Beiträge von Carl Friedrich

    Froh bin ich, dass ich meinen Saufkontakten klipp und klar gesagt habe, dass ich Alkoholiker bin und mein Leben nun nüchtern bestreiten werde. Die meisten haben sich seitdem auch nicht mehr gemeldet…

    Das gemeinsame Bindeglied war der Alkohol. Fällt der weg, ist auch die Beziehung am Ende. So war es bei mir. Zu den alten Mitzechern ist der Kontakt komplett eingeschlafen. Es passt nüchtern einfach nicht.


    ich gehe mal davon aus, die Herren dürften sich bei Dir auch nicht mehr melden.


    Weiterhin viel Erfolg.

    Ich sehe, hier sind einige Therapien gegenüber kritisch eingestellt.


    Hat denn jeder der Kritiker incl. einiger Mods denn eine solche Therapie gemacht? Es scheint mir, dass gerne gerade von solchen Leuten gegen Therapien gemeckert wird, die nie eine Alkoholtherapie, sei es stationär oder ambulant, gemacht haben.

    Ich habe eine ambulante Therapie durchlaufen, die mich unterstützt hat, einen stabilen Weg aus der Flasche zu finden. Deshalb halte ich Pauschalkritik an Therapien für völlig verfehlt.


    Nur die Therapie allein reicht nicht aus. Es muss im Zuge der Zeit die innere Einstellung zum Alkohol und zum Trinken verändert werden. Ich habe seinerzeit noch als Trinker, auf Druck meiner Familie hin, den Kontakt mit der Suchtberatung aufgenommen und mich über das I-net, Fachliteratur, diesem Forum und den Therapeuten letztlich bis heute aus dem Griff der Flasche lösen können. Die Therapeuten und die Ausführungen einiger Teilnehmer, insbesondere der Rückfälligen, waren mir wichtige Ratgeber und passten häufig 1:1 zu den Beiträgen hier.


    I.Ü. kann dezenter Druck von außen z.B. Familie, Arbeitgeber, Führerscheinstelle, als zusätzliche Befeuerung des eigenen Ausstiegswunsches sehr dienlich sein.


    Falls mich ein aktiver Alki fragen sollte, was er machen könne wäre mein Rat:

    1. Kontakt zur Suchtberatung

    2. Gang zum Doc

    3. Literatur

    4. I-Net + Foren.


    Diese parallele mehrfache Vorgehensweise, um das Problem ganzheitlich anzugehen und von allen Seiten zu beleuchten. Da ich von Natur aus ein eher kritischer Mensch bin, hinterfrage ich eh sehr viel, da wäre mir nur ein Ratgeber entschieden zu wenig.

    In den ersten Monaten wittert der Neuling gerne akute Gefahr, wenn sich das Suchtgedächtnis mal meldet. Es ging mir genau so. Die Abstände wurden immer größer. Und wenn jetzt ein Gruß kommt:

    Es tut nicht weh, beißt nicht, ist vorübergehend und erinnert dich immer wieder daran, dass die Sucht bestehen bleibt.

    Think positiv.

    Da steht's. ich habe mich daran gewöhnt, dass es sich "gaaaanz" selten mal meldet, dann weiß ich wenigstens, dass ich alles richtig gemacht habe und nicht womöglich in den Aberglauben verfalle, geheilt zu sein und deswegen jetzt mal das eine oder andere Gläschen trinken könne. Daher sehe ich solche Meldungen inzwischen positiv. Es dauerte aber schon ein paar Jährchen, bis sich diese Erkenntnis bei mir einstellte.

    Gestern trudelte eine Nachricht von Nachbarn ein, ob wir (meine Frau und ich) nicht heute Abend auf ein Gläschen (gemeint ist Wein) vorbeikommen möchten. Da nur Leute erscheinen wollen, die sich gerne mal mehr als nur ein Gläschen hinter die Binde kippen und mir so ein Treffen auch im zehnten Jahr zu "alkig" ist, habe ich höflich abgesagt.


