Gibt es auch positive Berichte?

  • Wenn ich mir all diese Berichte, die hier zu lesen sind, durch den Kopf gehen lasse, erfüllt mich tiefe Verzweiflung.

    Gibt es nicht auch Co-abh., die davon berichten können, daß dadurch, daß sie ihre Situation klar erkannt haben und die Konsequenzen daraus gezogen haben, dem Angehörigen zu einem dauerhaften Trockenwerden geholfen haben?

    Danke für Antworten!

  • hallo abc,

    ein halb positiver bericht: meine mutter war - ist - seit ich denken kann alkoholikerin. sie hat es bis fast ganz unten "geschafft" - und ist dann doch wieder rausgeklettert. aber erst, nachdem sie wirklich ganz tief gefallen ist. ich als tochter habe mich in dieser zeit komplett distanziert bis dahin, dass ich sie nicht zu meiner hochzeit eingeladen und jeglichen kontakt verweigert habe.

    ich will nicht sagen, dass es mein verdienst war, dass sie (schon länger) nicht mehr trinkt, aber wenn ich weiterhin für sie dagewesen wäre, verhandlungen mit vermietern und banken geführt hätte, wäre es sicher nicht besser geworden.

    viele grüße

    lavendel

  • Hallo ABC,

    mein Partner ist nun den 22. Tag trocken. Das er zur Entgiftung wollte ist betimmt auch unter anderm dadurch gekommen, das ich gesagt habe das ich das nicht mehr mitmache und nur noch eine Chance besteht, wenn er zur Entziehung geht. Was ihn inun dazu gebracht hat, weiß er selbst nicht ganz genau, aber ich denke es war unter anderem das ich nicht mehr mitgemacht habe.

    Grüße lizard

  • Hallo ABC,

    ich habe die Frage wohl verstanden, mir ist jetzt nur nicht so ganz klar was für eine Antwort Du darauf haben möchtest. Sowohl die Alkoholkrankheit, als auch die Krankheit des Co-Abhängigen sind Personenbezogen und nur bis zu einem gewissen Punkt in ein Schema zu pressen.

    Ich mache mittlerweile einen Bogen um Leute ( m. oder w. ) bei denen ich den Eindruck habe das sich eine Co-Abhängigkeit entwickeln könnte.

    Ein Alkoholiker kann sich letztendlich nur selbst in einer dauerhaften Trockenheit bewegen, der Co-Abhängige entdeckt dann das er nicht mehr in dem Maße gebraucht wird wie es seine Co-Abhängigkeit verlangt.

    Das klingt jetzt nicht sehr aufbauend, aber Du musst eben genau schauen wie weit Du persönlich mit Deiner Form von Co-Abhängigkeit gehen kannst ohne selbst auf der Strecke zu bleiben. Erfolgsmeldungen von anderen Co-Abhängigen lassen Dich höchstens unvorsichtig werden und verleiten zum Schema 'F' .

    Mir persönlich konnte übrigens kein Co-Abhängiger helfen, wie ich dann im Nachhinein festgestellt habe, aber das hast Du Dir wahrscheinlich schon gedacht....... :roll:

    Viele Grüsse

    White

    Es ist ein Drahtseilakt wenn eine klare Co-Abhängigkeitsproblematik und ein trockener Alkoholiker sich gegenseitig unterstützen wollen.

    Bei allem was ich über diese Form der Erkrankung gelesen, gehört, in Gesprächen mit Psychologen erörtert und erlebt habe, ist es so, das jemand der eine UNgesunde Form der Co-Abhängigkeit entwickelt, mit sich und seiner Persönlichkeit genug zu tun hat ( insofern er sich damit beschäftigt), als das er noch die Kraft hätte eine andere Persönlichkeit zu stützen.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Whitewolf, du schreibst "...mir ist jetzt nur nicht so ganz klar was für eine Antwort Du darauf haben möchtest."

