Beiträge von Babe07

    Zitat von Ahoi


    Lass dich nicht in die Erlebnissphäre des Trinkers ziehen, sonst traust du irgendwann deinen eigenen Wahrnehmungen nicht mehr. Du beginnst beispielsweise ihn vor "Ereignissen" bewahren zu wollen, leidest zwar, aber zögerst, es zu äußern, weil ein Streit ja auch ein "Ereignis" sein kann, unterdrückst deinen Zorn, unterstützt deinen Partner vermeintlich, weil er zu schwach für die "Ereignisse" der Welt ist, streitest, argumentierst, willst ihm Alternativen zum Trinken bieten, wirst gebraucht, hilfst beim Aufstehen, weinst seine Tränen - und ZACK - schon kannst du dich besten gewissens als Co-abhängig bezeichnen ;)

    Ahoi

    Ach, du liebe Güte! Besser kann man das echt nicht ausdrücken! Genauso läufts ab und man merkt das erst hinterher... Aber selbst wenn mir das GENAU IN DIESEN WORTEN einer vorher gesagt hätte, hätte ich auf das Leben meiner Mutter geschworen, dass das bei mir anders ist... :cry:

    Ich hatte eben das Bedürfnis, hier mal wieder reinzulesen - kommt von Zeit zu Zeit, wenn es mir mal wieder schlecht geht - und bin über Deinen Beitrag gestolpert. Ich habe mit einer für mich sehr ungesunden Neugier verfolgt, wie denn Deine Geschichte weitergeht und ich muss sagen, ich war mir schon bald ziemlich sicher, dass Du doch mit ihm zusammen ziehen würdest.
    Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was in mir vorgeht. Auf der einen Seite habe ich allergrößtes Verständnis dafür, auf der anderen Seite bin ich geschockt, weil es mir die Hölle, durch die ich gehen musste, wieder vor Augen führt.
    Offensichtlich musst Du auch durch diese Hölle (hoffentlich nicht so weit wie ich) gehen, um die Lektion zu lernen. Versteh das bitte nicht als Vorwurf, denn jeder Mensch braucht seine Lernerfahrungen, und du hast eben noch nicht ganz "fertig gelernt" in dieser Hinsicht. Ich finde es fast schon süß, wie Du Dich als Ex-Co bezeichnest... Bitte glaube mir, Du bist noch ganz ganz tief drin. Alles andere wäre Selbstbetrug. Irgendwann wirst Du mir Recht geben, wenn du dich dann noch an mich erinnerst.
    Obwohl meine Geschichte vor fast einem Jahr endete, trifft mich das jetzt so sehr, dass ich schon zwei Ziggis geraucht habe, obwohl ich eig. nicht mehr rauche

    :cry:
    Meine Hölle endete damit, dass mein Lebensgefährte sich sehenden Auges nach etlichen Therapien und Entgiftungen zu Tode gesoffen hat und ich daneben stand und rein gar nichts tun konnte.
    Ich kann Dir nur wünschen, dass Du das nicht durchmachen musst. Das, was das mit einem macht, kann man mit Worten nicht auszudrücken...

