• Hallo uwe,

    Zitat

    Sicher waren auch bei mir die Ursachen vielfältig (multikonditionalen Ätiologie), jedoch halte ich eine erblich bedingte Anlage (genetische Disposition) für zweifelhaft. Sehr glaubhaft hat mir mal ein Biologe erläutert, dass durch die eingeschränkte Zeugungsfähigkeit (Impotenz), sich das Thema Sucht/Depression geschichtlich (evolutionär) schon selbst erledigt hätte. Das macht es für mich zumindest weit erträglicher, wenn mir diese „Entschuldigung“ wegfällt – hat es nun doch etwas mit mir zu tun.

    ich bin zu radikaler Selbstverantwortung erzogen oder "sozialisiert", insoweit hat sich mir die Frage nach dem GEN usw. nie gestellt.
    Ich trank, weil ich trinken wollte.
    Ich lebe abstinent, weil es genug war.
    Wenn ich wieder trinken möchten sollte - na Du weisst schon - so tue ich das und übernehme die Verantwortung für ALLE Folgen.

    LG Jürgen

  • glück auf uwe

    Zitat von uwe.rothaemel

    Einmal ist mir die Furcht oder Angst über Euphorie suspekt – Ich genieße diese Phasen

    euphorie is ne feine sache und hat m.e. n riiesen "heilungspotential" - gefährlich wirds, wenn die euphorie plötzlich und unerwartet aufhört.
    deshalb weise ich gerne drauf hin, dass sie aufhören wird.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Uwe, hallo Matthias,

    Zitat

    euphorie is ne feine sache und hat m.e. n riiesen "heilungspotential" - gefährlich wirds, wenn die euphorie plötzlich und unerwartet aufhört.
    deshalb weise ich gerne drauf hin, dass sie aufhören wird.

    ich meine nur die Euphorie über Abstinenz an sich.
    Ich habe ( und oder erlaube ) mir weder ausgeprägte Trauer oder Selbstmitleid über meine Trinkphase und auch keine Euphorie über meine Abstinenzphase.

    Das ist die Euphorie, die am Anfang auftrat, wenn ich an der Kasse am Supermarkt den Säufer vor mir seine Flasche auf das Band legen sah und dachte "ha, das arme Schwein, Du hast das hinter Dir, Du bist schlauer ..."
    Heute denke ich gar nichts mehr zu der Angelegenheit. Wenn ich sowas mal sehen sollte, dann sehe ich eine Flasche, einen Menschen und mache mir keine Gedanken mehr über ihn und mich.
    Das ist die Euphorie, die am Anfang auftrat, wenn ich zufällig bei einem Konzert o.ä. in eine Menge von Menschen - vielleicht sogar Bekannte - geriet, die sich kräftig "Alkohol verabreichten". Und ich dachte: "ha, die armen Teufel, die müssen das noch tun, ich habe das hinter mir ..."
    Heute denke ich weder über deren Leben nach, noch erlaube ich mir zu denken, dass ich es für immer hinter mir habe.
    Ich weiss nur, dass ich es nicht mehr möchte und tue viel dafür, dass ich es nicht mehr muss.

    Freude, ggf. Euphorie darüber, dass ich ein schönes Leben habe, erlaube ich mir jeden Tag. Hat aber nichts unmittelbar mit Alkohol zu tun, sondern mit einem schönen Spaziergang mit Hund bei Sonnenschein, mit wachsender finanzieller Unabhängigkeit und der Freiheit, meine eigenen Lebensvorstellungen unabhängig von finanziellen Zwängen zu verwirklichen. Freude, dass ich lebe. Freude, daß ich vergleichsweise gesund bin. Freude, dass ich Menschen habe, mit denen ich reden kann. Freude, dass ich Dach überm Kopf, Wärme, zu Essen habe und um mein Überleben nicht täglich kämpfen muss.

    LG Jürgen

  • Hallo Matthias
    Was soll ein Gefühl, wie zum Beispiel überschwängliche Freude oder auch tiefe Trauer denn anderes machen, als plötzlich aufzutreten und auch ebenso abrupt zu verschwinden. Es liegt in der Natur einer Emotion nicht steuerbar zu sein. Erst wenn sie unbegründet ist und dauerhaft meine Lebensweise beeinträchtigt, werde ich mir Sorgen machen.
    Im ersten Fall - gegenstandsloser, beständiger Glücksgefühle-, bin ich vermutlich verblödet. Eine Reflexion wird dann schwierig bis unmöglich (die Ohrfeige eines guten Freundes kann mir dann gegebenenfalls noch helfen). Im zweiten Szenario - überflüssiger, regelmäßiger Kummer -, ist das Aufsuchen desselben Freundes notwendig (dann wünsch ich mir lediglich eine andere Behandlung des Dilemmas).
    Anmerkung: Bedenken sie, solange sie selbst in der Lage sind zu reagieren, befeuern sie beim Besuch einer Praxis, lediglich die Glücksgefühle ihres Arztes oder Apothekers.
    Gruß - Uwe

  • Hallo Uwe,

    Zitat

    Was soll ein Gefühl, wie zum Beispiel überschwängliche Freude oder auch tiefe Trauer denn anderes machen, als plötzlich aufzutreten und auch ebenso abrupt zu verschwinden.

