E_Wien - Noch-Ehemann und Vater meines Kindes Alkoholiker

  • Schönen guten Abend,

    ich bin hier als Angehörige: Mein Noch-Ehemann hat vor ein paar Monaten durch seine Trunkenheit unser kleines Kind gefährdet, ich habe mich daraufhin von ihm getrennt, Beratung beim Jugendamt gesucht und mein Ex war kurz in einer Selbsthilfegruppe. Da der Alkohol aber in seinem Leben wieder zurück ist und ich auf diese Seite gestoßen bin, würde ich mich gerne mit Gleichgesinnten austauschen und hoffe auf wertvolle Tipps.

    Vielen Dank und liebe Grüße!

  • Hallo E_Wien,

    herzlich willkommen hier im Forum. Das klingt schon sehr schlimm, wenn Dein Noch-Ehemann Euer Kind gefährdet hat? Dass Du dann die Reißleine gezogen hast, war ein wichtiger Schritt. Leicht war das bestimmt trotzdem nicht für Dich.

    Hier im Forum findest Du viele Erfahrungen von anderen Angehörigen. Wenn Du Dich austauschen möchtest, klicke auf den Bewerbungslink und schreibe noch kurz etwas dazu.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Viele Grüße Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Hallo E_Wien,


    ich habe Dich für die offenen Bereiche freigeschaltet und Deinen Thread in den Bereich für Angehörige verschoben. Du kannst jetzt überall schreiben, nur bitte in den ersten vier Wochen nicht bei den neuen Mitgliedern im Vorstellungsbereich.
    Ich wünsch Dir einen guten Austausch! Bitte beachte, dass es dabei in erster Linie um Dich selbst (und nicht Deinen Noch-Ehemann) gehen soll.


    Viele Grüße Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Hallo, ihr Lieben!

    Ich bin durch Google auf dieses Forum gestoßen und bin begeistert, wie empathisch ihr hier alle seid und wie schrecklich und schrecklich ähnlich eure – und auch meine – Geschichten sind.

    Ich bin Mitte 30 und war 9 Jahre lang mit meinem Noch-Ehemann und Vater meines 5-jährigen Kindes zusammen. Unsere Beziehung war die ersten Jahre wunderschön, irgendwann begann sie zu bröckeln, es gab einen durch mich verursachten Vertrauensbruch und die letzten drei Jahre waren für meinen Noch-Ehemann und mich unerträglich. Wir haben alles versucht, auch eine Paartherapie, alles misslang. Vor ein bisschen mehr als einem Jahr bin ich heulend vor ihm zusammengebrochen und habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr kann und wir uns trennen müssen. Ich bin dann in eine kleine Wohnung gezogen, unser Kind war abwechselnd bei ihm und mir. Die Trennung war allerdings nur halbherzig, wir konnten uns nicht ganz voneinander lösen, haben uns immer noch regelmäßig gesehen und ein paar Monate lang sah es so aus, als ob alles wieder gut werden könnte. Spoiler: wurde es nicht. Ich war ihm nie genug: ich liebe ihn nicht genug, ich verbringe nicht genug Zeit mit ihm, ich schlafe nicht oft genug mit ihm. Es waren die immer gleichen Anschuldigungen und ich konnte nichts richtig machen. Er war immer das Opfer, ich war immer egoistisch und an allem Schuld in seinen Augen.

