Julchen und ihre Geschichte

  • Liebes Julchen,

    Das tut mir sehr leid, was Dir passiert ist, bin ganz sprachlos...
    Habe mich auch sehr erschreckt über diese Geschichte. Deine Mutter hätte auch ich sein können, mir ist das gleiche passiert, meine Leber war auch kurz vorm Versagen. Aber ich hab das zum Glück knapp überlebt und nie wieder getrunken. Deine Mutter hätte diese Chance auch gehabt, aber sie wollte nicht, es war ihr Entschluss, den hättest Du nicht ändern können.

    Du darfst DIR keine Vorwürfe machen, sie hat getrunken, es hat sie niemand dazu gezwungen. Du hast alles getan, was Du tun konntest, bist selber noch so jung. Mehr konntest Du nicht für sie tun. Hier im Forum gibt es auch ein Co-Alkoholiker-Forum, da wärst Du sicher auch gut aufgehoben, denn auch Kinder können Co-Alkoholiker sein, das hat nichts mit Alkoholtrinken zu tun, vielleicht magst Du Dich dort mal einlesen?
    Unsere Suchterkrankung ist sehr teuflisch, Alkohol ist eine sehr mächtige Droge, und nach und nach zerstört sie alles, solange man weitertrinkt.

    Würde mich auch sehr freuen, Dich einmal im Chat kennenlernen zu dürfen, ich weiß, das Du schon einmal da warst, vielleicht magst Du dort auch ein bisschen mit uns reden? Einige von uns sind abends dort oft zum "Reden".

    Das alles wird Dich für Dein ganzes Leben begleiten, aber mach trotzdem oder gerade deswegen das Beste daraus. Du hast alles getan, mehr kann ich Dir leider nicht sagen.

    Ganz lieben Gruß von der Lilly

  • Hallo Julchen,

    Du schreibst, Du denkst, ihr Kinder wart Eurer Mutter nicht wichtig, das glaube ich nicht. Alkoholismus ist eine ganz schwere Krankheit, man kann ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr einfach aufhören, die Sucht ist viel stärker. Sie hat einigen von uns das ganze Leben zerstört, allen aber mit Sicherheit sehr viel. Deine Mutter war sehr krank. Sie wollte Euch sicher nicht wehtun, sie konnte es nicht mehr anders. Das solltest Du einfach mal so hinnehmen, auch wenn es sehr schwer fällt. Wenn Du hier im Forum etwas mitliest, wirst Du Dir selber besser ein Bild darüber machen können.

    Du schreibst, es wäre erschreckend, einen Alki auf Entzug zu sehen. Das wissen wir auch, denn auch wir trockenen Alkoholiker haben das alle durchgemacht, der éine mehr, der andere weniger. Aber das ist oft unsere einzige Chance. Bei mir war das auch so, ich lag auf der Intensiv und konnte im Blick meiner Familie das Entsetzen sehen. Ich sah furchbar aus. So, und heute bin ich hier, dieser Entzug war meine letzte Chance, wieder frei leben zu können, ohne Alkohol. Ohne diesen Entzug wäre ich heute tot. Deine Mutter hat das leider nicht geschafft, die Gründe kann man nur erahnen, ich weiß auch nicht, ob es Dir weiterhilft, wenn Du sie ergründen könntest, das wirst Du im Laufe der Zeit selber herausfinden.

    Du schreibst:Also liebe Eltern bitte denkt an eure Kinder und nicht an euch selbst!!

    Dies ist bei nassen Alkoholikern schwer möglich, weil, wie gesagt, die Sucht stärker ist. Wer trocken werden will, der darf dann nur an sich denken. Erst dann kann er wieder für die Kinder da sein. Aber dann gibt es auch die Chance, etwas wieder gutzumachen.

    Julchen, ich kann mir vorstellen, wie traurig Du bist und auch Dein Entsetzen. Aber versuch auch zu verstehen, durch Mitlesen hier wird Dir das vielelicht gelingen.

    Und noch was, das Leben bestehen aus Weinen UND LACHEN ! Du hast das Recht, weiterhin fröhlich zu sein, Du darfst so viel lachen, wie Du magst, das darf Dir niemand verbieten. Und lass Dir deswegen nie ein schlechtes Gewissen einreden, Du hast KEINE SCHULD an dem, was passiert ist!