    Steht der Alk zu sehr im Mittelpunkt, dann weiß ich genau, dass ich mich nicht wohl fühle. Ich könnte zwar für eine Stunde erscheinen und mich dann verabschieden, das habe ich nicht nötig. Warum auch? Wäre letztlich nur Zeitverschwendung, anderen zuzuschauen, wie sich sich letztlich berauschen.


    Auch meiner Frau, die gelegentlich mal 1 Glas Wein trinkt, geht diese Gesellschaft auf die Nerven.

    Ich bin nicht überrascht, so was ist mir in den ganzen Jahren öfter passiert, mal sanft umschmeichelnd, mal heftig und agressiv. Die Abstände wurden immer größer und meine Reaktion schneller und direkter, weil ich weiß, dass so Gedanken bei mir sehr rasch wieder verfliegen.


    Mittlerweile habe ich auch mit solchen dubiosen "Grüßen" meines Suchtgedächtnisses meinen Frieden gemacht. Diese "Grüße" haben für mich auch etwas Positives. Sie erinnern mich an früher und gleichzeitig daran, nicht den Respekt vor dem Alk zu verlieren und mich womöglich für"geheilt" zu halten. Das Wiederaufflackern des Suchtverlangens als Folge einer empfundenen Heilung mit dem dann womöglich einschießenden Gedanken, ich könne doch jetzt mal wieder ein Normaler etwas trinken, wäre fatal.

    Daher werte ich diese "Grüße" für mich nicht mehr als negativ und komme damit erstaunlich gut klar. Allerdings bin ich auch schon über 9 Jahre unfallfrei am Start, daher ist meine Einschätzung nicht unbedingt die Richtschnur für Abstinente in den Anfangsmonaten und -jahren.

    Zu Beginn meiner Abstinenz hätte ich es als schlimm empfunden, dass ich bei solch einer Veranstaltung nicht mehr dabei sein „darf“ - heute habe ich einfach keine Lust mehr mich so etwas auszusetzen!

    Danke, so geht es mir auch. Ich halte solche Veranstaltungen, bei denen der heftige Konsum im Vordergrund steht, einfach nicht mehr im Kopf auf. Für so was ist mir meine Lebenszeit zu schade.

    Aber wie verabschiedet man sich von diesen Hintertüren? Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht wirklich bemüht hätte, die Gedanken blieben mir trotzdem.

    Bei mir war es die Kombi aus ambulanter Therapie, insbesondere die Ausführungen der Rückfälligen, viel Literatur und dieses Forum. Dieser 3-Klang hat hoffentlich den Gedanken, irgendwann gehe doch noch mal was, dauerhaft verbannt. Allerdings bin ich mehr der Willens- als der Gefühlsmensch. Ich werde viel mehr auf der Verstandesschiene erreicht, weniger auf der emtionalen.


    Ich weiß genau, dass die Sucht tief in mir drin steckt, sie liegt z. Zt. im Koma. Damit sie nicht wieder erwacht oder nach Erwachen in ihre Schranken verwiesen werden kann, bleibe ich hier. Denn der Kardinalfehler für mich wäre, meine Sucht als erledigt zu betrachten. Ich bin hier, um zu trainieren, so wie ich gleich ins Fitnesstudio fahre, um auch meinen Körper einigermaßen fit zu halten.

    Ich bin schon ein Weile dabei und habe viele Rückfälle mittelbar erlebt.


    Du bist geradezu ein Paradebeispiel für einen zu erwartenden Rückfall:

    Dass ich hier nicht mehr schrieb und nicht mehr in der SHG war, und damit die Nüchternheit ein Selbstläufer wurde, liegt in meinem mangelnden Selbstwert und in Schwierigkeiten mit Nähe und Distanz begründet. An diese Themen muss ich unbedingt ran.

