Hilfe mein mann trinkt!!!!

  • Hallo Andrea,

    Von dem was du da über das Trinkverhalten deines Mannes erzählst spricht leider alles für ein abhängiges Verhalten dem Alkohol gegenüber.Wer erst ein Ende durch "einschlafen" findet beim Trinken, sollte lieber die Finger davon lassen. Auch, dass er es dir gegenüber kleinreden will kann ein Zeichen sein. Allein die Regelmäßigkeit spricht Bände. Wenn er schon mit Fahne von der Arbeit kommt, kennst du ihn ja praktisch gar nicht mehr nüchtern.

    Das Schlechte ist, dass man einem Alkoholoiker erst helfen kann, wenn er sich helfen lässt. Und dazu müsste er erstmal eine Einsicht in seine Abhängigkeit entwickeln. Selbst dann ist es immer noch schwer genug, aber das ist minimale Grundvorraussetzung. Wenn du durch Reden nichts erreichst und er dann sogar noch anfängt zu streiten wirst du sehen müssen, dass du etwas für dich tust und dich dadurch nicht mit fertigmachen lässt.

    Hier im Forum ist eine Rubrik für Co-Alkoholiker. Dort geht es um Menschen wie dich, die selbst mit dem Alk keine Probleme haben aber mit einem alkoholkranken Partner. Dort wirst du sicher den einen oder anderen guten Tipp bekommen können, von Leuten, die mit deiner Lebenssituation vertraut sind.

    Ich wünsch' dir alles Gute

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Andrea & willkommen im Chat,

    Micha hat leider recht. Trotzdem solltest du, so glaube ich, nicht darauf verzichten, Druck auf ihn auszuüben. Das allerdings nur, wenn er nüchtern ist. Beliebig lange kann er sich nämlich nicht rausreden, von wegen alte Flaschen & eingebildete Fahne.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Andrea,

    ob du mit ihm ganz Schluss machen solltest musst du natürlich am Ende selbst entscheiden. Das hängt davon ab, wie groß dein eigener Leidensdruck bei der ganzen Sache ist.

    Wie Dante sagte solltest du ihm weiter auf die Füße steigen und ihm unmissverständlich klar machen, dass er etwas verändern muss, wenn ihm an eurer Beziehung gelegen ist. Und eben am besten, wenn er nüchtern ist. Er ist doch manchmal nüchtern?

    Natürlich kann er es schaffen mit dem Alkohol Schluss zu machen. Hier gibt es viel Menschen die es jeden Tag schaffen. Aber die Vorraussetzung ist die eigene Einsicht darin, dass man ein Problem hat. Du kannst ihm das Problem nicht einreden, ihm nur dabei helfen wollen das Problem zu erkennen.

    Darüberhinaus musst du auf dich selbst aufpassen, damit du nicht mit ihm zusammen den Bach 'runtergehst. Partner von alkoholkranken Menschen sind auch gefärdet indirekt am Alk kaputt zu gehen.

    Lies mal ein bisschen im Forum für Co-Alkoholiker weiter unten auf der Seite.

    Ich wünsch dir alles Gute

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Vor einem Monat war ich ebenso verzweifelt wie du, Andrea, da ich erkennen mußte, daß mein Mann tatsächlich abhängig ist - es steht jetzt fest, daß es ihm auch ihm klar ist. Er hat es, wenigstens im Suff, aus sich heraus festgestellt. So weit ist dein Mann – leider - aber noch nicht.

    Dein Bericht über das Trinkverhalten deines Mannes könnte von mir sein; in letzter Zeit hat sich allerdings ergeben, daß nicht nur Bier und Wein eine Rolle spielt, sondern auch Spirituosen, von denen früher vergleichend mit anderen "Alk-freunden" so abfällig gesprochen wurde.
    Das heißt, die Talfahrt, die lange Zeit auf einem für mich fast "normalen" Level verharrte, so ähnlich wie du sie beschrieben hast, beschleunigte sich beängstigend - und da konnte auch ich mir nichts mehr vorlügen. Früher habe ich einmal gesagt, als er wütend anmerkte, ich würde ihn für einen Alkoholiker halten "Nein, nein ... das tue ich doch nicht; aber es ist doch zu viel ...bla,bla...." Heute hirngreif zu dieser Reaktion meinerseits, - nur Klartext kann helfen, keine Schonung, keine Rücksichtsnahme auf möglicherweise verletzte Gefühle.

    Ich habe hier längere Zeit nichts geschrieben, aber ich kann nur betonen, welch große Hilfe dieses Forum für mich ist - nicht nur, weil man sich Sorgen von der Seele schreiben kann und immer jemand da ist, von dem man kompetente Antworten oder Meinungen oder Erfahrungen aus seiner Perspektive erhält, sondern weil man lesender Weise unheimlich viel lernen kann. Ich bin immer noch jeden Tag hier und lese viele Threads etliche Male durch, überdenke sie und lasse sie in mich, in meinen Verstand und in mein Gehirn, eindringen.

