Grundbausteine der Nüchternheit

  • Hallo,

    die Grundbausteine sind bewährte Erfahrungen, die von Langzeittrockenen zusammengetragen wurden.

    Gerade am Anfang wenn man noch rumeiert und nach Orientierung sucht, ist es hilfreich sie einfach abzuarbeiten und im eigenen Alltag umzusetzen. Also nicht rumzudiskutieren warum wieso weshalb, sondern einfach Schritt für Schritt umsetzen...

    Auf dem Weg in ein stabiles, zufriedenes trockenes Leben kommt einem anfangs so manches Thema schwer, unmöglich, verwirrend, verunsichernd, beängstigend, bescheuert oder sonstwas vor. Dann einfach Schritt für Schritt weitergehen!

    Wenn ihr Fragen habt, wie ihr die Grundbausteine konkret in eurem Alltag umsetzen könnt, dann stellt sie einfach in eurem Thread!

    Viele Grüße und einen guten Erfahrungsaustausch.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hier findest Du die aus unseren Erfahrungen notwendigen Grundbausteine, die ein nüchternes Leben ermöglichen können.

    1. Vorwort
    2. Arztbesuch
    3. klinische Entgiftung
    4. Offenheit und Ehrlichkeit
    5. Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten
    6. Freizeitgestaltung - soziale neue Kontakte
    7. alkoholfreies Umfeld
    8. Unterstützung durch Familie und Umfeld

    Vorwort: Die Erwartung, die Erkenntnis, der Tiefpunkt

    Wohl jeder alkoholsüchtige Mensch kennt den Wunsch, nicht mehr trinken zu müssen, der die Erkenntnis zu seiner Alkoholkrankheit gefunden hat und der Sucht ein Ende bereiten möchte.
    Aber wie ? Hier scheiden sich schon viele Wege.

    Was versteht der/die Betroffene unter der angestrebten Trockenheit, was ist er/sie bereit, an Erforderlichem anzunehmen, Eigenwissen und alte Denkstrukturen abzulegen ? Wirklich mit dem Alkohol abschließen zu wollen.

    Ein großer Klotz im Weg ist auch anfangs die gedankliche Vorstellung, NIE wieder Alkohol zu trinken/ trinken zu „dürfen“.
    Auch sich ein neues Umfeld zu schaffen, alte soziale (trinkende) Kontakte abzulegen.
    Auch besteht bei manchen Menschen der insgeheime Wunsch, irgendwann wie ein gesunder Mensch wieder Alkohol trinken zu können.
    Da z.B. scheiden sich auch die Wege.

    Wer seinen Weg akribisch geht, wird glücklich und zufrieden den Alkohol nie mehr missen.

    Der Weg aus der Alkoholsucht setzt i.d.R. einen Tiefpunkt voraus, aus dem man die Erkenntnis geschaffen haben sollte, dass man sonst lebenslang vom Alkohol abhängig bleibt, damit sein Leben beendet.

    Gelingt es einem also, seiner Trockenheit oberste Priorität zu geben und neue Wege konsequent zu gehen ? Es liegt an einem selbst.
    Nur nichts trinken reicht nicht !

    Arztbesuch

    Das Aufsuchen eines Arztes ist unbedingt erforderlich.
    Hierbei geht es nicht nur um den reinen Body-Check, sich z.B. auf Leberwerte untersuchen zu lassen.

    Vielmehr muss man auch den Punkt für sich erreicht haben, sein Suchtproblem offen und ehrlich auch vor anderen darzustellen und von dem Mediziner Maßnahmen zur Suchtbekämpfung in Erfahrung zu bringen.

    Thema beim Arztbesuch sollte auch eine klinische Entgiftung sein, sofern ambulante Maßnahmen nicht ausreichen. Weiterhin Folgemaßnahmen durchzusprechen.

    Neben Allgemeinmedizinern sind auch Fachärzte in der Abhängigenambulanz in Krankenhäusern und auf psychatrischen Polikliniken zu empfehlen.
    Dieser Arztbesuch ist auch ein psychischer Grundbaustein.

