Ok, ich bin Co-abhängig...und habe Angst in meiner Beziehung

  • Hallo!

    Also ich versuche mich kurz zu fassen:
    Meine Mutter ist seit 9 Jahren Alkoholikerin. Grund: Scheidung.
    Ich bin jetzt 19, fast 20.

    Nach langem hin und her recherchieren bin ich drauf gekommen das ich Co-abhängig. Die ganzen psychischen und körperlichen Symptome, Verhaltensmuster, Gefühle usw. treffen perfekt auf mich.

    Jedenfalls ziehe ich Gott sei dank bald aus und mit meinem Freund zusammen (er hat ne nette Familie mit der ich mit sehr gut verstehe. Keine Alkoholiker! Gott sei dank).
    Dann bin ich endlich weg von meiner Mutter.

    Jedoch macht mir was anderes Angst. Ich dachte immer ich liebe meinen Freund halt extrem. Doch als ich von emotionaler Abhängigkeit las, erkannte ich mich selber wieder und habe nun Angst.
    Trennen will ich mich auf keinen Fall, da er mir sehr gut tut und ich in der Familie so gut aufgehoben bin, das ich von meiner Mutter total weg komme und mich das aufbaut. Ich habe aber Angst falls es mal zu einer Trennung kommen sollte, das ich das nicht aushalte und Depressionen bekomme. Wie gesagt, ich will mich nicht trennen.
    Was ist die richtige Entscheidung?
    Trennung?
    Ihm erzählen davon?

    Ich werde mich bald nach einer Therapie umsehen.
    Wie viel versprechend ist die? Kann ich jemals eine normale Beziehung führen ohne diese schmerzhafte Angst verlassen zu werden zu haben?
    Ohne diesen Schmerz der in meinem Herzen ist, das er irgendwann weg ist?

    Bitte um Tipps!!

    LG

  • Hab was vergessen zu schreiben...

    ..ich habe Angst das die Entscheidungen in meiner Beziehung (z.b. später mal Kinder oder Heirat) oder jetzt eben Wohnung, alles aus meiner Co-Abhängigkeit kommt...:(

  • Hallo Sally!
    Also, warum solltest du dich trennen wenn alles zwischen euch gut läuft? Aus Angst, dass du dich mal trennst? Dann ist es ja so, als ob deine Co- Abhängigkeit tatsächlich für dich und ein Leben entscheidet (auch wenn es den Anschein hat, dass es nicht so ist). So behaupte ich das ma jetzt, obwohl ich kein Psychologe bin und vielleicht auch Unrecht habe. Die Idee mit der Therapie ist sicher gut. Und mit deinem Freund über Ängste reden finde ich auch wichtig. Natürlich kannst und verdienst du wie jeder Mensch eine normale Beziehung! :)

  • Und ohne dass ich das Probem (in einer alkoholkranken Familie aufgewachsen zu sein) verharmlosen möchte: man muss finde ich nicht unbedingt Co sein um Verlust-, Bindungs -und andere Ängste zu empfinden. Hat man denn nicht immer den Wunsch etwas Gutes, d.h.glückliche Momente oder eine gute Beziehung ebendig zu erhalten? Sonst geratet man ja in die Opferrolle, was ja auch für Co-s charakteristisch sein soll. Also: raus aus den Rollen!:) (professionelle Hilfe natürlich annehmen aber auch von alleine mal die eigenen Gedanken distanziert betrachten, im Sinne von " was würde ich einer Freundin raten?")

  • Hallo Sally!

    Ja, meine Mutter ist auch Alkoholikerin.. Seit knapp 25 Jahren.
    Mir ging es ähnlich wie dir. Meinen ersten Freund hatte ich mit 16 etwa. Schnell habe ich Beziehungen als Flucht von zu Hause erkannt und hatte meist Partner, die eine nette Familie hatten und mich etwas auffingen.
    Wobei mir das eigentlich zweitrangig war, jedoch wurd mir immer vor Augen geführt, was mir zu Hause fehlt. Unabhängig davon hatte ich sie nicht als Zweck, aber es war eben auch eine Funktion.

