Kontrollieren- ist es wirklich so?

  • Hallo Foris,
    ich habe bereits im Co-Bereich ein Thema "endloser Gang, Licht erloschen" geschrieben. Kann nur übers Handy nicht verlinken.

    Kurzfassung: ich bin 18, mein exfreund (nach x anläufen seit dieser Woche).
    Wir warn knapp 2,5 Jahre zusammengewesen. Er ist viel älter wie ich. Was anfänglich auch kein Problem war. Ich merkte erst nach einem Jahr und der ersten Trennung das er Alk braucht. Täglich Bier und/oder wein.
    Ich zog trotzdem zu ihm, warum? Ich war bereits abhängig und er versprach mir den Himmel auf Erden. Ich war blauäugig und zog
    Zu ihm. Es wurde schlimmer. Beleidigungen, ausraster wegen nichts, ein langweiliges leben, kaum noch Zärtlichkeiten wenn ich sie nicht Vorderte usw. Jetzt reichte es mir, er hat zwar angefangen sich zu ändern, doch die Verletzungen saßen zu tief.

    Ich bin mit meinen Katzen ausgezogen, seit zwei wochen. Dienstag die Trennung. Donnerstag verfolgte er mich bzw. Stand nachts vor der Tür als ich bei nem Kumpel war. Freitag stellte ich ihn zur Rede. Und wieder sagte er genau das was ich eig. Hören wollte, wie immer.

    Ich ging trotzdem, es tat weh.

    In alanon sagen alle immer wieder das sie ihre Knöpfe zu drücken wissen. Stimmt das? Ist es wirklich so?

    Danke für eure antworten Schonmal.

    Liebe Grüße,
    Habangst

  • Liebe habangst,
    ich kenne deinen Thread im Co Forum.

    Ja natürlich stimmt das.
    Er kennt dich schon bestens, er kennt deinen wunden Punkt, er weiss was er sagen oder tun muss um dich wieder als Stütze zu erhalten.
    Das geht über Liebeserklärungen, Versprechungen, Mitleidstour bishin zu Drohungen, Erdniedrigung, Verletzung, Gewalt bishin zum Stalking....
    das gesamte Programm hab ich und viele andere hier schon erlebt.
    Natürlich verhält sich nicht jeder nasse Alki gleich, aber eine ähnelnde Linie über das Verhalten lässt sich deutlich ersehen.
    Sogar eine neue Beziehung bei ihm, kann für dich ein Co-Knopf sein.
    Mach dir aber darüber keine zu grossen Gedanken, mach dir Gedanken über Dich. Du bist noch so jung, wie willst du denn Leben?
    Wie stellst du dir eine Beziehung vor?
    Beschäftige dich mit dir, denn jetzt bist endlich mal du wichtig und du darfst tun und lassen nach was DU dich sehnst.
    LG sonne

  • Ich kenne es auch zur Genüge, dieses verhalten. Ich kann das so 1:1 auf meinen Exmann übertragen. Erst als ich hier im Forum gelandet bin wurde es mir klar, dass es typisches Alkoholikerverhalten ist. Und das war ein sehr wichitger Punkt für mich. Ich mußte mich nich tmehr fragen, was ICH denn falsch mache, ich hatte verstanden, dass ich keine Schuld trage und ABSOLUT NICHTS mit seienr Sucht zu tun habe. Egal wie ich mich verhalte, was ich drüber denke.
    Ich habe verstanden, dass der Süchtige nach Gründen sucht um zu trinken. Der Körper verlangt danach. Und es gibt ja Phasen, wo man eigentlich keine Probleme hat , alles glatt läuft. Da schafft man sich eben welche, indem man zb über die Partnerin nörgelt, Streit anfängt. Und sich hinterher an nichts mehr erinnert oder alles runter macht. HIer fängt dann ja meistens der echte Streit an.
    Durch dieses ewige Auf und ab, dieses ungerecht behandelt werden, diese Unverständlichkeit ist nach und nach mein Selbstbewusstsein kaputt gegangen , meine Seele richitg angegriffen. Hatte fast jeden Tag geheult und selbst das hatte ihn aggressiv gemacht.
    Erst durch das Lesen hier wurde dieser Teufelskreis druchbrochen und ich habe das Spielchen nicht mehr mitgespielt. ER konnte und kann nicht aussteigen. Aber ICH kann. Das ist wohl der entscheidenste Punkt für eine Coabhängige diesen 'Teufelskreis erstmal zu erkennen und dann entsprechend sich zu befreien. Wir haben ja nicht diese körperliche Abhängigkeit, darum ist es für uns weniger schwer.
    Und was bleibt?
    Ein Alkoholiker der sich alleine im Kreise dreht. Sein Karrussel fährt weiter und vielleicht steigt irgend eine andere Person mit bei ihm ein. Vielleicht wird ihm schwindelig und er steigt auch aus.
    Bei meinem war es so, dass er sich gleich ne andere gesucht hat. Nen Coersatz, und zum Glück ist sie schon bald wieder ausgestiegen. Aber er ist noch immer drin.
    Was hat der Ausstieg für mich bedeutet?
    Ich war keienswegs von einem Tag auf den anderen 'geheilt', bis heute nicht. Danach habe ich erstmal bewußt wahrgenommen, wie sehr ich coabhängig bin. Denn diese Abhängigkeit besteht ja nicht nur auf den Partner bezogen, sondern ich konnte meine Muster plötzlich auch auf anderen gebieten wahrnehmen und versuche dran zu arbeiten.
    Erstmal war auch eien Phase, wo es mir schwer fiel diese Leere, diese Einsamkeit auszuhalten, mich selbst auszuhalten.
    Mein Leben, was doch eigentlich ziemlich rastlos war , da ich ja immer mit irgendwelchen 'seiner Anliegen' beschäftigt war , mußte einen neuen Inhalt bekommen. Einfach nur sich mal mehr mit Freunden treffen und schwimmen gehen reicht auf Dauer nicht aus. Ich bin dabei mir Lebensfreude aus mir selber herauszukitzeln. Ich habe erkannt, dass ich in meinem Leben sehr stark auf den Partner fixiert war. War er nicht da wußte ich oft nicht mit mir anzufangen. Natürlich Haushalt usw. Aber um wirklich Highlights zu empfinden dachte ich immer, dass ich meinen Mann bräuchte.
    Wahrscheinlich denkt er, dass er dazu seinen Alkohol bräuchte.
    Da habe ich langsam immer mehr das Wesen der Sucht verstanden.
    Auch diese Redensart. man muß sich erstmal selbst lieben bevor man jemanden anders lieben kann. Einen Beitrag über die Liebe habe ich ja bereits hier reingesetzt. Die vielen Beiträge haben mich sehr sehr überrascht und geholfen zu erkennen, dass das Ganze mit Liebe nichts zu tun hat.
    Wie oft hatte ich mir diese Frage gestellt. endlich hatte ich eine Antwort gefunden. Dieser Teufelskreis hat auch mit der Liebe rein garnichts zu tun.
    Das war keine Beziehung/ kein Leben mehr wie ich es mir wünschte und das war der entscheidende Punkt für mich auszusteigen, auszuziehen.
    Ich bereue das nicht.
    Die räumliche Trennung gibt mir neuen Raum zu atmen. Ich fühle mich wie in eienr Höhle, die mir Sicherheit gibt. Und nach und nach verschwanden auch meine Gefühle zu ihm, denn aus der Distanz sieht dieser Mensch ganz anders aus als aus der Nähe.
    Ich habe viele Ängste überwunden und fühle mich jetzt viel stärker, viel sicherer.

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