    Ich denke, es kommt doch nicht darauf an, welche Antwort ich haben möchte oder erwarte.
    Ich habe sicherlich das Problem, das mich beschäftigt, nicht genau genug beschrieben.
    Es ist mir natürlich klar, daß Menschen verschieden sind und daher Ergebnisse nicht direkt übertragen werden können.

    Mein Mann ist Alkoholiker, das steht inzwischen auch für ihn (wenigstens im Suff von sich aus so ausgedrückt) fest.
    Inwieweit ich Co-abhängig bin, ist mir nicht so klar.
    Etliche und vielleicht wesentlichen Kennzeichen des Co-piloten fehlen einfach, - andere treffen wieder zu. - aber das wäre ein eigener Thread.

    Nun, da mir aber vor kurzem wie Schuppen von den Augen gefallen ist, daß mein Mann nicht nur seit Jahrzehnten viel trinkt, - wie praktisch alle Freunde - , sondern daß er tatsächlich seinen täglichen Pegel braucht. Die 1 wöchige Enthaltsamkeit vor 14 Tagen kostete ihm enorm viel Anstrengung, allerdings hat er sie offensichtlich als notwendig erkannt, weil er geistig arbeiten und sich vorbereiten mußte, - und wie freute ich mich, als nach dieser Woche wieder der Mensch zum Vorschein kam, den ich schon lange nicht mehr kannte --- ich dachte bisher, seine persönlichen Veränderungen, wechselnden Launen ... seien auf vieles andere zurückzuführen (auch daß ich daran schuld sei), dachte aber nicht an den Alkohol .... nun trinkt er wieder täglich. Lobt wie gut er sich in dem "Naßbiotop", das in seinem Betrieb von Gesinnungsfreunden eingerichtet wurde, unterhalten habe (Er ist bereits im Ruhestand) - hat offensichtlich überhaupt keine Einsicht, wie gefährlich weit er sich schon in die Fänge des Alkohols begeben hat.

    Ich habe bis jetzt überhaupt nichts kontrolliert, er konnte immer tun, was er wollte, ich habe nie Vorwürfe erhoben, beobachte mich allerdings dabei wie ich anfange Flaschen zu zählen und zu suchen. Das würde ja einen Schritt weiter und tiefer in meine Co-Abhängigkeit führen.

    Wenn ich also hier lesen würde, daß Angehörige bzw. Co-piloten mehr als eine minimale Chance haben, den Alkoholiker dazu zu bringen den Ernst seiner Situation zu erkennen und Konsequenzen zu ziehen, würde ich daraus Hoffnung für unsere Situation schöpfen.

    Da ich aber immer wieder nur lese, der Alkoholkranke muß seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht haben, um dann - möglicherweise - etwas wirklich zu ändern, ich als Angehöriger aber fast keine Möglichkeit der Einflußnahme habe oder meine diesbezüglichen Versuche eher in einem Katz- und Mausspiel enden könnten, ich aber überhaupt keine Lust habe eine Talfahrt mit ungewissem Ausgang zu begleiten, denke ich mir, es ist jedenfalls für mich besser, gleich einmal die Konsequenzen zu ziehen und wegzugehen.

    So eine Erkenntnis ist sehr bitter, es waren doch viele gemeinsam verbrachte Jahre und auch schöne Zeiten; es könnten auch in Zukunft noch etliche gemeinsame, schöne, sorgenfreie Jährchen sein.

    Wenn es Aussicht auf Erfolg hätte, würde ich wie eine Löwin darum kämpfen. Aber, der Kampf der Löwin ist ja ziemlich aussichtslos, der Löwe muß ja kämpfen - ja, und der will nicht.

  • Hallo ABC,
    in dieser Situation war es wohl wirklich das richtige für Dich dieses Forum zu finden. Die Tatsache das Du schon jahrelang mit einem 'kranken' Menschen zusammenlebst, still bleibst, duldest, deckst und Deine Bedürfnisse in den Schatten stellst, deutet wohl darauf hin:

    Zitat

    Inwieweit ich Co-abhängig bin, ist mir nicht so klar

    .

