• Liebe Leute, ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin ??? Wenn nicht, verweist mich bitte! Danke!

    seit gestern trinke ich WIEDER.

    Eigentlich hatte ich mein ganzes Leben mit Alkohol zu tun, auch schon heftig, mit Entzug und so. Mehr dazu vielleicht später.
    In den letzten rund 3 Jahren habe ich aber kaum getrunken. Was ich allerdings gemacht habe, war, mir einen Freibrief einzuräumen. So ist es dann vorgekommen, dass ich „mal" trank. Bei Festen u.ä., 4-5 mal im Jahr, es ging aber immer so aus, dass ich entweder eh nur drei Bier getrunken habe oder aber einen, an Vorzeiten gemessen kleinen, Rausch in einer Nacht und dem folgenden kranken Tag wieder fertig war damit.
    Rauchen habe ich auch aufgehört.
    Dann kam, dass ich mir einen Abend Alk plus Zigaretten erlaubt habe.
    Dieses Mal, heute, hat das nich funktioniert, ich trinke und rauche.

    Es ist aber auch so, dass sich meine Lebenssituation drastisch geändert hat. Ich komme damit noch nicht klar, weil ich es nur so kenne, dass alles gut geregelt ist und ich mir keine Sorgen machen musste. Das alles spielt sich in einem Rahmen von bescheidenen Ansprüchen ab. Seit zwei Monaten lebe ich von ALG II. Nun ist das aber alles gekippt und ich komme nicht mehr klar mit der Welt. Die mich in meinem Handeln aber auch nicht so ohneweiteres verstehen kann. Ich habe 20 Jahre in Gemeinschaftsprojekten als Sozialtherapeutin in einer Gemeinschaft mit den Betreuten (mit geistiger Behinderung) gelebt und gearbeitet. Wir hatten Werkstätten, von denen ich eine leitete.
    Immer noch bin ich so „drauf", dass ich denke, wir tun doch alles zusammen und füreinander. Die Wirklichkeit aber, in der ich nun lebe, fordert anderes. Bisher habe ich mich strikt geweigert, dementsprechend zu handeln. Ein Wort ist ein Wort, und ich muss mich nicht absichern oder irgendwem irgendwas beweisen.
    Aber so geht das nicht, ich musste bei Streitigkeiten mit der Telekom z.B. wegen falscher Berechnung eines Auftrages, etwas nachweisen. Das konnte ich aber nicht u.s.w.

    Ok, es ist soweit eskaliert, dass ich gestern, nach einem wunderschönen Abend an der Tanke gehalten habe...
    Und ich merke , ich brauche Hilfe.

    Danke für Euer Ohr!
    Herzlich
    Arina

  • Hallo Arina,

    erstmal ein herzliches Hallo von mir.

    So grundsätzlich falsch bist Du hier wohl nicht. Das Problem könnte Deine Einstellung zu der Problematik sein. Wir sind uns hier einig, das es kein kontrolliertes Trinken mehr gibt. Wenn du Dir darüber klar bist das Du keinen Alkohol mehr trinken möchtest, Tips, Mittel und Wege brauchst, suchst, -bist Du hier richtig. Wenn du allerdings auf Deinem Freibrief beharrst fürchte ich werden wir Dir nicht weiterhelfen.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hi White,

    nein, ich beharre nicht auf meinem Freibrief!

    Ich hätte das auch gar nicht angesprochen - weiß ich es doch selbst - wenn ich nicht reinen Tisch machen wollen würde. Sonst hätte ich es doch verschwiegen! ich wollte, dass Ihr wisst, wo ich stehe... und was ich für einen Blödsinn veranstaltet habe.
    Gerade deshalb bin ich auch so in Not, ich wusste es doch besser..

    Herzlichen Dank
    Arina

  • Ich wollte es nicht glauben, dachte, ich bin mir doch bewusst in dem, was ich tue...

    Jetzt ist diese here Kondtruktion eben zusammengekracht.

