Leberzirrhose im Endstadium und sie will nur trinken

  • Hallo,

    mein erster Beitrag und ich hoffe, dass ich den richtigen Foren-Bereich gewählt habe.

    Meine Mutter trinkt seit 20 Jahren und ich bin damit "groß" geworden. Nun findet es seinen Höhepunkt. Nach dem mein Vater gestorben ist, trinkt sie ohne Stop. Das ist jetzt 10 Jahre her - 2 Entzüge und jedes Mal trank sie nach 2 Tagen wieder - sie hat den Entzug nur gemacht, um den Kindern "eine Freude" zu machen. Mehrere Epliptischen Anfälle - mit Notarzt usw.

    Vor 3 Wochen kam meine Mutter ins Krankenhaus mit Blutung. 4 Tage Intensivstation - dann Innere Abteilung Krankenhaus 2 Wochen. Über mehrere Tage sagt uns der Arzt, dass es jeden Moment zu Ende gehen könnte. Innere Blutungen, Leberversagen, Speiseröhrenkrampfadern Stufe III, Bauchwasser, gelbes Gesicht, warmer Entzug unter Medikamente, fast Leberkoma - sie konnte verbal angesprochen werden und die Augen öffneten sich ein ganz wenig. Sprechen nicht möglich.

    Ich habe mit den Geschwistern gebangt und gehofft - wir waren im Krankenhaus. Innerhalb von 5 Tagen hat sie sich ins Leben zurückgemeldet - die Ärzte sprachen von einem kleinen Wunder - und sie sieht nichts ein. Bei dem Wort Alkohol guckt sie an die Decke - ich sehe es in ihrem Verhalten: Sie kämpft sich ins Leben zurück um an Alkohol zu kommen. Es zerreißt mich. Soviele Menschen wollen leben und sie will nur Alkohol.

    Die Ärztin hat sofort daraufhingewiesen, dass sie nicht mit sich reden lässt. Der Hausarzt schlägt "Betreuung" vor und keine Heimkehr in ihre Wohnung.

    Man sieht ihr die Alkoholsucht nicht an - die Mitarbeiter vom Heim waren ganz überrascht, denn sie gibt sich so "normal".

    Was mich am meisten verletzt? Sie sagt, so schlecht hätte es um sie im Krankenhaus nicht gestanden - wir übertreiben -

    Aber die Diagnose Leberzirrhose im Endstadium steht ja fest? Was passiert, wenn sie nun weiter trinkt? Ich vermute, dass sie bereits vom Heim aus sich Alkohol besorgt - die wissen zwar Bescheid in dem Pflegeheim, aber fussnah ist ja ein Bäcker mit Alkohol im Verkauf.

    Würdet ihr Eure Mutter/Vater noch zu einem "Langzeit-Entzug" per Betreuung zwingen, wenn die Lebenserwartung sehr gering ist? Oder würdet ihr sie in gewohnter Gegend lassen (vielleicht das Pflegeheim in der Nähe)???

    Ach ich bin so verwirrt. Wäre toll, wenn Ihr ehrlich sein würdet.

    Eure Lillemann

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

  • Hi lillemann,
    Deine Geschichte beruehrt mich sehr stark.

    Aber so schlimm wie alles ist. Helfen koennt Ihr Eurer Mutter nicht vom Alkohol wegzukommen, das kann sie nur selbst.
    Ich lebe mit einem Alkoholiker zusammen.
    Er ist zwar noch nicht so krank, wie Deine Mutter.
    Aber er hat sich selbst schon aufgegeben. Das ist seine Entscheidung.
    Ob mir das passt oder nicht.
    Mein Mann ist teilweise so depressiv, dass er sich geradezu wuenscht, zu sterben.
    Ihr solltet Eurer Mutte zur Seite stehen, wenn sie es moechte, aber die Entscheidung ueber ihr Leben liegt bei ihr.
    Ich glaube, es ist auch nicht wichtig was Ihr wollt, sondern was Deine Mutter will.
    Ich wuensche Dir viel Energie und auch Kraft, einen klaren Blick zu behalten.
    LG Barcelona

  • Hallo,

    das gemeine an Deiner oder vielmehr Eurer Sitaution ist, dass ihr im Grunde nichts tun könnt um das Leben Eurer Mutter zu ändern und damit zu verbessern.
    Einen Menschen zu einer Therapie zwingen funktioniert leider in der Regel nicht - Ausnahmen mag es geben, aber die bestätigen es aber andersrum wieder nur.
    Das Leben lässt sich nur ändern, wenn man selber einsieht, dass es sein muss, dass es sich lohnt. Man muss es selber wollen!

    Das wird auch der Grund sein, wieso es bisher bei Eurer Mutter auch nicht geklappt hat. Sie scheint es für Euch getan zu haben, ohne einzusehen, dass sie auf dem falschen Weg ist.

    Euch bleibt so leider nur, ihr das Leben so angenehm wie möglich zu machen, wenn sie es zulässt und ihr es wollt.

    Dafür wünsche ich Euch die nötige Kraft!

  • Vielen Dank für Eure Hilfe. Es ist ein sonderbares Gefühl zu lesen, dass auch so fühlen und denken. Mal denke ich, dass ich gefühlskaltes Kind bin. Ich bin nicht die einzige Tochter und meine Schwestern glauben an unsere Mutter.

    Sie glauben, dass sie den eisernen Willen zum Leben hat. Wir betrachten die Situation aus so unterschiedlichen Ansichten. Manchmal denke, dass ich die Situation realistisch einschätze. Dann aber komme ich mir so unmenschlich vor, wenn ich von Lebenserwartung spreche.