    Grundvorraussetzung für ein gemeinsames 'WIR' ist natürlich, das er was ändern möchte. Eine angedrohte Trennung kann schon was bewirken, -aber mit einer kurzen Abstinenz ist es eben nicht getan, nach so langer Trinkerei. Eine Therapie wäre wohl angebrachter. Die Entscheidung liegt bei Ihm und alles folgende dann auch. Du hast das richtig erkannt:

    Zitat

    Wenn es Aussicht auf Erfolg hätte, würde ich wie eine Löwin darum kämpfen. Aber, der Kampf der Löwin ist ja ziemlich aussichtslos, der Löwe muß ja kämpfen - ja, und der will nicht.

    Inwieweit du wirklich ungesund Co-Abhängig bist kannst Du wohl rausfinden, wenn Du ehrlich mit dir ins Gericht gehst.

    :!: Wenn eine wirkliche Erkrankung vorliegt ist es mit dem Verlassen des Partners nicht getan. :!: Vielmehr suchst Du Dir mehr o. weniger unbewusst andere , ähnliche Lebensmuster, in der Du Deine Co-abhängigkeit ausleben kannst.

    Das musst Du für Dich klären.

    Co-Abhängigkeit ist ein eigenständiges Krankheitsbild das behandelt werden kann.
    Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute , und viel Kraft wenn Du die richtigen Entscheidungen triffst.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • <<Inwieweit du wirklich ungesund Co-Abhängig bist kannst Du wohl rausfinden, wenn Du ehrlich mit dir ins Gericht gehst.<<

    Das stimmt sicher - ich bin dabei.

    Wenn allerdings immer hervorgehoben wird, daß ein Co für einen Teil seines Lebensglücks und für seine Machtspielerei den Partner braucht so wie das tägliche Brot, dann trifft es eben nicht zu.

    Ja wie kann man jahrelang die Tatsachen nicht mitbekommen?

    - Bei mir zuhause war Alkohol kein Thema, er wurde hin- und wieder etwas getrunken, das wars.

    - Im Studentenleben gefiel mir die Art der fröhlichen Zusammenkünfte, wo immer Alkohol im Spiel war, aber nicht unbedingt unmäßig viel.

    - In meinem Beruf war ich voll eingespannt, denn den wollte ich auch gut erfüllen; daneben 3 fast gleichaltrige Kinder - Zwillinge, einer war ein Jahr älter - ; das heißt Arbeitstag in der Regel von 5 Uhr morgens bis 10 Abends.

    - Der Mann erfüllte seine Aufgaben, Beruf und alle Tätigkeiten, die in einem gr. Haushalt anfielen inklusive Bau eines E-Werks, Autos, Renovierung eines riesigen, alten Hauses. Und du weißt, das Bauen eine trockene Kehle macht - "natürlich" schaffte ich den angeblich besten Durstlöscher heran, das Bier - neben Jausen, Mittagessen etc.

    - Ich sah traditionell meine Aufgabe darin ein gemütliches Zuhause ohne gr. Streit zu schaffen und den Kindern zu helfen ihre Möglichkeiten zu entwickeln und glückliche Menschen zu werden. Wenigstens das ist mir gelungen. Ihre jetztigen Aussagen bestätigen das. Ja, der Papa hat schon viel getrunken, ja, er hatte schon ständig ein Bier in der Hand, er liegt halt gerne vor dem Fernseher, ja, man mußte schon aufpassen, was man sagte, aber auch, ja wir haben schöne Dinge unternommen .... also wenigstens nicht die Verhältnisse ieines Alkoholikerhaushalt, so wie ich sie mir in negativer Weise vorstelle.

    - Ich realisierte nicht die Gefährlichkeit des täglichen Bierkonsums, das stimmt. - übrigens gab und gibt es praktisch keine gemeinsamen Bekannten, die nicht ebensogern ihr Bier oder ihren Wein tranken.