    Klinische Entgiftung

    Viele Betroffene sehen und kennen nicht, unterschätzen somit die Lebensgefahr, in die sie sich begeben, Ihren Körper zu entgiften, sollten sie nur die Maßnahme ergreifen, keinen Alkohol mehr zu trinken.

    Eine klinische Entgiftung ist unbedingt ratsam.
    Über das Prädelir und im Delirium tremes können Menschen ohne ärztliche Betreuung, ohne nach medizinischem Standard pharmakologisch entzogen zu werden, elendig den Tod finden, kein Einzelfall.
    Die klinische Entgiftung ist auch ein psychischer Grundbaustein.
    Ein wichtiger Schritt ins neue Leben.

    Offenheit und Ehrlichkeit

    Bereits in dieser Anfangsphase, dem Einstieg in sein neues Leben, ist Offenheit und Ehrlichkeit gefragt, sein Suchtproblem nicht mehr zu verschleiern, alles nur halb so schlimm zu reden, vor sich selbst sowie vor anderen.

    Das beginnt eben bei der Offenbarung vor dem Arzt, wirklich um Hilfe zu bitten, Entscheidendes einzuleiten.

    Weiter geht es natürlich über das direkte Umfeld eines jeden, wirklich die Menschen um sich einzuweihen, den Ernst seiner Krankheit und die beabsichtigten Wege zu schildern, sich damit jede Hintertür zu schließen.

    Leider ist es nicht untypisch, dass gerade dieses direkte, private Umfeld die Krankheit verbagatellisiert und man nicht immer ernst genommen wird.
    Das kann verschiedene Gründe haben.

    Die einen aus seinem trinkenden Umfeld werden damit unterbewusst selbst an ihre Suchtkrankheit erinnert, sehen den Aussteiger somit als Außenseiter und dulden das schwer. Hier zeigen sich auch wahre Freunde.

    Die anderen mögen vom Alkoholiker noch ein anderes Bild haben, sehen sie ihn arbeits- und wohnungslos, auf einer Parkbank oder unter einer Brücke. Aber so ist es nicht.
    Mag es im Familienkreis auch manchen peinlich sein.

    Es zählt die innere Einstellung zu seiner Krankheit, Offenheit und Ehrlichkeit, seinen neuen Weg aus der Sucht gehen zu wollen, ohne von anderen eingeschränkt zu werden.

    Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten

    Auf die erforderlichen Anfangsschritte von Arztbesuch und klinischer Entgiftung müssen unweigerlich Maßnahmen folgen, die einem neue Verhaltensstrukturen und Denkmuster vermitteln.

    Zu sehr und eingeprägt ist noch ein altes, nasses Denken, dass man sich in einem „durchtränktem“ Leben als Basis geschaffen hat, woraus nasse Verhaltensmuster resultieren.

    Ist es z.B. doch plötzlich schwer, ohne Verzichtsgedanken ein Leben ohne Alkohol zu leben, bestimmte Dinge und Unternehmungen nun zu unterlassen.

    Auch da scheiden sich die Wege.
    Zählt nur die Priorität, die ein jeder sich für die eigene Trockenheit setzt.

    Es gibt da verschiedene Möglichkeiten, sich seinen Weg zu bahnen.
    Manche Menschen wählen im Anschluß an die Entgiftung den Weg der Langzeittherapie.
    Versprechen sie sich davon, abgenabelt von der Alltagswelt, intensive Erfahrungen zur neuen Lebensgestaltung mit fachlicher Anleitung, Hilfe zum Ablegen alter Verhaltensmuster.
    Aber auch hierbei sind weiterführende Maßnahmen erforderlich, zu schnell kann man im alltäglichen Umfeld wieder zurückfallen.
    Gibt es weiter die ambulante Therapie sowie die Arbeit in realen sowie auch dieser virtuellen Forum-SHG.

    Erfahrungsaustausch ist in soweit erforderlich, weil man eben auch die Wege seinesgleichen, auch der Langzeittrockenen ständig für sich aufnehmen und daraus gedanklich schöpfen sollte.
    Man muss in der Lage sein, sein altes Denken mit Alternativmöglichkeiten, wie es auch gehen könnte, abzulegen. Dieses endet meistens in Trinkpausen, egal wie lange man sie schafft.

