Ich lebe seit 11 Jahren...

  • Hallo Ihr Lieben,

    ehe ich in irgendeinen Thread etwas hineinposte möchte ich es nicht versäumen mich hier "öffentlich" vorzustellen.
    Der sogenannte "Vorstellungsthread" iss ja nur für die User des erweitererten Forenzugangs ersichtlich.

    Also, um es kurz zu machen; ich bin 49 Jahre jung, weiblich und seit gut 11 Jahren trocken.

    Das Trockensein kam nicht von heute auf morgen, sondern nahm eine gewisse Zeit - nämlich insgesamt 3 jahre - sprich 3 stationäre Entziehung - verbunden mit den dazugehörigen 2 Rückfällen - in Anspruch.

    Danach war ich ca. 1 Jahr in einer ambulanten Selbsthilfegruppe verbunden mit einer 4wöchigen stationären Therapie.

    Mir geht es körperlich sehr gut (bis auf die "altersbedingten" Wehwehchen wie Kreuzweh ect. ;9 ) und ich finde, wir sollten dankbar sein eine Krankheit zu haben, die wir selbst regeln können.
    Andere, z.B. Zuckerkranke, können das nicht, bzw. könnten es schon, aber Insulin spritzen iss ja so einfach. Bitte nicht falsch verstehen!

    Ich würde sehr gern meine Erfahrungen im Forum hier mit einbringen, Fragen versuchen zu beantworten - oder einfach nur zuhören, sprich mitlesen.

    Ich wünsche Euch allen einen positiven Verlauf der Krankheit und ansonsten - man liest sich :lol:

    *** Mach Fehler ***
    * und lerne daraus *

  • Huhu KaffeeBase,

    na dann heisse ich Dich hier im Forum ganz herzlich willkommen!! Schön, dass Du hier bist. :D

    Freu mich von Dir zu lesen.

    Liebe Grüsse, liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo KaffeeBase und herzlich Wilkommen!

    Zitat von KaffeeBase

    und ich finde, wir sollten dankbar sein eine Krankheit zu haben, die wir selbst regeln können.


    Find ich ja eine wirklich tolle neue Ansicht! Du hast recht... mir ist keine tödliche Krankheit auf der Welt bekannt, in welcher man selber den Ausgang bestimmen kann.

    Mich würde interessieren, sofern es dir nicht zu öffentlich ist, was dein persönlicher Tiefpunkt war und warum du deine zwei Rückfälle als dazugehörig definierst.

    LG Leo

  • Liv und Leopold,

    danke für die netten Willkommensworte :)

    Zitat von Leopold79

    Mich würde interessieren, sofern es dir nicht zu öffentlich ist, was dein persönlicher Tiefpunkt war und warum du deine zwei Rückfälle als dazugehörig definierst.

    LG Leo


    Es ist mir keineswegs zu öffentlich - sonst wär ich ja nicht hier ;)
    Die beiden "dazugehörigen" Rückfälle bezogen sich auf die insgesamt 3 Entziehungen. Ergo - ohne die Rückfälle wären auch nicht mehrere Entziehungen notwendig gewesen ;)

    Allerdings, ich muß überlegen wie ich es ausdrücke :roll:

    Eigentlich waren sie nicht nur Voraussetzung für die Entziehungen - nein - vielmehr waren sie, für mich, notwendig um zu begreifen; ich kann nicht kontrolliert trinken.
    Beim 1. Mal dachte ich, es war der 30jährige Birthday einer Freundin und Rosenmontag dazu; nur heute!
    Beim 2. Mal, es war Karfreitag, - es gab Forelle blau - die wird mit Wein beträufelt, dachte ich; und ich kann doch kontrolliert trinken.

    ES GING NICHT!!!

    Die Frage nach meinem persönlichen Tiefpunkt:
    Ich konnte einfach nicht mehr. Ich war körperlich abhängig, meine Gedanken waren - wie mir schien - klar. Jedoch; der Geist ist willig - das Fleisch ist schwach. Ich wußte; wenn ich so weitermache - iss bald endgültig Feierabend. Konnte aber irgendwie nicht aufhören - spätestens wenn die Entzugserscheinungen wie zittern, Schwindel, Würgereiz kamen, gab ich nach. Und dann diese immerwährenden Besorgungsnöte. Für wie lange reicht mein Vorrat. Muß ich heut noch raus? Auto fahren?
    Ich hatte tausend Schutzengel bis dahin - ich hatte das Gefühl - die Geduld meiner Schutzengel war aufgebraucht.

    Mein Hausarzt hat mir in allen 3 Fällen geholfen. Ein Anruf genügte und er war da.
    Er war sehr verständnisvoll und hat mir innerhalb ein paar Stunden den nötigen Platz in der Klinik besorgt. OHNE mir VORWÜRFE gemacht zu haben!