    - Ich stand auf dem Standpunkt, daß jeder seine Möglichkeiten zur Entfaltung haben soll; also auch mein Mann - warum sollte ich einen Zirkus veranstalten, wenn er einen vergnüglichen, nassen Abend mit Freunden verbrachte, warum sollte ich empört reagieren, wenn mein Essen mit den netten Worten abgelehnt wurde "Bist eh nicht böse, aber das paßt mir jetzt nicht." Daß das abgelehnte Essen aber wegen des Biers oder des Weins nicht paßte, kam mir nicht in den Sinn.

    - Ich nahm und nehme auch immer noch an, daß Menschen, denen ich vertraue, nicht lügen. So akzeptierte ich einfach seine wiederholten, beruhigenden Worte zu meinen Zweifeln, ob es nicht doch langsam zuviel Bier und Wein wäre.

    - Ich betreute meine alte Mutter, die in über 200 km Entfernung wohnte alle 14 Tage - sie lehnte jede andere Hilfe ab - Hätte ich sie in der Wohnung umkommen lassen sollen oder zwangsweise ins Heim bringen sollen?

    - Letztendlich nach Schlaganfall, Seniorenresidenz übernahm ich die 3 Jahre lang bis zum Tod ihre Betreuung zuhause.
    Natürlich fühlte sich mein Mann zu dieser Zeit von mir zu wenig gehätschelt, aber daß ich neben dieser Betreuung noch Lust gehabt hätte an ihm ein ungesundes Helfersyndrom auszuleben, kann ich wirklich auch bei ehrlichster Selbsterforschung nicht erkennen.

    - Das heißt für mich als Schlußfolgerung:
    Wenn ich mich trenne und jemals wieder eine Beziehung eingehen würde, was ich mir aber nicht vorstellen kann, werde ich ganz sicher und 100% dem so gesunden Egoismus fröhnen.


    Wie das aber mit dem Begriff "Liebe" zu vereinbaren ist, ist für mich noch ein Rätsel.

    Ich hoffe, daß ich hier nicht zuviel in Selbstmitleid gewatet habe - aber so ist jetzt meine Sicht der Dinge.

  • Wo ich mich aber schon als Co-abhängigen verstehe.

    - Ich habe Schuldgefühle mir selbst gegenüber, weil ich mich nicht in der Lage sieht, dem Alkoholiker zu helfen.

    - Ich habe Schuldgefühle, weil ich diese unheilvolle Entwicklung nicht früher "gesehen" habe.

    - Ich verschloß meine Augen vor dem Offensichtlichen, ließ mich wiederholt beruhigen, einschläfern, es gibt ja diese langen alkoholfreien Phasen, übernahm überreich Verantwortung, damit „Familie“ funktionierte, damit kein Streit entsteht, damit friedliche Stimmung herrscht, beschönigte vor ihm, vor mir die Situation, verschleierte -- ja Decke drüber. .

    - Es stimmt. Es drehte sich in der Familie letztlich alles nur mehr um ihn, um seine Bedürfnisse, um seine Stimmungen und Stimmungsschwankungen – ein Paradies also für einen Alkoholiker, womit sich aber auch jede Notwendigkeit seinerseits erübrigte sich zu ändern.

    - Es stimmt, ich sah ihn als eine wichtige Quelle meiner Identität, meines Wertes und meines Wohlbefindens an. Wenn es ihm gutging, ging es mir gut - wenn es ihm schlecht ging, ging es mir schlecht.

    - Es stimmt, ich habe ein zu geringes Selbstbewußtsein, ein zu geringes Bewußtsein für meinen Wert, ein zu geringes Durchsetzungsvermögen, eine tief verwurzelte Scheu vor Streit, allerdings liebe ich Diskussionen, etwas, was mein Mann verabscheut.

    Co-abhängig?