    Also, was mir geholfen hat, war, dass ich mir mein eigenes Leben aufgebaut habe, in dem ich zu Hause war. Job, Studium, Wohnung, Hobbies. Hobbies sind ganz wichtig!
    So bindest du dich nicht an deinen Freund, indem du sein Leben adaptierst, sondern baust dir deine eigene Nische auf, die dich auffängt, sollte die Beziehung doch scheitern. Freunde darf man da auch nicht vergessen, ein unabhängiges soziales Umfeld und unabhängige Finanzen.

    Nunja, eine Therapie ist wirklich eine gute Idee, dort kannst du viel aufarbeiten. Ich hab Anfang des Jahres mit einem Coaching begonnen, wo ich mich Schritt für Schritt an meine Probleme rangewagt habe. Ich fand es erkenntnisreich und ich komme nun in denselben Situationen besser klar. Dazu gehört natürlich auch zu erkennen, woher die Probleme überhaupt kommen.
    Hast du diese Angst wirklich nur wg deines Mutter? Immerhin warst du damals "schon" 10. Was hat dein Vater und die Scheidung/Beziehung der Eltern damit zu tun?

    Ansonsten würd ich sagen, dass nicht alleine die Scheidung der Grund für die Alkoholprobleme deiner Mutter ist. Ist immer die Frage, was zuerst da war? Die Henne oder das Ei?
    Probleme alleine sind nicht alleine die Ursache, dazu gehört auch, mit Problemen nicht umgehen zu können, die Flucht in den Alkohol als Möglichkeit/Lösung zu erkennen etc. Aber so eine Scheidung ist auch immer eine gute Erklärung für den Alkoholiker.

    Als Bsp. Ich habe meine Mutter ins Krankenhaus bringen lassen, als sie mal besinnungslos in der Ecke lag. Dort hat sich dann ein Pfleger auf der Intensivstation um sie gekümmert, wollte wissen, was los war und sie zu einem Entzug überreden.

    Dann hat sie ihm sonstwas erzählt. Er erklärte mir später, dass sie ja sooolche Probleme in ihrer Ehe habe, sodass sie deswegen begonnen habe zu trinken und überhaupt. Er hat ihr das wirklich geglaubt. Ich habe ihn gefragt, ob er meine, dass mein Vater ihr nach über 20 Suchtjahren den Wein noch auf dem Silbertablett serviere? Alkoholiker sind häufig nicht in der Lage, die Situation richtig zu erkennen, sich selbst als Verantwortlichen zu erkennen- alle anderen haben die Schuld, nur sie selbst nicht. Der böse Ehemann, früher waren es die anstrengenden Kinder. Die Wahrheit ist aber laut meiner Oma, dass Mutter schon als Jugendliche nicht mit Alkohol umgehen konnte, sich auf Feiern regelmäßig abgeschossen hat und alle Probleme damit kompensierte. In diese Zeit, noch vor meinem Vater, legt Oma den Beginn Mutters Sucht. Ganz davon ab, war mein Opa auch schon Alkoholiker- sie lernte quasi am Modell "Problemkonfrontationen" aus dem Weg zu gehen.

    Wenn eine Scheidung schon alleine der Grund für eine Alkoholsucht wäre, müssten wir eine verdammt hohe Alkoholikerquote haben, da in Deutschland mehr oder weniger jede 3. Ehe wieder geschieden wird.

    Die Frage ist natürlich auch, ob diese Angst "nur" aus dir kommt, oder ob dein Freund dir das Gefühl vermittelt, Angst haben zu müssen?
    So war es damals auch bei mir. Ich habe jetzt nicht sooo viel verändert, aber Angst habe ich in dieser Beziehung nicht.

    Woran machst du deine Co-Abhängigkeit fest?

    Liebe Grüße,

    Natalie

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