Ist mein Freund ein Alkoholiker?

  • Hallo finnluna

    Nicht er, sondern du hast sein trinken im Griff. Ein Liter Wein pro Tag ist aus medizinischer Sicht allerdings entschieden zuviel. Da er eine zweite Flasche trinkt, wenn du nicht anwesend bist, ist es doch ziemlich deutlich, dass er ein Problem hat. Wenn er noch nicht abhängig ist, dann ist er auf dem besten Weg, es zu werden.

    Wenn er zwei Flaschen Wein am Abend trinkt, dann hat er garantiert am nächsten Morgen noch Restalkohol im Blut. Auch wenn noch niemand etwas gesagt hat, so kann das doch bereits bemerkt worden sein. Gewöhnlich reagieren die Vorgesetzten aber erst dann, wenn die Leistung nicht mehr stimmt.

    Wer hindert dich, in aller Ruhe mit ihm zu reden und ihn auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Es ist zwar sein Leben und seine Gesundheit, die auf dem Spiel stehen, aber du als seine Partnerin bist ebenfalls davon betroffen.

    Lieben Gruß
    Henri

  • Hallo finnlula,

    willkommen und klasse, dass Du den Mut gefunden hast zu schreiben. Hier findest Du viele Menschen, die Dich verstehen. Du findest hier Lesestoff für Wochen, nimm Dir viel Zeit und wirst geballte Ladungen finden. Wenn Du Dich umsiehst, in Deiner direkten Nachbarschaft leiden viele Menschen unter gleichen Situationen. Du stehst am Anfang einer harten Auseinandersetzung, vor allen mit Dir selbst. Manches mag Dir hart oder wie aus dem Leierkasten vorkommen, aber es ist wie es ist.

    Nicht furchtbar tragisch heißt: die Situation nicht zu erkennen. Es ist tragisch, weil Du was kommt schwer auf Deinen Schultern tragen kannst. Es ist eine Frage der Zeit, bis sich Job und Souveränität auflösen, auch die Schauspielkunst hat Grenzen und die Umwelt nimmt mehr wahr als Du denkst. Es spielt keine Rolle ob Bier, Wein oder harte Alternativen. Dein Freund ist nicht mehr gefährdet, er wird Alkoholiker sein, ich hoffe mich zu irren und das Du es richten kannst.

    Ein Kind wird Euch verbinden, aber gegen den Alkohol nichts ausrichten. Wenn Dein Griff hart genug ist, kannst Du vielleicht etwas bewirken, einen Arztbesuch, einen Entzug, aber stelle Dich darauf ein, dass Dein Griff weich wird und vor allem darauf, dass es von ihm kommen muss, nicht für Dich, nicht für ein Kind, für ihn selbst. Das ist der Knackpunkt, was Du willst, das zählt nicht für den Alkohol und wird Dir unverständliche Veränderungen bringen.

    Ein Arzt sagte einmal auf die Frage nach einem Kind: wenn sie sich zutrauen das Kind mutterlos alleine großzuziehen, nur zu. Ein Anderer sagte auf die Frage nach einem gemeinsamen weiten Ortswechsel: wenn sie sich das erlauben können, sie werden bald alleine zurückkommen. Nun, ich war meist sehr entrüstet und dachte oft: alles blinde Spinner, heute weiß ich wer blind war.

    Wir haben auch keine krassen Vorfälle mehr, so lange ich den Extremfall annehme, damit leben kann und nicht dagegen angehe. Der Extremfall Finnlula, der ist das Verstreuen verbrannter Asche, darüber musst Du Dir im Klaren sein.

    Ich wünsche Dir eine Menge Kraft, dass Du die richtige Erkenntnis findest, die Liebe, Abhängigkeit und Alkoholsucht voneinander trennen lernst.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo finnluna

    Du kannst ihn hier lesen lassen, musst aber darauf gefasst sein, dass er das alles nicht auf sich bezieht und tausend Ausreden hat, warum das bei ihm ganz anders ist. Aber alle Ausreden nützen ihm nichts, denn an der Tatsache, dass er ein bis zwei Flaschen Wein am Abend trinkt, kommt er nicht vorbei und dass diese Alkoholmenge weit außerhalb der Grenze liegt, die noch als gesund angesehen wird, auch nicht. Trotzdem wirst du noch etliche Mal mit ihm über das Thema reden müssen, bevor er etwas unternimmt.

    Lieben Gruß
    Henri

  • Hallo Finnluna,

    warum es zum Infarkt kommt hat viele Gründe, Bewegungsmangel, Rauchen, Trinken, Stress, auch wenn jemand offensichtlich keinen Stress hat, kann er innerlich ein Vulkan sein. Ernährung natürlich auch, aber das schließe ich bei uns und ihren damaligen 50kg und 43 J. aus. „Erbebedingt“ ist ihre Eigendiagnose, bei uns erreicht keiner die 50.