  • Hallo ABC, die Antwort steht in der Bibel und die hast Du bestimmt schon sehr oft gehört aber nicht näher darüber nachgedacht:

    Zitat

    Wie das aber mit dem Begriff "Liebe" zu vereinbaren ist, ist für mich noch ein Rätsel.

    Liebe Deinen Nächsten...so wie Dich selbst

    Das bedeutet erst sich selber lieben lernen, und dann kannst Du Liebe geben.

    Du hast nicht in Selbstmitleid gewatet, ganz und garnicht. Du hast das getan was Du für Dich und Deine Kinder und das Familienheil für das richtige gehalten hast.

    Wenn Du Deinem Mann das trinken verboten hättest weil es Dich stört , wäre das Familienheil zusammengebrochen. Höchstwahrscheinlich hätte das richtig Stress gegeben. Und hier beisst sich die Katze in den Schwanz.

    Es ist einfach an der Zeit eine andere Richtung einzuschlagen, sich um sich zu kümmern. Das sollte Dein Mann auch tun. Bitte Ihn seine Bedürfnisse auf den Tisch zu legen, sowie Du Deine Bedürfnisse auf den Tisch legst. Dann wird sich zeigen inwieweit sich ein Zusammenleben realisieren lässt. Hält er an seinem Lebensfeierabend fest, dann wirst Du eine Entscheidung treffen müssen. Ist er bereit ein Leben ohne Alkohol zu führen, Du den Mann wiederbekommst den Du eigentlich auch kanntest, lässt sich über die Löwenmutter nachdenken.

    Im übrigen hörst du Dich für mich garnicht schwer Co-Abhängig an. Es klingt sehr vernünftig was Du schreibst, allerdings muss sich jetzt etwas ändern, sonst bist du wirklich Co-Abhängig.

    Das was Du in Bezug auf das Trinkverhalten Deines Mannes hier schreibst klingt doch sehr unzufrieden und wenn Du das weiter hinnimmst wirst Du krank.

    Gruss White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo ABC, wir haben uns überschnitten,
    das hört sich in Bezug auf die Co-Abhängigkeit schon etwas anders an.

    Das sind wirklich typische Vermeidungsmuster, ein idealer Nährboden für einen Alkoholiker wie Du schreibst.

    Aber Du hast die Stellen erkannt und kannst Sie bekämpfen. Während Du das ernst nimmst, nimmt Dein Mann seine Erkrankung nicht ernst.

    Du solltest in jedem Fall eine Klärung mit Deinem Mann anstreben und die Kraft aufbringen etwas zu tun.

    Gruss White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Liebe ABC, ich würde Dir so gern etwas Positives-sinnbringendes schreiben-etwas, was Dir weiterhilft- ich bin aber Alkoholikerin und kann mich so schlecht in Deine Situation reinfühlen(reindenken vielleicht schon)
    Ich wollte Dir dies nur kurz mitteilen, weil Du mir heute auch schon so lieb geschrieben hast und mir geholfen hast.
    LG Claudi

  • Hallo ABC,

    Co-Abhängigkeit ist nicht mit unserer grundsätzlichen Lebenseinstellung gleichzusetzen.

    Es gibt Menschen, die für jeden Handschlag etwas zurückverlangen und es gibt Menschen, die ohne zu Verlangen etwas bewegen. Ich würde mich weder als nicht krank, noch als krank bezeichnen, wenn ich etwas für eine Leistung fordere, noch wenn ich es aus Goodwill ohne Gegenleistung mache oder mich bewusst oder unbewusst in eine risikoreiche oder abhängige Situation begebe. Sich bedingungslos um Menschen und Probleme zu kümmern, ist für mich grundsätzlich nicht krank.

    Wenn mir morgen etwas auf die Birne fällt, dann bin ich für jeden Menschen dankbar, der sich meiner noch ohne Gegenleistung annimmt. Wenn ich aber stur jede Hilfe und Einsicht ablehne, wird auch keiner kommen, es sei denn, es gibt von mir Abhängige, die ich bewusst oder unbewusst lenke und die werden dann irgendwann sagen: und tschüss.

