Denke oft an die schöne Zeit mit dem Alkohol!

  • Ich habe keine Kraft mehr um was neues zu beginnen.
    Solange ich getrunken habe, habe ich nur gelebt von Tag zu Tag, ohne groß über mein Leben nachzudenken.
    Dass wichtigste war funktionieren und mit dem Haufen mit zu laufen.
    Bald bin ich 4 Jahre trocken und es ist schön einen klaren Kopf zu haben.
    Aber jetzt denke ich über das Leben nach und diese Welt gefällt mir nicht.
    Diese Intollerante, Egoistische, Ellbogengesellschaft
    halte ich nicht aus.
    Ich bin wütend auf meine Eltern und Geschwister, habe aber gelernt seine Eltern muß man Lieben.
    Bin in einen Gewissenskonflikt.
    Empfinde trauer um all die geliebten Menschen die ich verloren habe, habe aber gelernt ein Mann ist tapfer und weint nicht.
    Komme damit nicht zurecht. Das Leben mit klaren Kopf und Gedanken ist schwer auszuhalten für mich.
    Habe oft keine Kraft mehr um zu Leben, lebe nur noch für meine Frau, Kinder und Enkelkind.
    Aber Vielleicht wäre es für sie leichter ohne mich.

    LG Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,

    zunächst erstmal gratuliere ich Dir zu den 4 Jahren Trockenheit. Du kannst stolz auf Dich sein.

    Ich habe zugegebenermaßen nicht alles gelesen, was hier in dem Thread geschrieben wurde. Ich kam eigentlich zufällig hier "nur vorbei". Aber Deine letzte Nachricht, die fand ich sehr sehr schade.

    Zitat

    Aber jetzt denke ich über das Leben nach und diese Welt gefällt mir nicht.Diese Intollerante, Egoistische, Ellbogengesellschaft halte ich nicht aus.
    Ich bin wütend auf meine Eltern und Geschwister, habe aber gelernt seine Eltern muß man Lieben. Bin in einen Gewissenskonflikt.

    Wen Du liebst und wen nicht- das entscheidest DU. Niemand kann Dir etwas vorschreiben. Du wirst Deine Gründe haben, wieso Du andere Empfindungen verspürst.

    Sicherlich ist es irgendwo härter geworden in der heutigen Zeit zu leben. Der Druck wird immer größer, Erwartungen immer höher, nur noch wenige kämpfen für das, was sie sich doch so sehnlichst wünschen. Auch das Internet sorgt dafür, dass neue Leute kennenzulernen noch einfacher wird und kaum einer noch durch dick und dünn mit seinem Partner geht.

    ABER es gibt Ausnahmen und wenn man genau hinguckt, findet man genügend Menschen, die nicht so intollerant, egoistisch oder biestig sind.

    Wenn ich Deinen Text lese, lieber Wolfgang, dann denke ich als erstes daran, dass Du Dir Gutes tun solltest. Suche Dir Menschen, die Dir Gutes wollen. Hab wieder Spaß, sei stolz auf Dich, nimm Dich an, wie Du bist-

    Du bist stark und weißt, was Du willst.

    Verschaffe Dir ein Umfeld, was Deinen Wünschen entspricht. Trenn Dich von dem Umfeld, was Dir nicht gut tut. Du lebst für Dich und nicht für andere.

    Du bist Deines Glückes Schmied !

    Die Sonne scheint, lieber Wolfgang... ein guter Tag, um schöne Dinge zu machen und aufzuhören, traurig zu sein.

    Sieh nicht alles schlecht. Wenn Du genauer hinguckst, gibts auch genügend tolle Dinge zu entdecken.

    Ich wünsche Dir einen tollen Tag !

  • Ich bin Stolz auf meinme Familie, auf meine Kinder weil sie gute Menschen geworden sind.
    Ich bin Stolz weil ich das Glück hatte, immer gute Arbeit zu haben, ich war angesehen bei meinen Arbeitgebern trotz der Trinkerei.
    Ich bin aber nicht Stolz auf den Menschen der ich jetzt bin. Ich Funktioniere nicht mehr, habe das Vertrauen der Familie verloren.
    Bin nicht mehr der starke Mann zu Hause.
    Mein Hausarzt wollte mich schon wieder in die Psychatrie einweisen, soll ich Stolz darauf sein.
    Soll ich Stolz auf meine Trockenheit sein? Nein dass ist meine Verdammte Pflicht mir und der Familie gegenüber.
    Ich sollte für meine Familiue dasein und was ist?
    Bin die meiste Zeit irgendwo in einer Psychatrie und das seit ich trocken bin.
    Aber trotz allem, der Alkohol ist keine Option mehr für mich, ich werde trocken bleiben.