  • Hallo Arina,

    und herzlich Willkommen auch von mir, seit gestern trinkst Du wieder, willst denn jetzt aufhören? wenn ich das so richtig verstehe dann hast Du die Jahre Trinkpausen gemacht. Das der Kaltenzug gefährlich sein kann, wirst Du hier immer lesen und dass man Entzug unter Ärztliche Kontrolle machen sollte. Was hast Du denn jetzt vor???

    Liebe Grüße
    Maria

  • Hallo Maria,

    Zitat von maria44

    Hallo Arina,

    Was hast Du denn jetzt vor???
    bin so allein in

    zuerst einmal: vielen Dank für Deine Antwort! Ich bin so allein in diesem Zirkus und brauche den Zuspruch wirklich!
    Ich tippe hier, im Zeitlupentempo...

    Ich weiß nicht, was ich tun sollte.
    Jetzt jedenfalls werde ich die letzte Flasche Bier köpfen und morgen ausnüchtern. Wenn ich der Nachbeschaffung widerstehen kann...

    Traurige Wahrheit ist, ich bin erfahren im Ausnüchtern, schwersten!

    Soweit bin ich aber jetzt nicht. Das sollte gelingen.

    Desweiteren, muss ich schauen. Hier vielleicht? AA - nein, geht nicht.
    Ich würde aber gerne am Ball bleiben, es scheint angezeigt. Dennoch muss ich sage, dass der Alk nicht stereotyp ein Monster sein muss. Ich würde gerne, in Anbetracht der angebrachten Ernsthaftigkeit, mit Leuten in Kontakt kommen und diese auch pflegen. AA ist für mich allerdings obsolet!

    Lieben Dank
    Arina

  • Zitat von Arina


    AA ist für mich allerdings obsolet!
    Arina

    Ich möchte noch sagen dass ich AA Einiges zu verdanken habe! Und keineswegs möchte ich deren Verdienste schmählern. Nur gab es hier vor Ort konkret auch Übergriffe und ich mag da einfach nicht mehr hingehen.

    Lieben Gru0
    Arina

  • Noch mal Hallo,

    darf ich hier einfach vor mich hinschreiben?
    Ich bin unsicher, weil niemand etwas sagt.

    Heute werde ich jedenfalls nichts mehr holen, Ich bin nämlich volltrunken und kann gleich ins Bett gehen. Morgen früh ist es viellicht nochmal schwierig, wenn ich meine, den Tag nicht zu schaffen.
    Das war eigentlich immer das größte Problem. Wie soll ich den ansruchsvollen Arbeitstag schaffen. Mit der Verantwortung für Menschen! Mein Gott! Ich darf da gar nicht dran denken. Wie kann man so verantwortungslos sein?

    Ich bin einfach irgendwie falsch. Das wertvolle Leben in dieser wertvollen Welt. Und dann so ein Wesen, wie mich. Macht alles kaputt, schrecklich, der Gedanke.

    Arina

  • Hallo Arina,

    es ist natürlich schwer jemandem irgendwie zu helfen, wenn er gerade eine Trinkphase hat, das wirst Du wohl einsehen.

    Da Du ja wohl schon einschlägige Erfahrungen gemacht hast, kann man davon ausgehen, das Du weisst was Du tust, und auch wo das endet.

    In dieser Zirkusmanege bist Du genau so lange alleine wie Du es willst.

    Sowohl das Trinken und das schlechte Gewissen dabei, als auch der nachfolgende (wahrscheinlich kalte) Entzug , kosten Dich Unmengen an Kraft , die du nicht mehr über hast.

    Du hast Umstellungen erfahren, mit denen Du Dich noch nicht abfinden kannst, stellst Deine Lebensmaxime in Frage, Umgangsformen, Wertvorstellungen. Jeder von uns kennt das Gefühl, früher war alles besser und anders.....
    ...das dreht die Uhr aber nicht mehr zurück. Das Trinken lässt Dich evtl. in der Vergangenheit schwelgen und katapultiert Dich noch mehr in die Vergangenheit.

