Entzugserscheinungen eines Alkoholkranken

  • Hallo Leutz,

    da ich seit 20. Jahren mit einem Alkoholiker Verheiratet bin, der sich zur Zeit im Entzug befindet, muss ich dringend ein paar Fragen an Euch los werden.

    Ich kenne meinen Partner nur am Abend unter Alkoholeinfluss, er hat immer schon Probleme gehabt mit dem Reden. Aber 3-5 Bier und es konnte los gehen. Er sprach aber auch dann nur über sachliche Dinge, nie über seine Prolem ect. Quase trinkt er schon seitdem er Volljährig ist.

    Er hat keine Arbeit mehr, keine Freunde und nur noch mich. Durch mein konsequentes Verhalten habe ich ihn irgendwie dazu bewegt einen Entzug zu machen. Er hat sich seitdem im Schlafzimmer eingesperrt und sich von mir getrennt. Sprach die Trennung aus, das tat er schon öfter, doch ich nahm das nie ernst. Nun habe ich es ernst genommen und er entzieht.

    Er reagiert seitdem sehr aggressiv mit Worten auf mich, wenn er mal zur Toilette läuft oder in der Küche ist um sich selbst was zu essen zu machen, dann wirkt er sehr dessinteresiiert am Familienleben. Ich bekomme Ablehnung und seine kalte Schulter zu spüren.


    Sein ganzes Verhalten wirkt auf mich sehr ablehnend und verletzend. Ist er durch den Entzug in eine schwere Depression gefallen?

    Wie lange dauert so ein Entzug körperlich und seelisch? Was hattet Ihr für Entzugssymptome? Bitte genau schildern.

    Wenn ich ihn auf seinen Entzug anspreche, dann verleugnet er ihn und sagt er entzieht ja nicht. Meine Kinder die zu Weihnachten gegen seinen Willen da waren wären an allem schuld. Ist das für einen Alkoholkranken Menschen normal? Versteckt er seine Alkoholsucht hinter meinen Kindern?

    Schämt der Alkoholkranke sich so sehr für seine Sucht, das er alles tut um sie zu verbergen?

    Ich sehe das es ihm schlecht geht und kann nix tun, es tut mir oft in der Seele so leid. Er ist da seit Monaten im Schlafzimmer und verschliesst sich allem. Gleichzeitig hat er mir mit dem Trennungswunsch auch so sehr weh getan. Er spricht eine Trennung aus um zu entziehen und arbeitet eigentlich an unserer Ehe. Wie soll ich das alles verstehen?

    Ich möchte Alkoholiker und ihn versuchen zu verstehen. Da er ja über das Problem garnicht redet, ist das für mich schwer.

    Vielen Dank für eure Antworten.

  • Hallo Mausepal,

    möchte Dein Partner denn ein trockenes Leben führen?
    Denn das ist wie ich finde, die (seine) aller wichtigste Entscheidung.

    Irgendwann muss er ja mal wieder aus dem "Schlafzimmer" zurück in die reale Welt kommen. Dort kann er sich wohl nicht für den rest seines lebens verstecken.

    Was ist dann? Solange er selbst nicht bereit dazu ist, etwas zu verändern und auf sein Umfeld so reagiert, wie Du es schilderst hat er denke ich kaum Chancen auf ein Leben jenseits der Sucht! Sorry.

    Bist Du Dir ganz sicher, dass er wirklich abstinent lebt? Du schreibst ja, daß geht nun schon seit Monaten so?

    Sprich mit ihm, wenn Du das möchtest nochmal, ob er bereit ist ein trockenes Leben führen zu wollen.
    Frag ihn, ob er Veränderungen vornehmen möchte. Eine Selbsthilfegruppe, der Beitritt in das Forum hier. Einen Arzt oder eine Suchtberatungsstelle bezüglich seiner Alkoholkrankheit zu konsultieren.
    Er benötigt mMn Hilfe beim trocken werden.Diese sollte er für sich auch annehmen.

    Vorher geht oftmals gar nichts.....

    Zu Entzugserscheinungen und/ oder Dauer möchte ich hier nichts schreiben.

    Was aber viel wichtiger ist, wie geht es Dir damit? Möchtest Du so weiter leben? Du bleibst doch bei Allem völlig auf der Strecke oder?

    Sorge dafür, daß es Dir wieder gut geht! Ihn alleine ändern, daß kannst Du kaum schaffen.

    Lieber Gruß
    Andi

  • Hallo Andi,

    ich fühlte mich am Anfang mit dieser Situation hier völlig überfordert und konnte mit Ihr überhaupt nicht umgehen. Habe versucht nach einer anderen Unterkunft vorrübergehend ausschau zu halten, überlegte ob ich selbst in eine Klinik gehe. Da ich aber einen Sohn habe, der 22. Jahre alt ist und sich gerade in einer Prüfungssituation befindet wollte ich ihn nicht mit der Situation hier alleine lassen.

    Mein Partner regelte den Einkauf und das Essen kochen er regelte auch die finanziellen Angelegenheiten, plötzlich habe ich ein eigenes Konto, weil er ja die Trennung wollte. Er ging soweit das er unser gemeinsames Konto das wir seit 20 Jahren haben auflöste. Es brach mir mein Herz und das ganze tut schon sehr weh. Ich bin von allem sehr verlezt.

    Ja und ich verstehe es eben nicht, er wollte oder will die Trennung und gleichzeitig entzieht er Alkohol. Das ist alles so wiedersprüchlich.

