Neuvorstellung : Wille

  • Hallo liebe Forumsteilnehmer,

    ich möchte und darf mich nun auch hier vorstellen. Heute ist Tag 10 ohne Alk und es geht mir sehr gut.

    Von mir kann ich folgendes erzählen:

    Ich bin 41 Jahre, verheiratet, 3 Kinder und berufstätig (selbständig). Ich bin behütet aufgewachsen und Alkohol war in unserer Familie nie ein Thema. Die Schule, Abi und Studium habe ich wie im Durchlauf erledigt. Ende der Schulzeit und während des Studiums war ich viel unterwegs, hatte viele Freunde und es wurde auch -teilweise auch viel - getrunken. Ich habe auch getrunken, jedoch hat der Alkohol mich nicht bestimmt. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wann, ob und wieviel ich trinken kann. Nach dem Studium habe ich sofort einen sehr guten Job bekommen und sehr viel gearbeitet. Ich war aber (noch) ein Gesellschaftskonsument und habe zu Hause nie Alkohol getrunken. Wobei ich auch damals schon mehr als andere (Frauen) getrunken habe. Ich konnte es nie verstehen, wie man den ganzen Abend an einem oder zwei Gläsern Wein nippen kann.

    Aus heutiger Sicht fing der schleichende Prozess damit an, dass ich in eine andere Stadt zog (weit weg von Freunden und Familie) und dort mein erstes Kind bekam. Ich kannte dort niemanden, hatte das Baby und ersetzte quasi das Weggehen durch abends telefonieren - mit Wein. Dies setzte sich fort, auch dann als die weiteren Kinder kamen (während der Schwangerschaft und eine Zeit danach hatte ich nicht getrunken). Mein Mann akzeptierte dies nicht - weil ich ja erst anfangen konnte, wenn die Kinder im Bett waren und ich telefonierte oft bis spät in die Nacht und trank. Damit er die Trinkmenge nicht merkte, fing ich an die Flaschen zu verstecken. Es ist nun sechs Jahre her, dass er sie das erste Mal fand. Ich verlagerte dann mein Trinken auf den frühen Nachmittag bis abend - in der blödsinnigen Hoffnung, dass er es nicht merkt. Es wurde immer schlimmer. Vor zwei Jahren und letztes Jahr legte ich zwei Trinkpausen (je ca. 6 Monate) ein, wobei ich nur dann nicht trank wenn er da war. Ich freute mich regelrecht darauf, einen Abend allein zu sein, da ich dann schön und ohne Kontrolle/Vorwürfe bereits ab Nachmittag saufen konnte. Ich wusste, dass mein Trinkverhalten nicht normal war - aber ich konnte (und wollte) es nicht lassen. Ich schob es immer darauf, dass ich ja nicht durfte und es deshalb verheimlichen musste. Mit der Zeit wurde mir klar, dass das nicht stimmt - aber da war es eigentlich schon zu spät. Der Alkohol macht fett und hässlich, aber das hielt mich auch nicht ab. Ich war im Oktober 2010 bei einer AA-Sitzung und habe mir trotzdem am Nachmittag meinen Alk gekauft. Mit dem Thema Alkoholismus hatte ich mich auseinandergesetzt, alle möglichen Bücher gelesen, aber ich wollte (noch) nicht. Auch als ich von Freunden und meiner Mutter angesprochen wurde, dass man das am Telefon hört, habe ich "reagiert" und die wichtigen Gespräche halt dann in der Zeit geführt, wenn ich (noch) nicht so betrunken war.

    Angefangen wirklich nachzudenken habe ich, als ich auswärtig auf einer Veranstaltung betrunken war und mir dies extrem peinlich war. Die Veranstaltung war abends und ich hatte schon ab Nachmittag getrunken und dort weitergemacht. Sonst war ich zwar auch angetrunken tagsüber unterwegs, aber ich glaubte stets, dass es niemand merkt. Nach weiteren zwei Wochen habe ich mich hier angemeldet und gehe es meiner Meinung nach nun richtig an. Ich kann es irgendwie nicht erklären, aber es hat Klick gemacht und ich nehme die Krankheit an und ernst.

    Ich bin wöchentlich bei einem Therapeuten, bin hier im Forum und möchte mir noch eine reale SHG suchen.

    Soviel ersteinmal von mir. Ich freue mich auf den Austausch mit Euch.

    Liebe Grüße
    Wille

    Wille2011

  • Hallo und willkommen,
    noch ein Neuling hier ;-))) Tipps und Ratschläge kann ich dir leider nicht geben, da ich selber noch am Anfang stehe (jetzt ca. 5 Monate trocken). Aber ich finde es gut, dass den Weg hier her gefunden hast und freue mich, auch von deinen Erfahrungen zu lesen. Zum Glück hast du die Einsicht noch ihne gesundheitliche Probleme bekommen. Die Peinlichkeiten wird man sich wohl bald nicht mehr erzählen, zumindest wenn du es nun schaffst. Ich drücke dir die Daumen.