    Ist eigentlich die Leberzirrhose Endstadium immer Child C ???

    Was passiert eigentlich wenn ein Bewohner / Bewohnerin vom Seniorenheim wieder trinkt? Ist das ein Grund den Heimplatz zu kündigen???

    Ich war bereits vor 10 Jahren als Co-Abhängige in einer psychosomatischen stationären Therapie - mein Hausarzt hat die Wichtigkeit für Kinder bereits früh erkannt und ich weiss gar nicht, wo ich ohne den Arzt heute wäre. Er kennt auch meine Mutter....

    Geht Ihr zu EKA Treffen?

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  • Hi Lillemann,
    ich kann Dir zu Erkrankungen nichts sagen, ebenso habe ich keine Ahnung, welche Bedingungen in einem Seniorenheim herrschen.
    Ich bin nur Co eines trinkenden Mannes und schreibe mir meine Lebensgeschichte in geschuetzten Bereich.

    Ich wuensche Dir viel Kraft und hoffentlich weiterhin einen guten Austausch.
    LG Barcelona

  • Liebe Barcelona,

    vielen Dank für Dein Mitgefühl. Ich denke aber, dass Du als Partnerin viel mehr Achtung verdienst. Mein Mann ist an meiner Seite und versucht mir immer beizustehen. Als Partnerin trägst Du soviel mit, was eigentlich auf beide verteilt sein sollte.

    Ich wünsche Dir Kraft und Stärke - jeder, der mit und für seinen alkoholkranken Partner kämpft und dabei nicht untergeht, der leistet soviel.

    Alles Gute und gerne wieder miteinander schreiben....

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  • Hi Lillemann,
    irgendwann gelangt man an den Punkt, wo der Kampf verloren ist. Die wertvolle Energie ist dann aufgebraucht und der Partner trinkt trotzdem munter weiter.
    Sei gluecklich, dass Du einen verstaendnisvollen Partner hast.
    LG Barcelona

  • Hallo kana43,

    darf ich einmal fragen: Gibt es ein Pflegeheim für Alkoholiker das ein Weitertrinken erlaubt? :?

    Ich habe gehört, dass in einigen Alten-Pflegeheime Besucher von anderen Patienten Alkohol ins Heim für die Alkoholiker bringen. Die Alkis bezahlen sehr gut. Für mich war das sehr schockierend.

    Besuchst Du Deine Mutter noch? Will schlimm hat sie die Zirrhose? Hoffentlich lässt Du nicht alles zu sehr an Deiner Seele. Wäre lieb, wenn Du mir verraten würdest, ob Deine Mutter freiwillig im Heim geblieben ist. Meine will weg.

    Viele liebe Grüße Lillemann :o

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  • Liebe Kana,

    vielen Dank für Deine Ehrlichkeit. Ich war auch freiwillig in der psychosomatischen Reha um mit der Situation klar zu kommen. Als Kind habe den Alkohol für meine Mutter gekauft. Sie hat mir Geld gegeben und dann bin ich brav los marschiert. Zu diesem Zeitpunkt haben wir alle nicht gewusst, dass sie Alkoholikerin ist. Selbst mein Vater nicht.

    Später habe ich gedacht, dass ich schuld bin. Es hat mich fast fertig gemacht. Die Reha war meine Rettung.

    Als meine Mutter dann auf der Intensiv lag, da sagte die Ärztin, dass sie sterben würde. Irgendwie fühlte ich, dass es so sein wird. Dann kam es wie bei Deiner Mutter. Innerhalb von 4 Tagen ist wieder auf den Beinen. Vom Leberkoma ins blühende Leben. Mager, dünn, aber wieder voll auf Krawall. Im Pflegeheim liebste Patientin, die in 14 Tagen nach Hause kommt.

    Dann geht es wieder los - Na, Ihr könnt Euch ja denken, wieviel Alkohol ich im Haus gefunden habe.

    Ach Kana, es tut mir leid für Dich - aber es hilft mir zu wissen, dass ich nicht alleine bin und ich Euch so viel fragen kann.

    Danke Lillemann

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  • Hallo Lillemann,

    deine Geschichte berührt mich sehr stark weil ich Parallelen zu meiner Mutter finde :(
    Meine Mutter war allerdings nicht alkoholabhängig, sondern hochgradig tablettenabhängig.
    :arrow: irgendwann hat der Körper die ganzen verdammten Tabletten nicht mehr verkraftet und sie ist urplötzlich im Krankenhaus an Multiorganversagen gestorben. Freitag nachmittag noch durch den Park gerannt in Vorfreude auf draussen :x und Montagnacht gestorben...
    Ist schon ein paar Jahre her, dein Thread hat mich wieder dran erinnert...

    Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg und Mut die richtigen Entscheidungen für D I C H zu treffen.
    Ich habe mit meiner Mutter sehr viel mitgemacht, schon als Kind, dann als Teenager, ich hab nur dann den Fehler gemacht, das ich meinen Kummer und Schmerz in Alkohol betäubt habe und so selbst abhängig wurde...
    :arrow: heute bin ich trocken und auf dem Weg zufrieden dabei zu werden :)
    Mein Hass auf Tabletten ist geblieben, ist auf der einen Seite gut, so bin ich vor einem neuen ''Hobby'' besser geschützt :wink:

    Ich schicke dir ein ganz grosses Paket Einfühlung und sende liebe Grüsse

    Frank

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