Wie schaffe ich es, den Tag ohne Alk zu überstehen????

  • Für die, die weiter sind, als ich, ist dies sicher nicht neu: Ich schaffe es maximal, 2 Tage ohne Alkohol durchzustehen, dann geht es mir körperlich und seelisch gut, einerseits, bin positiv gestimmt und voller Energie, andererseits kreist mein Denken dann nur um Alkohol, und mit dem Vorsatz, nur ein Glas, besorge ich mir eine Flasche Wein.
    Habe schon versucht, mich auszutricksen, indem ich mir diese netten kleinen Piccolo-Flaschen besorgt habe, was mich dann aber nicht davon abbringt, nochmal zum Supermarkt zu laufen....
    Ich bin total fertig, mir geht es körperlich schlecht, ich verachte mich...
    Schei....Ich will nicht mehr trinken!
    Vielleicht ist es unangebracht, das hier alles so zu schreiben, aber ich habe bisher nicht den Mut, meinen Nächsten so deutlich zu zeigen, wie schlecht es mir geht...Und irgendwo muß ich es loswerden...
    Tut mir leid!!!
    Beate

  • Liebe Beate,

    soviele Hits - und kein Rat....Da ich heute erst meinen 5. Tag habe, kann ich dir momentan auch nicht soviel raten dazu. Ich kenne (und wir alle hier!!!) kennen diese Verzweiflung, aufhören zu wollen und es doch nicht zu schaffen, weil 2 oder mehr kleine Pikkolos (habe ich auch oft genommen) wieder den Kreislauf schließen...Und dann um kurz vor acht noch der schnelle Gang in den Supermarkt...Kommt mir so bekannt vor, glaub' mir.

    (Moderatoren, wo seid ihr? Ihr könnt besser raten und trösten als ich...)

    Du solltest schnellstens zu deinem Arzt gehen und dir dort Hilfe holen, momentan ist der Alc leider stärker als dein Wille. Mach den ersten Schritt!

    Fühl dich umarmt und getröstet und bleib hier bei uns im Forum. Du bist nicht alleine mit deiner Angst und deinen Sorgen!!

    Alles Liebe

    fairyangel

    Liebe ist nicht alles - aber ohne Liebe ist alles nichts!

  • Danke, fairyangel,
    es tut gut, hier zu sein und zu sehen, dass ich nicht allein bin....
    Ich will das Leben bewußt erleben, ist doch viel zu schön, um es im Dämmerzustand zu vertun!
    Immerhin: Ein Tag ohne Alkohol und bisher kein Bedürfnis....

    Ich umarme Dich und wünsch Dir auch viel Kraft!
    Beate

  • hallo beate,
    du hast ja schon alles mitgebracht, was es braucht: du hast den Willen, willst das Leben bewußt erleben, willst was ändern; also trau dich und geh zum Arzt, alles Gute :wink:

  • Morgen Beate,

    es gibt keinen Weg daran vorbei, dich deinen Nächsten anzuvertrauen. Das ist die erste Hürde, die du unbedingt nehmen musst, sonst kommst du da nicht raus.

    Wie Michael 1969 schon geschrieben hat, solltest du dich auch in medizinisch kompetente Hände begeben. Sprich mit deinem Hausarzt. Du musst mit ihm offen sprechen. Sag' ihm die Wahrheit. Die Wahrheit die für den Arzt interessant ist um dich fachgerecht zu untersuchen ist, dass du chronischen Alkoholmissbrauch betreibst. Nicht mehr und nicht weniger. Dann weiß der, wie er dich zu checken hat und ihr könnt' gemeinsam beratschlagen, wie es weitergeht.

    Du musst dich öffnen mit deinem Problem - es gibt keine andere Möglichkeit. Du musst Hilfe in Anspruch nehmen, denn es geht nicht allein. Das mit dem Piccolotrinken bringt bei Alkoholikern überhaupt nichts. Das musstest du ja schon selbst einsehen.

    Sprich mit deinem Mann. Es geht dir schlecht und du bist karnk. Das sollte er wissen. Scham ist da fehl am Platze. Es geht um dein Leben.

    Herzliche Grüße vom

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Beate,
    ich denke, genau wie Michael, das eine stationäre Entgiftung in deinem Fall hilfreich sein könnte.
    Habe ich selbst gerade hinter mir und dies ist mein 11. Alkfreier Tag. Im Krankenhaus habe ich sehr viel Hilfe und Unterstützung erfahren.

