alte Freunde - neue Freunde?

  • Hallo an Euch alle,

    am 23. Juni habe ich zuletzt Alkohol getrunken und genieße seitdem meine neue Freiheit.

    Nach einer anfänglich wirklich erlebten Euphorie über das "Wunder", nichts getrunken zu haben und dem wieder entdeckten, nicht mehr gekannten Tiefschlaf, schleichen sich neue Gedanken in mein Leben, die ich vorher nicht hatte.

    Gestern habe ich zu meinem Entschluß, nicht mehr zu trinken, ein schönes Lob von einer Freundin zu hören bekommen, daß mir sehr gut getan hat. Besonders gefreut hat mich, daß sie zukünftig zu denen gehört, zu denen ich weiter Kontakt haben werde, weil bei ihr Alkohol keine Rolle im Leben spielt.

    Aber ich habe auch Zustimmung von denen bekommen, mit denen ich bis vor kurzem noch gesoffen habe. Und diese Zustimmung kommt mir nun irgendwie hoch, weil ich erkenne, daß ich mich von diesen Freunden lösen muß, wenn ich bei meinem Entschluß bleibe, nichts mehr zu trinken.

    Dadurch wird mir klar, daß mein neuer Weg ohne Alkohol sehr viel mehr erfordert, als ich bisher glaubte. Und es tut ganz schön weh zu erkennen, daß für einige meiner Freunde wohl kein Platz mehr in meinem Leben sein wird. Es ist für mich einfach zu riskant, mit den Leuten zu tun zu haben, die weitermachen, wie bisher. Ich will mich dem nicht aussetzen.

    Tja, dies ging mir gestern und heute immer wieder durch den Kopf; ganz schön aufregend, umwälzend und fordernd, so ein Weg! Ich bin froh, ihn mit Euch gehen zu können!

    Ich wünsche Euch allen eine gute alkoholfreie Zeit!

    Peter

  • Moin Peter,

    du erkennst, welche gravierende Lebensveränderungen erforderlich sind. Gerade die Trennung von seinem Bekanntenkreis erscheint erst als Riesenopfer, weil zwischenmenschlche Beziehungen Nahrung in unserem Leben sind. An erster Stelle muss aber deine Gesundung stehen und dafür musst du einen neuen Weg gehen. Dein Lohn wird größer sein.
    Wahre Freundschaften muss man ja nicht aufgeben, man darf sich eben nur nicht Aktivitäten (Treffen, Partys etc.) anschließen, bei denen alle Alkohol trinken. Man muss klar seine Grenzen kennen.
    Für mich persönlich gehört auch zu einer Freundschaft, dem anderen meine Probleme und meinen neuen Weg und die Prioritäten zu erklären.

    Unsere Beziehung als Freunde würde darunter beispielsweise nicht leiden und ich würde in deinem Beisein nichts trinken, weil mir die Gesundheit und das Wohlergehen eines Freundes von Bedeutung ist.
    Aber die Menschen sind natürlich unterschiedlich.

    Viel Kraft wünscht dir ...
    Freund.

  • Hallo Karsten,
    hallo Freund!

    Es ist nicht wirklich soooo schwer, sich von denen zu trennen, für die der Alkohol Essenz des gesellschaftlichen Lebens ist. Im Gegenteil! Das Kneipen- oder Fetengequatsche brauche ich nicht. Ein paar Freunde werden mir eben fehlen. Aber existentiell ist das nicht.

    Vermutlich ist dieser Prozeß (zwangsläufig) für mich DIE Gelegenheit zu erkennen, wer und was wirklich wichtig für mein Leben ist. Meine Nüchternheit ist nach ganz oben gerutscht.

    Je mehr ich hier im Forum lese, umso mehr begreife ich die Veränderung der Wahrnehmung bei mir. Ich gebe zu, ich habe mir das alles einfacher vorgestellt und gedacht: "Ich höre auf dem Saufen, alles andere bleibt." Ha! Falsch gedacht. Nun merke ich, daß sich fast alles ändern wird mit meinem Entschluß, nicht mehr zu trinken.