    Mir gab ein erfahrener Suchtmedziner zum Abschluss meiner Therapie mit auf den Weg: "Der erste Schritt in Richtung Rückfall wird gemacht, wenn man sich nicht mehtr regelmäßig mit seiner Abhängigkeit befasst". Wie das Auseinandersetzen erfolgt, bleibt jedem selbst überlassen. Manche benötigen den direkten persönlichen Austausch vor Ort, andere, wie mir, genügt das Forum. Aber ich bleibe am Ball. Mit jedem Aufrufen des Forums halte ich mir erneut mein Problem vor Augen, so dass es nicht aus dem Blickwinkel gerät.


    Ich bin jetzt über 9 Jahre clean, aber hier schaue ich mehrmals wöchentlich rein.

    Es viel mir zB schwer, in der SHG vor Ort Freundschaften zu knüpfen und mich wirklich einzulassen und zu öffnen, hintergründig schwebte auch immer der Gedanke von mir, als "besserer" Alki. Ich war ja noch nicht ganz so weit unten, wie die Mehrheit dort.

    Wieso benötigst Du Freundschaften in der SHG? Du hängst die Schwelle der Erwartungen aber reichlich hoch. Eine SHG ist eine Selbsthilfegruppe und erwarte nicht von einer Gruppe, die häufig nurdurch den Alkohol verbunden ist, auch noch Freunde fürs Leben zu finden. Das kann passieren, ist aber nicht garantiert.


    Weiterhin kann ich Gedankengänge wie "ich muss vielleicht noch eine Runde drehen", "irgendwann kann ich wieder trinken" ausmachen, die mich nie ganz losließen, quasi die Hintertüren.

    Das ist m.E. ein ganz entscheidender Punkt. So lange noch der Gedanke durchs Hirn spukt, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Alkohol, ich nenne es einemn geheimen Trinkvorbehalt, so lange wird es nichts mit der Abstinenz. Auch ich habe ein paar Monate benötigt, bis ich mich von diesem Gedanken verabscheiden konnte und hoffe dank regelmäßigem Training nicht wieder auf diese Idee zu kommen.


    Abschließend: Die Sucht steckt tief in mir drin, sie ist unsichtbar, aber sie ist immer noch da.Sie wird für immer ein Teil von mir sein.


    Vielleicht kannst Du ja mit meinen Ausführungen etwas anfangen.

    Ich habe hier mal ein paar Sachen reingestellt, die mir mehrfach geholfen haben:


    Carl Friedrich
    5. November 2022 um 14:58

    Wo ist der der Unterschied zwischen Verkehrsstraftäter Trunkenheit im Verkehr?

    Da gibt es eine Menge. Ob andere Verkehrsteilnehmer konkret gefährdet oder gar verletzt wurden (Unfall mit Sach- und/oder Personenschaden §315c StGB) oder es bei einer einfachen Fahrt unter Alkohol/Drogeneinfluss (§316 StGB) geblieben ist.

    Besonders teuer wird es, falls zusätzlich noch eine Unfallflucht begangen wurde, um die Rauschfahrt zu verdecken.


    Es gibt zig Konstellationen, Deine kenne ich nicht und konkreter Rechtsrat wird und darf das Forum gar nicht erteilen, nur allgemeine Hinweise, die ganz leicht auch ergoogelt werden können.

    Ich gehe langsam, step by step voran, das ist der Weg, da hast du Recht.

    Genau so ist es richtig. Erst mal die Reha, anschließend die Nachsorge + Abstinenznachweise und wenn die Sperrfrist des Gerichts vor dem Ablauf steht, die Neuerteilung der Fahrerlaubnis beantragen. Dann folgt die Anordnung der MPU. Aber bis dahin ist es noch ein Stück weit hin, eher etwas für 2025.