    Der Infarkt kam ½ Jahr nach einigen für sie anstrengenden Arbeitsmonaten, für mich waren diese Saisonmonate nur normales Pensum und deshalb habe ich auch nicht auf Anzeichen geachtet. Eigentlich befand sie sich schon 3 Monate in Ruhephase, der Stress war also nach außen hin vorbei, aber innen drin, da brodelte es. Die tägliche Menge war gleich, d. h., 1 ½ - 2 Flaschen Wein pro Tag, verteilt auf 6-8 Stunden, aber das ist bei 50kg unglaublich viel.

    Wir haben 2Jahre oft darüber gesprochen, aber dass nur eine Entziehung hilft, habe ich damals nicht begriffen. Da waren Arztbesuche, Psychologen, es gab Versteckspiele, Kontrollen, Auseinadersetzungen und es gab Situationen, als wir einsichtige und hoffnungsvolle Gespräche führten, sie aufstand, ein Glas nahm, es ex leer trank und alles vergessen war. Was willst du eigentlich, war vor 1 Jahr die Reaktion, hier sind meine Blutwerte, alles voll OK, damals wusste ich nicht, dass sich Alkohol nicht ablesen lässt. Alles bestens, dann hat sie auch kein Alkoholproblem, ist nicht abhängig, kann es kontrollieren, wie sie immer sagte und später kam das Erwachen. Du würdest es auch heute nicht feststellen, nicht sehen und einer stabilen, liebenswerten, beeindruckenden Frau gegenüber stehen, die auch im Bundestag freie Reden schwingen könnte.

    Ich weiß nicht wie weit Du bist, vielleicht kannst Du als Aufhänger etwas rum liegen lassen, ein Buch z. B. und sehen wie die Reaktion ist, bevor Du die Karten ganz offen auf den Tisch legst. Du wirst klare Bedingungen stellen müssen, ob Du ihn in alle Deine Gedanken einbeziehst ist nicht zu beantworten, weil der Alkohol stark ist und sich vieles gegen Dich richten kann, es ist nicht mal gewollt, es ist einfach so.

    Erfahrene trockene Menschen, Ärzte, Psychologen und Du selbst, werden schnell zu Schwätzern, das Hamsterrad beginnt sich zu drehen und es gibt sehr viele Strohhalme, um am Alkohol festzuhalten. Der Zähler hier im Forum zeigt einige Tausend User an, das sind nur ganz Wenige von Millionen Betroffenen. Diese Menschen haben täglich damit zu tun, dass sie nicht weiter wissen, einen Weg suchen, ihn finden oder auf der Stelle treten. Wenn er sich mit dem Problem auseinandersetzt kann es klick machen. Es kann aber auch sein wie bei einem guten Freund, der auch „nur“ täglich eine Flasche Wein trinkt. Wir haben vor Monaten über meine Situation gesprochen, seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört.

    Dein Job ist und daran musst Du festhalten: Du und Dein Befinden, stehen an allererster Stelle.

    Lieben Gruß kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Finnluna,
    Ich finde es eine gute Sache , das Du Deinen Partner angesprochen hast, das war bitter nötig so lange wie Du das mit Dir rumgeschleppt hast. Da hängt ja nicht nur Angst um den geliebten Menschen mit drinn, vielmehr auch Existenzangst ,und Angst um die ungeborene Zukunft. Damit liegt dieses Tabuthema offen auf dem Tisch und Du kannst Ihn jederzeit ansprechen wie es weitergeht. Nach den nächsten Wochen wird sich zeigen wie sich sein Trinkverhalten ändert...oder auch nicht. Evtl. heimlich....evtl.ändert sich auch das Wesen Deines Partners...oder ...oder.... .Da er selbst der Meinung ist das er zuviel trinkt steht einer alkoholfreien Wohnung nichts mehr im Wege....es muss Ihm klar sein das sich was ändern muss , weil er Dir ab jetzt wo das Thema auf dem Tisch liegt wissentlich WEHTUT wenn er trinkt. Setze Dir im Hinterkopf eine Deadline bis zu weiteren Massnahmen....wie auch immer die Aussehen mögen. Mach Dich in der Zwischenzeit doch hier im Forum schlau wie andere damit umgehen. Auf alle Fragen und damit zusammenhängende Ängste wirst Du hier im Forum eine Antwort finden...zu diesem Thema gibt es keine Blöden oder Dummen Fragen , dafür ist dieses Thema zu ernst....Nur Mut und.....drannbleiben, du bist nicht alleine. Gruss White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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