Beiträge von Fides

    Zitat von leominda

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    Bin ich ein kaltes hartherziges Monster? Oder hat Rationalismus und Realismus soviel Einzug in Hirn und Herz gezogen, dass sämtliche Rest-Gefühle auf Eis liegen? Holt mich mein vergessener Egoismus jetzt im Übermaß ein?

    Das ist kein Egoismus, sondern Selbstschutz. Und hartherzig?
    Im Gegenteil!
    Deine Konsequenz ist die einzige Hilfe die es für deinen Freund gibt.
    Mein Mann hat lange Jahre an das Gefasel und die leeren Versprechungen geglaubt, hat die Erpressungen und Beschimpfungen ausgehalten.
    Erst als er die Koffer packte und mich am gleichen Tag von der Polizeiwache abholte und ins LKH brachte habe ich es kapiert.

    Liebe Grüße
    Fides

    Hallo Alessa,

    einen ausschliesslich trockene Bekanntenkreis zu finden ist schwer, ich meine damit Leute die keine Probleme mit Alkohol haben. Ich bin eine Art Komptomiss eingegangen. Bei mir zuhause gibt es keinen Alkohol und Saufparties wie Kohlfahrten, Junggesellenabschied etc mache ich nicht mehr mit. In meiner SHG habe ich zwei tolle Menschen kennengelernt, die ich jetzt als "neue" Freude habe.

    Liebe Grüße
    Fides

    Hallo und moin,

    ich kann euch nur sagen, dass alle "wenn du nicht aufhörst, dann geh ich" nichts nutzen. Erst wenn man selber einsieht, dass man abhängig ist passiert etwas. Für die Partnerin oder die Familie funktioniert das nicht, im Zweifelsfall gewinnt die Flasche. Und man bekommt als Verlassener für sichdie Lizenz zum Saufen.

    Leider habe ich mir viel zu lange die Suchterkenntnis weggesoffen.

    Liebe Grüße
    Fides

    Hallo Elke,

    mein Mann sagt, dass der Verlust der "Märtyrerrolle" und der damit verbundenen Bewunderung/Narrenfreiheit anfangs schwer wäre. Und dass er mich jetzt ernst nehmen muss und bei Entscheidungen nicht mehr seinen Willen unter dem Deckmäntelchen der Verantwortung durchsetzten kann.
    Und dass ich nicht mehr so "pflegeleicht" wäre! :D

    Aber auch wieder eine tolle Partnerin!

    Fides

    Hallo rubenszauber,

    in meiner Therapiegruppe habe ich gelernt, dass es absolut notwendig ist, solche Bedenken wie Scham oder Peinlichkeit zu überwinden. Und auch Unverständnis oder Lächerlichkeit auszuhalten. Dort bin ich nackter als nackt, zurückgefahren auf Null mit der Chance OHNE die o.g. Bedenken mich neu zu
    orientieren und ganz frei zu erkennen welche Bedingungen/Gefühle mich zum Saufen gebracht haben. Nach anfänglichen Hemmungen geniesse ich das sehr und die Gruppenmitglieder sind sich dieser gegenseitigen persönlichen Offenbarungen ganz bewusst. Wir sind "partners in crime", das gibt mir in schwierigen Situationen absoluten Rückhalt. So etwas geht aber nur wenn man sich drauf einlässt. Du musst begreifen, dass deine alten Bedenken, Ängste und Befürchtungen dich in deinem alten Leben lassen. In der Therapie kannst du das "neue" lernen und üben und danach auf deinen Alltag übertragen. Sie die Gruppe als Schutz und unabhängigen Platz der nur dir gehört. Nutze ihn!

    Liebe Grüße
    Fides

    Zitat von Dante


    Ich soll mich bis auf die Haut ausziehen, um dann zu hören, ich verberge etwas, ich hätte ja noch die Haut an.