    Alles Gute,

    Frodo

  • Guten morgen, Ihr Lieben,
    vielen Dank erstmal für die verständnisvollen Antworten!
    Ihr habt mich damit bestärkt, zum Arzt zu gehen, ob ich eine stationäre Therapie machen will, weiß ich noch nicht, aber vielleicht ergibt das Gespräch mit dem Arzt ja mehr Klarheit.
    Euch einen schönen, trockenen Tag!
    Beate

  • Hallo, Lilly,
    ja, du hast recht: ich saufe auch den Alkohol völlig ohne Verstand, wenn ich den hätte, würde ich nach dem ersten Glas aufhören, und dann könnte ich sagen: ich habe die Kontrolle bzw. dann würden meine Gedanken gar nicht ständig um das Thema Alkohol kreisen! Aber da das nicht geht, muß ich einsehen, dass ich überhaupt nicht mehr trinken darf. Dazu kommt noch: mir schmeckt das Zeug... Ich mochte es schon immer, vielleicht, weil ich so früh damit angefangen habe, mit ca. 13 Jahren, natürlich nicht so exzessiv, aber richtige Abbstürze hatte ich auch schon mit 15. Jetzt bin ich fast 45 Jahre, die Einsicht hat lange warten lassen....
    Trockene 24 Stunden, liebe Lilly!
    Sei lieb gegrüßt, Beate

  • Hallo, Volker,
    warum sollte mir die Einscht fehlen? Ich weiß, dass ich mir schade und dass mir der Wein, Bier oder Whiskey schmeckt, macht das Aufhören umso schwieriger für mich.
    Gruß, Beate

  • Hallo Beate,

    mir hat Alkohol noch nie geschmeckt. Ich weiß noch, wie ich mit 15 oder 16 im Keller der Mutter meines Kumpels die Bar plünderte. Da war eigentlich abgeschlossen, aber mein Zimmerschlüssel von zu Hause passte zufällig. Wie praktisch.

    Wir tranken alle Flaschen durcheinander, damit es nicht so auffiel und wir hielten uns beim Trinken die Nasen zu, weil es so eklig schmeckte. Ich war von Anfang an Wirkungstrinker.

    Ich muss dazusagen, dass ich dann auch kein Schnapstrinker gworden bin, sondern Bier. Dadrin ist das was ich an dem Schnaps so eklig fand auch drin, nur mehr verdünnt: Alkohol.

    Sicherlich hättest du mich in meiner nassen Zeit öfters sagen hören können: " Ach, schmeckt das Bier jetzt aber gut."

    Aber da war ich längst süchtig und plapperte nur nach, was alle beim ersten Bier des Abends sagen und man in der Werbung vorgekaut bekommt. Beim 10ten Bier sagte ich diesen Satz dann nicht mehr, trank es aber trotzdem. nein ich trank es nicht, ich quälte es mir herunter.

    Also wir reden hier nicht über Geschmack, sondern über eine lebensbedrohende Suchtdroge. Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass Gewürzgurkenverzehr dein Leben zerstören wird, würdest du dann welche essen ? Sicher nicht, selbst dann nicht, wenn sie dir schmeckten.

    Du musst das für dich mal ein bisschen auseinanderklambüstern: Geschmack und Abhängigkeit.

    Ich wünsch' dir viel Kraft

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Guten morgen, Volker!

    Du schreibst:

    dass Sachen die einem schaden nicht auch noch gleichzeitig schmecken können

    klar, es ist sicher nur eine Sache der Gewöhnung, und damit hat es doch auch was mit bewußt leben zu tun....
    Ich trinke, um mich zu betäuben, um nicht nachzudenken, um endlich schlafen zu können usw.
    Das mit den Vor- und Nachteilen war ein guter Tipp. Mir fiel kein Vorteil ein...Es ist alles noch nicht so ausgegoren, was ich schreibe, habe gerade mal meinen 3. Tag ohne Alk zu fassen und merke, wie gut es mir tut, mit klarer Birne jeden einzelnen Tag zu erleben. Meine Güte, und das habe ich mir freiwillig weggenommen!
    Mir geht es gut und ich hoffe, es bleibt so.
    Wünsche Dir auch einen guten, trockenen Tag, lieber Volker!
    Beate

  • Hallo beate,

    es ist von den anderen eigentlich schon alles gesagt, worden. Mir sind noch ein paar Dinge ein-oder aufgefallen.
    Du hast versucht, Dich runterzutrinken (Piccolo statt ganze Flasche) und festgestellt, das es nicht funktioniert. Bei Alkoholikern wird das nie funktionieren, das haben wir sicher alle versucht. Also kein Weg.

    Du schreibst, Alkohol schmecke Dir gut, das sagen alle nassen Alkis, das das wirklich so ist, glaub ich schon lange nicht mehr. Das wird uns auch von der Werbung eingetrichtert, im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann sich sowas auch einreden, um über die wahren Gründe nicht nachzudenken. Alkoholiker sind Wirkungstrinker, wie micha schon schrieb. Das bestimmte Gefühl, mit dem man sich vermeintlich so wohl fühlt, soll immer wieder hergestellt werden. Das funktioniert aber nicht allzulange, denn die Dosis muss immer mehr erhöht werden, bis sich das Gefühl wieder einstellt.
    Es gibt sehr viele andere Getränke, die wirklich lecker schmecken, es gibt so viel Teesorten, Kaffeegetränke, alkoholfreie selbstgemachte Mixgetränke, Säfte etc. Ich habe mir oft Alkohol reingewürgt, wie micha das auch schon so treffend beschrieb. Ich hab mich davor geekelt und es hat mir oft gegraust davor, aber ich dachte wirklich, ohne Alk nicht mehr leben zu können. Ich dachte tatsächlich, ich könne ohne Alk nicht mehr existieren. Nun tue ich das schon über 4 Jahre, ich vermissen ihn keinen Tag mehr, ich weiß, das es ihn gibt, aber er ist mir vollkommen gleichgültig geworden.

