Guten Morgen zusammen,
ich bin Alkoholikerin seit vielen Jahren, seit zwei Jahren in einer Psychotherapie, verheiratet seit 26 Jahren. Als mein Mann mir vor zwei Jahren ein Ultimatum stellte - Therapie oder Ende der Ehe - habe ich sofort gehandelt und mich in Behandlung begeben. Die Selbsthilfegruppe, zu der ich außerdem gegangen bin, fand ich eher abschreckend.
Ich tue also was. Kann aber nicht behaupten, daß ich trocken bin. Ich habe Rückfälle.
In unserem Haushalt ist Alkohol immer greifbar. Mein Mann trinkt abends sein Gläschen Wein oder sein Bierchen zur Entspannung. Das sei ihm gegönnt. Wir haben aber eine Abmachung, daß er die Getränke in einem bestimmten Kellerraum lagert und diesen Raum verschlossen hält. Ich bin nicht der Typ, der sich bei "Bedarf" den Alkohol besorgt. Wenn nichts im Haus ist, ist die Schwelle für mich so groß, daß ich dann auch nicht trinke.
Mein Mann hat diesen Teil der Abmachung niemals über längere Zeit eingehalten. Er vergißt es immer wieder. Überhaupt scheint er immer wieder zu vergessen, daß es mich auch noch gibt.
Heute früh ist er in den Urlaub geflogen. Ich weiß nicht, der wievielte Urlaub das für ihn dieses Jahr ist. Er ist Lehrer, ich habe nur die Hälfte Urlaub. Ich habe nichts dagegen, daß er es sich auch mal ein, zwei Wochen ohne mich gut gehen läßt. Die Osterferien verbringt er seit Jahren ohne mich, und damit konnte ich bisher großzügig sein. Im Sommer waren wir zusammen weg (mit den Kindern, 19 und 17). Nun aber schon wieder? Er ist beruflich stark gestreßt. Heißt: Ist er zuhause, hat er Arbeit und Streß und ist unzufrieden. Die streßfreie Zeit verbringt er ohne mich.
Wir haben uns in den letzten Tagen über diesen Urlaub gestritten ohne Ende. Ich hatte gehofft, er läßt ihn ausfallen. Aber er ist gefahren. Und will sich danach eine Wohnung suchen.
Ich bin eine, die nicht tatenlos sein kann, ich bin eine, die macht und Dinge in Angriff nimmt. Hier gibt es für mich jetzt nichts zu tun außer Warten.
Ich kann das nicht. Meine beiden engen Freundinnen sind Lehrerinnen und natürlich im Urlaub. Mein Mann hat das Handy offenbar ausgeschaltet. Meine Mutter winkt schon bei kleineren "Problemen" ab, das interessiere sie nicht und belaste sie unnötig. Meine Schwester empfindet jeden ANruf als Belästigung, ist immer gehetzt und im Druck, das brauche ich jetzt auch nicht.
Wie überbrücke ich jetzt diesen - erst mal nur diesen - Tag?