Hallo zusammen,
ich bin gefrustet, verletzt, traurig und ärgerlich, alles auf einmal. Aber am besten fange ich von vorne an.
Am Montag rief mich meine Mutter an mit der Bitte im Laufe der Woche bei ihr vorbei zu schauen und ihr die Haare zu schneiden. Zur Zeit sieht es wohl so aus, dass sie am Wochenende, wenn mein Vater zu Hause ist, nichts trinkt. Manchmal schafft sie es auch noch bis Montag und sogar Dienstag. Montag war so ein nüchterner Tag, also habe ich für Freitag zugesagt, mit der Einschränkung mich Donnerstag zu melden und ihr die genaue Zeit zu sagen, weil ich noch nicht wusste, wie lange ich arbeiten muß. An einem anderen Tag konnte ich nicht, aber sie meinte es wäre in Ordnung.
An die Voraussetzung, daß sie nüchtern sein muß, wenn sie etwas von mir möchte habe ich nicht mehr extra erinnert. Ich wollte ihr nicht gleich unterstellen, dass sie es doch nicht schafft eine Woche nicht zu trinken, auch wenn meine Erfahrung nun leider eine andere ist. Außerdem habe ich ihr das mehr als deutlich gemacht und sie hat es wohl auch verstanden. Freitag war ja auch in Ordnung, also gut...
Nun, es kam wie ich trotzdem befürchtet hatte, sie hatte gestern Abend als ich anrief schon wieder reichlich getrunken. Also habe ich nur gesagt wann ich heute komme wollte und das ich direkt und unverrichteter Dinge wieder gehe, wenn sie nicht nüchtern ist. Ist o.k., ich hab’s notiert war ihr Antwort. Nun gut….
Danach habe ich mir von ihr noch meinen Vater geben lassen, um einfach mit ihm noch ein paar Worte zu wechseln und mich nach ihm zu erkundigen. Irgendwie kam das Gespräch dann auch auf meinen geplanten Besuch heute und die Voraussetzung dafür. Dann brach das Gewitter über mich herein. Wenn ich etwas abmachen würde, hätte ich mich auch daran zu halten. Was ich denn erwarten würde, wenn ich solche Bedingungen stelle. Ich wüsste doch ganz genau, dass ich sie damit unter Druck setzen würde, da könnte sie doch gar nicht anders als trinken. Damit müsste ich doch dann geradezu rechnen… So ging es noch eine Weile weiter. Auf meine Frage ob ich jetzt Schuld wäre, dass sie trinkt, bekam ich nur als Antwort, so würde ich ihr nicht helfen, Druck würde gar nichts bringen. Ich habe meine Frage nochmals wiederholt und erhielt gar keine Antwort mehr darauf. Nun das ist in diesem Fall auch eine……
Unser Gespräch endete mit seinen Worte: „Was rede ich überhaupt, Du beharrst ja ohnehin stur auf Deiner Meinung…. „
Danke! Dito!
Ich weiß, dass ich nicht Schuld bin, dass sie trinkt. Und trotzdem….. wie schrieb Kaltblut so treffend…. und plötzlich werden wir wieder da aufgestellt, wo wir nicht mehr hinwollten. Nun dieses Schuldgefühl habe ich ganz gut in den Griff bekommen, nachdem ich mich etwas beruhigt und mich wieder nach vorne gerückt hatte. Nur ein kleiner Teufel sitzt immer noch in meinem Hinterkopf……
Ich hätte es ahnen, nein wissen müssen, dass es nicht auf Gegenliebe stößt wenn ich meine Funktion verweigere, die Truppen an der Front „Mutter“ verlasse. Und doch… hätte ich mir zumindest Akzeptanz meiner Position, wenn auch kein Verständnis gewünscht. Scheinbar wurde mir, ohne es zu ahnen, bisher nur ein kleiner Heimaturlaub von der Front gewährt, der jetzt wohl abgelaufen war.
Es hat mich verletzt so angegriffen zu werden von meinem eigenen Vater, mich macht diese Ignoranz meiner Gefühle, meiner Person so wütend, als wäre ich gar nicht wichtig, es macht mich traurig, ihn so hilflos zu sehen, sich selbst und ihr gegenüber.
Es ist nicht einfach aus diesem Kreislauf auszubrechen und manchmal tut es so verdammt weh……
Meine Mutter hat den Termin heute im Übrigen selbst abgesagt und auf „irgendwann“ nächste Woche verschoben, sie hätte etwas vor. Was sie vorhat habe ich ihrer Stimme beim ersten Wort angehört, ein Rendevouz mit der Flasche.
Ich bin gefrustet, verletzt, traurig, ärgerlich und ich habe Angst um sie.
Vielen Dank fürs zulesen.
Skye