    Du hast sehr lange schwerkranken Menschen geholfen, Ihnen eine Perspektive verschafft, dafür gesorgt das sie sich etwas wert sind.
    Daher weisst Du auch was mit einem Menschen passiert, dem die Perspektive fehlt, der sich wertlos vorkommt.
    Lass es nicht soweit kommen, denn mit dem Alkohol bist Du auf dem besten Wege.

    Es gibt Ärzte die immer ein offenes Ohr haben, es gibt Therapiemöglichkeiten, und...es gibt auch noch andere Gruppierungen als die AA.

    Wenn die Entscheidungen stehen, sind die Wege nicht mehr so schwer,
    aber die Entscheidungen müssen stehen.
    Evtl kannst du dich aufraffen vor deiner nächsten 'Beschaffung' ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, Du musst Dir die Vorstellung in deinem Zirkus ja nicht unbedingt zu Ende ansehen....

    Viel Kraft und Zuversicht

    wünscht Dir

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Guten Morgen Ihr lieben guten Geister!

    Ich glaube, es war gestern wirklich schon nach 5 vor zwölf, wie gut, dass ich hierher gefunden habe!
    Ich bin einigermaßen stabil auf den Beinen, Flaschen erst mal aus dem Gesichtsfeld geschafft und die restlichen Kippen weggeworfen.

    Ich bin mir einigermaßen sicher, dass ich heute nüchtern bleiben kann. Gleich muss ich zwar einkaufen gehen, die Katze braucht Futter, sonst würde ich wahrscheinlich heute gar nicht rausgehen.

    Hab hier schon ein wenig auf der HP rumgestöbert, gefällt mir gut, was ich bisher lesen konnte und ich möchte gerne hier dabei bleiben. Gestern habe im Dunst irgendein Formular ausgefüllt, ob ich das alles richtig gemacht habe, weiß ich nicht so genau :roll:

    Schön, dass es Euch gibt! Vielen Dank!
    Arina

  • Hallo liebe Arina,

    ich freue mich dass Du dabei bleiben willst. Als ich einkaufen musste die erste Tage da habe ich mich immer an dieses Forum im Gedanken geklammert es war schwer aber es hat mir geholfen vielleicht hilft Dir das auch, oder vielleicht hast Du jemanden der Dich begleitet???

    Liebe Grüße und ganz viel Kraft nur für Heute erstmal!!!!

    Maria

  • Hallo Arina,

    schön das Du wieder unter den Lebenden weilst.

    Halt uns doch so zwischendurch mal auf den Laufenden, wie es so geht.

    wir sind doch gerne:

    Zitat

    Guten Morgen Ihr lieben guten Geister!

    ...gute.... :roll: .......Flaschengeister...???? :wink:

    Viel Kraft für die nächsten 24Std.

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hi zusammen,

    die Einkäufe sind erledigt, Alk und Zigaretten habe ich da gelassen :wink: Von beiden konnte heute wieder lassen, Gott sein Dank!

    Eher in diesem Sinne waren auch die „guten Geister" gemeint @ white, :) also gute, Schutzgeister oder so.

    Und @ Eveline, einen Arzt brauche ich jetzt nicht, bin gerade noch mal gut davon gekommen. Davon abgesehen habe ich aber auch keinen „guten". Ich wohne ja noch nicht so lange hier in der Bonner Gegend, die Einrichtung in der ich gearbeitet hatte war im südöstlichen Bayern, weit weg also. Aber ich bin gebürtige Rheinländerin, bin also nur zurückgkommen.