    Ich möchte Dir auch raten, das Du Dich einem Arzt anvertraust. Und Dich dann mit ihm berätst. Du kannst auch erst zu einem Suchtberater gehen und Dich mit dem über verschiedene Therapien beraten. Es muss nicht immer eine statiönäre Entgiftung sein, es gibt auch ambulante. Auch eine eventuell anschliessende Therapie muss nicht in einer geschlossenen Einrichtung stattfinden, es gibt Tageskliniken, da gehst Du morgens hin, wie zur Arbeit und eine Art Arbeit ist es ja auch, nämlich an Dir selbst. Und nachmittags kannst Du wieder nach Hause gehen. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Ich mußte eine stationäre Entgiftung machen, bei mir ging das nicht mehr anders. Aber auch die war vollkommen in Ordnung, ich wurde dort im ganz normalen KH sehr liebevoll betreut. Man kann danach auch in SHG gehen, ich war dort auch, für mich war das allerdings nix. Aber anderen helfen sie sehr. Meine Gruppe ist jetzt hier, hier bin ich wirklich gern und finde alles, was ich brauche und auch suchte.
    Und habe auch sehr liebe Menschen kennengelernt. Und wo ich mich wohlfühle, da bleib ich auch gern.

    Liebe beate, die Vorstellung, sich anderen anzuvertrauen, erscheint erst erschreckend bis unmöglich, weil man sich so schämt. So ging mir das auch, darum hab ich immer weitergetrunken, bis zu meinem Totalzusammenbruch. Lass Du es nicht so weit kommen, das ist sehr schrecklich und ich wünsche das niemanden. Ich war ein körperliches und psychisches Wrak, es war schlimm. Als es dann alle wußten, ist gar nix schlimmes passiert, ganz im Gegenteil. Meine Familie hat mich sofort aufgefangen und war immer für mich da. Die meisten Freunde auch, die, die es nicht akzeptieren konnten, haben selber ein Alkproblem, von denen hab ich mich getrennt und das nie bereut. Dafür habe ich neue Freunde dazubekommen, die mir viel lieber und wichtiger sind. Und auch hier im Forum sind so viele, mit denen ich mich sehr verbunden fühle, nicht nur durch die Krankheit, auch durch gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen, aber unsere Krankheit steht doch meist im Vordergrund, denn daraus resultierten ja so viele ähnliche Erfahrungen.

    Und wenn man auch anderen gegenüber ehrlich ist, ist es viel einfacher, mit dieser Suchterkrankung zu leben. Sonst muss man immer lügen, weiß nicht, wen man nun was erzählt hat und laviert nur herum. Du erwartest doch sicher auch von Deiner Familie, das sie ehrlich zu Dir ist, und von Freunden das gleiche. Dann sollte man dooch selber auch ehrlich sein. Wir haben nun mal eine Suchterkrankung, warum auch immer, die anderen können auch damit umgehen. Aber man muss ihnen auch die Chance dazu geben und Zeit, es zu akzeptieren und zu begreifen. Zumindest akzeptieren werden es die meisten, die es nicht tun, von denen verabschiede Dich am besten ganz schnell. Denn die werden nie Deine Freunde sein.

    Außerdem ist Offenheit auch ein persönlicher Schutz. Diejenigen, die das wissen und akzeptieren, werden Dir keinen Alk mehr anbieten. Und wenn die beispielsweise dabei sind und jemand will Dich beschwatzen, doch was zu trinken sind die meist sofort zur Stelle und sagen dann: Die trinkt keinen Alkohol, lass das! So habe ich das mehrmals mit Freunden und auch Arbeitskollegen erlebt. Ich sag auch selber, ich trinke keinen Alkohol, das ist klar, ich sag auch, das ich Alkoholikerin bin, macht mir nix mehr aus. Aber es gibt Idioten, sorry, die dann imner noch blöd rumlabern. Meine Freunde und Kollegen wollen mich halt ein bisschen beschützen, das weiß ich, ich kann mich auch selber sehr schützen, aber sie meinen es halt gut und wollen mir auch so ihre Verbundenheit zeigen.
    Und wenn ich zu einer Feier gehe und dort wird auf was angestossen, hab ich immer sofort ein Glas Orangensaft in der Hand, damit ich mich nicht ausgeschlossen fühlen soll. Also ist es nicht schlimm, das es alle wissen, sondern gut für mich.
    Also, nur Mut.

    Lieben Gruß von der Lilly

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