    Langsam schält sich aus der anfänglichen Angst und Verunsicherung eine gute Portion Neugier: auf neue Leute, auf dieses Forum, auf mich.

    Ich wünsche Euch eine gute alkoholfreie Zeit!

    Peter

  • Hallo

    ich merke gerade dass ich einige Freunde aussortieren werde.
    Diejenigen die über mich lästern oder mich als peinlich oder nicht zurechnungsfähig empfinden. Die meine Krankheit benutzen um mich klein zu machen.

    Liebe Grüße

    Fides

    nordisch by nature

  • Hallo zusammen!

    Nachdem ich nun ein paar Monate trocken bin und ich an meinem Leben eine ganze Menge geändert habe, kommt bei mir noch einmal dieses Thema der "Freunde" hoch.

    Meine anfängliche Angst, mein gesamtes soziales Umfeld aufgeben zu müssen, hat sich als unbegründet erwiesen. Aber die Angst war schon ganz schön groß! Und ich kann sie bei allen auch gut nachvollziehen, die am Anfang diese Angst haben.

    Ich bin nun an einem für mich sehr wichtigen Punkt in meinem Leben und ziehe nächste Woche nach Norwegen. Natürlich möchte ich das allen Freunden und Bekannten mitteilen und ich habe auch an zwei Freunde gemailt, weil ich dachte, sie würden in ihrem Kopf vielleicht nicht nur den Alkohol zulassen. Ich dachte wirklich, die Freundschaft zu diesen beiden Menschen geht tiefer, denn ich kenne sie über zehn Jahre.

    Und nun war ich irritiert, weil von diesen beiden gar keine Reaktion kam: nichts. Gar nichts. Erst dachte ich, die Mails wären nicht angekommen. Ist aber nicht der Fall. Sie haben einfach kein Interesse mehr an mir, weil ich "langweilig" für sie geworden bin! Das war zuerst etwas schockierend - aber jetzt ist es gut, denn ich merke, mit wem ich da verkehrt habe. Und wie blind ich in meinem nassen Leben war. Das mag komisch klingen, oder naiv, aber naja. Erst war ich traurig, jetzt bin ich froh. Denn es zeigt mir, welch eine Entwicklung mein Leben nimmt, seit ich zufrieden trocken bin.

    Letzte Woche habe ich mich von meinem Arzt verabschiedet, der mich länger kennt. Er war den Tränen nahe, als wir miteinander über meine Trockenheit und all das Folgende geredet haben. Blutdruck gut, Blutwerte gut, Gewicht verloren, neuen Job gefunden und endlich, endlich wieder eine positive Lebenseinstellung.

    Vor noch einem Jahr hätte ich jedem einen Vogel gezeigt, der mir meine Zukunft in dieser Weise vorausgesagt hätte.

    Wie schon einmal hier im Forum öfter gesagt wurde: erkennt, wer Eure wirklichen Freunde sind. Der Alkoholiker hat nur einen Freund: den Alkohol.

    Ich wünsche allen eine zufriedene Trockenheit.
    Lieben Gruss Peter

  • Hallo Petter!
    Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner zufriedenen Trockenheit.
    Bei mir stand auch die Veränderung im "Freundeskreis" an. Ich merkte mit zunehmender Trockenheit dass es gar nicht mehr meine Freunde sind. Unsere Interessen gingen immer weiter auseinander. Ich merkte immer mehr, dass ich da nicht mehr zugehöre und auch nicht mehr zugehören wolltel. Dieses unechte Lustigsein, was zu später Stunde einfach nur noch peinlich war, das herumgegröle wollte ich einfach nicht mehr. Seit ich mich von diesen Leuten abgenabelt habe geht es mir bedeutend besser.

    Ich wünsche Dir noch viele trockene Tage
    Heike

  • Hallo Peter,

    versuche mal jemandem zu erklären, der mit 180 kg Körpergewicht mit einem Grinsen den Eiffelturm hochmarschieren soll, wie einfach das gehen kann, wenn man trainiert ist und zudem 100 kg weniger auf den Rippen hat.