    Gefühle sind (in Massen) auch kontrollierbar bzw. steuerbar.
    Es ist eine falsche Annahme, dass Gefühle nicht beeinflusst werden können - siehe positives Denken versus negatives Denken.
    Denken beeinflusst Gefühle.

    LG Jürgen

  • Jürgen, ich denke, dass das verschiedene Aspekte sind. Natürlich kann ich mit meinen Gefühlen etwas machen auch beeinflussen. Nach ihrer Entstehung. Neben dem einfach auch mal-zulassen-können oder aushalten und annehmen, kann ich damit versuchen umzugehen oder sie verdrängen, verleugnen, verstärken, verstecken, verharmlosen, vernachlässigen, verschieben und auch verurteilen, etc … aber ablegen - ohne mit ihnen Leben wird mir nicht möglich sein.
    Sie machen mich erst zum Menschen. Und das Bewusstmachen, Benennen und Einordnen vielleicht zu einem anderen. Darauf wollte ich hinaus.
    Gruß – Uwe. Bis Sonntag bin ich jetzt wieder off-Line – ich fahr mal ins „Ländle“.

  • Hallo uwe,

    und ich wollte darauf hinaus, dass ich beeinflussen kann - durch mein Denken - welche Gefühle in Zukunft entstehen werden.
    Dafür reflektiere ich natürlich in der Vergangenheit Erlebtes.
    Ich kann steuern, dass mir "Euphorie" hinter dem Mann an der Supermarktkasse - siehe mein Beispiel - nicht mehr kommt ...

    LG Jürgen

  • Was ich wollen will…?

    „Bei meiner Anmeldung hatte ich mir gedacht ein wenig rum zu lesen, ein paar „schlaue“ Kommentare abzugeben und dass war`s dann. Das ist zu wenig und sind nur vorgeschobene Gründe. Ein wahrer Anlass ist wohl mehr, dass es mir sehr schwer fällt, eigene Bedürfnisse zu erkennen, auszudrücken und gewissermaßen auch einzufordern. In der Theorie klingt dies einfach, doch in der Praxis scheitere ich gewohnheitsmäßig daran.“
    Mit diesen Worten habe ich vor fast zwei Jahren diesen Thread eröffnet. Und es hat sich einiges geändert. Vor allen Dingen trifft der kursive Text nicht mehr zu. Somit ist die Fragestellung in der Überschrift des Fadens gewissermaßen hinfällig.
    Und es ist der Grund für ein nunmehr lediglich sporadisches Vorbeischauen in diesem Forum.
    Weil ich mir die obige Frage zu einem großen Teil beantwortet habe, hat sich mein Leben in dem vergangenen Jahr doch stark verbessert. Es musste dafür zwar nochmals (mit der x-ten Operation am Hüftgelenk) eine gefühlte Krise den Ausschlag geben, doch dies ist nichts wirklich verwunderliches, um Veränderungen herbeizuführen.
    Viele neue Menschen begleiten nunmehr meinen Weg. Und ich habe es zugelassen und selbst forciert.
    Meinem neuem Berufsbild steht nichts mehr im Weg – und das liegt daran, dass ich mich darum bemüht habe.
    Die Schwierigkeiten, die damit auch verbunden waren, das gelegentliche „Auf und Ab“ der Gefühle zwischen Zweifel und Hoffen, konnte ich durch ein unbedingtes Wollen und dem realistischen Einschätzen von meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, gut kompensieren.
    Als ich mit dem Jammern aufhörte, das Anklagen über die vermeintlich müßigen Umstände keinen Ansprechpartner mehr hatte und ich mich auf meine individuellen Stärken und tatsächlichen Anliegen konzentriert habe, war es fast ein Selbstläufer. Es hat was mit einem selbstbestimmten Auftreten zu tun. Dazu gehört das Vertrauen in mich und eben auch in die Anderen. Und dazu gehören die Einsicht und die Umsetzung von dem, was Eigenverantwortung bedeutet. Kein anderer wird mein Leben leben – und ich will mein eigenes Leben leben.
    „Was will ich nicht?“, war lange Bestandteil meines Denkens. Erst als ich begann, mich um die Frage zu kümmern: „Was will ich?“, entstand eine (erst vage) Vorstellung von dem, was wahrscheinlich ist. Und als ich die Wahrscheinlichkeit für mich formuliert habe, ergab sich auch die Möglichkeit.
    Das hat sich vor fünfeinhalb Jahren beim Verlassen der Langzeittherapie genauso bewahrheitet, wie jetzt, wo ich mich für drei Jahre in Heidelberg auf die Schulbank begebe. (Erziehung, Soziales und Gesundheit – gar nicht so weit weg vom Kellner ;-)).
    Ich mag es so, wie es ist – und beruhigend und bezaubernd ist dabei die Erkenntnis, dass es so ist, weil ich es so gewollt habe.
    Gruß – Uwe.

  • glück auf uwe

    Zitat von uwe.rothaemel

    Ich mag es so, wie es ist – und beruhigend und bezaubernd ist dabei die Erkenntnis, dass es so ist, weil ich es so gewollt habe.

    sooooooo schön. :wink:

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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