Liebe Forumsgemeinde!
Nach langer Zeit möchte ich mich gerne wieder einmal melden.
Zu Silvester werden es 2 Jahre sein, dass ich nicht mehr trinke. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist!
Ich lebe ein ganz normales, trockenes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Heute bin ich sehr froh darüber, dass ich damals, vor knapp 2 Jahren, erkannt habe, dass ich mit dem Alkohol aufhören muss, noch bevor ich möglicherweise Job, Führerschein, Partner, usw. verloren hätte.
Bei meiner Entscheidungsfindung waren mir dieses Forum, insbesondere mein kurzer Aufenthalt im geschlossenen Bereich, extrem hilfreich. Ich grüße deshalb mal kurz rüber und hoffe, dass es allen gut geht!
Mir ist aufgefallen, dass sich viele Alkoholiker in meinem Umfeld erst dann ihrem Problem stellen, wenn bereits etwas Gravierendes passiert ist.
Ich freue mich sehr darüber, dass mich einige von ihnen als ein Vorbild sehen. Natürlich kann ich niemanden professionell beraten, aber wenn mich jemand darum bittet, erzähle ich gerne von meinen persönlichen Erfahrungen.
Ganz besonders aber engagiere ich mich dafür, dass (in meinem Umfeld) im Beisein von trockenen Alkoholikern nicht getrunken wird. Unsere Gesellschaft neigt stark zu der Einstellung, dass es sich um "sein" oder "ihr" persönliches Problem handelt, und er oder sie deshalb damit leben müssen, dass Nichtabhängige in ihrer Anwesenheit ruhigen Gewissens trinken könnten. Sie müssten eben schauen, dass sie "das" selbst in den Griff bekämen.
Ich sehe das natürlich ganz anders...
Eine brennende Frage hätte ich insbes. an die Co's, soferne hier jemand mitliest:
Eine Frau die ich recht gut kenne litt jahrelang unter der Alkoholabhängigkeit ihres Partners. Er verlor seinen Job, verschuldete einen Unfall und war nahe daran sich zu Tode zu saufen.
Sie hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom, braucht es gebraucht zu werden, zog ihn immer wieder aus der Patsche und hielt ihm immer wieder vor, was sie alles für ihn getan hat. Irgendwann bekam sie eine schwere Depression.
Daraufhin machte er einen Entzug und schien auf bestem Wege in ein trockenes Leben zu sein.
Zu diesem Zeitpunkt fing sie an, regelmäßig Alkohol zu trinken, mit der Begründung, sie darf das ja, denn sie ist ja nicht abhängig. Weiters schenkte sie ihm Eintrittskarten für eine Veranstaltung in seiner früheren Stammkneipe, usw.
Er wurde rückfällig. Sie brach daraufhin natürlich auch wieder zusammen.
Ich bin sicher, dass sie nicht bewusst und mit Absicht gehandelt hat. Trotzdem ist sie für mich mitverantwortlich für seinen Rückfall. Es scheint mir als hätte sie in unbewusst dazu verführt, wieder mit dem Trinken anzufangen, womöglich damit er sie wieder braucht, so sehr wie ein Kleinkind die Mutter. Wäre er trocken geblieben, so wäre sie wohl hinsichtlich ihres Helfersyndromes auf Entzug gewesen.
Ich habe ihr meine Sicht der Dinge schon mehrmals sehr offen und direkt erklärt, sie scheint jedoch überhaupt nicht zugängig dafür zu sein. Es ist tatsächlich so, als handle sie unbewusst und als funktioniere die Beziehung dieser beiden Menschen nach einer Art Zahnradsystem.
Nun zu meiner Frage: Was würdet Ihr dieser Frau an meiner Stelle sagen, wenn sie Euch um Rat bitten würde? Bei einer Psychologin war sie bereits, e r ebenfalls (stationär) , bewirkt haben aber die Therapien bislang nichts. Ich weiß natürlich nicht, was sie der Psychologin erzählt haben. Ich weiß nur das was ich selbst sehe, und das ist mMn eindeutig.
Kann das jemand von Euch nachvollziehen? Ich würde gerne mehr darüber wissen, selbst hatte ich keine (n) Co. Vielleicht gibt es zu diesem Thema ja auch irgendwo in diesem Forum schon einen Strang.
Danke für Eure Tipps!
Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg!
Paulina