Übertragung von Leid/Trauma der Mutter

  • Ich war ganz klassisch die Vertraute beider geschiedener und zerstrittener Elternteile (er Trinker, sie Co und in Zeiten ohne trinkenden Mann trinkt sie halt selbst). Sehr oft wurden mir belastende Informationen vor die Füsse gekippt, mit denen ich, das Kind, dann da stand. Eine dieser Informationen bezieht sich auf einen sexuellen Übergriff auf meine Mutter, als diese noch sehr jung war.

    Manchmal habe ich momentweise richtige Zwangsgedanken dazu, in der Regel wenn es mir ohnehin nicht gut geht. Ich male mir das Geschehene aus, fühle ihr Leid, kann diesen Horrorfilm nicht stoppen und werde verrückt dass ich den Kerl nicht bestrafen kann.

    Nur, was ich ja heute auch klarer sehe: wieso musste sie das ausgerechnet bei mir loswerden, was sollte ihr Kind damit? Bearbeitet hat sie das nämlich nie. Es ist ungeschliffen bei mir abgegeben worden (mittlerweile weiss ich, dass es noch 2-3 Verwandte mehr gibt die das Thema absorbieren müssen). Ich stecke damit in einem tiefen moralischen Zwiespalt. Es ist ja zu gravierend um zu sagen "das geht mich nichts an", auf der anderen Seite scheint es sich übelst auf mich auszuwirken, das zu wissen. Es ist so als ob die Schrecklichkeit des Erlebnisses in eine Macht über andere (mich) verkehrt werden kann.

    Wenn es zu unvorsichtig geschildert war dann müssen die Admins es abändern. Ich möchte jedenfalls darauf hinaus, wie sich das Gelähmtsein durch schlimme Erlebnisse übertragen kann und vor allem welche Abgrenzungsstrategien es gegenüber Leid geben kann, das einfach zuviel ist - aber andererseit völlig berechtigt. Denn natürlich ist es extrem furchtbar und bedauernswert, was sie erlebt hat und das macht es schwer, die Sache innerlich von mir zu weisen. Es ist auch schwer, mir den Gedanken zu erlauben dass sie ihrerseits offenbar gelernt hat damit zu (über)leben, und es eigentlich eher wie eine psychische Waffe nutzt. Mir schadet dieses Wissen jedenfalls nur.

    Bin grad etwas durch den Wind deswegen.

  • Hallo!
    Mich würde interessieren, ob du für Dich in dieser Hinsicht psychologische Hilfe in Anspruch nimmst? Denn ich stelle es mir sehr schwierig bis unmöglich vor, sich als Kind in Bezug auf Missbrauch der Mutter völlig abzugrenzen...

  • Hallo LeMa,

    das klingt so, als ob deine Eltern die Rollen umgedreht haben und dir Dinge erzählten, die für "kleine" Ohren nicht gedacht sind.

    Aus diesem Grund sind Rollenverdrehungen so gefährlich- sie können traumatisieren.
    Kinder brauchen ja das Gefühl, dass Eltern ihnen Sicherheit geben- das war bei euch anscheinend genau umgekehrt- du warst der Anker deiner Mutter und hast sie in Hilflosigkeit erlebt. Das erschüttert.
    Ich bin auch die Tochter einer Alkoholikerin und habe die Zeit nun aufgearbeitet.

    Wäre das auch etwas für dich?

    Viele Grüße
    Zimttee

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