    Hallo, Hilde...
    Nein, Du hast Dich gar nicht wiederholt, sondern ganz klar und verständlich zum Ausdruck gebracht, was in Dir vorgeht...
    So klar, dass ich mich beim Lesen in meine Zeit als Co-Abhängige zurückversetzt fühle. Ich habe hier im Forum lange nichts mehr geschrieben, einerseits weil es viel zu sehr weh tat, mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen, andererseits, weil ich hier keine Ängste schüren will.
    Nun möchte ich aber doch etwas schreiben, was mir eben beim Lesen aufgefallen ist: es fehlt mir. Richtig gelesen: nicht ER fehlt mir, sonder ES... also diese Achterbahnfahrt, dieses ewige um-den-anderen-Kreisen, sich nicht um sich selbst kümmern müssen, weil der Andere bedürftig ist und man sich mit ganzer Kraft um ihn kümmern kann.
    Es ist eine fast schmerzhafte Sehnsucht, die mich da befällt nach dieser Zeit, die voll war mit so grauenvollen Augenblicken, wie z.B. als ich dazukam, wo er sich gerade die Waffe an den Kopf hielt. Oder er auf den kalten Entzug hin einen Krampfanfall erlitt. Oder er sich mit einem Medikament gegen den Saufdruck so dermaßen überdosiert hatte, dass er fast dabei draufging. Oder an die Tage, an denen man hoffnungsvoll in die Entgiftungsstation marschiert ist, froh, ein bisschen Verantwortung abgeben zu können... oder wieder und wieder mit den Psychologen gesprochen hat.
    Normalerweise sollte ich froh sein, dass das vorbei ist. Bin ich aber nicht. Es fehlt mir. Ich denke oft mit Schaudern an die Zeit zurück und habe furchtbare Alpträume. Und dennoch fehlt es mir. Daran kann man ziemlich deutlich sehen, wie krank dieses System aus Sucht und Co-abhängigkeit ist. Das ist keine normale, gesunde Liebe. Das ist etwas ganz anderes. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass diese Hoffnung und Erleichterung, die auf die ganzen Schrecken der Alkoholabhängigkeit folgen, den Co-Abhängigen süchtig machen, sich irgendetwas an der Chemie in dessen Kopf dabei verändert... Und dem kann ich nur zustimmen. Liebe ist das nicht. Es ist nur eine andere Form von Sucht, die man kaum mit Vernunft besiegen kann...

    erstmal danke an alle, die mir so lieb geantwortet haben...
    ich wusste bereits am Anfang unserer Beziehung, wie krank ihn der Alkohol gemacht hatte und das ich, wenn ich in dieser Beziehung bliebe, sein Ende miterleben würde. Und irgendein krankes Zusammenspiel hat mich darin festgehalten. Nun habe ich herausgefunden, dass mein Opa (der Vater meines Vaters) ebenso mit 39 Jahren an einer Varizenblutung verstorben ist, während mein Vater als kleiner Junge mit ihm alleine zuhause war und nicht wusste, was zu tun ist ausser das erbrochene Blut wegzuwischen, damit die Mutter nichts merkt, wenn sie nachhause kommt. Ich kann nur vermuten, dass mein Vater sein erlittenes Trauma irgendwie auf mich projiziert hat und ich dasselbe erleben musste wie er. Das habe ich aber erst erfahren als mein xy schon gestorben war. Kennst sich jemand mit solchen Zusammenhängen aus?
    Der einzige Trost für mich ist, dass es vorherzusehen war, denn er hatte schon vor einigen Jahren Varizenblutungen, nur nicht in diesem Ausmaß. Ich hätte mich also auf den Kopf stellen können, es wäre trotzdem passiert. Weh tut es trotzdem. Der Schmerz ist manchmal unerträglich. Anfangs war da mehr die Erleichterung, dass MEIN Leid ein Ende gefunden hat. Ich war beinahe euphorisch, dass nun endlich ein neuer Abschnitt für mich beginnen kann. Die Zeiten, in denen er zur Entgiftung in der Klinik war, waren jedesmal eine ganz große Erleichterung für mich. Endlich konnte ich die Verantwortung abgeben und aufatmen. Irgendwo hier habe ich gelesen, dass der Co-Abhängige süchtig werden kann nach genau diesen Erleichterungszuständen nach den Phasen enormer Anspannung und Erwartung des nächsten Absturzes. Und ja, genau das fehlt mir jetzt. Meine "Droge" wurde mir genommen. Und erst jetzt kommt die Trauer und das Entsetzen darüber, was passiert ist, und ich kann mir im Moment kaum vorstellen, jemals wieder ein glückliches Leben zu führen...

