Am Ende. Ich weiß nicht mehr weiter

  • Hallo Karaoke5,

    herzlich Willkommen in unserem Forum.

    Ich bin eine (nun langjährige) Ex-Partnerin eines Alkoholikers. Als ich dich gelesen habe, habe ich gedacht, dass es wirklich so schade ist, wie Kinder von alkoholkranken Eltern einer Kindheit und Jugend beraubt werden, die ihnen zugestanden hätte. Ich kann verstehen, dass du dich unendlich am Ende angekommen fühlst. Es gibt auch in diesen heutigen Zeiten in meinen Augen nicht eine einzige Herausforderung, die deine weniger hart sein lässt.

    Ist gut, dass du nun hier bist. Ich wünsche dir einen guten Austausch und einen guten Weg in dein eigenes und selbstbestimmtes Leben. Ich hoffe, du findest den Mut dazu.

    Ich grüße dich, B.Nyborg

  • Hallo karaoke,

    ich habe es auch nicht so aufgefasst, dass du nur gelitten hast. Keine Sorge. Ich finde es nur nicht richtig, dass die Rollen verschoben sind und Kindern, ob der großen Verantwortung, die sie für ihre Eltern übernehmen, eben ihre Kindheit nicht sorglos haben verbringen dürfen. Ich weiß auch, dass es sehr schwierig ist, nichts auf seine Mama kommen zu lassen. Das geht mir neben all der Aufarbeitungsarbeit bezüglich meiner Kindheit (in der nicht die Mutter sondern der Großvater und Onkel Alkoholiker waren) auch heute noch so... Deswegen stell ich es mir umso schwieriger vor, wenn die eigene Mutter im nassen Zustand ist. Den Partner kann frau (auch total schwierig) jedenfalls besser verlassen, als dass ein kind es bei Mutter tun kann. So jedenfalls ist mein Gefühl dazu. Hast du denn einen Plan, wo du "hinwillst" und wie du das bewerkstelligen willst? Wobei können wir dir hier helfen?

    Ich finde es jedenfalls gut, dass du den Weg her gefunden hast. EKAs, also erwachsene Kinder von Alkoholikern, schreiben oft auch in noch einem anderen Forenteil: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…e-forum-43.html Vielleicht findest du dort noch mehr Input speziell auf deine Situation.

    Viele Grüße, B.Nyborg

  • Hallo Karaoke,

    ich hab ein bisschen überlegt, was ich dir antworte. Zunächst mal, dass du das Gefühl hast, in dein eigenes Leben zu müssen, finde ich sehr gesund von dir. Du kennst ja deine Mutter sicherlich sehr gut und wirst vermutlich mit deinen Einschätzungen, was wann passiert, recht "richtig" liegen, wenn du z.B. vermutest, dass sie mehr trinkt, wenn du nicht zu Hause bist oder wenn du vermutest, dass sie es nicht hinkriegen wird, selbst Verantwortung für ihre Finanzen zu übernehmen. Die Krux an der Sache ist, so lange man einem Alkoholiker seine Verantwortung abnimmt, hat dieser keinen Grund etwas zu ändern. Und soll er seine Verantwortung allein übernehmen, geht das zu großer Wahrscheinlichkeit erst mal schief, weil da ja Kompetenzen etwas eingeschlafen sind bzw. der Alkoholkonsum eben in die Tiefe zieht und nicht zum Wachstum anregt. Dass sie trinkt, wirst du vermutlich nicht ändern können (hast du ja auch schon oft genug probiert), das kann nur sie ändern. Ob sie sie mit dem Trinken aufhört, wenn du weg bist, vermutlich nicht. Aber so hart das klingen mag, das liegt in ihrer und nicht in deiner Verantwortung. Mein Ex hat sich, als ich dann weg war, andere Menschen gesucht, die ihn in seiner Sucht und Unselbstständigkeit unterstützt haben. Auch das ist eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit ist auch, dass alles gut wird. Aber das liegt alles nicht in deiner Verantwortung. Auch jetzt nicht, wo du noch bei ihr wohnst. In deiner Verantwortung liegt heute, dass du ein gesundes und gutes Leben führst. Das ist bitter, ich weiß. Einen Menschen der Alkoholkrank ist, kann man nur helfen, wenn er sich wirklich helfen lassen will. Und auch dann geht es immer um Hilfe zur Selbsthilfe. Ich als Kind hätte jetzt den Impuls zu sagen, ich muss das doch wenigstens mit den Finanzen regeln, bevor ich weg bin, damit meine Mutti nicht untergeht. Aber ich finde, das sollte von einem Kind nicht verlangt werden, es sei denn die Mutti hat z.B. eine geistige Behinderung und bräuchte einen Betreuer, um das zu regeln. Und in dieser Richtung könntest du vielleicht sogar Hilfe bekommen, aber da kenn ich mich tatsächlich nicht so aus..

    Schau mal hier hat Thalia einen Link zu einem Artikel gepostet. Da geht es zwar um Partner, aber der Artikel zeigt noch mal ganz gut auf, dass es sich bei Alkoholkrankheit eben um eine Familienkrankheit handelt. https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic35046.html Und echt, lies mal etwas bei den anderen EKAs. Ich kann dir ja nur von der Partner-Seite erzählen. Das ist vielleicht einfach noch mal eine andere Hausnummer.

    Viele Grüße, B.Nyborg

  • hallo karaoke,

    herzlich willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    Gibt es hier etwas was zu beachten ist,


    ich finde es sehr wichtig, nur das anzukündigen was du auch durchziehen kannst.
    Sonst worst du schnell unglaubwürdig, und das widerum wird oft ausgenutzt.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo karaoke,
    es gibt da leider kein Rezept. Jede Situation und jeder Mensch ist ja anders. Und vor allem jedes Familien-System ist ja unterschiedlich gewachsen. Ich denke, du musst das so machen, dass es für dich passt. Und wie Morgenrot schreibt, ist es wichtig, dass du bei Ankündigungen auch Taten folgen lässt, weil du dir selbst, wenn du es nicht durchziehst und auch auch deine Mutter dir dann schnell keinen Glauben mehr in deine Worte schenkt. Ich bin zum Ende einfach gegangen, ohne große Worte. Einige hatten Angst vor Gewalt und sind geflüchtet. Geredet haben hier sicher die meisten von uns oft. Nur dass das eben oft "lehre Drohungen" waren. Ich weiß nicht, den Zeitpunkt, wann du was sagst und ob und wie du was sagst, musst du für dein Leben selbst bestimmen. Es kann ja stressig werden, wenn du etwas ankündigst.. Kann dazu führen, dass du eingelullt wirst oder dass du gebeten wirst doch da zu bleiben, nur noch ein paar Monate, oder dass du gleich und sofort verschwinden sollst oder oder oder. Du kennst deine Mutter am besten und wirst im Ansatz wohl wissen, wie sie reagiert. Wichtig finde ich, dass du immer dich selbst im Blick hast. Tue was du tust für dich.

    Viele Grüße, B.Nyborg

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