    Dieses …und tschüss müssen wir erlernen, der eine früher, der andere braucht länger. Bei mir waren verschiedene Auslöser und nach Monaten explodierte es. Als ein Freund, mit dem ich gelegentlich um die Häuser zog meinte: wie jeden Tag Wein, tickst du noch sauber? Also hat ein unbedeutender Spruch bei mir viel bewirkt. Dazu festgestellte Veränderungen bei mir bzw. Signale des Körpers oder manch ausgefallene Sonntagstour, ferner als ich anfing das Thema zu studieren, hier im Forum, in Büchern, auch als ich in Liebesbriefen blätterte, in denen ich es oft, schon am Anfang unserer Beziehung zum Ausdruck brachte oder als ich, so klein, unbedeutend und lächerlich es klingt, sie meinte: „bringst du den Karton noch nach oben“ und ich das erste Mal sagte „deine Flaschen trage ich nicht nach oben“.
    Das war für mich ein großer Schritt.

    Was ausschlaggebend war bleibt offen, ich weiß nur, dass dieses Zeugs nicht gut ist, ich es nicht will und keine Frau möchte die abhängig ist, die ihr Leben, ihre Zukunft, ihren Kerl und alles was uns wichtig ist hinter den Wein stellt. Da ich mich immer weiter davon abwende, ist zwangsläufig kein Platz in meinem Leben für Alkohol und auch nicht für eine alkoholkranke Partnerin.

    In dem Fall könntest Du es als positiv betrachten, dass ich auf einem guten Weg bin, von beidem geheilt zu werden, von meiner Abhängigkeit (können oder nicht, es gibt nichts schön zu reden) und von meiner Co-Abhängigkeit, aber was es bei meiner Frau bewirkt, das ist noch ganz offen. Es geht rauf und runter, es festigt sich alles, auch weil es hier so vieles zu lernen und so nette Menschen gibt.

    Lügen, Misstrauen, Ehrlichkeit und ein ganz offener Umgang, haben für meine Frau und mich eine ganz große Bedeutung, Grundvoraussetzungen jeden Vertrauens, jeder Beziehung. Trotzdem ist alles weg, wenn der Alk zuschlägt, Türen zu und erledigt.

    Was Du auch immer machen wirst, es arbeitet in Dir und das ist wichtig, für Dich. Dein Rätsel stelle ich in Frage. Du glaubst doch nicht, dass die Liebe vor Geschädigten und geänderten Einstellungen halt macht. Sie wird irgendwann wieder zuschlagen, erbarmungslos und wunderschön, das ist das Leben und ich denke gerne an die verliebten 80jährigen, die neulich im TV waren und möchte auch mal so sein.

    Liebe Grüsse, ganz viel Kraft und gute Entscheidungen kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Herzlichen Dank, kaltblut und Whitewolf, - ihr habt mir in meinem Bemühen, mein Verhalten besser einschätzen zu können und meinen Standpunkt zu finden, sehr geholfen.

    Zuerst zu White und meinen zwei Postings;
    Ersteres entspricht der Einschätzung, wenn es mir gut geht und ich optimistisch bin - und stimmt bis auf den letzten Satz, den mit der Löwin. Der ist theatralisch und ich habe nicht ernsthaft vor so zu kämpfen. Ich würde es auch nicht tun, wenn mein Mann ein Verhältnis zu einer anderen Frau hätte. - Ich würde wohl sagen, na dann, aber entscheide dich, ich oder die andere. Die Dumme möcht ich nicht spielen.
    Ähnlich sollte es wohl auch beim Nebenbuhler "Alkohol" sein.

