Runde # 1001 ... und noch einmal

  • Hallo lieber Johann,

    Ich schreibe dir mal als Erste obwohl ich neu bin: Herzlich Willkommen :)

    Ich kann mich mit deinen Gefühlen sehr identifizieren, vorallem mit dem Gedankenchaos. Wenn deine Mutter sich immer auf dir abgestützt hat ist es ja kein Wunder, dass du dich so verantwortlich fühlst, auch das kenne ich!
    Ich stelle auch oft "hohe" Erwartungen an meinen Vater, die fast immer enttäuscht werden - das ist sehr bitter. Ich glaube der Weg ist, dass man sich selbst klar wird was man eigentlich möchte, man selbst als Person. Wie und wo fühlt man sich wohl, was wünscht man sich (aber nicht von anderen)? Darüber musste ich auch grübeln und tue es immernoch, ich denke aber dass es erstmal hilft, den Fokus zurecht zu rücken: Auf sich! Auf dich.
    Und ich glaube, du hast schon angefangen, dadurch dass du eine Therapie machst und dir auch klar darüber bist, warum das alles so wirr ist :) Das ist toll!
    Weißt du, ich glaube du musst den Kontaktabbruch für dich garnicht benennen. Du musst deine Gefühle dazu ja nicht auf einem Dokument ankreuzen müssen... vielleicht fühlt es sich so an, als wäre sie gestorben - ist sie aber nicht. Du lässt sie nicht mehr an deinem Leben teilnehmen, weil es dich zu sehr belastet. Und dann ist es richtig so, denn es ist richtig für dich!
    Ich lerne das auch gerade, ich versuche es für mich als genau das zu sehen, was es ist: Die Beziehung zu meinem Vater zerstört mich, ich kann nicht zwei Leben tragen. Deshalb habe ich mich getrennt, für mich. Er wählt seinen Weg ja genauso, ihm steht alles offen: Er kann sein und tun was er möchte. Und er hat sich (noch?) nicht für ein Leben mit mir entschieden und ich möchte auch nicht mehr hoffen, um dann doch enttäuscht zu sein!

    Vielleicht konnten dir meine Worte ja etwas helfen? Es tut mir sehr leid für dich und ich fühle mit dir! Du hast dir Hilfe gesucht und das ist richtig so :) Du hast es verdient!

    Liebe Grüße,
    Zoi

  • Hallo Johann,

    Ich weiß, dass das was ich dir geschrieben habe Theorie ist - ich tue mich auch sehr schwer darin, das zu verinnerlichen! Kennt ja jeder: Bei anderen hat man immer schlaue Ratschläge parat und wenn es dann um die eigenen Probleme geht... naja!

    Ich glaube aber, dass das formulieren dieser "Vorsätze" schon hilft, mir jedenfalls :)

    Ich kenne das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Und dadurch, dass andere (auch die Familie) das nicht verstehen, verunsichert mich das oft total, sodass ich am Ende sogar manchmal denke: Ist er wirklich Alkoholiker? Spinn ich...?
    Dann rufe ich mir die 1000 Sachen in den Kopf, die keinen Zweifel zulassen - das beruhigt mich dann etwas!

    Bei mir fällt es mir besonders bei meiner Oma schwer, die Mutter meines Vaters. Sie hat mitbekommen, dass ich nicht mehr mit ihm spreche und sie kennt den Grund nicht. Und ich will es ihr nicht erklären, auch weil ich weiß, dass sie es sicher nicht glauben wird. Ich fühle mich dann, als wäre ich ein schlechter Mensch... wenn ich sie am Telefon habe und sie sagt: "Aber ich versteh das nicht, der Papa hat dich doch so lieb!" Ich finde es auch Horror, ich verstehe dich sehr gut...

    Und ja, vertraue deinem Gefühl! Niemand darf von dir verlangen, dich in einer Beziehung aufzugeben und kaputt zu machen! Ich denke mir oft: In dieser Beziehung kann ich nicht existieren. Nicht mit meinen Gefühlen, meinen Problemen, meinem Leben. Es fühlt sich an, als müsste ich mich löschen, um das zu schaffen. Nein!

    Wenn ich wieder den Drang verspüre, mich zu rechtfertigen, dann schreibe ich es manchmal auf. Um mich selbst zu überzeugen und zu stärken. Es ist richtig, was ich tue... auch wenn es sich manchmal schrecklich falsch anfühlt. Das Gefühl wird sicher irgendwann gehen und darauf warte ich :)

    Liebe Grüße,
    Zoi

  • Hallo Johann,

    wollte mal fragen wie es dir bisher so geht? Konntest du schon ein kleines bisschen Klarheit in dein Gefühlschaos bringen?