    Danke an alle hier... Bin gerade zu Tränen gerührt und berührt... Ich komme leider nicht dazu, mich mal hinzusetzen und das ganze sacken zu lassen. Habe mich mit seiner Hilfe anfang des Jahres selbständig gemacht und stehe nun mit einem Berg Arbeit alleine da. Aber hey, was wäre ich denn für ne Co, wenn ich nicht auch das wuppen könnte..? Heute abend gibts ein paar Zeilen mehr... Bis dahin, erschöpfte Grüsse!

    huiii... momentan gehts ja ganz schön heiß her hier im Forum :shock:
    wie der Eine oder Andere bei mir vielleicht gelesen hat, ist mein xy vor etwas über einem Monat an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben. Das ganze kommt jetzt langsam so richtig bei mir an und ich habe fast körperliche Schmerzen, aber ich trau mich fast nicht mehr, hier irgendwas zu schreiben, weil der Ton hier im Moment so rauh ist... Mir wurde von jemandem (nicht hier im Forum) gesagt, ich hätte seinen Tod zu verantworten. Ich mache mir doch selbst schon die allergrößten Vorwürfe... Dabei bräuchte ich gerade im Moment irgendetwas, was mich ein bißchen aufbaut...
    Traurige Grüße... :cry:

    Hallo!
    Also ich kann nur für mich sprechen, aber ich hatte immer gehofft, dass er es diesmal schafft, trocken zu bleiben. Dann hatte ich auf das nächste Mal Entgiftung gehofft, und dann wieder auf das nächste Mal... und das ganze hätte sich noch endlos so weitergezogen, wenn - ja, wenn er seinen letzten Absturz überlebt hätte... Auch als er schon im Koma lag, hatte ich noch die Hoffnung, dass am Ende alles gut wird... ob das Wort Hoffnung in diesem Zusammenhang missbraucht wird, kann ich nicht sagen. Aber es stimmt, man schiebt mit der Hoffnung die Handlungsmöglichkeiten von sich weg. Vielleicht weil man nie gelernt hat, eigenverantwortlich zu handeln, vielleicht auch, weil man früher nie eigenverantwortlich handeln "durfte" und alles was man tat, den passenden Vorwurf nach sich gezogen hat. Zumindest war das bei mir so. Und kaum, dass ich das schreibe, erkenne ich, dass ich schon wieder die Verantwortung von mir schiebe :roll:
    da hab ich wohl noch viel Arbeit vor mir, um die alten Muster endgültig abzulegen...

    Danke, girasole...
    Ja, das ist mir durchaus bewusst, morgen habe ich schon meinen ersten Termin bei einem Psychologen der Beratungstelle der Caritas. Da gibts bestimmt einiges aufzudröseln bei mir... Was mir auch zu schaffen macht, ist, dass sich herausgestellt hat, dass mein xy seit letztem Jahr etwas mit einer Frau hatte, die er in der Klinik kennengelernt hatte. Und die wiederum macht mir nun den Vorwurf, dass ich daran Schuld sei, dass er sich zu Tode getrunken hat und ich eine hirnlosr Psycho sei, die ihn so fertiggemacht hat, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste... DAS ist gerade ein richtig harter Brocken...

    Ich danke Dir, Zimttee für Dein Worte...
    und auch wenn ich weiß, dass ich nichts mehr ungeschehen machen kann und als Außenstehende auch keinen Einfluss auf seine Trinkerei hatte, kommen doch immer wieder die Gedanken hoch: was wäre gewesen, wenn ich ihn fallen gelassen hätte..? Hätte er dann vielleicht die Kurve gekriegt? Hätte ich einfach liebevoller sein sollen? So viele hätte..., und keine Antworten mehr darauf.
    Wütend bin ich auch - darauf, dass er sich wissentlich kaputtgesoffen hat und mir dieses Elend zugemutet hat, ohne Rücksicht darauf, ob ich daran zerbrechen werde oder nicht.
    Alleinegelassen fühle ich mich - weil ich nun mit der für mich alleine zu teuren Wohnung und meinem neuen Laden, in dem noch soviel Arbeit zu erledigen ist, alleine dastehe.
    Eifersüchtig bin ich - weil er mich bis zuletzt belogen und betrogen hat... und das Schlimmste ist, wenn die Eifersucht ins Leere läuft und man keine Antworten mehr bekommt.
    Und - ich fühle mich frei... weil ich mich niemals von ihm getrennt hätte und dieses Elend ewig weiter mitgemacht hätte...
    Ich hoffe, ich komme nie wieder in eine Beziehung, die mich so abhängig macht.