    LG Wolfgang

  • Also das mit der negativen Einstellung zu den Mitmenschen im allgemeinen kann ich gut nachvollziehen. Ich bin im Prinzip ein sehr positiver Mensch und habe auch von meinen Mitmenschen von vornherein immer nur Gutes angenommen. Von mir bekam quasi jeder erst mal einen Vertrauensbonus. Erst wenn ich enttäuscht worden bin, habe ich meine Meinung über die betroffenen Person geändert.

    Nun, langsam komme auch ich zu dem Entschluss, dass 90 % der Menschen zum Vergessen sind. Besonders in den letzten Jahren wurde ich mit sehr viel Bosheit, Neid, Habgier und Hinterfotzigkeit konfrontiert. Seitdem ich nicht mehr trinke durchschaue ich auch so manche Intrige viel schneller.
    Sei es bei Erfolgen im Job oder beim Erben ... sehr viele Mitmenschen in meinem Umfeld haben sich disqualifziert.

    Punkto Familie: Für mich hatte der Spruch "Blut ist dicker als Wasser" eigentlich noch nie eine generelle Berechtigung.

    Hmmm, wie gehe ich damit um?
    Ich wahre keinen Schein, spiele keine Spielchen. Ich lasse los was ich nicht mehr mag und wende mich dem zu an dem mir etwas liegt.

    Pick Dir im Hinblick Deiner Mitmenschen die Rosinen aus dem Kuchen! :D
    Es gibt nicht allzu viele davon, aber einzelne wirst Du überall finden.
    Egal ob verwandt oder "nur" befreundet - die Kontakte die sich als wertvoll erwiesen haben, hege und pflege, sie sind Dein soziales Netzwerk! Alles andere hake einfach ab.

    Einen schönen trockenen Tag wünscht Dir
    Pauzla

  • Gute freunde habe ich erst kennengelernt, als es mir richtig schlecht ging.
    Solange ich gesoffen habe, hatte ich viele Freunde, seit ich trocken bin, sind nicht mehr viele da.
    Aber die wenigen sind das beste was ich noch habe.
    Es haben sich viele von mir abgewandt, als ich immer wieder in der Psychatrie war, sie sind es nicht wert Freunde genannt zu werden.
    Die die zu mir gehalten haben, sind Menschen die mich Unterstützen.
    Bei all meinen Problemen können sie mir auch nicht helfen, aber wenigstens sind sie da.
    Mit meiner Depression bin ich alleine, wer soll mich auch verstehen? Verstehe mich ja selber nicht mehr.
    Das mit den Selbstverletzungen ziehe ich selber durch, will niemanden belasten.

    LG Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,

    sry, mein Notebook ist kaputtgegangen und es dauerte eine weile, ehe ich wieder internet hatte.

    Schreib Dir weiterhin Deine Gedanken von der Seele; ich denke das hilft auch ein bisschen weiter ...

    Verstehen kann dich niemand in Deiner speziellen Situation, aber mit Depressionen habe ich auch Erfahrung, und ich weiß, wie dunkel es da werden kann. Trotzdem geht es mir jetzt wieder gut und ich musste nicht trinken.

    Nicht aufgeben, aber einen sanften Umgang mit Dir wünscht Dir
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Hallo Wolfgang,

    Zitat

    habe aber gelernt ein Mann ist tapfer und weint nicht.

    Da hst Du etwas falsches gelernt, das Dir jetzt im Wege steht.
    Es geht Dir nicht anders als den meisten suchtkranken Menschen, die "plötzlich aufwachen" und bemerken, daß das wahre Leben eben ein wenig anders aussieht als mit Promille.
    Bis zu einem gewissen Zeitpunkt ist das auch völlig normal und folgerichtig.
    Dann beginnt der Rückblick und die Aufarbeitung, und last not least die "eigene Abrechnung".
    Schuldvorwürfe etc. pp.

    Spätestens hier beginnt die Trockenarbeit, die immer so stattfindet, wie Du es willst. Du allein bist Herr über Deine Gedanken, Du allein entscheidest, welche Gedanken Du zu welchem Zeitpunkt preisgeben willst.

    Irgendwas hindert Dich daran, daß Du den Rückblick konsequent und ehrlich vollziehen kannst.
    Bei mir selbst war es das Eingeständnis, daß ich viele Jahre eben nur "stark" war, wenn ich getrunken hatte.
    Es fiel mir nicht einfach, das zuzugeben, aber ich hatte den Drang mich kennenzulernen.
    Ein tiefer Rückblick in meine Kindheit brachte Aufschlüsse, die mir mein späteres Verhalten erklären sollten.