    Zweiteres entspricht meiner Gemütslage, wenn ich deprimiert bin - und deprimiert bin ich eigentlich nur, wenn der Alkohol wieder über das Maß hin zugeschlagen hat.
    Du hast recht, mich hat der Alkoholkonsum bisher selten "sehr" gestört und ich würde ihm die paar täglichen Bierchen wirklich vergönnen - allerdings hat sich die Situation eben insofern geändert, daß es oft nicht mehr bei ein paar Bierchen bleibt, die Bierchen ab Nachmittag wirklich benötigt werden, sonst ist sehr schlechte Laune vorprogrammiert, daß anschließend der Wein kommt und, wie ich vor kurzem beobachten konnte, noch ein oder zwei Gläschen Schnaps dazwischen. Also echt bedrohlich inklusive den zwar nur sehr seltenen, aber extremen verbalen Agressionen in letzter Zeit.

    Das bedeutet, daß eben ein Wendepunkt für ihn und für mich da ist.

    Ich glaube nun zu verstehen, was Coabhängigkeit heißt und ich habe überhaupt keine Lust in dieses Verhalten (noch stärker) zu versinken.
    Da ich glaube, daß es wie bei jeder psychischen Erkrankung ein weites Übergangsfeld von normal bis schwer gestört gibt, würde ich mir auch nur die Bezeichnung "leicht" geben. Vor allem, da bei mir keine Spuren von Kontroll-, Beherrsch- oder Manipulationszwang vorhanden sind.
    Die Gefahr, es laufen zu lassen - sie ist im Augenblick, da der Alkoholkonsum wieder um einiges geringer ist - er muß geistig arbeiten - natürlich wieder da - Es ist ja vordergründig einfacher, konfliktfreier und braucht keine klaren Entscheidungen. Vor allem kommt es mir am Vormittag, wenn mein Mann nüchtern erscheint - ein Wunder, es müßte ja eine ganze Menge Restalkohol abgeben und dann wenn einige Zeit wenig getrunken wird, wie ein schlechter Traum vor.

    Aber mir ist inzwischen klar geworden, daß es eine gefährliche Illusion ist auf ein Wunder zu hoffen bzw. sich selbst etwas vorzumachen.

    "Aber Du hast die Stellen erkannt und kannst Sie bekämpfen. Während Du das ernst nimmst, nimmt Dein Mann seine Erkrankung nicht ernst.
    Du solltest in jedem Fall eine Klärung mit Deinem Mann anstreben und die Kraft aufbringen etwas zu tun. " (whitewolf)

    Ja, das werde ich tun - Ich bin ja in der glücklichen Situation aufgrund meiner eigenen Rente nicht finanziell abhängig zu sein, ich habe keine sozialen Verpflichtungen mehr, meine Mutter ist vor einem halben Jahr gestorben; ich könnte in ein weit weg gelegenes Wochenendhaus ziehen, (Problem, daß ich dort neue Kontakte knüpfen müßte, wobei ich die schwierige Landessprache noch lernen müßte - sollte aber fördernd für den Geist sein), es würde mir schon sehr schwer fallen mein jetziges, Heim zu verlassen, daß wir uns gemeinsam aufgebaut haben - Aber ich bin glücklich, daß ich den Kindern ein förderndes Zuhause ohne Zank und Streit ermöglicht habe -
    Also bessere Voraussetzungen für ein klärendes Gespräch und eine Entscheidung meinerseits gibt es wohl nicht mehr.

    Ich werde auch nur mehr selten hier in der Sparte "Coabhängige" hereinschauen, da ich den Eindruck habe, daß ich mich da in etwas hineinsteigern könnte. Trotzdem hat es mir sehr geholfen, mir über meine Situation und auch über den Verlauf der Suchterkrankung und das, was sie bewirkt, klarer zu werden.

    Nochmals vielen Dank und die besten Wünsche an Euch

  • Hallo, liebe Firefly -

    Recht herzlichen DAnk für deine aufmunternden und verständnisvollen Worte - diese, neben dem Verständnis von meinen Kindern (und dem aufschlußreichen Bericht einer Brieffreundin, heute wohl Emailfreundin darüber wie sie rechtzeitig die Leine vom Fallschirm gezogen hat) haben bewirkt, daß ich vor einigen Tagen tatsächlich in Nacht und Nebel ausgezogen bin.