    So richtig zum Reden habe ich allerdings auch niemanden. Zu zwei, drei Freundinnen von früher habe ich ganz lockereren und eher selten Kontakt. Hier habe ich noch keine neuen Leute kennengelernt, in Kneipen gehe ich nur extrem selten und bin auch nicht so scharf auf „Kneipenbekanntschaften". Leider habe habe ich auch ein kaputtes Knie und kann jetzt nicht mehr größer spazieren gehen oder wandern oder im Geländer rumstromern, was ich früher mit großer Begeisterung gemacht habe. Also auch so über etwas Sportliches sind keine Kontakte zu erwarten. Ja, und mittlerweile bin ich auch alleinstehend und muss mir doch offensichtlich auch langsam eingestehen, dass ich damit viel weniger gut zurecht komme, als ich immer dachte: „Ich habe doch genügend Interessen, Langeweile wird es da nicht geben", aber das stimmt nicht so ganz. Interessen eigentlich schon aber es fehlt oft der Antrieb und die extreme Geldknappheit macht es auch nicht gerade lustiger.

    Ich freu mich drauf, wenn ich hier in den geschützten Bereich kann, dann kann ich vielleicht auf diesem Wege in einen Austausch kommen mit Menschen, wo man sich nicht groß was vormachen muss. Und ich schreibe auch gern.

    So, ich bin also wieder ok und habe mir jetzt auch den Zahn mit den „Ausnahmen" wirklich gezogen. Es war knapp! Und wenn ich ehrlich auf die letzten Monate zurückschaue, kann ich auch sehen, dass sich ein Absturz systematisch anbahnte. Ich hätte es sehen können! Aber ich will mich jetzt nicht zu sehr selber fertig machen mit Vorwürfen und so, das ändert ja nichts mehr. Lieber nach vorne schauen und wieder, wie es doch schon sehr gut ging, ohne das es mir gefehlt hätte, und das erste Glas stehen lassen!

    Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend und denen Zuversicht und Kraft, denen es grad nicht so gut geht!
    Arina

  • Hallo zusammen,

    ich gebe zu, ich weiß nichts Rechtes mit mir anzufangen heute, bevor ich aber im Selbstmitleid lande, schreibe ich lieber noch ein wenig.

    Ich war ziemlich munter hier überall unterwegs, sogar mal kurz im chat :D
    In Vielem finde mein eigenes Erleben wieder, genau wie die vielen wirklich guten Sprüche, die in Erfahrung und ernsthafter Auseinandersetzung gewachsen zu Gewissheiten geworden sind und oft so treffend und auf den Punkt gebracht. Manchmal kam mir dabei ein Schmunzeln ins Gesicht. Das ist keineswegs geringschätzig gemeint! Aber wie viele von uns müssen immer wieder auf`s Neue aufstehen, sich mal kräftig durchschütteln und dann wieder ran an’s Thema, auf ein Neues! Ich finde es wunderbar, dass es selbst aus der tiefsten Verzweifelung einen Ausweg gibt, wenn wir dem nur eine Chance geben.

    Vor gut 5 Jahren bin ich in einer Nacht größter Not an den PC gekrochen und habe AA-online gesucht und gefunden. Dass mein Geschreibsel halbwegs zu entziffern war, grenzt an ein Wunder, weil ich zitterte wie Espenlaub. Ich glaube, es war mitten in der Nacht und trotzdem fand sich jemand, (neben den anderen, die gleich zu Stelle waren) der gleich am frühesten Morgen schon antwortete und auch noch genau aus der gleichen Ecke in dieser einsamen Wildnis kam, was für ein unglaublicher Zufall! Der sich sofort erbot, mir sobald ich wieder einigermaßen auf den Beinen sei, mir in der nächsten Stadt die f2f-SGH-Möglichkeiten vor Ort zu zeigen und der für dann etwa 3 Jahre immer ansprechbar blieb. Selbstlos und absolut integer!

    Das werde ich niemals vergessen. Einen ähnlichen Geist fühle ich hier, das ich einfach toll.
    Auf den Meetings kam ich nicht klar und bin erst mal rund 2 Jahre bei den Online-Angeboten geblieben. Richtig warm wurde ich dort aber nie, deshalb schrieb ich mich dann irgendwann wieder aus. Ein Jahr war ich dann auch noch friedlich trocken und fing dann aber eine riskante Mauschelei an, die Vorgestern ihr endgültiges Ende gefunden haben sollte!! Die Alarmanlagen ist angesprungen. Es ging zwar sehr, sehr langsam, wirklich schlimme Folgen gab es zum Glück noch keine, aber stetig weiter in die stets gleiche Richtung: nach unten! Ganz eindeutig.

