Ich bin Co-abhängig und neu hier

  • Hallo Motzpuppe,

    erstmal herzlich willkommen !

    Mir ist was aufgefallen in deinem Beitrag...

    Zitat

    Was den Alkoholkonsum angeht sind wir inzwischen bei 4-8 Bier (0,5 l) am Abend oder knapp 2 Flaschen Wein angekommen.

    Seid ihr beide angekommen bei der Menge oder er?
    Ich glaube ich weiß, wie du das meinst, (er ist da angekommen), und deine Ausdrucksweise deutet für mich darauf hin, dass du schon ganz schön in der Coabhängigkeit mit drinnen hängst...

    Deine Gedanken gegen eine Trennung kann ich gut verstehen, ich hatte ähnliche. Mein Exmann war anfänglich auch der ruhige Säufer der eingeschlafen ist, wenn er bis oben hin abgefüllt war. Aber irgendwann hat sich das mehr und mehr geändert und er wurde immer aggressiver. Und ich auch...

    Ich könnte jetzt hier schreiben, das, was du schreibst sind alles Ausreden weil du Angst hast zu gehen, weil du deine Komfortzone nicht verlassen willst, weil du coabhängig bist. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer ist, seinen Weg zu finden.

    Was immer ein wichtiger Faktor ist sind Kinder! Kinder nehmen Dinge der Erwachsenen, der Eltern, viel mehr und auch anders wahr, als wir denken. Abhängige Eltern bzw. Elternteile sind für Kinder Gift, gewissermaßen. Sie können sich nicht wehren und sind auf den Schutz der Erwachsenen angewiesen.

    Darum ist es wichtig, dass du dir Gedanken machst. Du machst sie dir ja auch schon, sonst wärst du nicht hier, ganz klar.

    Zitat

    wobei mein Mann recht gut verdient, ich möchte ihn aber nicht ausnehmen.

    Das ist auch so ein "Killergedanke". Was bedeutet "ausnehmen"? Im Falle einer Trennung würdest du Unterhalt für die Kinder bekommen. Und der steht dir per Gesetz zu! Das ist kein "Ausnehmen" sondern das ist dein gutes Recht!

    Vielleicht gibt es eine nüchterne, ruhige Minute zwischen dir und deinem Mann, Dann kannst du ihm von deinen Sorgen und Gedanken erzählen, was auch sein Trinken mit dir macht. An seiner Reaktion wirst du schon was erkennen können. Vielleicht dann auch mehr für dich erkennen, wie dein Weg gehen sollte bzw. wie du dir dein zukünftiges Leben vorstellst. Und auch ein Austausch hier kann dich weiter bringen, dir Denkanstöße geben.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Motzpuppe,

    herzlich willkommen hier im Forum.
    Ich wünsche dir einen hilfreichen Austausch.

    Ich bin trockener Alkoholiker.
    Auch ich bin eher ein ruhiger Zeitgenosse.
    Wenn ich getrunken habe, wurde ich immer ruhiger.
    Ich war dann sozusagen gar nicht mehr anwesend.
    Nur noch körperlich.

    Für ich war der Alkohol: Flucht.
    Vor mir, vor den Ansprüchen, die andere an mich zu stellen scheinen.
    Vor meiner Frau, was ich im Nachhinein sehr bedauere.

    Ich habe die Kurve bekommen (dürfen) und meine Ehe hat sich gewandelt.
    Ich empfinde mich jetzt lebendiger und wieder anwesend.

    Für meine Frau bin ich sicher 'schwieriger' geworden.
    Aber wir sind glücklich damit, dass wir gemeinsam sind, gemeinsam reden und unsere Differenzen und Probleme angehen können.

    Am Anfang ist allerdings die Erkenntnis deines Mannes unverzichtbar.
    Wenn er Alkoholiker ist, wofür die Trinkmenge sprechen könnte (ist aber kein absolutes Kriterium), braucht er professionelle Hilfe.
    Das ist aber nicht dein Job!
    Das ist sein Job!

    Dir bleibt die Möglichkeit, mit ihm Klartext zu reden.
    Eindeutig auf die Konsequenzen seines Handelns hinzuweisen.
    Dafür brauchst du für dich eine Strategie.
    Was passiert, wenn...

    Ich wünsche dir, du findest hier im Austausch eine innere Klarheit für dich.

    Einer meiner Lieblingssprüche in meiner Lebensbewältigung (auch meiner Depression - Männer trinken scheinbar auch öfter, um eine latente Depression zu verbergen): Es geht um mich.

    In deinem Fall: Es geht um dich!

    Liebe Grüße
    Hans

  • Liebe Motzpuppe,

    wie gut, dass es mit dem Heulen geklappt hat! Es ist so hilfreich, den Druck dadurch auch mal los zu werden.

