Wie geht es "nach ihm" weiter?

  • Hallo Forenmitglieder,

    vor einem dreiviertel Jahr fand ich in dieses Forum. "Relativ schnell" schaffte ich es mich von meinem XY entgültig zu trennen. Jetzt ist es ein halbes Jahr her, eine Wohnung ein paar Ortschaften weiter ist gefunden, eine Ausbildung hab ich begonnnen und doch spüre ich, ích bin noch nicht am Ziel. Ich wache nachts auf, träume von ihm. Vermiss ihn und wünsch ihn weit weg zugleich. Hab Angst wenn ein Firmenlkw oder Auto durchfährt, das ähnelt. Erlebe Horrornächte und wache fiebrig auf.... Es ist so viel, was mein Leben noch bestimmt.
    Schlussendlich hab ich mich nun bei einer Psychologischen Beratungsstelle angemeldet. Mittels mehrerer Sitzungen versuch ich dort mit einem Berater rauszufinden was genau in mir los/kaputt ist und werde wohl eine Therapie beantragen...auch wenn mir das nicht ganz geheuer ist....

    Mich würde interessieren, wie es bei euch "nach ihm/ihr" ablief...wie geht es euch heute? Vergisst man das jemals bzw. kann man irgendwann normal durch den Alltag gehen?


    Liebe Grüße und danke,

    habangst

  • Hallo habangst,

    man kann wieder normal durch den Alltag gehen. Nur dauert es bei jedem unterschiedlich lang. Ich habe etwa anderthalb Jahre gebraucht, ihn nicht mehr zu vermissen, trotz der fiesen Behandlung seinerseits.

    Vergessen wird man es wohl nie, aber damit klarkommen und akzeptieren, daß es gewesen ist und die Konsequenzen daraus ziehen.

    Daß Du zu einer psychologischen Beratung gehst und eine Therapie in Erwägung ziehst, ist gut. Aber warum ist Dir das nicht geheuer? Traust Du dem ganzen nicht, weil Du nicht wirklich an eine Hilfe glaubst oder hast Du Angst etwas in Dir zu entdecken, was "unheimlich" sein könnte?

    lg inga

  • Hallo Inga, danke für deine liebe Antwort.

    lange zeit 1,5 jahre...aber du hast es geschafft. JA das mit dem vermissen kann ich auch nachvollziehen....

    Ich habe gemischte Gefühle weil ich angst habe, dass alles wieder hochkommt. Ich hab alles eingeschlossen und es dringen nur selten gefühle hoch.... vor zwei wochen hatte ich meinen ersten termin. Hab kaum was rausbekommen anfangs, dann gings gut...konnte ihr aber nicht in die augen schauen- denn dann hab ich sofort geweint....am nächsten tag bauchkrämpfe und wohl auch fieber gehabt. Mein arzt hat mich dann krankgeschrieben gegen meinen willen...ich mag meine ausbildung nicht verlieren, aber ich kann so nicht mehr. Auch jetzt versuch ich nicht zu weinen, dann kann ich nicht mehr aufhörn geschweige denn schlafen....denn das erinnert mich am meisten an die zeit...

    Hast du es ohne Hilfe geschafft?

  • Hallo habangst,

    das mit der Krankschreibung war schon richtig. Sich mit aller Macht zur Arbeit/Ausbildung zu schleppen bringt nichts, Deine Ausbilder merken ganz genau, ob Du wirklich krank bist oder nicht.

    Ich hab anfangs viel geheult. Wenn ich hier in den Berichten etwas gefunden hatte, was ich ebenfalls erlebt hatte, habe ich geheult. Tränen zurückhalten bringt nichts, laß sie laufen. Sie werden weniger, sie werden trocknen - dann siehst Du auch Licht, wohin Du gehen kannst.

