Nach Entgiftung - Frust und Enttäuschung statt neuem Mut

  • Hallo sigismunde,

    willkommen im Forum! Habe Deinen Beitrag schon vorher gelesen, komme aber erst jetzt dazu, Dir zu antworten.

    Deine Situation kann ich sehr gut nachempfinden, da es mir ähnlich geht. Mit alkoholkrankem Mann, Kleinkind und Vollzeitjob fühle ich mich auch manchmal sehr überlastet. Ich bin faktisch alleinerziehend.

    Am meisten leid tut mir die Situation für unseren kleinen Sohn, der öfters meine schlechte Laune und unsere Diskussionen mitbekommt. Bei uns zu Hause wird nicht getrunken, aber oft liegt mein Mann im Bett, da die Trinkerei seine ohnehin fehlende Motivation noch verstärkt.

    Die Psychotherapeutin meines Mannes sagt mir auch immer, dass ich Geduld haben solle, mein Mann wolle ja seine Familie nicht verlieren, aber er brauche Zeit. Leider warte ich schon lange darauf, dass er sich ändert, aber bis jetzt ist noch nicht viel passiert. Er merkt selbst (und sagt es auch), dass es sich ohne Alkohol viel besser anfühlt, aber wenn er schlecht drauf ist (er leidet auch an Depressionen), sind alle guten Vorsätze wieder vergessen.

    Damit es mir besser geht, mache ich für meinen Mann nichts mehr, wenn er trinkt, weder Wäsche waschen, noch Kochen etc. Ich nehme in erster Linie Rücksicht auf unser Kind und auf mich selbst und nicht (mehr) auf ihn. Wenn er aufhören will, da er seine Familie behalten will, wird er auch alles dafür tun, damit dies klappt. Ich habe jedenfalls nicht mehr den Nerv, noch besondere Rücksicht auf ihn zu nehmen.

    Liebe Grüße
    laywer

  • Zitat

    Langsam kommt es mir so vor als ob ich viele Verhaltensweisen auf den Alk geschoben habe, die vielleicht auch unabhängig davon bestehen - Unzuverlässigkeit, Motivationslosigkeit usw.

    Hallo Sigismunde,
    dieser Satz passt genau auf mich. Mein Freund ist seit einigen Wochen trocken und trotzdem gibt es nach wie vor Eigenschaften, die ich auch vorher auf den Alk geschoben hatte. Zwar ist er jetzt doch unternehmungslustiger, dann aber wieder genau wie vorher nur Couch und TV. Einen Tag putzt er die ganze Wohnung und dann ist wieder alles unwichtig.

    Er hat mir vorgeworfen, dass ich ihn gar nicht loben würde, dass er es ja geschafft hat und durchhält. Aber irgendwie kann ich das nicht. Ich bin genauso ungeduldig wie Du. Er sagt selber, er könnte sich nicht von heute auf morgen ändern. Ich mache mir dann Gedanken, wie es für ihn sein muss, so ohne seine Droge. Ob es ihm leicht fällt, dieser Verzicht. Auch wenn er sagt, es geht ihm jetzt viel besser .... ich mag ihn auch nicht direkt fragen. Ich bin nur immer überrascht, wenn er ganz offen über seine Alksucht anfängt zu sprechen. Ich merke, dass ich das alles am liebsten ausklammern würde. Andererseits höre ich immer gespannt zu, wenn er z.B. erzählt, dass er Magenkrämpfe hatte vom Alk, das er von Kaffee brechen musste. Das hab ich ja nie gemerkt. Und es zeigt mir, dass es doch einiges schlimmer war als ich gesehen habe. Also, da muss ihm doch noch was fehlen, auch wenn die Entzugserscheinungen weg sind. Also, mich macht diese Situation echt unsicher. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

    Grüße von Blumenwiese

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