    Lieben Gruß von der Lilly

  • Hallo Julchen,

    wir haben uns gestern im Chat unterhalten. Ich muss gestehen, dass ich Probleme hatte die richtigen Worte zu finden und sie jetzt noch habe.

    Du bist ein sehr starker Mensch (geworden). Hast eine für dich perfekte Art gefunden, damit umzugehen. Im Moment dominiert die Wut auf deine Mutter. Der Gedanke, dass sie dich einfach verlassen hat, ohne die Möglichkeit ein klärendes Gespräch zu führen. Und ich denke, diese Wut ist gerechtfertigt. Es war an deiner Mutter den Kreis zu durchbrechen. Du hast getan, was du tun konntest. Sie hat ihren Part nicht erfüllt.

    Deine Worte und dein Appell machen sehr betroffen und nachdenklich und werden hoffentlich von sehr vielen gelesen. Durch dein Einbringen in dieses Forum gibst du vielleicht einigen die Chance, ihr eigene Leben und Verhalten zu überdenken und den eigenen Kreis zu durchbrechen.

    Ich möchte mich bei dir dafür bedanken.

    Hier im Forum gibt es viele Menschen, die durch ihre Sucht niemals in der Lage waren, sich eine Familie aufzubauen. Die keine Angehörigen haben, keine Familie, keine Kinder. Und die jetzt, nachdem sie trocken sind, etwas von dieser Normalität erreichen möchten. Ich bin sicher, deine mahnenden Worte sind für alle nochmals eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.

    Der einzig richtige Weg, ohne Alkohol.

    Ich wünsche dir die Kraft die du jetzt brauchst. Und die hast du. Da bin ich sicher.

    Michael

  • hallo julchen

    wenn es ginge würde ich dich mal ganz fest in den arm nehmen. du bist knapp älter als mein sohn, deine worte erinnern mich wieder daran was ich meinen kindern angetan habe. ich sehe noch die augen meiner jüngsten, damals 2 wie sie vor mir stand und sagte mama nich stinkebrause trinken. die sucht war stärker, lilly hat da leider recht, die liebe kann noch so groß sein, wenn man trinkt nützt das leider alles nichts.
    eure mutter hat euch sicher geliebt nur der alk war stärker als ihre liebe zu euch.
    du bist traurig und wütend und das ist dein recht, nur darfst du das nicht zu sehr in dich reinfressen, sonst zerbrichst du doch noch daran.
    dem ratschlag hier im forum zu lesen kann ich mich ansonsten nur anschließen. du mußt das geschehene verarbeiten, das ist ganz wichtig, wie geht denn dein bruder damit um, vielleicht könnt ihr euch da gegenseitig etwas stützen.

    hoffe das es dir bald besser geht.

    gruß doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Julchen,

    schön,das du dich hier angemeldet hast.
    Auch ich war gestern mit im Chat.Wie Kater schon schreibt,
    es war schwierig die richtigen Worte zu finden.
    So traurig und betroffen macht deine Geschichte.

    Ich finde es super,das du hier bist!
    Hier sind viele Menschen,die dich verstehen und helfen.

    Noch alles liebe und gute
    wünscht dir
    Kijara

    Ohne Alkohol seit 20.08.06

  • Ach Julchen ,

    ich habe gerade deine Geschichte gelesen
    und war zu tiefst gerührt, ich hoffe das viele
    deine Geschichte lesen und Nachdenklich
    werden .

    Du hast dir den Nick Namen kleines Julchen
    gegeben , du bist kein kleines Julchen
    sondern ein Großes Julchen und auch ein
    starkes Julchen .
    Deine Wut ist verständlich , und du wirst
    sehr viel aufarbeiten müßen. Ich Rate dir
    Therapeutische hilfe in anspruch zu nehmen.
    und wir sind ja auch noch hier ,schreibe alles
    was dich bedrückt ,von deiner Seele.

    Ich wünsche dir für die Zukunft noch recht viel Kraft.

    Alles Gute

    rudolf

    Wer mein Schweigen nicht versteht,
    versteht auch nicht meine Worte.
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    Ich bin Rudolf trockener alkoholiker

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