    Lieber Dante,

    wie wahr! Aber es hat nicht unbedingt mit dem Angestellten-Chef-Verhältnis zu tun.
    Als ich nach dem Psychiatrieaufenthalt wieder ins Büro kam und sofort meinen Mitarbeitern den Grund dafür, meine anstehende Suchttherapie und
    die "neuen" Regeln für mich (Abstinenz-KEIN Spass) erklärte, bekam ich 2 Wochen später die Quittung für mein Hoserunterlassen. Unsere Auszubildende fragte mich, ob ich noch Schecks unterschreiben dürfte!!!
    Nach einer Abmahnung hat ein Mitarbeiter bei einer Präsentation auf Kritik mit folgenden Worten reagiert: "Frau Fides, war es eigentlich eine harte Zeit auf den Geschlossenen?"
    Und es kam auch der berühmte schlechte Scherz: "Chefin, tun Sie mir den Gefallen und trinken Sie wieder!"

    Inzwischen steh ich über solchen Dingen, es ist die Ehrlichkeit die gefährlich ist und es sind die offenbarten "Schwächen", die gleichzeitig ein dicker Panzer sind . Nichts anderes!

    Liebe Grüße

    Fides

    Sorry dass ich so lange nichts geschrieben habe, aber mein Leben hat sich komplett neu organisiert, nachdem ich jetzt endlich weiß was ICH möchte.

    Jetzt bin ich ein halbes Jahr trocken und inzwischen in einer tollen Gruppe, die sich wirklich versteht und Verantwortung untereinander übernimmt. Wir treffen uns auch außerhalb der Therapie und unternehmen zusammen viel.

    Es geht mir sehr gut und ich fühle mich endlich wohl mit mir.

    Liebe Grüße
    Fides

    Interessant und einige Teile des postings könnten von mir sein.

    Ich unterstelle mal, dass die soziale Isolation zunächst selbst gewählt war, weil Kontakte sowohl inhaltlich, sprachlich und von der Schlagzahl eher lästig und ermüdend als bereichernd und bestätigend waren.
    Das persönliche Potential wird auf die Arbeit verlagert, die Kontakte dort sind schon mal automatisch themenzentriert und der Erfolg sichtbar.

    Manchnmal kommt der Verdacht, dass man eventuell ein intellektueller Knaller ist und sich als Mensch ohne diese erworbenen Attribute zwischen Amöbe und Wurst bewegt. Das ist so beunruhigend und beschämend, das kann man nicht zulassen und dann trinkt man. Nicht aus Sorge, sondern weil der Alk hilft die vielen Gedankenebenen auszuschalten und vorübergehend nur eine Dimension zulässt.

    Solange du versuchst auf der theoretischen Ebene eine Erklärung dafür zu finden und dich als jemanden betrachtest, der durch Logik eine neue "Funktionsweise" erhält, klappt das nicht.
    Du musst erkennen dass du dich lieben und gut behandeln darfst, ohne entsprechende Leistung oder Qualifikation, einfach so! Und dazu gehört auch zuzugeben, dass man ganz einfache emotionale Bedürfnisse hat, die durch keinen Grips der Welt zu beeinflussen sind.

    Liebe Grüße

    Fides

    Hallo Marla,

    ich muss nochmal sagen wie mutig und tough ich das finde. Meine Erfahrung ist, dass gerade der offene Umgang und das Benennen von Ängsten oder Gefahren der größte Schritt ist. Anfangs habe ich das als Zeichen von Schwäche empfunden, aber das Gegenteil ist der Fall. Es gehört sehr viel Stärke und Mut dazu sich anderen gegenüber zu öffnen, selbst wenn man weiß dass einige Menschen diese Information händereibend als Grund zum Lästern und Hetzen benutzen.
    Eigentlich paradox, so mündig und klar war man doch lange nicht!

    Liebe Grüße und viel Zuversicht!

    Fides

    Hallo Wuezel,

    ich denke es ist eine psychosomatische Reaktion. Man hat sich und seinen Körper während des Trinkens nie richtig wahrgenommen und man bekommt Angst vor diesem neuen Leben mit den vielen unbetäubten Einzelheiten.
    Bei mir war das ähnlich und die Erkenntnis, dass ich diese Dinge an mir weder wahrnehmen, schätzen oder überhaupt als Teil meiner Person ausgeblendet habe, ist erschreckend und beschämend.