    Meine Hilfe war hier - lesen, lesen, lesen, manchmal auch schreiben, mehr lesen als schreiben und ganz viel grübeln und nachdenken. Irgendwann konnte ich handeln, erst die Trennung, damit verbunden die Trauer und dann die Suche nach der Ursache, weshalb ich immer wieder an solche Partner geraten bin, nun das Aufarbeiten um zukünftige Bruchlandungen meinerseits zu verhindern.
    Psychologische Hilfe oder überhaupt ärztliche Hilfe gibt es in meinem Ort nicht, nur viele viele Kilometer weit entfernt. Alleinerziehend, berufstätig auch wenn Zeiten der Arbeitslosigkeit dazwischen sind, Hunde, Haus und Garten - da versucht man (ich) erst einmal andere Wege zu gehen um sich zu helfen.

    Ich wünsche Dir noch eine gute (restliche) Nacht

    lg inga

  • Hallo!
    Ich denke, Du solltest sehr vorsichitg mit Dir selber umgehen. Du bist jetzt sehr verletzlich und vielleicht ist es besser, wenn Du Dir mehr Zeit läßt mit der Auseinandersetzung. Hier zu lesen tut meist gut, birgt aber auch die Gefahr, dass alte Wunden aufgebrochen werden oder zu viel bewußt wird, dass man damit nicht mehr umgehen kann. Das ist neben Deiner Ausbildung natürlich eine gewaltige Belastung. Ich empfehle Dir daher mal ganz bewußt nur an bestimmten Tagen Dich mit dem Thema Coabhängigkeit auseinanderzusetzen. Nicht alles auf einmal.
    Du wirst sicher ohnehin einige Zeit brauchen um Deine Vergangenheit zu bewältigen. Aber das ist vollkommen normal. Keiner von uns hat eine schalter, den man einfach nur umdrücken muss. Versuche Dir im Moment viel Gutes zu tun, zu entspannen und Dich auf neues freuen.
    Stell Dir vor, wie es war, als Du noch ein Kind warst oder schau Dir andere kleine Kinder an. Man kann einiges von ihnen lernen. Sie sind so unbefangen, so kreativ und können sich noch über die kleinen Dinge freuen. Da fließen auch mal Tränen. aber sie lassen es auch zu sich schnell wieder zu trösten oder abzulenken.
    Und genau das versuche mal. schau Dir Dein inneres Kind mal an. Stell Dir vor, dass Du damit redest usw. Erlaube Dir auch mal einfach wieder kindlich, albern , unbefangen etc zu sein. Das kann wirklich gut tun.
    Es muß sichnicht immer alles um den Partner oder Ex drehen. Es gibt so viele andere menschen, die Dir im Leben was geben können. Oder auch Tiere, Pflanzen. Genieße es einfach.

  • Liebe habangst,

    meine endgültige Trennung war vor sieben Monaten. Auch ich träume ab und zu immer noch von IHM, auch meine Gedanken kehren zu ihm, die Traurigkeit kommt zurück, die Enttäuschung, ach einfach alles...und dennoch..es wird besser...immer besser.
    Wichtig ist, dass Du Geduld mit Dir selbst hast und sanft mit Dir umgehst.
    Die Ablösung, Verarbeitung erfolgt in kleinen Schritten.
    Ich habe versucht zu akzeptieren, dass die Geschichte mit XY nun eben ein Teil von mir ist, mit dem ich leben muss - auch die Gedanken und Träume dazu. Wenn Sie hochkommen, lasse ich sie in und an mir vorbeiziehen und wende mich danach wieder aktiv "meinem" Leben zu.
    Anfangs hatte ich die Erwartung, dass ich das alles komplett verdrängen und wegstecken kann. Das hat nicht funktioniert. Die Trauer zuzulassen ist wichtig, auch losheulen und gefrustet sein. Danach geht es wieder ein Stückchen weiter und aufwärts :) Und Du hast professionelle Begleitung, die Dich auf Deinem Weg unterstützt, es ist ein Weg und keine punktuelle Sache. Ein großes Stück hast Du schon geschafft, gib nicht auf, es lohnt sich...wirklich...!!!!
    Und dann änderst Du Deinen Namen von habangst in "angstfrei" oder noch besser "habsgeschafft" :)
    Alles Liebe von Hanna

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