    Der Gedanke, die endgültige Entscheidung, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und die Nummer meines Arztes zu wählen, die kam innerhalb von Sekundenbruchteilen. Und wenn ich diesen Gedankenblitz nicht sofort ausführte, war er wieder verschwunden. Jedes Mal!
    Gott sei Dank war ich mit meinem Handeln letztendlich schnell genug :)

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  • Zitat von KaffeeBase

    Die beiden "dazugehörigen" Rückfälle bezogen sich auf die insgesamt 3 Entziehungen. Ergo - ohne die Rückfälle wären auch nicht mehrere Entziehungen notwendig gewesen ;)

    :idea: völlig anders verstanden.... danke für die Erläuterung.

    Als ich die Schilderung deines Tiefpunktes las, hatte ich das Gefühl, die Worte meiner Mutter (letzten Monat 18J Trocken) zu lesen. Es ist bemerkenswert, dass du diese Gedankenblitze in Bruchteilen von Sekunden... und vor allem in der kritischen Phase der Abhängigkeit erkannt hast und vor allem genutzt hast!
    Schön, dass du dich fürs Leben entschieden hast!

    Ich würde mich sehr freuen hier noch so manches von dir zu lesen!

    LG Leo


    :D

  • Zitat von Leopold79

    :idea: völlig anders verstanden.... danke für die Erläuterung.
    :D

    Deine Frage hat mich wieder zum Überlegen gebracht - und schlußendlich folgere ich; diese Rückfälle waren 1. nicht nur nötig um auch die entsprechenden Entgiftungen zu machen, sondern - und vor allem viel wichtiger die 2. Erklärung, nämlich die Erkenntnis:
    ICH KANN NICHT KONTROLLIERT TRINKEN! BASTA

    Ergo, ich brauchte diese beiden Rückfälle - irgendwie :?

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  • Zitat von KaffeeBase

    diese Rückfälle waren 1. nicht nur nötig um auch die entsprechenden Entgiftungen zu machen, sondern - und vor allem viel wichtiger die 2. Erklärung, nämlich die Erkenntnis

    Diesen Punkt der Erkenntnis kann ich absolut nachempfinden.

    Wenn man von "alten Hasen" hier spricht, würd ich mich als ein "Küken" bezeichnen.
    Seit ein einhalb Monaten trinke ich nicht mehr. Habe in dieser Zeit so viel Hilfe ich konnte angenommen.
    Ich fühle mich gut! Ich bin an einem wichtigen Punkt....
    Aber dort hingekommen bin ich durch einen Autounfall im volltrunkenen Zustand.
    Wie oft hab ich mir jetzt gewünscht, dass ich diese Einsicht ohne diesen Vorfall jetzt hätte....
    wie gut könnte es mir gehen ohne Angst um meinen Job, meinen Führerschein und mit Auto...

    ...ich wäre ohne diesen Vorfall nicht an dem jetzigen Punkt...das ist meine Erkenntnis!

    Alles was uns hilft unser leben lang Trocken zu bleiben, muss irgendwo etwas Positives haben....

    Zitat von KaffeeBase

    nämlich die Erkenntnis:
    ICH KANN NICHT KONTROLLIERT TRINKEN! BASTA


    LG Leo

  • glück auf KaffeeBase

    Zitat von KaffeeBase

    Danach war ich ca. 1 Jahr in einer ambulanten Selbsthilfegruppe verbunden mit einer 4wöchigen stationären Therapie.

    du warst nur 1 jahr in ner gruppe?

    schön, das du da bist dein thread verspricht interessant zu werden.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von Leopold79


    Alles was uns hilft unser leben lang Trocken zu bleiben, muss irgendwo etwas Positives haben....

    LG Leo

    Genau so sehe ich das auch!


    Hallo Matthias,
    danke für die Willkommensgrüße :)

    Zitat von silberkralle

    du warst nur 1 jahr in ner gruppe?

    Ja, mehr gab die KK nicht her.
    Ich sollte wohl noch dazuschreiben;
    Ich lebe in einem stabilen sozialen Umfeld, heißt; mit meinem Mann und unseren beiden, mittlerweile erwachsenen Kindern. Ich hatte/habe keine finanziellen Probleme und war/bin weiterhin in meinem Job tätig.
    Meine Familie, unsere Freunde und Bekannten standen hinter mir.

    Als ich anfing zu trinken, genauen Zeitpunkt kann ich - wie viele - nicht mehr erkennen, war ich - so glaube ich zumindest - eher der Alpha-Typ (Erleichterungstrinker) - und als ich mich soweit gefestigt hatte - war es bereits zu spät und ich war körperlich abhängig. Also, nach Jellinek ein Delta-Typ (Spiegeltrinker, Alkoholiker).

    Somit kommen wir wieder zu Leo´s Aussage: "Alles was uns hilft unser leben lang Trocken zu bleiben, muss irgendwo etwas Positives haben.... "

    Will sagen; wer weiß, wo ich gelandet wäre, hätte ich nicht getrunken. Hört sich hart an, aber evtl. wäre ich in tiefe Depressionen versunken ect.