    Die Monate nach der halbherzigen Trennung hab ich nicht mehr bei ihm gewohnt, habe also auch nicht mehr mitbekommen, wie viel er trinkt. Die Jahre davor war Alkohol immer ein Thema. Anfangs haben wir ständig „uns“ gefeiert, wir haben beide viel getrunken und waren ständig gut Essen und auf Reisen. Zwei Jahre danach habe ich gesagt, dass es so nicht weitergehen kann und wir „nur“ mehr an drei Tagen in der Woche was trinken sollen. Ich habe das mitgeschrieben, ich habe mich auch daran gehalten, er allerdings nicht. Ich habe seinen Konsum als problematisch empfunden, mir allerdings nicht so einen Kopf gemacht. Dann wurde ich schwanger, ich habe ihn gebeten, in dieser Zeit auch auf Alkohol zu verzichten. Er dazu: „Natürlich, aber nur, wenn du das explizit von mir verlangst.“ Das habe ich nicht getan, er hat weitergetrunken. Nach Schwangerschaft und Stillzeit kam Corona. In dieser Zeit fingen unsere Beziehungsprobleme abseits von Alkohol so richtig an und der tägliche Griff zur Flasche war für ihn Gewohnheit und Entlastung. Kurz und gut: Sein Alkoholkonsum ist völlig aus dem Ruder gelaufen, vor allem seit unserer Trennung. Wir waren im Dezember gemeinsam auf Urlaub, da ist mir dann aufgefallen, WIE viel er trinkt (bspw. 6 große Bier innerhalb kürzester Zeit nach einem Streit, „damit er sich erstmal beruhigt“; danach hat er natürlich weitergetrunken, aufhören fällt ihm schwer). Kurz danach waren unser gemeinsames Kind und seine pubertierende Tochter aus erster Ehe bei ihm. Ich war in meiner Wohnung, als mich seine Tochter abends anrief: „Papa reagiert nicht mehr, bitte komm! Es liegen überall Scherben, die Vodka-Flasche ist leer und ich weiß nicht mehr weiter.“ Ich bin in seine Wohnung gestürmt, es war verheerend: Er apathisch am Bett, völlig weggetreten, überall Scherben, weil er es nicht mehr schaffte, einen Teller zu halten, das Essen überall am Boden verteilt … Seine Tochter war verständlicherweise völlig aufgelöst und voller Schuldgefühle, dass sie mich angerufen hat („Papa wird so böse sein“). Ich habe ihr versichert, dass sie das einzig Richtige getan hat und sie in so einem Fall mich/ihre Mama/die Rettung kontaktieren muss. Unser Kind war aufgeregt und wollte sich zu Papa mit Kuscheltier kuscheln, damit er „bald wieder gesund wird“. Ich hab in dieser Nacht so einen unfassbaren Hass auf meinen Noch-Ehemann verspürt wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich habe ihm Wasser gegeben und bin anfangs alle paar Minuten ins Schlafzimmer gegangen, um zu schauen, ob er eh noch atmet. In der Früh ist er aufgestanden und war verwundert, dass ich da bin. Ich hab ihm gesagt, dass es jetzt endgültig mit uns vorbei ist und dass er sich Hilfe suchen muss und NIE WIEDER in Gegenwart unserer Kindes trinken darf. Er war völlig zerknirscht und hat von einem „Weckruf“ gesprochen. Und mir versprochen, dass alles gut wird und er nie wieder im Beisein der Kinder trinkt. Ich war voller Hoffnung, dass er es wirklich schafft, nichts mehr zu trinken. Er war dann auch zwei- oder dreimal beim Blauen Kreuz, aber „das brauch ich nicht, da sind die wirklich harten Fälle, da fühle ich mich nicht zugehörig“. Der Berater dort hat auch vom Konzept „Kontrolliertes Trinken“ gesprochen, was er „irgendwann ausprobieren will“. Zu dem Zeitpunkt war mir schon klar, dass das mit Abstinenz nicht ewig halten wird, ich habe es aber trotzdem gehofft. Zudem haben wir die Regel aufgestellt, dass er sich einen mobilen Alkomaten kauft und mir immer, wenn unser Kind bei ihm ist, am Abend ein „Beweisfoto“ mit Uhrzeit schickt, dass er 0,00 Promille hat. Bis jetzt funktioniert das, allerdings schwindet mein Vertrauen langsam, aber sicher, und ich habe Angst, dass er das Ergebnis zu fälschen beginnt.