    Zitat

    Ich habe mehrere Versuche gestartet in darauf anzusprechen. Für mich ist ein großes Problem das ich nicht gerade streitsüchtig bin und mein Mann sich sehr gut und vor allem überlegt artikulieren kann. Ich quatsch eher wie mir der Schnabel gewachsen ist und denke nicht groß vorher nach was ich sage. Jede Diskussion endet also damit das er mich völlig verunsichert und ich nicht mehr weiß was ich noch antworten soll, also gebe ich auf.

    Meene Jüte, wie gut ich das verstehe. Ich habe mich bei solchen Gesprächen dann regelrecht an die Wand gedrückt gefühlt, völlig im Kopf blockiert, unfähig, mich zu wehren oder Gegenargumente anzubringen. Ich verstehe dich sehr gut!

    Ich habe gelernt mich aus solchen Situationen dann zu entfernen, ein Stopp-Schild zu setzen. Es gibt verschiedene Arten das zu tun. Aus dem Zimmer rausgehen, laut "Stopp mal" zu sagen oder so was in der Art.

    Zitat

    Ich fühle mich ein bißchen wie "alleinerziehend mit Mann"

    Ja, auch das kenne ich leider zu gut... Und im Grunde genommen ist es ja auch so. Dadurch dass dein Mann sich betrinkt ist er im Grunde geistig nicht mehr anwesend, Hans hat es ja schon beschrieben. Der Körper ist noch da, die Seele ist im Nebel verschwunden. Und du übernimmst so immer mehr Verantwortung für alles. Überforderst dich damit, fühlst dich im Stich gelassen. Das kostet alles Unmengen Energie, denn irgendwann kommt dazu noch Wut. Also die äußeren Dinge, die du alleine erledigst und deine Gefühle dazu, das ist einfach kräftezehrend.

    Anfänglich fühlen sich coabhängige Partner stark und wichtig, wenn sie alles alleine managen. Und dann auch noch Anerkennung dafür von Außen bekommen. Aber das ist trügerisch und zerstörend. Es macht Cos kaputt!

    Zitat

    Bin einfach nur verzweifelt und fühl mich ganz fürchterlich einsam und allein gelassen.

    Alleine und einsam musst du dich nicht mehr fühlen. Du hast unsere Gruppe gefunden und hier bist du nicht alleine! Du kannst rund um die Uhr herkommen und dein Herz ausschütten! Dadurch kann deine Verzweiflung langsam weniger werden damit du den Kopf frei hast zum Überlegen. Denn überlegen wirst du müssen.

    Aber jetzt hol erst mal tief Luft. Du hast die ersten wichtigen Schritte gemacht um aus deiner Lebenslage was zu machen. Um Veränderungen herbeiführen zu können, egal erst mal, wie die aussehen. Du bist am Zug, du bist aktiv geworden. Und das ist das wichtigste überhaupt.

    Einen schönen 4. Advent
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Morgen Motzpuppe,

    Aus deinen Zeilen spricht die Wut und die Enttäuschung.
    Und auch das Gefühl der Überbeanspruchung, des allein Gelassen Seins.

    ...weil es offensichtlich niemanden interessiert.....

    bedeutet ja: dass es deinen Mann nicht interessiert.

    Möglichkeit: du sprichst mit ihm über dieses Thema.

    Warum muss er sich entspannen, während du rödelst?

    Ich war (auch während meiner nassen Zeit ) schon immer ein Verfechter der Arbeitsteilung.

    Wenn aber der Alkohol ein solch hohes Maß der Aufmerksamkeit bei deinem Mann beansprucht, ist es vermutlich unmöglich, ihn noch zu erreichen.

    Solange aber du nichts an der Situation änderst, bleibt sie unverändert.
    Der Trinker ist das Gewohnheitstier und gerät erst dann in Panik, wenn ihm jemand die Ruhe und Möglichkeit zum saufen nimmt.

    Den Preis zahlen die Kids.

    Dass du dir Hilfe suchst ist ein erster Schritt.
    Ein großer Schritt.

    Ich wünsche dir für das neue Jahr ganz viel Mut und Tapferkeit für deine Entscheidungen.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Guten Morgen Motzpuppe,

    Das liest sich nicht so, als ob sich von allein irgendwas ändert.

    In dem Sinne, dass dein Mann es 'einsieht'.

    Du solltest niemals auf einen vernunftmäßigen Umgang eines nassen Alkoholiker mit Alkohol setzen. Auch nicht in den nüchternen Phasen zwischendurch. Auch dann wird das Denken und Handeln vom Alkohol bestimmt.

    Er braucht professionelle Hilfe, oder er wird dich und deine Familie ruinieren.

    Warum hast du aber für dich und deine Kinder keine Hoffnung?
    Du kannst es ändern.
    Du bist verpflichtet, sehenden Auges, mit in den alkoholischen Untergang zu segeln.

    Du darfst dein eigenes Leben leben und geniessen.

    Da hast du ein Anrecht drauf.


    Liebe Grüße
    Hans

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