Hallo Tina,
ich kann gut verstehen, dass für dich eine Welt zusammenbricht, jetzt, da dein Mann wieder trinkt. Alkoholismus ist eine Krankheit, bei der es immer wieder auch zu Rückfällen kommen kann. Es gibt ein Buch, das heißt „Rückfall muss keine Katastrophe sein“. Vielleicht findet ihr darin Unterstützung für das weitere Vorgehen.
Positiv finde ich am Verhalten deines Mannes, dass er darüber spricht, dass er schon länger wieder getrunken hat, es also nicht verleugnet. Und dass er sich nun Hilfe sucht. Dass du misstrauisch bist, ob er auch wirklich etwas tut, kann ich nachvollziehen. Aber letztendlich kannst du nur abwarten, ob er tatsächlich etwas tut, um aus der Rückfälligkeit zu kommen.
Du hast erlebt, dass er eine lange Zeit trocken sein kann. Und er selbst hat es ja auch erfahren, wie es ist, trocken zu leben. Er fängt nicht bei Null an, sich aus der Abhängigkeit zu arbeiten. Dadurch, dass du bei ihm geblieben bist, hast du dich auf das Risiko eines Rückfalls eingelassen. Welches Zeitfenster hast du euch gegeben, in dem sich etwas ändern soll?
Vielleicht hilft es euch, darüber zu sprechen, wie es zum Rückfall kam. Wenn ich es recht verstanden habe, müsste es ungefähr mit euerem Umzug aufs Land angefangen haben. Zu wenig geredet, zu viel Anderes, um auf erste Warnsignale zu gucken? Zu große Sicherheit? Trockenheit als selbstverständlich angesehen? Vielleicht kann dir dein Mann sagen, was falsch gelaufen ist. Bei uns in der Gruppe sagen mir Mitglieder immer wieder, dass sie die Besuche in der Gruppe brauchen, um sich immer wieder gegenwärtig zu machen, dass sie achtsam mit sich selbst umgehen müssen. Und dass sie nicht „vergesslich“ werden gegenüber ihrer Krankheit.
Ich halte dir die Daumen, dass er wieder auf den trockenen Weg kommt. Entscheide für dich, wie lange du zuguckst. Du hast nicht nur die schlechten Erinnerungen, sondern auch die, dass er es geschafft hat. Stark sein ist jetzt für dich angesagt und zwar stark sein für dich selbst. Das richtige Maß zwischen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen und sich nicht wieder in den Sumpf der Abhängigkeit ziehen zu lassen. Achte gut auf dich.
LG
Ette