Ich war ganz klassisch die Vertraute beider geschiedener und zerstrittener Elternteile (er Trinker, sie Co und in Zeiten ohne trinkenden Mann trinkt sie halt selbst). Sehr oft wurden mir belastende Informationen vor die Füsse gekippt, mit denen ich, das Kind, dann da stand. Eine dieser Informationen bezieht sich auf einen sexuellen Übergriff auf meine Mutter, als diese noch sehr jung war.
Manchmal habe ich momentweise richtige Zwangsgedanken dazu, in der Regel wenn es mir ohnehin nicht gut geht. Ich male mir das Geschehene aus, fühle ihr Leid, kann diesen Horrorfilm nicht stoppen und werde verrückt dass ich den Kerl nicht bestrafen kann.
Nur, was ich ja heute auch klarer sehe: wieso musste sie das ausgerechnet bei mir loswerden, was sollte ihr Kind damit? Bearbeitet hat sie das nämlich nie. Es ist ungeschliffen bei mir abgegeben worden (mittlerweile weiss ich, dass es noch 2-3 Verwandte mehr gibt die das Thema absorbieren müssen). Ich stecke damit in einem tiefen moralischen Zwiespalt. Es ist ja zu gravierend um zu sagen "das geht mich nichts an", auf der anderen Seite scheint es sich übelst auf mich auszuwirken, das zu wissen. Es ist so als ob die Schrecklichkeit des Erlebnisses in eine Macht über andere (mich) verkehrt werden kann.
Wenn es zu unvorsichtig geschildert war dann müssen die Admins es abändern. Ich möchte jedenfalls darauf hinaus, wie sich das Gelähmtsein durch schlimme Erlebnisse übertragen kann und vor allem welche Abgrenzungsstrategien es gegenüber Leid geben kann, das einfach zuviel ist - aber andererseit völlig berechtigt. Denn natürlich ist es extrem furchtbar und bedauernswert, was sie erlebt hat und das macht es schwer, die Sache innerlich von mir zu weisen. Es ist auch schwer, mir den Gedanken zu erlauben dass sie ihrerseits offenbar gelernt hat damit zu (über)leben, und es eigentlich eher wie eine psychische Waffe nutzt. Mir schadet dieses Wissen jedenfalls nur.
Bin grad etwas durch den Wind deswegen.