Hallo Borderlolli,
Ich habe ein wenig hin und her überlegt, dir zu antworten, und tue es nun, indem ich mich Linde zuerst einmal ganz deutlich anschließe: du solltest dringend mit (d)einem Therapeuten über deine jetzige Situation sprechen. Auch bei einer Suchtberatungsstelle kannst du Hilfe erhalten, sowohl was deine Position als Partnerin eines Alkoholikers anbelangt, als auch bezüglich deines eigenen Konsums, der ja, wie du schreibst, momentan nicht vorhanden ist, was sich aber durchaus ändern kann.
Ich gebe dir auch den Rat: Lies viel hier im Forum, lies in den Bereichen für Alkoholiker, und eben auch hier bei den Angehörigen, du wirst feststellen, dass viele Geschichten, vorallem bei den Co-Abhängigen, sich sehr ähneln.
Ich selbst habe lange Zeit ein völlig verqueres Bild davon gehabt, was es bedeutet, co-abhängig zu sein, und bin erst nach und nach darauf gekommen, dass diese Strukturen durchaus bei mir vorhanden waren - auch wenn ich ebenso wie du gesagt habe: Ich weiß, dass ich kaum etwas tun kann.
Ich bin selbst Borderlinerin, und auch trockene Alkoholikerin. Ich war in nahezu der selben Situation wie du, mit dem einzigen Unterschied, dass ich 24, und nicht 21 war, als meine Beziehung zu einem ebenfalls 50-jährigen Alkoholiker begann.
Ich bin die Beziehung eingegangen, weil ich damals nicht in der Lage war, zwischen meiner Persönlichkeitsstörung, meinem eigenen Alkoholismus und der Neigung, destruktive Beziehungen zu ebenfalls Alkoholabhängigen einzugehen, differenzieren konnte. Natürlich sind dies Aspekte der BPS, aber ich wünschte mir im Nachhinein, ich hätte mein ohnehin chaotisches Leben nicht durch diese Beziehung an den Rand des Aushaltbaren gebracht.
Wie kommt es denn, dass du erst jetzt weißt, dass er Alkoholiker ist? Hat er es bisher verheimlicht oder bist du erst jetzt darauf gekommen, dass sein Konsum, so wie er ist, problematisch ist?
Ich tue mich ein bisschen schwer, dir die Ratschläge zu geben, die eigentlich auf der Hand liegen. Du sagst selbst, du hältst die Situation so nicht mehr aus. Du kannst ihm seine Entscheidung nicht abnehmen, sie nicht für ihn treffen. Nur er kann an seinem Leben etwas ändern.
Genau wie auch du nur für dich entscheiden kannst, was du aushalten willst.
Ich bin nach dem Ende meiner Beziehung sehr an den aus der Trennung resultierenden Einsichten gewachsen, weil ich vielleicht zum ersten Mal überhaupt für mich selbst bestimmen konnte, wie weit meine Kraft reicht, und wie ich mich abgrenzen kann, dass ich auf mich selber achten muss.
LG
Clara