    Im März, also drei Monate nach seinem Totalausfall, war er mit seiner Tochter auf Urlaub. Ich hab ihn danach gefragt, ob er dort getrunken hat: „Ja, aber immer nur ein Bier.“ Und jetzt vor ein paar Tagen war er mit gemeinsamen Freunden was essen. Ich habe die eine Freundin dann gefragt, ob er was getrunken hat: „Ja, hat er, und er war der Einzige.“ Und seit diesem Zeitpunkt verspüre ich riesige Panik und Verzweiflung. Unser Kind ist erst 5 und ich habe unfassbare Angst, wenn es bei ihm ist und wie die nächsten Monate und Jahre werden. Ich habe unserem Kind jetzt ein Notfallhandy gekauft für die Papa-Zeiten, wo es mich anrufen kann, aber gibt es auch noch andere Lösungen? Am kommenden Mittwoch sehen wir uns, ich werde das Thema Alkohol mal wieder ansprechen. Nur wird das wahrscheinlich zu nichts führen, da der „Weckruf“ wohl doch keiner war. Ich frage mich, ob ihm das bewusst ist, was er uns und sich antut oder ob er wirklich glaubt, „alles im Griff zu haben“? Ich bin mir nach den vielen Geschichten hier im Forum ziemlich sicher, dass er nicht „kontrolliert“ trinken kann. Auch wenn er von sich behauptet, dass „ja alles nicht so schlimm ist, ich brauche ja in der Früh noch keinen Alkohol und ich könnte ja jederzeit auch darauf verzichten“.

    An sich haben mein Noch-Ehemann und ich die gemeinsame Obsorge auch nach der Scheidung, die bald ansteht, geplant. Nur vertraue ich ihm kein bisschen, Stichwort Kindeswohlgefährdung.

    Ich habe die letzten Jahre schon immer wieder an Trennung gedacht, hatte aber, wie bei vielen üblich, Angst vor einem Neustart, Angst, einen Fehler zu machen, Angst, meinem Kind einen Schaden zuzufügen usw usf.). Zudem wollte er nie die Trennung, weil ja eh alles „so wunderbar“ ist (wie man gemerkt hat) und er ein Meister des Einredens von Schuldgefühlen ist, was wirklich lange bei mir geklappt hat („Ich hätte mich von dir ja nie getrennt“, „Wir haben es doch so schön“, „Ich will die Trennung nicht“, „Du wirst es irgendwann bereuen, dich von mir getrennt zu haben“ usw usf).

    Wenn er trinkt, wird er auch nicht aggressiv, sondern weinerlich und rührselig. Und verkatert ist er reizbar, grantig, und hat absolut keine Geduld und ich hasse es, wie er da mit den Kindern umgeht. Ich mag ihn nur mehr, wenn er ein paar Tage nüchtern ist, aber da habe ich mich hier im Forum eh in 1000 anderen Lebensgeschichten wiedergefunden.

    Und an sich müsste er das alles besser wissen. Sein Stiefvater war Schwerstalkoholiker, der früh verstorben ist. Zudem hatte er eine besch*** Kindheit und Jugend ohne Liebe. Und ich weiß mittlerweile, dass ich ihn nicht „heilen“ kann, und zwar nichts: weder seinen Alkoholismus noch seine shitty Kindheit und Jugend. Einfühlen kann ich mich allerdings auch nicht, da ich weder mit Alkohol in der Familie noch mit fehlender Liebe in Berührung kam.

    Und an sich ist mein Noch-Ehemann ein intelligenter, lustiger und lieber Mann und ich finde es unglaublich schade, dass unsere Ehe nicht mehr funktioniert, aber so ist es nun mal und ich will und werde das meinem Kind und mir nicht antun, zu ihm zurückzugehen. Mir geht es so viel besser, seit wir getrennt sind, ich führe ein ruhiges und schönes Leben – mit meinem Kind mache ich viele Ausflüge und Urlaube, in den Zeiten, in denen mein Kind beim Papa ist, schlafe ich lange (wenn ich nicht arbeite), treffe Freunde, gehe wandern, bin auch unglaublich gerne alleine daheim und genieße einfach die Ruhe und die Absenz von den „Endlos-Sinnlos-Diskussionen“. Nur gerät das jetzt ins Wanken, da ich wirkliche Panik davor habe, wie sich der Alkoholismus meines Noch-Ehemanns entwickeln wird…

    Ich habe mich jetzt auch an die Angehörigen-Gruppe des Blauen Kreuzes gewandt und warte auf eine Rückmeldung.

    So, das war meine Geschichte – ich wünsche euch noch einen schönen Abend!