    Hast du hohen Blutdruck?

    Liebe Grüße

    Fides

    PS: Lea Linster kocht oft mit wuezeln!

    Hallo Marla,

    wie war dein Gefühl beim Öffnen der Flasche?
    War das wie ferngesteuert oder unbewusst? Was hast du dabei gedacht und empfunden?

    Ich finde dich sehr mutig gleich darüber zu berichten. Das ist doch einer der größten Schritte, finde ich jedenfalls.

    Liebe Grüße

    Fides

    Hallo,

    dieses Weihnachtsfest ist das erste dass ich gezwungenermaßen nicht mit meiner Familie verbringen werde. Einerseits traurig, andererseits wunderbar um neue Verhaltensweisen zu entwickeln und alte schädliche Muster zu verlassen.
    Mein Mann und ich bleiben zuhause und haben RUHE, Entspannung und ich ein neues Xbox-Spiel :lol:

    Liebe Grüße

    Fides

    Hallo ele,

    aus eigener Erfahrung kann ich dir nur sagen, dass die Abstinenz nur für meinen Mann ohne eigene Einsicht die nächste Phase nur schlimmer gemacht hat. Der hatte dann nämlich auch bequemerweise Schuld daran, weil er wahlweise mich schlecht, lieblos, vorwurfsvoll, angewidert oder ignorant behandelt hat,
    der böse Mann. Dann hat er eben gesehen was er davon hat. Heute weiß ich, dass er mir in der Zeit nie etwas Recht machen konnte. Dann hätte ich den vorgeschobenen Grund auch nicht mehr gehabt.

    Liebe Grüße

    Fides

    Hallo,

    ganz ehrlich, ich verstehe die Aufregung nicht. Ich habe jetzt alle Beiträge von frozen tears durchgelesen und finde sie mutig, offen und die Fragen (z. B. Beitrag Co-Abhängigkeit) sehr interessant und gut gestellt.
    Und ein Aspekt gefällt mir sogar besonders gut, der Hinweis auf die Individualität der Menschen im Zusammenhang mit der Krankheit.
    Welche unserer Eigenschaften oder Chrakterzüge sind suffbedingt, welche nicht?

    Liebe Grüße

    Fides

    Hallo freund,

    ich gehe auf keine Feiern die ich vermeiden kann.

    Die Weihnachtsfeier war aber eine Veranstaltung, an der ich teilnehmen musste. Im Vorfeld habe ich mit meinen Angestellten darüber gesprochen, sie wären sehr enttäuscht gewesen wenn wir dieses Jahr nicht gemeinsam gefeiert hätten. Gerade in meiner Krankenhauszeit haben sich alle so loyal und engagiert verhalten, das musste anerkannt werden.

    Ich habe allen Mitarbeitern meine Krankheit mitgeteilt, was mir innerlich auch eine gute Sicherheit und Kontrolle vermittelt.

    Liebe Grüße

    Fides

    Hallo Freund,

    jetzt seit 4 Monaten.
    In der Gruppentherapie spreche ich das auch an und frage dort nach den Erfahrungen. Die sind total unterschiedlich was Parties betrifft und mein persönliches Trinkverhalten war nie an Feierlichkeiten oder "Gelegenheiten" orientiert.

    Die schlimmsten Phasen waren allein zuhause, da brauchte ich mich nicht kontrollieren und konnte mich gehen lassen.

    Meine häusliche Umgebung ist strikt ausgeräumt und endlich endlich bin ich soweit, dass ich jedes miese Gefühl sofort benenne und nicht als Unzulänglichkeit und Schwäche empfinde.

    Liebe Grüße
    Fides

    Hallo nochmal,

    vielleicht habe ich noch eine wichtige Komponente dabei vergessen. Mein Mann ist ja auch immer dabei und wir reden intensiv und sehr viel vorher und auch nach solchen Veranstaltungen über eventuelle Gefahren, Ängste und die Gefühle die ich dabei habe.

    Liebe Grüße

    Fides