    Mein Tipp mit der SHG Gruppe. Sprich vorher mal mit dem Gruppenleiter über deine Trinkgewohnheiten. Ich bin in einer gelandet, in der man meine Alkoholkrankheit eher bagatellisiert, da ich tagsüber nie getrunken habe und "nur" Bier trank... damit ist dir nicht geholfen.

    LG
    Bär

  • Hallo XXLBaer,

    herzlichen Dank für Deine Begrüßung. Diese Erfahrung hatte ich in der einen Sitzung, in der ich bislang war, auch gemacht. Ich hatte dort zwar gar nichts von mir erzählt, aber ich wurde ausdrücklich darauf angesprochen, wie gut ich denn aussehen würde und es wurde von den anderen berichtet, in welchem desolaten Zustand sie jeweils bei den ersten Sitzungen angekommen waren. Für mich war das damals klasse, weil ich ja dann wieder eine super Ausrede hatte - denn ich bin ja kein richtiger Alkoholiker. Darin bestärkt hat mich mein Umfeld (Vater, Mann), die auch sagten, ich sei ja nicht so eine. Das Bild des Penners und der Parkbank herrscht irgendwie noch vor. Ich konnte da mittlerweile ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, wobei ich mir da schon seltsam vorkomme. Aber das ist auch ein Teil meines "Klicks" - vorher habe ich solche Aussagen immer zum Anlass genommen, mir selbst vorzumachen, dass ich ja weitertrinken kann. Jetzt erkläre ich, dass und warum das nicht stimmt...

    Mein Hausarzt hat bei den Mengen, die ich trank (5 Tage die Woche, 1-2 Flaschen Wein) ohne zu zögern gesagt, dass ich Alkoholiker bin, ohne zu wissen, wann ich sie trinke. Viele andere machen das komischerweise an der Tageszeit fest. Abends ist das normal, tagsüber ist das schon irgendwe komisch.....


    Grüße
    Wille

    Wille2011

  • Hallo Wille,

    bitte schicke doch dem Admin eine p.n. so dass er deinen Beitrag ins geschützte, erweiterte Forum verschiebt; oder willst du doch lieber im offenen Bereich bleiben ?

  • Hallo Wille,

    deine Geschichte kommt mir in Auszügen sehr bekannt vor, vorallem was das Trinken, wenn die Kinder im Bett sind und das Telefonieren anbelangt.
    Ich weiß noch genau, wie ich das Nicht-Weggehen-Können mit zwei kleinen Babies zu Hause durch allabendliches Trinken kompensiert habe, und gleichzeitig aber immer Schuldgefühle und Wut hatte, nun nicht mehr durch Gesellschaftstrinken eine (scheinbare) Legitimation zu haben.

    Hast du denn jetzt irgendein Ritual oder ähnliches, mit dem du den vorherigen Ablauf ersetzt? Nach ca. 2-3 Wochen des Trockenseins war es abends sehr schwierig für, da mich die Situation "Kinder-im-Bett" immer sehr triggerte. Mittlerweile denke ich fast gar nicht mehr daran, da ich mich wieder darüber freuen kann, noch ein paar Stunden vor dem Schlafen meine Zeit sinnvoll füllen zu können.

    Habe gerade auch den Antrag für den erweiterten Bereich abgeschickt und freue mich auch schon auf den Ausstausch dort.

    LG
    Clara.

  • Hallo Clara,

    tja - ich habe mich ja dann, nachdem es abends wegen des Trinkens immer zu viel Stress gab, auf den frühen Nachmittag bis Abend verlegt. Ich hatte dann am Abend mein Pensum schon. Jahrelang habe ich geglaubt, es merkt keiner. Wie dumm, dumm, dumm.

    Noch geht es bei mir ganz gut, die Situationen bwz. den üblichen Trinkbeginn zu überbrücken. Aber ich bin auch erst bei Tag 10.

    Hoffentlich hören wir bald mehr voneinander.

    Liebe Grüße

    Wille

    Wille2011

  • Zitat von wille2011

    Hallo Wlle,


    Wille

    darf ich dich "Willi" nennen ? Dann darfst du mich auch "Wlle" nennen
    :mrgreen:

  • Hallo Mutig,
    offensichtlich denke ich zur Zeit nur an mich....

    'Tschuldigung !!!!! Du darfst mich aber gerne Willi nennen, klingt auch gut.

    Bis bald !

    Wille

    Wille2011

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