    Meine Situation hat sich seither wesentlich gebessert und das sind die Gründe dafür:

    Ich habe erkannt, daß ich durch mein Co-Verhalten die Sucht meines Mannes verlängert habe.

    Ich habe Gewissenserforschung betrieben, warum ich mich so verhalten habe - zu einem Teil waren es äußere Umstände, da ich bis vor kurzem mit der Vollpflege meiner Mutter beschäftigt war. Nach ihrem Tod mit 96 Jahren wachte ich erst auf und erkannte in welcher Sch....e ich und mein Mann sitzen.

    Ich versuche nun, daraus die Konsequenzen konsequent!!!zu ziehen.

    Ich besuche nun auch eine Selbsthilfegruppe, die al-anon, denke aber, daß ich hier im Forum wesentlich mehr profitiere. Diese Gruppe der AA, bezeichnenderweise n u r ca. 4 Angehörigen-Teilnehmer in einem Einzugsgebiet von weit über 100.000 Menschen, hat die Methode, daß jeder nur von sich und seiner Lage spricht - mir fehlt die Möglichkeit der Diskussion und der Fragestellung, das heißt mir fehlt die Möglichkeit eines echten Meinungsaustausches. Dieser kommt vielleicht erst in Anschluß an das Meeting. Das wird mir aber auf Dauer zu wenig sein. Am meisten habe ich davon profitiert als sich nach dem Meeting mit ehemaligen Alkoholikern ein normales Gespräch ergab.
    Allerdings habe ich als sehr wohltuend empfunden, daß ich vor realen Menschen meine Probleme ausbreiten und meine realen Tränen weinen konnte.

    Ich kann mit meinen erwachsenen Kindern endlich ehrliche Gespräche führen und wie Schuppen fällt uns allen von den Augen, daß wir lange Zeit etwas als durchaus normales, wenn auch unfreundliches Verhalten akzeptiert haben, was in erster Linie auf das Zugedröhntsein mit dem Gift zurückzuführen ist, und daß jeder einzelne von uns sich oft die Schuld an der schlechten Laune gegeben hat.

    Ich habe erkannt, daß nur dann, wenn ich etwas für mich tue, ich auch meinem Mann helfen kann.

    Ich versuche und bin, glaube ich recht erfolgreich auf dem Weg , mein Leben nicht von dem meines Mannes abhängig (sowohl seelisch als auch real) zu machen und mich abzukoppeln, wenn er trinkt.

    Ich habe dabei die volle Unterstützung und das Einverständnis meiner Kinder. Das ergab sich aus langen, ehrlichen Gesprächen.
    Ein Schlüsselerlebnis war dabei folgendes: Ich sagte zu meinem Sohn, seine Freundin würde sich das nicht zwei Mal gefallen lassen. Er meinte, sie würde sich das nicht ein Mal gefallen lassen. Diese selbstbewußte Schwiegertochter in Spe, die von meinem Mann natürlich extrem abgelehnt wird, bemerkte auch zu meinem Sohn, sie wundere sich, warum ich immer noch da bin.

    Jedenfalls hat die Änderung meines Verhaltens, - ich fuhr z.B. einige Tage weg, teilweise um das 300 km entfernte Grab endlich zu bepflanzen - (Mit meinem Mann war das nie möglich, obwohl wir seit dem Tod meiner Mutter etliche Male vorbeifuhren, aber da war immer etwas anderes viel wichtiger oder mir wurden bloß wenige Minuten eingeräumt etwas zu tun) - teilweise um eine Ausstellung zu besuchen, die mich sehr interessiert, und ......
    Jedenfalls erkannte ich und sagte es auch meinen Kindern, daß ich in diesen drei Tagen mehr gesprochen habe und vor allem mehr Antworten erhalten habe, als in drei Monaten zu Hause.

    Ein gewisser Schock war da - mein Mann trank nach meiner Rückkehr über 1 Woche nichts mehr und siehe da, plötzlich tauchte der Mensch auf, den ich einmal kannte. Ich: nett, freundlich, es war möglich miteinander zu alles Mögliche reden!!!, gute Stimmung verbreitend, gemeinsame Unternehmungen…..

    Dann wieder getrunken, bei meinem Sohn, wo in der Wohnung Renovierungsarbeiten durchgeführt werden, total unleidlich gewesen - ja, ja - die Freundin war dort - irgendwann ist er zu Hause aufgetaucht und in einem der vielen Räumlichkeiten - zum Suff - verschwunden.
    Ich erkläre meinem Sohn per Handy, weder er noch Freundin sind schuld; ein Alkoholiker findet immer einen Grund zum Trinken - und ging mit einer Freundin auf eine schöne Wanderung und Aussprache.
    Ich war also nicht mehr da und warnte meine Tochter vor dem am Abend zu früh nach Hause kommen. Eine total ungewöhnliche Situation für meinen Mann, allein zuhause zu sitzen, - ein Grund für ihn in Selbstmitleid zu versinken, wie mir ein Handygespräch bewies, wo ich aber nur kurz erzählte, wie schön die Gegend sei und wie gut wir uns unterhielten.