    Hallo, Portugalbaby...
    ich melde mich hier seit langem wieder zu Wort. War lange Zeit immer nur stille Mitleserin, weil ich dachte, bei uns läuft alles anders und ich hätte die Situation im Griff... wie gesagt, dachte ich.
    Aber alleine die Tatsache, dass ich hier fast täglich reingeguckt habe und gelesen habe, hätte mir zeigen müssen, dass rein gar nichts in Ordnung ist. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Geschichten ähneln. Auch wir wollten vor zwei Jahren heiraten. Für mich mein großer Traum - mit 37 Jahren doch noch jemanden gefunden, der mich heiraten will!
    Und auch mein xy hat 2 Tage vor der Hochzeit alles in den Sand gesetzt mit einem Großaufgebot an Polizei, Nacht in der Ausnüchterungszelle und dem Verlust meiner damaligen Wohnung. Auch ich habe mich entschieden, dass man mit einer Hochzeit wohl lieber noch warten sollte, bis "er sich gefangen hat"... auf die Idee gekommen, mich zu trennen, bin ich nicht. Denn wie könnte ich mich von jemandem trennen, der MICH heiraten möchte...? Da steckt schon ganz viel Abwertung meiner eigenen Person dahinter, anders kann ich mir das gar nicht erklären.
    Mein xy war etliche Male zur Entgiftung, in psychologischer Behandlung, und trotzdem hat er in seinen Trockenphasen das Saufen vermisst. Bei seiner letzten Entgiftung wurde ihm gesagt, dass bei seinen körperlichen Zustand sein nächster Rausch sein letzter sein würde. Und die Ärzte behielten recht.
    Er ist vor zwei Wochen an den Folgen der Sauferei ganz jämmerlich gestorben - mit nur 39 Jahren. Ich bin mir sicher, damit hatte er nicht gerechnet, obwohl die Ärzte ihm das vorausgesagt haben. Aber er war doch jung, ging regelmäßig trainieren und sah richtig gut aus. Trotzdem hat die Leber das nicht mehr weggesteckt.
    Und ich kann Dir eins sagen, ich war so in meine Helfer-Rolle verstrickt, dass ich mich wohl auch dann nicht - oder erst recht nicht - getrennt hätte, wenn er das überlebt hätte...
    So traurig es klingen mag, aber erst jetzt habe ich, wenn der Schmerz abklingt, wieder die Chance auf ein normales angstfreies Leben.
    Lass es bei Dir nicht so weit kommen. Du kannst ihn nicht "retten", Du kannst nur Dein eigenes Leben lebenswert machen.
    Mir wurde mal von einem trockenen Alkoholiker gesagt, wenn ich ihn nicht fallen lassen würde, würde ich ihn dabei unterstützen, sich zu Tode zu saufen...

    LG, Y.

    Danke, Aurora, für Deine klaren, zutreffenden Worte!
    Ja, ich denke, es hat schon viel mit meinem Vater zu tun. Bekanntes Muster, und der Versuch von ihm (hier ersetzt durch den Partner) Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Zusätzlich ist der 2. Mann meiner Mutter, also mein Stiefvater, mit dem sie 26 Jahre zusammengelebt hat, an den Folgen seines jahrzehntelangen Alkoholmissbrauchs vor 2 Jahren gestorben. Vielleicht versuche ich unbewusst, das "richtig" zu machen, was meine Mutter "falsch" gemacht hat, jemanden zu retten, etwas, das ihr nicht gelungen ist. Meine Güte, manchmal frage ich mich, wieviele Knoten in so einem Unterbewusstsein drin sein können...
    Aber jetzt, da ich das alles erkannt habe - ich meine damit richtig erkannt - nicht nur vom Psychologen vorgebeten bekommen, geht es mir damit erstaunlich gut. Früher (bis vor gar nicht mal so langer Zeit) waren mein Lieblingskopfkreisel:
    ich bin ja eh nie gut genug - egal, was ich tue, es reicht nie - mich kann ja doch niemand liebhaben - warum sieht er nicht, was ich alles tue... undsoweiterundsofort
    Und nun? Ist mein Leitspruch:
    ich bin wie ich bin und das ist gut so. Und wer mich so nicht will, kann die Tür von außen zu machen.
    Und DAS war ein richtig hartes Stück Arbeit...
    Aber ich bin stolz auf mich, dass ich das endlich so sehen kann.