    Man muss sich darüber klar sein und einfach das Vertrauen haben, dass für eine zufriedene und glückliche Trockenheit anderes Wissen und andere Wege notwendig sind, die in seinem bisherigen Wissen nicht vorhanden sein können.
    Und da unterscheiden sich auch die Wege.

    Und Trockensein heißt nicht, nur nichts zu trinken.

    Freizeitgestaltung - soziale neue Kontakte

    Natürlich strebt jeder neue soziale Kontakte an, hat er es geschafft, sich von seinem alten trinkenden Umfeld zu trennen.

    Es zeigt sich auch bei seinem Lebenswandel, welche alten „Freunde“ ohne Alkohol bereit bzw. in der gesundheitlichen Lage sind, mit einem weiterhin zu verkehren.

    Neue Interessen, neue Freizeitbeschäftigungen sollten an der Tagesordnung stehen, sich damit vielleicht auch ein neues Umfeld zu schaffen.

    Sollte man über den Erfahrungsaustausch in der Gruppe hinaus sein privates Leben zu sehr mit diesen Gleichgesinnten teilen, besteht aber auch eine Gefahr, durch zu viel Gemeinsamkeiten des alten Lebens bei einem Rückfall eines Einzelnen o.ä. psychisch mitgezogen zu werden.
    Darüber gibt es aber die verschiedensten Ansichten.

    Drum scheiden sich auch hier die Wege.

    Alkoholfreies Umfeld

    Als wichtiger Grundbaustein für eine solide, glückliche und zufriedene Trockenheit zählt das alkoholfreie Umfeld.

    Ein alkoholfreies Umfeld bedeutet zum einen ein alkoholfreies Zuhause, dass sich in diesen 4 Wänden wirklich kein Tropfen Alkohol befindet, selbst nicht in einer Flasche hinter verschlossener Vitrine oder im Keller.
    Der Alkohol darf einem nicht mehr im entferntesten Sinne körperlich zugegen sein.

    Das alkoholfreie Umfeld bezieht sich zum anderen weiter auf die Menschen, mit denen man sein Leben teilt, ob es im Beruf oder im Privaten ist.

    Letztlich gehört auch zu diesem neuen alkoholfreien Umfeld, jene Plätze zu meiden, an denen man Alkohol getrunken hat, diese Orte mit dem Konsum von Alkohol verbindet.

    Den häufigsten und größten Fehler, den die Menschen machen, ist alles in seinem Leben zu belassen wie es war, nur eben nichts mehr trinken zu wollen.

    Man kann seine Abstinenz und angestrebte Trockenheit nie erreichen, wenn der Alkohol Bestandteil seines Lebens bleibt, auch ohne dass man ihn trinkt.

    Man kann sich von ihm nur geistig lösen, ihn wirklich aus seinem Gedankengut streichen, wenn man dies erkennt und danach handelt.

    Mit den Jahren der stabilen Trockenheit vergrößert man zwar wieder seinen Bewegungsfreiraum, wägt aber in anderer Wertstellung ab, weil sich die Interessen durch eine Loslösung vom Alkohol generell geändert haben.

    Unterstützung durch Familie und Umfeld

    Die Unterstützung durch sein enges Umfeld, von Familie über Freunde, Bekannte und Arbeit, ist ein wichtiger Faktor.
    Man sollte sich daher wirklich nur in einem Umfeld bewegen, das einem die Trockenheit sichert und sie schätzt.

    Leider kommt es immer wieder vor, dass selbst die enge Familie bei z.B. Familienfeierlichkeiten nicht auf den Alkohol selbst verzichten möchte, akzeptieren und verstehen sie nicht, dass es für einen nicht selbst reicht, nur nichts zu trinken.

    Liegt da aber meist diese Krankheit schon über Generationen in der Familie.

    Selbst in solchen Situationen heißt es wirklich, seine eigene Trockenheit an höchste Priorität zu setzen und ggf. solchen Treffen fern zu bleiben, egal welche Erwartungshaltung dieser „Verständnislosen“ damit „enttäuscht“ wird.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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