• Hallo zusammen!

    Zitat

    Hast du schon. Darüber nachgedacht, was letzte Woche dazu führte, dass du wieder trinken wolltest?

    Ja, Thalia, das habe ich. Ich habe nach meinem Absturz letzten Freitag sehr viel nachgedacht.
    Im Nachhinein denke ich, dass mir die ganze Zeit klar war, dass ich am Fr. trinken würde. Es war ein Anlass, also ein Ereignis, das aus verschiedenen Gründen wichtig für mich war. Mir war vorher klar, dass ich auf jeden Fall dahin gehen würde.
    Martin hat gefragt, warum ich überhaupt hingegangen bin: Weil es mir wichtig war. Und: eigentlich wußte ich, dass ich nicht nüchtern bleibe. Und: es hat mir gezeigt, dass ich es WIRKLICH nicht kann. Ich kann nicht moderat trinken. Es war, als müsste ich mir selbst zeigen: Lydia, vielleicht würdest Du Dir ganz nüchtern auf einer Feier blöd vorkommen. Aber: stockbetrunken auf einer Feier ist schlimmer! Geht gar nicht. Es ist unwürdig, peinlich und dumm. Es gibt keine Alternative.
    Ich kann das nicht besser erklären, warum ich das erleben wollte oder das gemacht habe. Tatsache ist: Seit dem Freitag bin ich mir noch sicherer was ich will (oder besser: nicht will). Ich habe an meinem verkaterten Samstag immer gedacht: "Merk Dir gut, was Du durchmachst! Merk Dir die Übelkeit, die Schuldgefühle, die Scham! Erleb das ruhig bewusst, was Du mit Dir gemacht hast!"
    Seit So geht es mir sehr gut, und: mein Suchtdruck abends ist weg. Ich will keinen Alkohol, ich will Saft, Schwimmen gehen, lesen, whatever.
    Ich habe mich gefreut, mit meinem Mann zu sprechen, ich hatte Lust darauf, mit ihm zu besprechen, wie wir eine alkoholfreie Partnerschaft führen können.
    Und ich hatte Euch im Rücken! Ich hätte das vorher nicht für möglich gehalten, aber Eure Namen, Eure Kommentare und Anregungen formen sich bei mir zu Charakteren, von denen ich mir vorstelle, was der eine oder andere zu verschiedenen Ideen von mir sagen/denken würde.
    Ich habe oft an Euch gedacht oder in Gedanken formuliert, was ich Euch gerne schreiben würde wenn ich endlich wieder ins Netz kann.

    Zu den Grundbausteinen: Ihr habt mehrfach gefragt: Ja, ich habe sie gelesen! Mehrfach, immer wieder!
    Ich versuche, sie auf meine Situation zu münzen. Ich möchte keine Entgiftung machen. Oder meint ihr, ich soll jetzt (nach einer Woche Nüchternheit) noch entgiften?
    Suchtberatung, ja, aber ich scheue mich. Unter anderem deshalb, weil ich aus verschiedenen Gründen auf keinen Fall meine Identität preisgeben möchte. Kann man bei der Suchtberatung anonym bleiben?
    Langzeittherapie, ähm, najaaaaa, nicht soo gerne..., viele Gründe die dagegen sprechen: Arbeit, Familie, Anonymität... Ich will nicht!!!!!!
    Offenheit: ja unbedingt, aber ich brauche Zeit. Nicht sofort allen!!
    AA-Gruppe o.ä: Ja unbedingt, ich merke an Euch, wie wichtig der Austausch und die Erfahrung Erfahrener ist. Ich merke wie wichtig kritische Anmerkungen sind, die mich aus meinen gewohnten Gedankenmustern herausreissen.

    Ich kann aber nicht alles sofort. Was mir viel hilft: Lesen! Ich lese alle einschlägigen Werke zum Thema Alkohol, die mir in die Finger kommen. Ich erfahre unterschiedliche Positionen zu dem Thema und tauche in Erfahrungsberichte. Das stärkt meine Motivation ungemein. Was ich nicht lese: Den (in meinen Augen) Schrott zum Thema "kontrolliertes Trinken". Kommt für mich nicht in Frage, will ich nicht.