    Hallo, miteinander!
    Was muss ich denn tun, dass ich sehe, wenn mir jemand in meinem eigenen Faden antwortet? Ich seh das immer nur per Zufall... :O
    @Martha:
    eigentlich habe ich Dich nicht im speziellen damit angreifen oder beleidigen wollen, die Überheblichkeit der schon länger trockenen oder schon länger getrennten ist mir auch in anderen Beiträgen schon aufgefallen. Aber warum sollte ich nicht wie andere auch, meinen Senf dazugeben dürfen? Vermutlich, weil ich mir hier im Forum meine "Sporen" noch nicht verdient habe... Hmm...

    Zimttee :
    ich hatte Deine Frage, warum mich hauptsächlich trinkende Männer anziehen, einfach überlesen, sorry!
    Ich bin da auch schon in mich gegangen, aber nicht wirklich dahinter gekommen, woran's liegen mag...
    Vielleicht weil mein Vater viel getrunken hat, als ich klein war und nie für mich ansprechbar war. Vielleicht auch, weil ich selber ganz gerne getrunken habe und das nur mit einem anderen Trinker möglich war bzw. nicht aufgefallen ist. Ich weiß es nicht.
    Wobei für mich heute, bei meinem jetzigen Wissensstand nur noch ein absoluter Nichttrinker in Frage kommen würde.
    Wir leben ohne einen Tropfen Alkohol im Haus, und wenn wir irgendwo eingeladen sind, vergewissere ich mich vorher, dass da nicht getrunken wird. Grössere Anlässe und Feiern sowie Weihnachtsmärkte usw. meiden wir momentan noch. Das tue ich für mich. Nicht für ihn. Denn ich möchte auch nie wieder trinken. Ich bin davon überzeugt, dass wenn ich noch ein, zwei Jahre so weiter gemacht hätte, wäre ich früher oder später auch in der Entgiftungsstation gelandet.

    Was auch für mich noch ganz wichtig ist: Ich habe in dieser Beziehung soviel über mich selbst gelernt und manches ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen, was ich ohne diesen Extremzustand vermutlich nie gesehen hätte. Insofern war das alles für meine Entwicklung gut. Und solange ich mich noch nicht trennen möchte, bin ich wohl mit dem Lernen auch noch nicht fertig😉

    Danke für Eure Antworten😊
    Zur Frage, warum ich bis zum nächsten Rückfall warten will:
    wir verstehen uns so im allgemeinen sehr gut, ich habe meine Gedanken an Zukunft verworfen und lebe quasi im hier und jetzt. Und - was ganz wichtig ist - mir geht es gut! Ich habe die Zeit der Angst hinter mir gelassen - Angst, was werden wird, Angst, ob er den nächsten Absturz überlebt, Angst, ob er im Suff wieder die Wohnung verwüstet... Ich achte wieder auf mich, sage ihm auch mal, wenn mir seine Probleme zuviel werden.
    Ich behaupte nicht, dass es mir ewig weiterhin so gut gehen wird, bin keine Hellseherin. Aber momentan ist es so wie es ist und so ist es gut.