    Ich weiß, man sollte die Worte in einem Rausch nicht auf die Waagschale legen, aber was zuviel ist, ist zuviel (Der Tenor war, ich hätte ihn absichtlich zum Säufer gemacht, um mich seiner zu entledigen - aber er sei ja kein Alkoholiker, er könne ja aufhören).
    So und nun bin ich weit weg und werde erst wiederkommen, wenn er eine Therapie gemacht hat und ein halbes Jahr nichts getrunken hat - Kann mir aber nicht vorstellen, daß durch mein Wegziehen das Ruder umgekehrt wird. Im Augenblick glaubt er ja nur, daß das eine vorübergehende Laune von mir ist. Aber mir geht es trotz allem psychisch schon viel besser - und das sollte ja die Hauptsache sein.

    Alles Liebe von mir an Dich - ich habe noch keinen Internetanschluß - werde schon noch alles auf ungarisch zusammenbringen, gestern habe ich sogar eine Waschmaschine geliefert und angeschlossen bekommen.

  • Hallo Ihr Lieben,

    "Gibt es auch positive Berichte", das war die Frage von ABC vor 1 Jahr.
    Was ABC macht, weiß ich nicht, aber der Thread hat es uneingeschränkt in sich.

    Was ist denn positiv?

    „Ein Co. läuft Händchen haltend mit einem trockenen Partner durch den Park. Sie vernaschen sich später aufgeladen mit Glückhormonen und fliegenden Liebesgedanken und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage?“

    Nach einem Jahr kann ich Euch nur aus meiner Sicht sagen was ich heute als Positiv empfinde:
    1. ich habe erkannt, dass der Unterschied zwischen einen Co. und einem Alki eigentlich nur die versoffenen Hirnzellen sind, ansonsten haben wir erstaunlich viele Parallelen.
    2. diese bekloppte, lähmende Überliebe ist weg
    3. ich habe gelernt mich zu lieben, mich auf mich zu fokussieren
    4. dieser selbst verstümmelnde Co-Trieb, dieses Held sein wollen, ist weg, dieses Unkomplette, dieses Wertlose, es ist weg
    5. ich habe gelernt nicht in jeden Bus einzusteigen, ich kann auch mal ruhig da sitzen
    6. ich lebe entweder oder und kann trotzdem so wohl als auch annehmen
    7. ich lebe abstinent und habe meinen Weg gefunden
    8. ich qualme nicht mehr und mein Lungenvolumen steigt
    9. ich habe jede Menge Mist aus meinem Leben ausgegraben, begraben und entsorgt
    10. ich führe ein ausgeglichenes Singleleben, meins
    11. ich bin glücklich, zufrieden, gesund
    12. ich weiß, dass eine (O-Ton) „gesunde“ tiefe Beziehung etwas anderes ist, als dass was da war
    13. meine Frau hat einen Entzug gemacht
    14. meine Frau macht eine LZT
    15. meine Frau hat die Chance weiter, und zwar sehr lange weiter zu leben
    16. meine Frau verändert sich, sie wird anders, ganz anders
    17. ich freue mich für meine Frau und gehe gelassen meiner Arbeit, meinem Tagesablauf, meinem Leben nach.
    18. ich kann Dinge verstehen, annehmen, hinterfragen, erkennen und begreifen, die vorher für mich unsichtbar waren, nicht immer, aber immer öfter.
    19. das Zauberwort heißt „Seinlassen“, es wird nie zu Ende sein, dieses „Seinlassen“

    Erich Fried hat Vorübungen für Wunder geschrieben. Es liegt in unserer Hand, wem wir welche Hand reichen und welche Wunder wir sehen.

    Für mich war das ein erfolgreiches Studienjahr, Therapiejahr, wie auch immer, ich muss es nur so weiterleben, in mir.

    Gibt es noch andere positive Berichte?

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

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