  • Bitte bleibe hier in diesem Thread und eröffne keinen neuen. Deinen letzten Beitrag habe ich mit Deinem ursprünglichen Eröffnungs-Thread zusammengefügt. Jetzt einfach hier drunter weiterschreiben.

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Hallo E-Wien,

    Du hast Dich ja schon ziemlich gut gelöst von ihm. Ich habe nur nicht verstanden was bei Dir jetzt ins Wanken gerät. Die gemeinsame Obhut ist ja nicht tragbar. Da würde ich eine ganz klare Grenze ziehen.

    LG Momo

  • Hallo E_Wien,

    oh wie bekannt kommen mir einige dieser Sätze vor, vor allem dieser:

    dass er nicht „kontrolliert“ trinken kann. Auch wenn er von sich behauptet, dass „ja alles nicht so schlimm ist, ich brauche ja in der Früh noch keinen Alkohol und ich könnte ja jederzeit auch darauf verzichten“.

    Ähnliche Aussagen und auch Ausreden.

    Bei mir sind zum Glück keine Kinder im Spiel, das macht es natürlich kompliziert. Du scheinst ein sehr Ungutes Gefühl zu haben, das Kind in der Obhut zu lassen. Vielleicht wäre da eine Erziehungsberatungsstelle, Sozialarbeit im Stadtteil oder auch das Jugendamt eine gute Anlaufstelle, damit der Umgang geregelt werden kann. Damit freie Zeit für Dich bleibt, gibt es ja auch sowas wie Leihomas, Babysitter etc. Das Argumentieren und Reden hilft leider so wenig, schafft eher Distanz. Das Denken komplett verstehen kann ich nicht, meine Erklärung ist, dass der Alkohol im Gehirn das Denken beeinflusst, angreift.....besetzt und schädigt.


    Beste Grüße aufzuneuenUfern

  • Hallo E-Wien,

    Du hast Dich ja schon ziemlich gut gelöst von ihm. Ich habe nur nicht verstanden was bei Dir jetzt ins Wanken gerät. Die gemeinsame Obhut ist ja nicht tragbar. Da würde ich eine ganz klare Grenze ziehen.

    LG Momo

    Ja, was mich betrifft, habe ich mich gut von ihm gelöst, nur bleibt er halt der Vater unseres Kindes und somit die nächsten Jahre noch im Leben von meinem Kind und mir. Dieses Thema ist auch das, was mich belastet. Ich will nicht, dass mein Kind Schäden – welcher Natur auch immer – davonträgt, wenn es beim Papa ist. Mit dem Jugendamt habe ich mich bereits in Verbindung gesetzt und warte auf Rückmeldung. Ich weiß nicht, wie die rechtliche Lage in Deutschland ist, in Österreich hat man automatisch das gemeinsame Sorgerecht, wenn man verheiratet ist. Und mein Noch-Ehemann will das auch nach der Scheidung haben, weil „ja eh alles gut ist und ich nicht so ein Drama machen soll“. Und wer weiß, vielleicht schafft er es ja wirklich, neben unserem Kind nichts zu trinken, wie er sagt? Nur ist mein Vertrauen weg und mein Kind gänzlich ungeeignet als Versuchskaninchen. Wenn ich aber ganz ehrlich bin, hab ich auch kein Vertrauen mehr, wenn er mir sagt, dass er gar nichts mehr trinkt. Wer sagt mir, dass das der Wahrheit entspricht? Ich kann jetzt nur mal abwarten, was das Jugendamt sagt und dann weiterüberlegen. Ich will meinem Kind ja auch nicht den Vater wegnehmen und umgekehrt. Ich will niemandem etwas Böses, ich hab nur Angst um mein Kind.

    Dankeschön! Du hast es auch nicht leicht, hab mich jetzt bei dir eingelesen... Ich hoffe, du genießt das Wandern und Abschalten! Ja, auf die Rückmeldung vom Jugendamt warte ich gerade. Freie Zeit ist natürlich wichtig, die Mutter meines Noch-Ehemanns ist eine gute Oma, zu der ich auch nach wie vor ein gutes Verhältnis habe. Wissen tut sie allerdings von der Alkoholsucht ihres Sohnes nichts, weil die beiden eine zerrüttete Beziehung haben, und er sich nicht "outen" will.


    Lieben Gruß!

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