Hallo zusammen,
inspiriert durch Marco's AA-Bericht möchte ich Euch kurz über mein erstes Kreuzbund-Treffen gestern berichten.
Ich muss dazu sagen, dass ich letzte Woche einmal bei den AA war und mich dort auch recht wohl gefühlt habe. Was mich etwas gestört hat, war der wirklich ausgesprochen starke Ritual-Charakter. Das ist sicherlich Geschmacksache. Ich bin es in meinem beruflichen Umfeld gewohnt, vor größeren und kleineren Gruppen zu sprechen und lege dabei großen Wert auf Feedback und Meinungsaustausch.
Ich habe dieses Thema mit einem Berater des SKM besprochen und er hat mir die Kreuzbundgruppen in Köln empfohlen. Der Kreuzbund ist eine katholische Einrichtung und versteht sich als "Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige". Es gibt in Deutschland etwa 1600 Gruppen. Er finanziert sich nach eigenenen Aussagen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Geldern öffentlicher und kirchlicher Stellen.
Aber nun zu meiner ersten Gruppenstunde. Sie fand in einem Pfarrheim statt und bei meiner Ankunft waren 11 Personen sehr unterschiedlichen Alters anwesend. Ich wurde freundlich begrüßt und ohne weitere Nachfragen in die Runde gebeten. Die Gruppenleiterin eröffnete das Treffen mit einer sogenannten "Befindlichkeitsrunde". Im Grunde genommen ist das vergleichbar mit den Einzelberichten bei den AA, der Unterschied besteht darin, dass die Gruppenmitglieder in Dialog mit dem gerade Berichtenden treten können und auch sollen. Man nahm sich je nach Bedarf sehr viel Zeit für die einzelnen Personen.
Ich war zwar etwas nervös, als ich an die Reihe kam, aber man hörte mir aufmerksam zu und hinterfragte bzw. kommentierte meine Aussagen lebhaft. Ich hatte schnell das Gefühl, mich hier völlig öffnen zu können und das tat ungeheuer gut.
Nach einer Stunde wurde eine Zigarettenpause eingelegt und die nächste Stunde bestand aus einem lockeren und lebhaften Gedankenaustausch. Man sagte mir später, dass an diesem Abend besonders viel über die persönlichen Schicksale der Anwesenden gesprochen worden sei, wohl auch, weil ich neu in der Gruppe war. Normalerweise würde aber über alle möglichen Themen diskutiert. Was mir ausßerordentlich gut gefallen hat, war die Lockerheit in der Gruppe. Es wurde viel gelacht und die Atmosphäre war sehr locker.
Was mir wirklich gut gefiel war, dass meine Befürchtung eines arg religiös angehauchten Meetings sich überhaupt nicht bewahrheitet hat. Weder wurde ich auf mein Verhältnis zur Kirche und Religion angesprochen, noch wurde gebetet oder wurden in irgendeiner Weise christliche Themen angesprochen.
Kurz, ich werde diese Woche noch an mindestens zwei weiteren Kreuzbund-Treffen teilnehmen und mir auch noch ein weiteres Treffen der AA ansehen. Ich habe das Glück in einer Großstadt zu leben und somit eigentlich täglich die Möglichkeit, gegebenenfalls eine Gruppe zu besuchen. Bis zum Beginn der Langzeit-Therapie dürfte mir in den für mich besonderes kritischen Abendstunden nicht langweilig werden...
Ich würde mich freuen, wenn hier auch noch andere Meinungen und Erfahrungsberichte zum Thema mitgeteilt würden. Für mich war es nicht einfach, den ersten Schritt in eine SHG zu gehen. Möglichst viele Infos im Vorfeld können da sehr hilfreich sein und einem die Unsicherheit etwas nehmen.
Viele Grüße - dibo -