• Hallo Girasole,

    warum bin ich so lange in dieser ungesunden Beziehung verweilt?Ich war wirklich verliebt und hatte anfangs wohl auch die berühmte rosa Brille auf.
    XY und ich kennen uns schon von Teenagerzeiten an,also bevor wir ein Paar wurden.Eine seiner Schwestern ist u.a. meine beste Freundin.Bei vielen Familienfesten etc war ich dabei.Wir waren befreundet und wenn sich daraus mehr entwickelt denkt man, dass man nach so vielen Jahren,die man sich kennt,nicht schlecht behandelt,belogen,betrogen etc wird.Ein Trugschluss.

    Zum anderen hat mich einfach die Hoffnung so lange bleiben lassen.Er hat es immer wieder geschafft mich zu besänftigen,Trinkpausen,der Wunsch nach Änderung,dass er mich liebt usw.Immer wieder schöpfte ich Hoffnung und wollte ihn nicht hängen lassen,denn dass er krank war,war mir bewusst.
    Irgendwann bin ich automatisch in die Co-Rolle gerutscht ohne es zu merken und hatte mich auch einige Zeit irgendwie mit der ganzen Situation abgefunden,es war schon fast "normal",so unnormal alles war.

    Ich habe mich selbst durch die ganzen Probleme, die durch die Trinkerei entstanden sind nicht mehr gesehen,was mit mir los war und was die ganze Situation aus mir selbst gemacht hatte.Dass ich machen konnte,was ich wollte,um ihm die Augen zu öffnen und das einfach nichts nützt,wurde mir erst viel später bewusst.Erst als ich nicht nur psychisch sondern auch körperlich mitgenommen war, fing ich an,mich da rauszukämpfen,ab da ging es um mich.

    LG Cocomel

  • Hallo cocomel,

    Du bist der Grund, das ich mich hier angemeldet habe. Mitte Mai fuhrst Du noch fröhlich im Kreisverkehr und ich erkannte mich darin selber. Ich war sehr schnell unterwegs, kam aber nicht von der Stelle. Auf die Frage was den nun so einzigartig an meiner Partnerin war, bzw. warum ich dieses ganze Theater über zehn Jahre mitgemacht habe, gab es für mich nur eine Antwort: Weil ich sie geliebt habe.

    Erst als ich fühlte, das ich sie nicht mehr liebe, konnte ich die weiteren Schritte gehen.

    Gruß

  • Hallo Co2013,

    danke,dass du geschrieben hast und mich fleissig verfolgt hast.
    Selbst als ich anfing,um mich selbst zu kämpfen,weils mir körperlich und psychisch nicht gut ging und endlich konsequent wurde,habe ich ihn noch über alles geliebt. Aber ich musste beginnen,mich zu schützen,denn alles bisher versuchte hatte nichts genützt.

    Ich hab trotz der vielen Verletzungen,Enttäuschungen usw in Liebe losgelassen,was unwahrscheinlich schwer war und mich viel Kraft kostete.Ja,ich habe ihn wirklich sehr geliebt.
    Hätte ich ihn nicht mehr geliebt wäre es einfacher gewesen.

    Er hat den Sinn und Grund bis heute nicht verstanden glaub ich.

    Wie gehts dir denn inzwischen?

    Gruss

    Cocomel

    Cocomel

  • Hallo Cocomel,

    ich meinte gar nicht, dass Du dies alles hier erklären sollst.
    Es sollte einfach nur eine Anregung für Dich sein.
    für mich greift diese Erklärung "ich habe Hoffnung gehabt/ich habe ihn geliebt/ rosarote Brille" zu kurz.

    Liebe ist nicht gesundheitsschädigend und schädigt auch nicht die Seele- meiner meinung nach! Es kann sich daher nicht um Liebe gehandelt haben- meiner Meinung nach!

    Bsp:
    Rosarote Brille hat jeder Verliebte am Anfang auf. Dennoch ergreifen die meisten schnell die Flucht, wenn sie merken, wie der Hase läuft.
    Warum wir nicht?
    Warum haben wir so viel Hoffnung gehabt? War das nicht was anderes als "Hoffnung"? viell. Verlustangst o.auch a.?