    Zitat

    Ich bin aber nicht Stolz auf den Menschen der ich jetzt bin. Ich Funktioniere nicht mehr,

    Doch, Du "funktionierst". Du funktioniert nur anders, als Du es gewohnt warst.

    Zitat

    Bin nicht mehr der starke Mann zu Hause

    Warst Du das denn wirklich, oder wolltest Du das eigentlich lediglich immer nur sein ?

    Zitat

    Ich sollte für meine Familiue dasein und was ist?

    Du bist doch da, und das genügt. Deine Erwartungshaltung an Dich selbst scheint mir zu hoch.
    Als ich den vermeintlich "starken Mann" in mir abgelegt hatte, und mich darauf besann "was noch übrig war" von mir, war ich zutiefst schockiert.
    Diese vermeintliche Stärke war Fassade und nichts anderes.

    Mit einer gezielten Therapie lernte ich, daß es nicht schwach ist, zu seinen Schwächen zu stehen, sondern exakt das Gegenteil davon bedeutet.
    Meine Umwelt (Familie/Freunde/Bekannte) nahmen mich plötzlich ganz anders wahr, als ich die Maske fallen ließ.
    Es war schwer, diese Maske immer hochzuhalten, viel schwerer als mit der Wahrheit zu leben.
    Heute kann ich z.B. ohne Schwierigkeiten sagen "ich kann das nicht" oder "ich habe Angst davor" oder eben "ich will das nicht".
    Meine emotionale Verfassung ist eine völlig andere heute.
    Ich kann heute Dankbarkeit zeigen und ausdrücken ohne, daß ich das im Gegenzug von anderen Menschen erwarte.
    Auch mein Verständnis von Liebe ist heute ein anderes. Ich kann heute sagen "ich liebe Dich" ohne Angst davor zu haben, daß ich mein Gesicht als starker Mann dabei verliere.
    Alles was ich sage, kommt glaubhaft an, weil ich endlich ehrlich zu mir selbst bin.
    Wenn ich früher glaubte stark zu sein, so weiß ich heute, daß ich es bin.

    Zitat

    Diese Intollerante, Egoistische, Ellbogengesellschaft halte ich nicht aus.


    Dieser Satz begleitete mich einige Jahre, bis ich bemerkte, daß das ganz großer Unfug ist.
    Ein Irrbild, das mich da begleitete, weil diese "böse Gesellschaft" sich plötzlich nicht mehr für mich interessierte. Ich war raus, und das konnte ich nicht verstehen.
    Aber warum war ich raus ? Weil ich mir selbst nichts mehr wert war ....

    Zitat

    Aber Vielleicht wäre es für sie leichter ohne mich.

    Finde es heraus, indem Du Dich glasklar zu erkennen gibst.
    Zeig allen, daß Du so stark bist, daß Du Deine Schwächen benennen kannst, und das Du gewillt bist mit diesen Schwächen zu leben.
    Zeig allen Menschen, wer Du wirklich bist und wie Du wirklich bist.

    Du wirst überrascht sein !

    Du selbst forderst Toleranz und Empathie von Deinen Mitmenschen.
    Sei tolerant und empathisch zu Dir selbst und zeig "denen" wie es geht.

    Zitat

    Das Leben mit klaren Kopf und Gedanken ist schwer auszuhalten für mich.

    und nun die Hosen runter: Vor was hast Du wirklich Angst ?

    lg
    gipfel

  • Danke, ihr zeigt mir, dass ich mir selbst im Weg stehe.
    Aber zu Zeit komme ich nicht raus aus den Gedanken, die mich Tag- Täglich begleiten.
    Mein Gehirn läuft falsch das Spüre ich, aber ich bringe das falsche Denken nicht aus meinen Kopf.
    Ich kämpfe jeden Tag, morgens um aus dem Bett zu kommen und das ich funktioniere das ich was zu Hause arbeite, jede Stunde ist kampf.
    Ich kämpfe gegen meinen Körper, gegen die ständigen Schmerzen und gegen mein Übergewicht.
    Ab Morgen mache ich eine Diät und das heisst wieder Kampf. Ich kann und will mich und meine Hülle nich so annehemen wie sie ist.
    Ich weiss meine Ansprüche an meinen Körper und mich selbst sind hoch, aber ich kann zur Zeit einfach nicht anders mit mir umgehen.
    Alleine mein übergewicht zieht mich runter, bin 40 Kg zu schwer, dass ertrage ich nicht.
    Also heisst es wieder kämpfen.

