Fuegos Faden - Bin ich Co-Abhängig?

  • Hallo Fuego,

    hmm..
    Mein Eindruck von deinem Beitrag: da sind so viele Stellen, auf die ich antworten würde.

    Wichtig für uns ist, dass wir auf uns selbst und auf unsere Interessen achten. Damit scheinst du schon begonnen zu haben. Das ist gut!
    Aber auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, willst du gleichzeitig nicht den Fokus von deinem XY nehmen. Du willst beides unter einen Hut bekommen. Und das ist ungünstig.
    Das Ziel sollte für dich sein, dass du ihn aus dem Fokus nimmst und auf dich achtest- und nicht beides.

    Dann habe ich da noch ein paar falsche Grundannahmen entdeckt.

    Das wichtigste: Genusstrinken ist nach einer Sucht nicht mehr möglich- keine Ahnung, was mit seiner Mutter war... Aber sicher kein normales Trinkverhalten nach einer Sucht. Als trockener Alkoholiker gilt: 0 Promille.
    Ein normales Trinkverhalten oder kontrolliertes Trinken gibt es einfach nicht. Ausnahmslos.

    Ob du nun Co bist oder nicht, musst du für dich selbst entscheiden. Ich habe ja nun deinen Beitrag gelesen und dachte, dass ich da viele Co-Strukturen entdecke.
    Du erklärst ihn und sein Verhalten, beschönigst und deckelst.
    Du willst noch helfen.

    Du kannst jemandem helfen, wenn er für sich selbst den Schalter zu 0Promille umgelegt hat und in die Richtung startet. Dann zielt deine Hilfe auf seine Gesundung ab- aber wenn er noch denkt, dass er jemals wieder normal trinken kann und du ihn auf diesem Irrweg stärkst... Hilfst du ihm nicht aus der Sucht raus sondern unterstützt dieses kranke System.

    Liebe Grüße,.
    Zimttee

  • Liebe Fuego,

    auch ich schließe mich Zimttee bedingungslos an.

    Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass es absolut gefährlich und fahrlässig ist, kontrolliertes Trinken bei Alkoholikern hier zu propagieren.

    Auch wenn ich Dir natürlich keine Absicht unterstelle. Aber mir pers. ist es wichtig diesen Punkt für eventuelle Mitleser, als völlig unsinnig hervorzuheben und dementsprechend auch zu warnen.

    Liebe Grüsse
    Andi

  • Hallo Fuego,

    ist doch überhaupt nicht schlimm. Woher solltest Du sowas auch wissen. Bist ja ne Co in der Findungsphase (evtl.....) :wink:

    Dafür sind wir doch alle hier....um uns zu helfen.

    War mir nur wichtig, dass nochmal als Trockener Alki angetextet zu haben.

    Also jetzt feuer frei für Dich & alles Gute Dir! :D

    LG
    Andi

  • Hallo Fuego,

    Ihr habt ja wirklich eine schlimme Zeit hinter Euch und ich freue mich für Dich, dass Du dich stetig aus Deiner Situation herausarbeiten kannst.
    Wie Andi halte auch ich es für absolut verantwortungslos, nassen Alkoholikern vorzugaukeln, es bestünde die Möglichkeit, wieder zum Genusstrinker zu werden. Ich ziehe es jedoch vor, mich mit dem Thema auseinander zu setzen, weil es genau der Knackpunkt ist, der den Alkoholiker u.U. Jahrelang in seiner Sucht verharren lässt bei seinen diversen Versuchen, dieses Ziel zu erreichen.
    Ich persönlich habe in 30 Jahren jedenfalls niemanden erlebt, dem dies gelungen wäre. Wer an dem Punkt angelangt ist, dass er abhängig trinken muss, für den gilt Abstinenz, wenn er seine Krankheit stoppen will.

    Nun ist Deine Schwiegermutter aber anscheinend eine Art „Gallionsfigur“ für Deinen Mann und ich möchte wetten, dass bei dem einen oder anderen Leser ein „aha-geht-also-doch“-Effekt einsetzte.
    Eines muss aber ganz klar sein: Entweder hat Deine Schwiegermutter „nur“ schweren Alkoholmissbrauch betrieben und musste noch nicht abhängig trinken oder sie hat sich die nötigen Portionen heimlich zugeführt, so dass sie in Gegenwart Anderer ein scheinbar ganz normales Trinkverhalten an den Tag legen konnte, eine leichte Übung für Alkoholiker. Eine letzte Möglichkeit sehe ich darin, ungeheure Energien einzusetzen um die Begegnungen ohne Alkohol zu überstehen (falls Ihr nicht zusammen gelebt habt) und sich gleich am Anschluss daran den benötigten Stoff zuzuführen. Diese Energien fehlen natürlich dann fatalerweise für das Nötigste im Leben.

    Nun soll es aber hier um Dich und Deine Situation gehen. Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir als Alkoholikerin meinen Eindruck schildere: Dein Mann legt das klassische „Wasch mich, aber mach´mich nicht nass!“-Verhalten an den Tag. Er will nicht mit dem Trinken aufhören, sondern nur reduzieren. Eine Therapie kommt schon mal gar nicht in Frage. Möglichst ohne Anstrengung und ohne dass er seine Krankheit vor Anderen offenlegen muss, möchte er einfach mal so ein neues Leben beginnen. Du sollst ihn weiterhin durchs Leben schleppen und wenn das so 24/7 nicht möglich ist, weil Du bereits am Anschlag bist, dann wenigstens soviel, wie bei Dir gerade noch geht.
    Du bist bereits an dem Punkt, wo Du ihn nur noch unterstützt, wenn es um seine kaputten Knochen geht, nicht aber, weil er brach liegt, weil er getrunken hat.

    Wenn Du dieses Vorhaben umsetzen kannst, bist Du auf einem guten Weg.
    Nun willst Du ihn aber unterstützen bei dem Versuch, seinen Willen durchzusetzen, sein Ziel zu erreichen, nämlich Genusstrinker zu werden.
    Dieses Ziel aber wird er nie erreichen können, wenn er bereits abhängig trinken muss.
    Ich kann mir vorstellen, dass Du Hoffnung geschöpft hast, weil er ja offensichtlich seinen Alkoholkonsum reduzieren konnte. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man hierfür ungeheure Energien verschleudert und über kurz oder lang an den Punkt kommt, an dem man wieder hoffnungslos über die Stränge schlägt, weil die Sucht geballt zuschlägt, da man sich zu lange selbst kasteit und kontrolliert hat.
    Wenn wir dieses Muster erst einmal erkannt haben, erkennen wir auch die Sinnlosigkeit all dieser Bemühungen und können unsere Energien dafür einsetzen, ein abstinentes Leben zu führen. Vorher wird das nix und all Deine Unterstützung bei seinem diesbezüglichen Vorhaben wird sein Leiden nur verlängern und Ihr werdet Eure verbliebenen Kräfte völlig umsonst eingesetzt haben und u.U. Jahre vergeuden.

    Ich denke wirklich, dass Du auf einem guten Weg bist, nur ist es für einen Nichtsüchtigen sehr schwierig, Sucht nachzuvollziehen. Die vermeintliche Hilfe und Unterstützung des Süchtigen ist deshalb oft kontraproduktiv und der Partner erreicht damit nur das Gegenteil.

    Alles Gute für Euch.
    Viele Grüße
    Katha

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