    Das schreiben tut wirklich gut, bald fange ich hier auch mein Tagebuch an! Vielen Dank für’s Lesen!

    Lieben Gruß
    Arina

  • Hi Arina,
    >Kopf hoch und alles runter von der Seele schreiben,du bist hier sehr gut aufgehoben und nicht allein.

    Alles Liebe und Gute

    Peter Pan

  • Hallo Irina, schreibe mir auch immer alles von der Seele.
    Tut unendlich gut. Mein PC war jetzt 2 Tage ausser Gefecht-ich fühlte mich entsetzlich einsam. Ich brauche einfach dieses Forum und all die lieben Menschen, die stets bereit sind einem zu helfen. Ohne dieses Forum und die mutmachenden Beiträge hätte ich schon so manches mal aufgegeben.! Hier schöpfe ich immmer wieder neue Kraft den heutigen Tag, den Morgigen Tag, den nächsten Monat für meine Trockenheit zu kämpfen. Es geht mir gut, auch wenn nicht alles gut ist.

    Ich glaube, dieser Satz stammt von Annika und ich habe ihn für mich übernommen.

    Grüsse Dich ganz herzlich und auch alle anderen.

    Habe jetzt viel nachzulesen- in 2 Tagen passiert ne ganze Menge in diesem wundervollen Forum.

    Claudi

  • Hallo zusammen,

    ist es wirklich das Wichtigste in meinem Leben, Nüchtern zu sein und zu bleiben?

    Seit etwa zwei Jahren habe ich an keiner SHG mehr teilgenommen. Es ging doch ohne, also was ?

    Ich vermute mal, mein mehrfaches Stolpern über die hiesige kleine Umfrage hat in mir etwas ausgelöst. Locker flockig wollte ich die Frage: „Ist die Nüchternheit das wichtigste in meinem Leben?" beim „ja" anklicken, aber es ging nicht. So, als ob jemand es meinen Fingern unmöglich machen würde, diesen Klick auszuführen. Ein wenig gestutzt und dann, was soll’s, irgendwo anders weitergelesen. Aber etwas nage in mir, genau seit dem eigentlich.

    Die süchtige Arina ist die perfekte Hochstaplerin, hat schon gelogen, wenn sie nur den Mund auf macht, sollte es irgend jemand auch nur andeutungsweise wagen, an der Fassade zu kratzen, und selbst die unwahrscheinlichsten Geschichten voller entrüsteter Inbrunst der (Schein-)Heiligkeit vertreten und konnte sich in den allermeisten Fällen (bis zu einem bestimmten Punkt!) aus allem wieder heraus lavieren. Ich kann gar nicht mehr aufzählen, wie oft ich, aus durchaus kompetentem Mund, z.B. von Ärzten und Therapeuten gehört habe: "Sie haben keine Suchtstruktur, das könnten Sie mir nie vormachen, ich würde das merken." Haben sie aber nicht. Darunter habe ich sogar gelitten, hätte doch mal einer statt dessen gesagt: „Komm Mädchen, mach mal halblang. Bleib mal ganz locker, lass die Flügel hängen und jetzt Butter bei die Fisch!"
    Es gibt aber auch die andere Arina und die ist wahrheitsliebend, aufrichtig und schlicht. Die war es wohl auch, die den Finger von der Maustaste nahm und leise fragte: „Stimmt das? Wen willst Du denn damit beeindrucken?" Die einzige und traurige Antwort darauf dürfte jeder Suchtler kennen: mich selber!