    Hoffnung/ rosa Brille/ "Liebe" usw. - waren nur die vordergründigen Themen. Dahinter verstecken sich die wirklich harten Nüsse, die interessant sind, um mich zu schützen in der Zukunft.

    Bsp in meinem Fall: Tief in mir drin steckte seit meiner Kindheit das überwältigende Gefühl, nichts wert zu sein. -> ich konnte froh sein, jemanden gefunden zu haben!
    Tief in mir drin steckte ein großer Mangel an Liebe, eine wahrhaft quälende BEdürftigkeit nach Liebe.
    Darum konnte ein kleiner Brocken "Liebe/Hoffnung" mich besänftigen.
    (Wenn dir einer sagt "he, investiere doch dein gesamtes Erspartes in diesen Fond- es gibt 5% Wahrscheinlichkeit, dass Du ihn verzehnfachst!"
    Dann denkt der eine "Oja!" und malt sich aus, was er mit dem Riesengewinn irgendwann tut (und ist ev zb spielsüchtig...) und der andere "ach nein, das ist zu viel Investition für so wenig Chance"............ verstehst Du den Vergleich?)

    Und dem nichtvorhandenen Selbstwertgefühl und der kindlichen Bedürftigkeit galt es, auf die Schliche zu kommen (und noch so einigem anderen!...)
    Und dann daran zu arbeiten.

    Daher habe ich zb in der neuen Beziehung überhaupt keine Angst, dass er trinken könnte. Ich kann im Gegensatz zu vorher da hinschauen, wo ich früher ausgeblendet habe, wo ich nun statt "Chance/Hoffnung" ein realistisches Bild entwerfen kann.
    Ich/ meine Befindlichkeit sind nicht mehr wie früher abhängig vom Verhalten des Partners. Ich habe keine Angst mehr, verlassen zu werden. Weil ich einen Wert für mich selbst entwickelt habe und weil ich mich nun um meine Bedürftigkeit kümmere.

    Zusammengefasst denke ich: Nur ein Trennen vom Partner reicht nicht.
    Das ist wie beim Alkoholiker, der nur den Alkohol weglässt.
    Und ich habe so das Gefühl, dass Du da nochmal hinschauen könntest....

    LG
    Girasole :D

  • Hallo Cocomel,

    Mir geht es sehr gut. Das Trennungsjahr ist seit 2 Monaten vorbei, Anwälte schreiben sich nette Briefe, Bewerbungen auf eine neue Position in einer anderen Stadt laufen, ich habe mir einige Grundregeln aufgestellt die mich bereichern und mir durch mein neues Leben helfen, die Freunde und Bekannten meiner Partnerin aus meinem Leben aussortiert, mein altes Hobby wieder ausgekramt, mich ins Leben geworfen, um Leute die gerne mal viel trinken einen Bogen gemacht, bei Karaoke mir die Lunge rausgebrüllt und die Frauen einfach Frauen sein gelassen.

    Gruß

  • Hallo Girasole,

    meine Partnerin hatte lange lange Zeit einen normalen Umgang mit Alkohol der ganz langsam in den roten Bereich gekippt war (lustiges Wortspiel). Vor ca. 3 Jahren wurde mir klar, das etwas wirklich nicht stimmt. Ich sprach mit ihr und ab dann begann das übliche Spiel Alkoholiker und Co. Ich hatte vorher ganz normale Beziehungen geführt. Das eine Beziehung mit einem Süchtigen irgendwie anders ist, habe ich nicht gesehen.

    Ich hatte also meine rosa Brille schon lange abgelegt und unsere Beziehung war einfach ganz normal. Die schleichende Veränderungen ihrer Persönlichkeit, Kommunikationsverhalten, Beziehungsfähigkeit, Streßresistenz, soziale Interaktionaktionsfähigkeiten und andere Alkohol induzierte Nebensymptome ändern sich so langsam, das merkt man erst, wenn man Jahre zurück blickt. Es gab in unserem Leben einige umfangreiche Veränderungen die einiges überdeckten und damit erklärbar machten.

    Das letzte Jahr unsere Beziehung habe ich sie gehaßt, für das was sie mir antut. Vorher habe sie geliebt, bedingungslos! Aber die Erkenntnis, das sie sich nicht mehr ändern wird mußte erst in mir wachsen. Und das dauerte ca. 2 Jahre.

    Gruß

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