann. Vorstellen kann ich mir aber bei weitem nicht, mit einem partner zu leben, der den alkohol mehr liebt als wie das zusammen sein mit mir. Ich würde mich auch nicht unter druck setzten mit der suche nach einem partner und sollte einer kommen so würde von anfang ich mit offenen karten spielen und sagen wie meine einstellung zum theme alkohol ist und aus die maus. Das bin ich mir doch wert und die wird sich auch nicht ändern.

    Es grüsst dich recht herzlich heinrich alk und co

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • Hallo Klaro, oder soll ich lieber Heinrich schreiben?,

    Deine Mail hat mich sehr berührt.
    Ich mag mich ganz gern, hänge mich auch nicht in die Probleme meiner Eltern hinein (meiner Mam gehts minimal besser, gottseidank!) und bin dennoch ein Co, ob ich es will oder nicht.
    Das ist ganz schön schwer zu verstehen. Es tut saumäßig weh in der Brust, zerreißt einem das Herz, wenn man loslassen soll/muss.

    Deine Tochter kann ich gut verstehen, auch wenn ich nicht weiß, wie alt sie ist.
    Ich war drei Jahre lang, von den beiden kurzen Affären-Abstechern abgesehen, allein und sehe erst jetzt, wie sehr ich in diesen drei Jahren "versumpfte".

    Mittlerweile schminke ich mich wieder. Seit der Trennung von dem letzten "Abstecher". Für mich selbst.
    Das habe ich fast 10 Jahre lang nicht getan.

    Dass man sich Partner sucht, deren Probleme man kennt, kann ich nachvollziehen. Wie soll jemand, der in der Kindheit streitende Eltern kannte, konstruktiv streiten lernen?!
    Da ist Alkohol bzw. ein alkoholkranker Partner die scheinbar einfachere Alternative.

    Aus meiner (Co-)Sicht macht das wohl einen Sinn:
    Ich bin "stark", ich weiß, warum er so drauf ist, wie er ist, und ich benutze sein schlechtes Gewissen nach einem Streit für mich.
    Dadurch bekomme ich die Macht, nach der ich mich sehne, ohne zu erkennen, dass diese anscheinende Macht über ihn nur ein Zeichen von Ohnmacht ist- Ohnmacht den eigenen Gefühlen gegenüber.

    Es ist ein tolles Gefühl, dem "Partner", der keiner ist, zu zeigen, wie super man selbst ist, wenn draußen in der Welt die Anerkennung fehlt, selbst wenn mensch einen guten Beruf hat, Geld verdient und... doch fehlt "draußen" die Macht, die Freiheit.

    Habe ich das Gefühl gut beschrieben?
    Ich weiss es nicht.

    Dass man den "Partner" damit in eine zusätzliche Abhängigkeit zwingt, aus der er selbstverständlich auszubrechen versucht, sieht der Co nicht. Kann er gar nicht sehen, da er viel zu sehr mit seinem eigenen Geltungsbedürfnis beschäftigt ist, welches aus irgendwelchen äußeren oder inneren Gründen auch immer keine Anerkennung in sich selbst findet.

    Das ist jetzt grausam dargestellt, aber so fühlt es sich für mich an.

    Und, wie bereits geschrieben- es tut grausam weh, das zu erkennen. Es macht Angst.
    Doch gerade Angst und Kontrollbedürfnis sind Gefühle, die einen Co ein Leben lang begleiten.

    Vielleicht haben wir (bin Alkoholikerin, zur Zeit trocken und nasser Co) Alkoholiker und Co´s diesen Punkt gemeinsam:
    Die Furcht.

    Nachdenkliche Grüße von

    Spinnmeise

  • Liebe Spinnmeise,

    Zitat


    Vielleicht haben wir (bin Alkoholikerin, zur Zeit trocken und nasser Co) Alkoholiker und Co´s diesen Punkt gemeinsam:
    Die Furcht.

    Natürlich. Das haben sogar alle Menschen gemeinsam. Alle Menschen haben Angst. Letzten Endes basiert jedes menschliche Problem noch immer auf Angst. Das ist die normalste Sache der Welt. Problematisch wird es erst, wenn einem seine Ängste so wichtig werden, dass man sich von ihnen leiten lässt. Der schnellste Weg dahin ist der, dass man sich seine Ängste nicht eingestehen will und dafür verurteilt. Das schafft Angst vor der Angst die dann das Ruder übernimmt und ein selbstbestimmtes Leben erschwert.

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • Hallo Kaleu,

    [Der schnellste Weg dahin ist der, dass man sich seine Ängste nicht eingestehen will und dafür verurteilt. Das schafft Angst vor der Angst die dann das Ruder übernimmt und ein selbstbestimmtes Leben erschwert. ]

    Angst vor der Angst- wie treffend geschrieben!
    Als junge Frau (1984-1985) litt ich unter plötzlich auftretenden Panikattacken. Es entwickelte sich eine "Panik vor der Panik", so dass die Anfälle immer häufiger auftraten.
    Ich hatte das seltene Glück, innerhalb eines halben Jahres zu erkennen, was ich dagegen unternehmen konnte, so dass ich, von zwei minimalen Attacken im Dez. 1987 und Mai 1993 mal abgesehen, bis heute anfallsfrei bin.

    Ich finde es erstaunlich, dass ich über 25 Jahre brauchte, trotz endloser Therapiesitzungen, einer Reha sowie regelmäßiger SHG-Treffen, diese "Angst vor der Angst" auch im Zusammenhang mit Alkohol zu erkennen...

    Danke für Deine Antwort!

    lg

    Spinnmeise
    [/quote]

  • Hallo,

    seit der thread-Eröffnung ist nun etwas mehr als ein Monat vergangen.
    In den letzten Tagen sind mir viele kleine Begebenheiten in den Sinn gekommen, die mich während der kurzzeitigen Affäre mit R., dem Ex-Chefe meines verstorbenen Lebenspartners, störten.
    Seine Denkweise über Frauen, die mit steigendem Alkoholspiegel immer drastischer wurde, seine Paranoia, die schon ausgeprägt war, die Selbstüberschätzung und Abwertung Anderer und..., und...
    Das muss sich niemand antun- ich schon mal gar nicht.

    Wenn er mich Gespräche mit Mitarbeitern mithören ließ und anschließend über deren Dummheit wetterte, am Telefon aber den verständnisvollen Mann spielte- was sagte er denn dann wohl in meiner Abwesenheit über mich?

    Ich bin froh, dass die Affäre so schnell zuende ging.
    Der Trennungsschmerz, der bei mir normalerweise auch nach kurzen Affären Monate und Jahre andauern kann, ist dieses Mal zügig verschwunden.

    Habe ich _doch_ was gelernt in den vergangenen Jahren?
    Gebe ich schneller auf, weil ich mir sage, um Beziehungen zu kämpfen lohnt nur in den seltensten Fällen, denn das Ergebnis ist des Aufwandes zu 99% nicht wert...?
    Reflektiere ich Beziehungen aus meiner Vergangenheit, die reinste Horrorfilme waren?

    Vielleicht werde ich gaaaanz langsam, im "Rennschneckentempo auf der Zielgerade", doch eines Tages trockene Co.

    Nachdenkliche Grüße von

    Spinnmeise

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