    Das wieder Aufstehen nach meiner vollständigen Kapitulation und überhaupt dieser selbst, ist auf’s Innigste mit meinem uneingeschränkten Vertrauen zu einem der „Alten", in diesem Falle mit über 20-jährigen Trockenheitserfahrung, verbunden. Er konnte jedes Wort verstehen, mit dem ich das wirrste und unglaublichste Erleben eines Menschen, der in die Genesung eintritt, zu beschreiben versuchte, kannte die ungeheure Kraft jedes einzelnen der kleinen und kleinsten und auch der großen Schritte, die bewiesen: „Es funktioniert!"
    Ein paar Sätze von ihm haben mich über drei Jahre der Abstinenz - ich sage heute, jetzt, hier, nicht mehr Trockenheit - begleitet, ich fühlte in einer unerschütterlichen Gewissheit, dass sie stimmten, es war einfach richtig und lautete ungefähr: „Mit dem ersten Glas, selbst wenn daraus momentan nichts Schlimmes folgen sollte, kriegt der Alkohol wieder den Fuss in die Tür. Und dann wirst du die Gewissheit verlieren, den neuen Frieden, und ständig in höchster Aufmerksamkeit auf der Hut sein müssen, denn Bruder Alkohol sitzt dann wieder auf deiner Schülter und flüstert dir unaufhörlich seine Verlockungen ins Ohr!"

    Dann, nach zwei Jahren ohne die Kontakte zu SHS, schlichen sich die Ausnahmen ein, die besonderen Anlässe, die Erlaubnis, dann „mal ein Glas" und vor allem NIE allein..... In erst monatelangen Abständen, dann von ein paar Wochen, in diesem Monat schon drei Mal.... weil diese Anweisung „nie allein zu Hause" auch schon gekippt war. „Doch nur ein Mal zu Hause" und nur heute, nur an diesem Abend, nur um Abstand, Erholung oder was auch immer zu rechtfertigen.
    Der Spalt durch den Fuss in der Tür wurde immer größer und fast hätte Bruder Alkohol die Türe wieder aufgestoßen. Ich glaube, in diesen zwei Jahren habe ich nich ein Mal an diese mir einst so ungeheuer wertvollen Sätze gedacht! Ich hatte es vergessen.

    Heute bin ich hier und wieder unter Leuten, die wissen wo es lang geht, heute werde ich nicht trinken und wieder einen Tag an den anderen reihen. Heute ist der 7.
    Mein Programm für die nächsten Tage habe ich eben über den Haufen geworfen, diese neue Erkenntnis soll sich in aller Ruhe erst mal setzten dürfen und nicht durch action wieder in Vergessenheit geraten.

    Danke für’s Lesen!

    Liebe Grüße
    Arina

  • Hallo Arina,

    ich denke mal, mir ist es ähnlich ergangen. Ich habe mir das jetzt schon dreimal durchgelesen, und eine Erinnerung reiht sich an die nächste.
    das Fazit :

    am Ende hab ich mich immer selbst belogen, von anderen ganz zu schweigen.

    Das mit dem Mann auf der Schulter hab ich auch schon mal gehört.

    Was passiert wenn man nach längerer Abstinenz etwas trinkt, ist mit einer Kurzbeschreibung des körperlichen Entzuges eben nicht getan.

    Es geht viel viel mehr kaputt. Das schlimmste ist dann wohl , wenn man die Achtung vor sich selbst verliert. Sämtliche Grundsätze sofern vorhanden, sind nichtig, der Abstinenzkalender schraubt sich innerhallb von einer (Schluck)-Sekunde auf Null zurück.

    :twisted: Der Alkohol hat den Fuss wieder in der Tür. :twisted:

    ich musste es auch erst lernen, das ich mich mit dem Thema regelmässig beschäftigen muss, um die Frage nach der ''Wichtigkeit der Nüchternheit'' in den Schwerpunkten bei den oberen zu halten.
    Wenn das Leben, das nüchterne Leben, mit vielen Aufgaben, Erlebnissen, Hindernissen, Eindrücken, und , und, an mir vorbeizieht, kann es passieren das sich die Schwerpunkte verschieben.....
    .. :twisted: .und da wartet der Mann auf der Schulter nur drauf.

    Danke für den Denkanstoss, Arina

    Im übrigen bin ich froh, das es Dir wieder gutgeht, Du neue Kraft geschöpft hast.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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