    Er ist glaube ich ein sehr sehr ängstlicher Mensch und ich denke er weiss, das er mit seiner Art nicht gut bei anderen Menschen ankommt. Darum ist er jezt auch ganz alleine und das alles tut mir auch sehr leid. Ihn so leiden zu sehen ist auch nicht leicht. Ich hörte ihm am Anfang oft weinen und seine Stimme klang oft wenn er schimpte so traurig.

    Gleichzeitig sehe ich das es mir eben auch nicht gut geht. Durch die Trennung und all dem hier. Wenn mein Sohn mit der Prüfung fertig ist, dann wollten wir erstmal in den Urlaub ein paar Tage.

    Ich bleibe auf der Strecke das stimmt und wollte die Trennung von ihm schon des öfteren, doch ich merke auch, das es nicht leicht ist, weil er nicht bemüht ist sich eine Wohnung zu suchen, ich müsste ihm nachweisen, das er mir gegenüber körperlich Handgreiflich wurde und da ich das nicht kann, wird sich die Situation nicht ändern.

    Das Jobcenter sagte ihm, das er zu erst ausziehen müsse. Tja wenn er das jedoch nicht macht. Die zweite Sache ist, das wir nur gemeinsam aus dem Mietvertrag kommen, was ist wenn ich zu erst gehe und Mietschulden entstehen?

    Ich wollte ihn auch eigentlich nicht ändern, ich habe nicht bemerkt, das der Alkohol das Problem ist. Eigentlich wollte ich nur, das er nicht mehr auf meine beiden Kinder schimpft und seine Wut an ihnen auslässt. Ich wollte das er die beiden Kinder akzeptiert das ist mein einigster Wunsch, meine Kinder wünschen sich das alle 3. und ich auch. Daraufhin beschloss er sich zu trennen um Alkohol zu entziehen. Er versteckt seine Alkoholsucht hinter den beiden Madchen aus der ersten Ehe, die beiden Kinder sind nicht von ihm.

    Diese Gedanken kommen mir allerdings erst jezt, es ist als ob ich ein wenig aufwache und jezt erst sehe, das er mit dem Alkohol ein Problem hatte. Er trank täglich bis 7 Flaschen Bier, da er sonst meist gut gelaunt dabei war und auch lieb zu mir wurde, störte mich das wenig. Ich habe nicht geahnt, das es für ihn so ein Problem da stellt.

  • Hallo Mausepaul,

    eine Diagnose übers Internet ist erstmal leider nicht möglich. Das von Dir geschilderte Verhalten wird wahrscheinlich eine Kombination aus mehreren Krankheitsbildern sein. Alkoholismus, Depressionen und vielleicht Komplexen.
    Das sind keine reinen Entzugserscheinungen sondern ein Zusammenspiel von inneren und äusseren Umständen.

    Wie lange hat er sich denn schon isoliert? Tage? Wochen?

    Für mich war es zum Beispiel sehr sehr wichtig mit jemandem, und gerade auch mit meiner Partnerin darüber zu sprechen was in mir vor geht um das Problem anzugehen.

    Wie gesagt, ohne den Menschen zu kennen kann man da auch keine Schlüsse draus ziehen.
    Aber aus Deinen Zeilen lese ich, dass Du vielleicht auch mal hier im Co-Bereich lesen solltest-

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo,

    ja das ist ja mein Problem, das er überhaupt nicht über sich mit mir spreche kann. Das reden war schon immer das Problem an der Sache, klar kann ich auch verstehen, wenn man seine Gefühle immer nur runter getrunken hat.

    Als ich ihn kennen lernte, da trank er wesentlich mehr. An einem Tag ging schon eine Kiste kleiner Bierdosen weg. Ich habe mit ihm schon oft entzogen und er ist runter auf 7 Flaschen Aldi Bier. Das sind in 20 Jahren ja schon gute Vortschritte für ihn und auch für mich. Ein hartes Eheleben liegt hinter der gesamten Familie.

    Darum ich konnte nicht ahnen das diese 7 pro Tag noch so ein grosses Problem darstellten. Für mich nicht mehr so.

    Gestern kam er endlich aus dem Schlafzimmer und meinte zu mir ich könne erstmal in das Schlafzimmer zurück ziehen, denn er würde so schnell keine Wohnung finden. Er sagte mir er wolle sich trennen und entzog Bier. Das ist wohl noch nicht ganz vorbei. Er übernahm hier heute viele Aufgaben, ich war selber überrascht. Er hatte Essen für uns gemacht und lötete mit meinem Sohn. Ich habe ihn gelobt und kann das was aber passiert ist erstmal nicht so schnell vergessen.

    Ich bin sehr sehr traurig, das er mit mir über sein Alkohol nicht redet. Vielleicht schämt er sich tatsächlich zu sehr. Er bemüht sich überall sehr das Thema nicht anzusprechen.

    Die Kinder und ich wir lieben ihn dennoch und ich komme emutional auch nicht von ihm weg. Ich bin erstmal froh, das ich mein Schlafzimmer wieder habe und erleichtert. Auch wenn noch nicht alles wieder Alltäglich sein kann. Ich würde ihm gerne bei seinem Entzug mehr unterstützen. Aber wenn er das nicht zulassen kann, dann hat das alles keinen Sinn.

  • Hallo,


    ich bin sehr froh das ich hier meine Sorgen runterschreiben kann und bedanke mich sehr für Eure Antworten.

    Auch wenn mein Partner Alkoholiker ist, so habe ich mich immer bemüht für mich ein normales Leben zu führen und wollte einfach nicht in irgendeine Gruppe. Ich denke aber hier im Forum bin ich gut aufgehoben und bekomme doch viel Hilfe.

    Lieben Dank Marco für Deine Antwort, mit der ich wirklich auch mal etwas anfangen kann.

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