    Liebe Grüße,

    Zoi

  • Hallo Johann,

    was für dich gerade wie eine bescheidene Bilanz aussieht, sehe ich als ganz schöne Leistung an

    Obwohl du keinen so leichten Start in´s Leben hattest und es vielleicht einfacher wäre das alles durch Ersatzhandlungen zu kompensieren, versuchtst du durch Therapie wirklich etwas an deiner Situation zu verbessern.

    Das ist doch richtig viel !

    Außerdem gehst du zur Schule, bereitest dich auf Prüfungen vor, machst regelmäßig einen wahrscheinlich anspruchsvollen Sport und denkst jetzt darüber nach dich tätowieren zu lassen ;) .

    Warum nicht (?), ein kunstvolles Tatoo, an der für den Träger richtigen Stelle, ist ein induvidueller und ausdrucksstarker Schmuck, der toll aussehen kann.

    Die Motivation dazu, halte ich allerdings für etwas fragwürdig. ;)

    Um mal wieder etwas zu spüren, kannst du bestimmt auch andere Dinge finden, die nicht so lange in der Zukunft ihre Auswirkungen haben.

    Hast du es schon einmal mit Massage versucht ?
    Es gibt ja auch Kurse, wo man dann geben und nehmen kann, beides ein wundervoller Weg sich zu spüren.

    Mir hat meine Shiatsu Ausbildung vor einigen Jahren eine Menge gelehrt.

    Für heute erst mal einen schönen Tag und eine gute und gefühlvolle Zeit. :)

    Slowly

  • Hallo Krieger des Lichts,
    sich selbst nicht spüren kenne ich sehr gut und denke nicht gern an die Zeit zurück in der es akut auftrat. Leider übertrieb ich es sehr mit dem sich selbst Wahrnehmen und beschwor extreme Situationen herauf, trieb min.5x die Woche Sport, hungerte mich herunter, verletzte viele geliebte Menschen durch egoistisches Verhalten und panzerte so arg dass ich mir sehr schadete. Diese Lebensenergie die ich in der Zeit verballerte fehlt mir nun, ich hab mich selbst fast zerstört in dem Wahn mich spüren zu müssen/wollen. Daraus hab ich gelernt und es machte mich zu dem besonnenen Menschen der ich nun bin, aber diese Schmerzen würde ich mir im nächsten Leben lieber ersparen, hätte ich das Wissen.
    Daher mein Rat an dich, gehe Achtsam mit dir um und such dir bewusst etwas das dir gut tut oder gefällt. Im besten Falle wirst du wieder durchlässig, lässt in einer guten Komfortzone deinen Panzer fallen und lernst im richtigen Maße zu filtern.
    Viel Erfolg auf deinem Weg, mit so viel Bewusstsein wirst du alles schaffen :P
    viele Grüße
    Kitze

  • Hallo Johann,

    dieses Gefühl der Taubheit kommt mir sehr bekannt vor, ich hatte das damals so mit 16-17 Jahren sehr schlimm... mich hat nichts mehr gerührt, berührt. Ich habe auch extreme Methoden versucht, um mich endlich wieder zu spüren. Ein paar davon mache ich heute noch manchmal und sie sind allesamt ungesund!
    Früher habe ich mich verletzt, heute zB halte ich meine Arme unter heißes Wasser (ohne mich zu verbrühen). Daran arbeite ich aber momentan, ich möchte so etwas nicht tun.
    Sport klingt da schon VIEL besser! Klappt bei mir auch oft nicht gut. Wir haben hier so ein Ergometer (Fahrrad), auf einem Display sieht man Puls etc. An schlechten Tagen versuche ich, meinen Puls ins maximale zu pushen. Ich habe jetzt die Batterien rausgenommen, das klappt gut :)
    Ich glaube, man sollte sich da ein gesundes Ventil suchen! Wenn Sport dir gut tut, du es in gesundem Maße tust und es hilft: Super!
    Hast du denn Menschen, mit denen du dich austauschen kannst? Also außerhalb des Forums?
    Bei deiner Tattoo-Idee habe ich so gemischte Gefühle, ich denke deine Motivation ist da der Punkt: Möchtest du es wegen dem Schmerz? Oder wegen dem Motiv...? Finde ich wichtig :)
    Wünsche dir einen schönen Abend,

    Zoi

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