    So, jetzt gehe ich mal zu meinem Tagwerk über.
    Es grüsst:
    Lydia

  • Hallo Lydia,

    Zitat

    weil ich aus verschiedenen Gründen auf keinen Fall meine Identität preisgeben möchte.

    deine Identität hat dich doch auch nicht daran gehindert Alkohol zu kaufen,

    oder hattest du da eine Tüte übern Kopf :lol:

    LG Martin
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  • Zitat

    deine Identität hat dich doch auch nicht daran gehindert Alkohol zu kaufen,

    oder hattest du da eine Tüte übern Kopf

    Nein Martin, eine Tüte brauchte ich nie. Alle haben relativ gelassen reagiert, wenn ich was gekauft habe. Die meisten fanden es, glaube ich, normal. Ein Einkaufswagen mit Milch, Gemüse und Yoghurt, in dem noch drei Flaschen Wein stecken: normal. Der Weinladen zu dem ich nach Feierabend noch gegangen bin: hat mich nett beraten, fand mich, glaub ich, normal. Die Tankstelle bei der ich Wein und Chips und Zigaretten gekauft habe, hat sich ebenfalls nichts anmerken lassen.
    Ich glaube, dass es in dieser Gesellschaft normaler ist, dauernd Wein zu kaufen als zuzugeben, dass man ein Problem mit Alkohol hat.

    Lydia

  • Hallo Lydia,

    eine Suchtberatungsstelle ist dazu verpflichtet, deine Daten vertraulich zu behandeln.

    Ich verstehe deine Hemmungen. Ich hatte sie auch anfangs. Teilweise noch immer! Insofern hast du recht, wenn du sagst, es braucht Zeit. Allerdings sagt meine Erfahrung, dass du es dir leichter machst, wenn du möglichst früh beginnst, dich über deine Alkoholkrankheit auszutauschen. Das Forum hier ist wichtig, aber gerade wenn jemand sehr mit Scham etc. zu kämpfen hat (so wie ich z.B.), ist es sehr hilfreich, auch im "realen Leben" sich Beratung/Hilfe/Austausch zu suchen, kurz: den süchtigen Anteil nicht zu tabuisieren. Sonst besteht Gefahr, dass die Sucht in Gedanken "virtuell" bleibt. Was das Trockenbleiben ungemein erschwert.

    Vielleicht kannst du damit was anfangen.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Guten morgen zusammen!
    So, mein Horror-Kater-Samstag ist jetzt genau eine Woche her, ich bin sehr glücklich, dass ich heute mit klarem Kopf aufwachen durfte.

    Zitat

    Im Nachhinein habe ich oft erlebt, dass man über mich gesprochen hat, weil ich jeden Tag gesoffen habe, aber gesagt hat es mir niemand


    Ja, Martin, damit magst Du Recht haben. Meine regelmäßigen "dealer" werden sich (trotz ausgeklügelter Einkaufs-Verteil-Strategie) ihren Teil gedacht haben. Aber niemandem sind die Gesichtszüge entglitten.
    Irgenwie habe ich die Vorstellung, dass Leute, denen ich meinen früheren Alkoholkonsum eröffne, vor Schreck oder Erstaunen umfallen werden und mich anschließend abrundtief verachten. Dass das im Prinzip Quatsch ist, wird mir bei näherer Betrachtung auch klar. Zumal ich völlig andere Erfahrungen mache: Habe in dieser Woche noch mit meiner Freundin gesprochen. Die trinkt praktisch nie Alkohol (Vater Alkoholiker, vermutlich deshalb früh verstorben) und fand meine Idee, nicht mehr zu trinken hervorragend. Dass ich viel getrunken habe, wußte sie ohnehin. Für sie war das eher ein Anlass für Respekt. Denke ich. Weiss ich.
    Die Erfahrungen mit meinem Mann sind ebenso gut. Ich habe ihn gefragt, ob er es traurig oder schade findet, dass er nicht mehr zu Hause trinken kann oder wir gemeinsam nichts mehr trinken. Er: "Nein das finde ich nicht. Das letzte Mal, als ich dich mit Alkohol gesehen habe, bist Du ins Regal gefallen. (er meint den vergangenen Fr! Oh Gott!) Das brauche ich nicht nochmal!"


    Zitat

    süchtigen Anteil nicht zu tabuisieren

    Zitat

    Vielleicht kannst du damit was anfangen.


    Ja, kann ich Thalia. Vielleicht ist das meine größte Aufgabe für die nächsten Wochen.
    Ich werde mal vorsichtig anfangen und mir die Kontaktdaten der hiesigen Suchtberatung besorgen und die Homepage lesen. Still und heimlich. Vorerst.

    So, ich wünsche jetzt ein allgemein erfreuliches Wochenende!!
    Lydia

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