    Das genügte offensichtlich, daß mein Mann seither nichts mehr trinkt.

    Ich weiß, das ist immer noch zu wenig –Sicherlich nicht andauernd- Aber ich hoffe, er kommt so zur Erkenntnis, daß er nicht mehr kontrolliert trinken kann.

    Als letzte Konsequenz hebe ich mir auf, daß ich ausziehen werde. Nicht nur als Drohung geäußert (habe ich in meiner bisherigen 35 Ehe zum Glück nur 2 Mal angedroht), sondern die Koffer sinnbildlich schon gepackt habend – und ich fange bereits jetzt an, meine Sachen so zu ordnen, daß ich es auch kurzfristig durchziehen kann.

    Ja, noch etwas Wichtiges habe ich hier gelernt -
    Nie Diskussionen im angesäuseltem Zustand, sondern der Hinweis, erst dann, wenn wieder nüchtern.

    Und die Einsicht, daß böse Sachen, die im Suff gesagt werden, mich nicht treffen sollten, da sie von einem psychisch und physisch Kranken kommen.

    Meine Epistel ist etwas lang geworden; mir hilft jedenfalls der Zwang Gedanken schriftlich zu formulieren und dir, liebe Andrea, könnte es etwas helfen. Zumindest das Wissen, das du nicht allein mit deinen Problemen bist und hier immer jemand ist, der mitfühlt und dir seine Sicht der Dinge schreibt.

  • Noch etwas:
    Du schreibst "HAllo ihr lieben,das is es ja man merkt es manchmal kaum das er was getrunken hat,er is nicht oft betrunken.", ja das war wirklich auch unser Problem. Aber Alkoholiker haben anfänglich eine unerhörte Alkoholtoleranz, sodaß ein gutgläubiger Mensch allzu leicht getäuscht werden kann. Ich bemerkte den tatsächlichen Bedarf auch erst, als ich wenige Tage mit ihm gemeinsam verbrachte, wo er sich nicht woanders etwas besorgen konnte - und war schockiert.
    Ich bemerkte auch da erst, daß er sich offensichtlich den Zwang auferlegt bis zum Nachmittag nichts zu trinken, er dann aber total unleidlich wird, wenn er nichts bekommt.

    Du schreibst auch, du liebst ihn und trotzdem widert er dich manchmal an.

    Ein total normales Gefühl; ein angetrunkener Mensch (auch wenn man wenig davon merkt) ist nicht liebenswert, er stinkt, ist unfreundlich, ungerecht, verstummt oder ist voll Selbstmitleid, vielleicht aggressiv, jähzornig, alles mißverstehend - Du solltest zu deinem Gefühl stehen, daß dich dieser Mensch in diesem Zustand anwidert, ja anwidern muß -
    Ein schlechtes Gewissen für diese Gefühle würde nur deine Eignung als Co-pilotin zeigen.

    Hat er ein schlechtes Gewissen, wenn er dich durch sein Trinken unglücklich macht?
    Nimmt er deine Sorgen ernst?

  • Doch noch eine Bemerkung, die vielleicht wichtig ist.

    Ich darf nicht so tun, als hätte ich den Stein des Weisen gefunden - ich weiß, ich bin erst am Anfang meiner Selbstheilung als Co-abhängige.
    Aber mir geht es bereits viel besser, weil ich das Gefühl habe, mich aus meinem Loch, in dem ich lauernd wartete und meine Befindlichkeit von seiner abhängig gemacht habe, befreit zu haben.

    Damit mein Mann auf seiner Talfahrt dauerhaft bremst, fehlt ihm noch die Erkenntnis, daß er selbst und niemand anderer an seinem Saufen die Schuld trägt, (bisher dürfte noch ich als Hauptschuldige angesehen werden), und daß für ihn eine Kontrolle über das Trinken nicht mehr möglich sein wird.
    Das heißt es fehlt ihm noch Wesentliches zum dauerhaft Trockenwerden.

  • Doch noch eine Bemerkung, die vielleicht wichtig ist.

    Ich darf nicht so tun, als hätte ich den Stein des Weisen gefunden - ich weiß, ich bin erst am Anfang meiner Selbstheilung als Co-abhängige.
    Aber mir geht es bereits viel besser, weil ich das Gefühl habe, mich aus meinem Loch, in dem ich lauernd wartete und meine Befindlichkeit von seiner abhängig gemacht habe, befreit zu haben.

    Damit mein Mann auf seiner Talfahrt dauerhaft bremst, fehlt ihm noch die Erkenntnis, daß er selbst und niemand anderer an seinem Saufen die Schuld trägt, (bisher dürfte noch ich als Hauptschuldige angesehen werden), und daß für ihn eine Kontrolle über das Trinken nicht mehr möglich sein wird.
    Das heißt es fehlt ihm noch Wesentliches zum dauerhaft Trockenwerden.

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