    Nachdem ich mich hier im Forum schon ein Weilchen tummle und auch schon gebeten wurde, einmal meinen eigenen Faden zu eröffnen, reiße ich mich mal zusammen und versuche, das was mich hierher geführt hat, in Worte zu fassen.
    Ich bin seit etwas über 2 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen. Ich weiß, das ist nicht viel, dennoch bin ich direkt und ohne Umwege in die Co-abhängigkeit gerutscht mit allem was dazugehört - das Mittrinken, um sich selbst und anderen vorzumachen, es wäre doch alles noch im Rahmen, Entschuldigungen gegenüber Freunden und Familie, weil er ja doch so ein armer Kerl ist, dass er gar nicht anders kann als trinken, letztendlich Isolation, weil eigentlich keiner mehr was mit einem zu tun haben will, bis hin zum Besorgen des "Stoffs", weil man einmal einen kalten Entzug live miterlebt hat, und das nie mehr wieder erleben möchte... Jede andere wäre vermutlich schon in den ersten Monaten schreiend davongelaufen, ich dagegen habe diesen "armen Mann" mit offenen Armen aufgenommen, ihn aus seiner stinkenden, kaum möblierten Wohnung zu mir geholt... und bin letztendlich wegen seiner Eskapaden aus meiner kleinen schnuckeligen Wohnung geflogen.
    Spätestens da hätte mir klar sein müssen, dass da nix mit Zukunft aufbauen drin ist. Aber nein, auch da sind mir alle möglichen Entschuldigungen für sein Verhalten eingefallen, und ich habe ihn auch nach außen hin weiterhin mit Zähnen und Klauen verteidigt - wir beide gegen den Rest der Welt...
    Wenn ich etwas darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich schon immer einen Hang zu trinkfreudigen Männern hatte. Der eine oder andere ist auch tatsächlich im Laufe der Vergangenheit zum offensichtlichen Alkoholiker ohne Job, ohne Führerschein, ohne Krankheitseinsicht geworden. Männer, die nur wenig oder gar nichts trinken, waren mir nie "männlich" genug, wurden gar von mir belächelt und hatten bei mir nie eine Chance. Das ist mir allerdings erst jetzt alles klar geworden, nachdem ich mich mit dem ganzen Thema auseinandergesetzt habe.

    Trotzdem ich aus meiner Wohnung wegen ihm geflogen bin, weil ihn zum wiederholten Mal die Polizei mit Großaufgebot aus dem Haus geführt hat, bin ich wieder mit ihm in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Und auch hier haben wir von Anfang an keinen guten Stand in der Nachbarschaft aufgrund seiner Alkoholexzesse.

    Er hat nun schon in der Zeit, in der wir zusammen sind, etliche Entgiftungen hinter sich, manchmal hielt die Trockenzeit einige Wochen an, manchmal nur 2 Tage... Schuld daran, dass er wieder trinken "musste", war selbstverständlich ich. Lange genug habe ich das geglaubt, geglaubt, ich müsste nur so und so sein, dann würde endlich alles gut werden... Ich habe nun endlich begriffen, dass nichts auf der Welt ihn vom trinken abhalten kann, wenn er nicht selber aufhören will. Mit jedem Alkoholexzess kamen auch die Versprechungen, diesmal würde er es anders machen, er würde von der Entgiftung direkt auf Therapie gehen. Das allerdings ist bis jetzt nie geschehen.
    Bei seiner letzten Entgiftung habe ich ihm klar gemacht, dass ich beim nächsten Griff zur Flasche mit meiner gepackten Tasche direkt zu meiner Mutter gehen werde.
    Und komischerweise hat dieser Entschluss etwas in mir verändert: ich habe keine panische Angst mehr vor dem nächsten Mal. Denn das nächste Mal wird es, wenn dann nur noch für ihn geben - für mich nicht mehr...

    Hallo, girasole!
    Das habe ich wohl übersehen, tut mir leid, ich wollte Dich wirklich nicht ignorieren.
    Ich dachte, es reicht vorerst, wenn ich einen Vorstellungsthread schreibe.
    Irgendwie fällt es mir viel leichter auf ein schon vorhandenes Thema zu schreiben, als selbst ein Thema zu eröffnen. Geht das anfangs jedem so? Bin da wohl ein bisschen schüchtern, vielleicht nehme ich mich auch nicht wichtig genug - ich weiß es nicht...
    Aber ich werde auf jeden Fall in den nächsten Tagen etwas über mich und meinen momentanen Stand schreiben :)
    Lieber Gruß

    ich habe auch mit keinem Wort gesagt, man solle als Partnerin "stillhalten" denn der Betrunkene könne schließlich nichts dafür. Es war eher so gemeint, dass man solche Angriffe in diesem Moment nicht so persönlich nehmen soll und nicht darüber grübeln soll, wieso weshalb warum er jetzt so gemein ist. Dass der Alkohol das Gehirn und damit Empfindungen und Wahrnehmung beim Betroffenen verändert, wirst Du, HM, nicht bestreiten wollen, oder?
    Jeder muss selbst entscheiden, ob er demjenigen noch eine Chance gibt oder ob es aussichtslos ist. Das können wir von außen schlecht beurteilen.