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  • glück auf KaffeeBase

    Zitat

    du warst nur 1 jahr in ner gruppe?
    Ja, mehr gab die KK nicht her.

    ? wenn ich mich nicht sehr irre, ist bei uns die shg kostenlos?

    Zitat von KaffeeBase

    Ich lebe in einem stabilen sozialen Umfeld, heißt; mit meinem Mann und unseren beiden, mittlerweile erwachsenen Kindern. Ich hatte/habe keine finanziellen Probleme und war/bin weiterhin in meinem Job tätig.
    Meine Familie, unsere Freunde und Bekannten standen hinter mir.

    da freu ich mich mit dir, dass du trotzdem deinen "persönlichen tiefpunkt" erleben durftest.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Moin Silberkralle,

    ja ich weiß, diese SHG ist kostenlos. Aber "damals" wir reden über das Jahr 2000, wars noch ned so mit Internet.

    Ich hab mir zu dieser Zeit alle Bücher, die es über Alkohol gab,
    bzw. die von Alkoholismus oder Alkoholikern handelten, besorgt
    und in mich reingelesen, ja verschlungen.
    Das war mir ein tiefes Bedürfnis!

    Gerade eben kam das Buch "Ich fang noch mal zu leben an"
    von Diana Beate Hellmann raus. Ich konnte mich in dem Buch
    lesen. Da waren so viele Gemeinsamkeiten, hätte ich diese
    gemeinsamen Stellen markiert, wären nicht mehr viele weiße
    Stellen übrig.

    Zitat von silberkralle

    da freu ich mich mit dir, dass du trotzdem deinen "persönlichen tiefpunkt" erleben durftest.

    Das ich in einem stabilen Umfeld gelebt hab, heißt ja nicht zwangs-
    läufig, das bei uns alles Friede, Freude, Eierkuchen war.
    Ich lebte da so nebenbei, in meiner eigenen Welt. War froh, wenn
    ich meine Ruhe hatte und nix von der Welt da draußen mit bekam.
    Klar, ich bin morgens aufgestanden, hab die Kinder geweckt, in die
    Schule gebracht, Betten gemacht, gewaschen, gebügelt, gekocht
    und meine Arbeit nebenbei auch noch...
    Ich war halt ne Spiegeltrinkerin. Außen hui - innen pfui!

    Und ja, natürlich merkte meine Familie was mit mir los war. So ganz
    verheimlichen kann man das ja nicht. Und sie sprachen mich auch
    alle darauf an. Mein Mann leerte mir mehr als einmal die "gefundene"
    Flasche aus und füllte sie mit Essigwasser. Egal - ich hatte ja Vorrat.

    Bloß, auf einmal ging das alles nicht mehr. Ich täuschte Krankheiten
    wie Grippe vor um einfach nur im Bett zu bleiben.
    Wußte selbst, wenn ich einkaufen gehe, die Leute sehen es mir an.
    Und irgendwann ging das halt alles nicht mehr.
    Ich wurde wirklich körperlich krank. Nicht wie ne Grippe jetzt, aber
    ich war kraft- und antriebslos. Das "meistern" des Tagespensums
    funktionierte auch nicht mehr so wie ich es gern gehabt hätte.

    Bis dieser Gedankenblitz kam und mich innerhalb Sekunden zum
    Telefonhörer greifen lies um meinen Arzt anzurufen, der dann alles
    weitere für mich regelte.

    Und mit meiner Abstinenz wurde ich wieder lebendig. Heißt; ich, wir
    unternahmen sehr viel. Ich hatte ja sooo viel nachzuholen.
    In meiner "aktiven" Zeit bestimmte der Alkohol meine Termine!
    Übrigens; "Termine" - ich versuchte alles, um Terminen aus dem
    Weg zu gehen. Hab auch Freunde, denen ich z.B. versprochen hatte,
    sie auf den Flughafen zu bringen, also wichtige Dinge, hängen lassen.
    Sprich, mit Ausreden abgesagt. Und das in so ziemlich letzter Minute.

    Ich erinnere mich; Ich hab mein Büro für mich allein. Bedeutet;
    ich konnte trinken wann mir danach war. Aber - wir hatten
    ne Lohnprüfung von der RV, da musste ich ja anwesend sein.
    Ich hab sogar in deren Anwesenheit meinen Martini, ich war
    hauptsächlich ne Vermutsschwester, "heimlich" in mich rein
    gegossen. Keine Ahnung, ob mich die Prüferin dabei beobachtet,
    bzw. ob sie was gemerkt hat.

    War ich früher froh wenn alle aus dem Haus waren - ich hatte sie
    ("sie" = meine Familie) fast genötigt doch "gemeinsam" was zu
    unternehmen, denn dann war ich alleine und hatte meine Ruhe,
    konnte trinken ohne mich heimlich in die "Vorratskammer" zu
    schleichen - so war mein Terminplan jetzt mit Aktivitäten voll.

    "Ich fing nochmal zu leben an!"

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