    Wir zählen uns gern weiterhin zu deinen (virtuellen) Freunden, verfolgen auch deine Interessen und Ziele, egal wo du auf diesem Globus lebst.

    Gruß, Freund.

  • Guten Morgen zusammen!

    Vor einiger Zeit habe ich geschrieben, dass mit meinem neuen Leben ohne Alkohol alte Freunde gehen und neue Freunde kommen. Das habe ich auch so gemeint und empfunden.

    Letzte Woche traf ich im Supermarkt eine ehemalige Freundin, mit der ich früher kräftig gesoffen habe. Nach vielem Lob, wie toll ich doch jetzt aussähe und blablabla gingen wir in ein Kaffee. Und dort habe ich wieder mal gesehen: Das ist die alte Welt, in die ich nicht zurück will. Sie erzählte mir von Party hier und Essen da und jede Menge Wein und ach wie lustig. Und natürlich hatte sie spätvormittags erstmal ein Bierchen "für den Kreislauf und so" zu sich genommen. Ich war total angeödet und habe mich hinterher geärgert über die verlorene Zeit. Und ich habe mich geärgert, dass ich selbst dieses "ins Kaffee gehen" zugelassen habe. Nächstes Mal sage ich gleich "Nein Danke". Mit diesen Menschen will ich nichts mehr zu tun haben, das ist mir echt zu blöde. Es kam von ihr noch nicht mal der Ansatz einer Frage zu mir und meinem neuen Leben. Und das nach nun sechzehn trockenen Monaten. Nichts.

    Ich komme nochmal auf meinen Anfangssatz zurück. Leider hat es sich für mich nicht wirklich erfüllt, dass ich jetzt mehr neue Menschen kennengelernt habe. Es gibt die Menschen aus der SHG, die ich zum Teil sehr ins Herz geschlossen habe. Aber im Augenblick habe ich das Gefühl nur noch Leute zu kennen, für die das Thema Alkohol ebenfalls DAS Thema des Lebens ist. Um es auf den Punkt zu bringen: Manchmal fühle ich mich schon ganz schön einsam und denke: "Das kann doch nícht sein, daß ich nur noch mit diesen Leuten befreundet bin." Habe ich etwas falschgemacht? Habe ich mich zu sehr in meine Trocken-Arbeit reingehängt? Oder ist das jetzt einfach die nüchterne Erkenntnis: Das waren sie, die Menschen, die Dein Leben teilten? Soviele andere gibt es nicht. Vielleicht war das ja sogar einer der Saufgründe??

    Vielleicht muss ich mich auch nur an-nehmen, so wie ich bin und erkennen: ich bin eben ein komischer Einzelgänger??

    Oder muss ich mit mir einfach nur mehr Geduld haben? Ich hoffe doch, ich habe klar sagen können, was ich meine? Ach, da müsst Ihr eben auch mit mir etwas Geduld haben ;) wenn ich leicht wirr schreibe!

    Gruss von Peter

  • hi peter,

    hab mir dein posting durchgelesen. und ich glaube "geduld" ist hier schon ein wichtiger faktor. ausserdem ist alkohol nicht bei jedem thema nummer eins. aber bei uns!!!! und das ist auch richtig so. wir sind viel "sensitiver" eingestellt in dem punkt und klar dann auch stärker mit der problematik konfrontiert.

    bei mir war es so, das sich das umfeld mit der zeit anpasst. damit meine ich das kontakt zu "trinkern" nicht mehr besteht. das leute die ab und an mal einen trinken, in meiner gegenwart nix trinken. die leute die aus genuss ein glas wein beim essen trinken tun dies weiterhin. damit habe ich mittlerweile auch kein problem mehr. es hat sich alles eingespielt im laufe der zeit. und dort wo ich noch "zweifel habe" halte ich mich fern. kein problem. meine nüchternheit steht über allem.

    ach ja, du bist bestimmt kein komischer einzelgänger:-)

    viele grüße
    carnel

    7. Juni 2005

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