    LG Wolfgang


  • Zu deinem psychischen Problem kann ich nichts sagen, es gibt 4x soviel Psychologen oder Psychoanalytiker wie Lebensmittelgeschäfte, da würdest du bestimmt einen finden, 25 Stunden Gesprächstherapie kriegt fast jeder.
    Du denkst oft an die schöne Zeit mit dem Alkohol zurück?
    Denk lieber an deinen letzten Rausch.

    Alles Gute

  • Ich denke an meinen letzten Rausch und mir graust davor.
    In Psychologischerbehandlung bin ich auch.
    Ich weiss es hört sich nass an wenn ich an die Trinkerzeit denke, aber alles war nicht schlecht und ich habe ja nicht von anfang an soviel getrunken.
    Als Spiegeltrinker ist es nun mal so, dass ich mit spiegel funktioniert habe.
    Das ist ja das Gemeine am Spiegeltrinken.
    Ich will meine nasse Zeit nicht schön reden, ich hatte viel Glück das nie was pssiert ist mit dem Auto oder Lkw, aber ich konnte Arbeiten , jetzt nicht mehr.
    Ich versuche nach vorne zu sehen aber es fällt mir sehr schwer, zu wenig habe ich meine Vergangenheit aufgearbeitet.mich.
    Der Alkohol ist für mich Geschichte, er ist keine Option mehr für mich.
    Aber es hat gute Zeiten gegeben in meiner Trinkerzeit und die kann ich nicht vergessen.

    LG Wolfgang

  • ja, jetzt aber !
    Die guten Seiten vom Alkohol kennt doch jeder von uns, warum hängst du dich sosehr daran auf ? Versteh ich nicht und ehrlich gesagt:
    Ich will es auch garnicht verstehen !

    Ich war auch Spiegeltrinker und kann dir jetzt nichtmehr weiterhelfen, deshalb breche ich unser Gespräch ab.

    Trotzdem "Alles Gute" für dich
    :(

  • Hallo Kossi,

    es ist natürlich, dass wir das Positive in der Vergangenheit mehr bewertet wird, als das Negative. Wenn es anders wäre - würde keine Frau mehr ein Kind gebären :) - da überwiegt die Freude letztendlich den Schmerz.

    Auch nachvollziehbar ist es, dass es in der Saufzeit natürlich nicht nur schlechte Zeiten gab - aber: mal ganz ehrlich: wieviele Tage in der Woche war man bedröhnt und hat sich selber nicht mehr gespürt? Wie oft kam das schlechte Gewissen, wie oft tat man Dinge, die man im trockenen Zustand nie machen würde? Ohne Alkohol stößt man nun einmal viel schneller an seine Grenzen, weil man endlich Grenzen hat - nämlich seinen Körper und seine Seele.

    Auch denke ich, es ist bei vielen so, dass die Ursache unserer Sauferei irgendwann mal hoch kommt - dazu muß man sich aber erst mal im Klaren drüber sein, warum man gesoffen hat. Das Unterbewußtsein vergißt nie!

    Und die Aufarbeitung ist nun einmal kein Zuckerschlecken - ganz im Gegenteil. Aber, wenn man da durch ist, geht´s wieder bergauf - auch wenn Du Dir das jetzt noch überhaupt nicht vorstellen kannst und Dich viel lieber in die Vergangenheit flüchten willst.

    Mich hat ein Satz ganz oft begleitet: "Da wo es weh tut - da geht´s lang."

    Gruß

    BC

  • Den Vergleich mit dem Gebären find ich recht gut. Ich kenne beides.

    Es ist wie die Alten schon sagten: "Ein paar Minuten Vergnügen und dann ... :?

    Genauso ist es mit dem Alk. Die "angenehme" Zeit des "Bedröhntseins" steht doch in keiner Relation zu dem lebenslänglichen Leiden.

    LG Paula

  • Danke, es stimmt an die negativen seiten vom Saufen denke ich selten. Und es stimmt, die vorteile der Abstinenz sehe ich nicht so klar wie ich sollte.
    Es ist nicht leicht mit einen klaren Kopf, dass leben auszuhalten und doch es ist schöner.
    Das mit dem Spüren stimmt, ich spüre mich wieder und ich erlebe meine Umwelt intensiver.
    Ich kann mit Menschen reden ohne meine Alkoholfahne zu verbergen zu müßen. Autofahren ohne Angst vor einer Polizeikontrolle. Mit meiner frau gute Gespräche führen, ohne Angst das sie merkt das ich getrunken habe.
    Viele gute Seiten der Abstinenz und doch habe ich immer wieder den Wunsch, mal wieder Breit zu sein, aber nicht mit Alkohol den vorm Alk. graust mir.

    LG Wolfgang

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