• Hallo miteinander,

    ich bin am Austausch mit anderen (trockenen) Alkoholikern interessiert.
    Vor etwa 1 1/2 Jahren kam nach Autounfall mit 2,5 Promille, glücklicherweise ohne Personenschaden, und dem Entzug der Fahrerlaubnis der Entschluss, dass es so nicht weitergehen konnte.
    Nach einer Weile von Sitzungen bei einem Suchtberater und einem Besuch beim Hausarzt wurde das Vorhaben, trocken zu werden, kalt und daheim umgesetzt. Kein schönes Erlebnis.

    Mittlerweile erlebe ich mich als aktiver, leistungsfähiger, ruhiger und konzentrierter als in den Jahren zuvor. Auch das Äussere macht nun einen besseren Eindruck, ich komme eben „gut rüber“... .

    Wie alles im Leben, so ist auch die Abstinenz mehrschichtig. Es gibt Tage, an denen kein Gedanke an die Krankheit verschwendet wird und es gibt nachdenkliche, fast traurige Phasen. Was mich am Meisten stört ist, dass es mir offensichtlich viel besser geht und das Umfeld es auch registriert, ich aber wenig Motivation und Lust für alles Mögliche verspüre. Ich war immer ein (übertrieben) umtriebiger lustiger Kerl. Alle positiven Emotionen sind wie weggeblasen. Es gibt zum Glück keine Depressionen, aber es ist als würde ich nur noch funktionieren und kann mich nicht mehr freuen.

    Nun werden Einige sagen „der hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank! Er muss doch glücklich sein und die Welt umarmen!“. Nein, dem ist nicht so. Aus dem geselligen Spaßvogel ist ein Stiller Einzelgänger geworden, der seine Ruhe haben will. Nachdenklich, langweilig, introvertiert.

    Hat jemand da ähnliche Erfahrungen gemacht?

    LG,
    Christian

  • Durch Familie und Arbeit ist da wenig Neues in mein Leben getreten. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das will.

    Ich dachte immer, ich wäre nie der Typ, welcher etwas zurück gezogen „sein Ding macht“.

    Vielleicht bin ich ja auch nur undankbar und egoistisch?

    Ich ertappe mich des Öfteren dabei, arrogant zu sein oder auch mal nicht mehr so empathisch. Das sind Wesensveränderungen, auf die ich nun wirklich nicht stolz bin.

    Freundschaften (richtige Freunde) habe ich keine (mehr). Manchmal denke ich, dass ich mit mir selbst genug zu tun habe und deswegen keine Freundschaften (mehr) will.

    So viel hab ich doch eigentlich gewonnen und trotzdem diese Ubzufriedenheit! Eigentlich müsste ich mich schämen.

  • Vielleicht warst du, mit dem Hilfsmittel Alkohol, immer der unternehmungslustige, fröhliche Kerl, den die anderen sehen wollten, von dem du gedacht hast, dass du so sein musst.

    Jetzt kommt eine ganz andere Facette von dir zum Vorschein und das darfst du auch sein.

    Wer sagt, dass du nicht ruhig und introvertiert sein darfst und auch mal arrogant?

    Das liest sich so, als ob du gerade noch auf dem Weg bist herauszufinden, wer du wirklich bist und was du wirklich willst und brauchst vom Leben.

    Also: Zeit um Neues auszuprobieren.

  • Viele trockene Alkoholiker werden egoistisch und schauen nur auf sich selbst.


    Hallo!

    Müssen sie das nicht auch ein Stück weit, um überhaupt abstinent leben zu können? In erster Linie die eigenen Bedürfnisse beachten, um einem Rückfall in die Sucht vorzubeugen.

    Ein ehemaliges Forumsmitglied hat es so schön beschrieben:

    "Sorgen Sie dafür, dass es Ihnen gut geht".

    Das impliziert eine gesunde Portion Achtsamkeit, manche mögen es als Egoismus bezeichnen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Karsten!

    Wir reden aneinander vorbei.

    Den Absprung aus dem aktiven Teil der Sucht habe ich erst geschafft, als ich bereit war, alles, wirklich alles meiner Abstinenz unterzuordnen. Insoweit bin ich auch egoistisch und achtsam zugleich.

    Demut? Habe ich auch mal geglaubt. Ich habe diesen unterwürfig klingenden Begriff durch den des Respekts vor der Krankheit ersetzt.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Kleine Ergänzung:

    Der Begriff des Egoismus wird häufig, jedoch nicht immer, negativ gewertet.

    Ich meine den gesunden Egoismus, der der eigenen "guten" Sache, in diesem Fall der Abstinenz und somit der Gesundheit dient.

    Insoweit gibt es ihn positiv wie negativ. Diese doppelte Wertung gibt es auch bei dem Begriff des Neids. Die meisten Menschen sind neidisch auf andere, weil sie ihnen irgendwas nicht gönnen. Ich bin positiv neidisch, da ich gewisse Dinge auch gerne hätte, sie anderen jedoch gönne.

    Ich hoffe das dient der Klarstellung.

    Gruß
    Carl Friedrich

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