    Ich habe mir damals schon relativ schnell den Gedanken impliziert " irgendwann, nicht bald sondern irgendwann, kann ich mit Sicherheit mal auf ner Feier was trinken, nur in Gesellschaft, bloß nicht alleine im stillen Kämmerlein.

    Das ist das klassische Einfallstor für das Suchtgedächtnis und den Rückfall, so meine bescheidene Meinung nach mehr als 9 Jahren Abstinenz. Sobald sich im Hirn der Gedanke Platz verschafft, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Stoff, ist es keine Frage des "OB", sondern des "WANN", bis es zum Trinken kommt. Ich nenne es daher einen geheimen Trinkvorbehalt.


    Auch ich hatte anfangs diesen Gedanken noch. Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich ihn -hoffentlich auf Dauer- vertreiben konnte.


    Nun zu meiner Reha-Maßnahme.

    Sie ist bewilligt, mit allem was ich beantragt habe für die Kinder, plus Wunschklinik. Super Neuigkeiten!!!!

    Hervorragend.


    Gerichtsverhandlung: Ich schlussfolgere aus den Ausführungen, dass Du Wiederholungstäterin sein dürftest. Da ist es sehr naheliegend, dass die Staatsanwaltschft keinen Strafbefehl als rein schriftliche Ahndung der Tat beantragt, sondern nun Anklage erhebt, um durch eine öffentliche Hauptverhandlung auf Dich einzuwirken, damit Du zukünftig ein straffreies Leben führst.


    Gib nur dem Anwalt die Daten Deines Reha-Aufenthalts, damit er bei Gericht auf eine späte Terminierung drängen kann. Wäre für Dich besser, nach einer Therapie mit einer entsprechend positiven Bescheinigung der Einrichtung aufzuschlagen. Das kann evt. die Sperrfrist für die Neuerteilung der Fahrerlaubnis ein klein wenig verkürzen. Genaueres kann Dir der Anwalt sagen.


    Das gilt nicht nur für Verkehrsstraftäter.


    Aber erst einmal sollte die Reha im Fokus stehen, um schön Schritt für Schritt zu gehen. Zuerst Dein Alkoholproblem lösen, dann löst sich das Führerscheinproblem auch irgendwann. Letzteres hängt nunmal vor Ersterem ab.


    Ich wünsche gutes Gelingen

    Ein paar Tipps zum Thema Getränke, die mir zusagen:


    Saftschorlen, wobei ich bei ehemaligen Weintrinkern zur Vorsicht bei Traubensäften rate, weil sie optisch sehr nah am Original sind.


    Zum Wasser: Es passen Scheiben von allen Zirtusfrüchten, Ingwer, Minzblätter.


    Ich bin stets gut mit der bekannten These gefahren: "Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alkohol oder gar schmeckt wie Alkohol ist tabu."

    Alkoholfreier Cocktail: Ich habe sie mal vor ein paar Jahren ausprobiert, sie waren zumindest für mich nicht der Hit. Wer sich früher (auch) mit Cocktails abgeschossen hat, sollte die Finger davon lassen. Ich trinke sie nicht mehr, weil deren Preis-Leistungsverhältnis zumeist nicht stimmt. Da habe ich mehr von o.a. Mischungen oder ganz einfach ein Glas frisch gepressten Saft. Mein Favorit momentan: Grapefruit-Orange. Dazu ein Wasser und ab- und an ein Espresso.


    Ach so: Wer dabei einen Kick in Form einer Bewusstseinserweiterung erwartet, wird enttäuscht. Ist halt keine Droge.

    In den ersten Jahren habe ich mir schon vor dem Urlaub ins Bewusstsein gerufen, dass das Suchtgedächtnis anfangen kann, mich zu piesacken und mir eine exit-Strategie als Prophylaxe zurecht gelegt. Das war für mich ausreichendes Training, so dass ich icht Gefahr lief, mir mal ein Weißbier zu bestellen oder zu besorgen.


    Gute Vorbereitung war für mich "die halbe Miete".