wenn die Hoffnungslosigkeit die Zukunft verhindert

  • Hallo Marti,

    zunächst einmal "Herzliche Willkommen".

    Du sagst deine Geschichte wäre ja soooooo anders! Da kann ich nur zu sagen: Nee, ist sie nicht! Es ist NICHT die Regel, dass Alkoholiker schlagen, prügeln, pöbeln und vergewaltigen! Mein Vater hat das auch nie getan und hat auch nie "Haus und Hof" versoffen!

    Wenn du meine ehrliche Meinung möchtest: Ich höre aus deinem Text viel Selbstmitleid raus. Du machst deinen Vater (deine Eltern) für dein Scheitern verantwortlich! Das kann es nicht sein! Ich weiß wovon ich rede! Mein Vater ist - bürokratisch ausgedrückt- am Verelenden.

    In unserer Familie wurde auch nie groß über Probleme gesprochen...... und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen habe ich mich an (sorry....) "Arsch und Kragen" gepackt und es anders gemacht. Ich habe eine gute Ausbildung, mache gerade ein Fortbildung, fange am 01.01.07 wieder einen guten Job an und ich übernehme jetzt noch die Betreuung für meinen Vater, lasse seine komplette Wohnung renovieren (s. Verelendung), habe selbst ein Haus, einen Garten, einen Mann der beruflich viel unterwegs und, und, und!!! GEHT NICHT GIBTS NICHT!!!

    Du kannst deinem Vater nicht helfen, solange er keine Hilfe will, aber jetzt auch noch selbst in Selbstmitleid baden???? Nee, das bringt dich nicht weiter und an deinem nicht abgeschlossenem Studium ist auch dein Vater nicht schuld. So wie er allein seine Alkoholsucht bekämpfen muss, so musst du allein den Kampf "Leben" aufnehmen.

    Sorry, wenn die Worte etwas hart klingen, aber jeder ist seines Glückes Schmied. Du hast die Probleme erkannt, du musst nicht zu Hause wohnen, also handle, rede mit deinen Eltern - mache klare Ansagen und halte dich daran - und ändere dein Leben so, dass es zumindest bei dir passt. Du kannst andere nicht ändern - nur deine Einstellung dazu!

    Vielleicht denkst du mal drüber nach.

    Liebe Grüße

    Aileen (die auch nicht Superwoman ist und es dennoch schafft, so wie viele andere hier auch!!!!)

  • Hallo Marti,

    auch von mir ein herzliches Willkommen hier !

    Allerdings kann ich mich Aileen nur anschließen. Klar, es ist scheiße (jetzt mal vulgär ausgedrückt), wenn ein Elternteil oder vielleicht auch beide saufen. Klar hat dieses Problem auch in irgendeiner Weise Auswirkungen auf das Leben der Menschen drumherum, der Familie, der Kinder...eben der Co-Abhängigen.
    Die Folgen in Deinem Leben ähneln sehr wohl denen von vielen Co-Anhängigen.
    Mein Vater ist auch Alkoholiker, geschlagen oder ähnliches hat er nicht. Er soff und säuft nur noch mehr und mehr... .
    Mein Leben ist sicherlich auch nicht gerade toll verlaufen...Schulfreunde zogen sich von mir zurück, sogenannte "beste Freundinnen" ließen mich allein und das soziale Netz war kaum noch vorhanden. Ne Jugend wie andere in meinem Alter hatte ich nicht. Zwischen Schule, Essen, Hausaufgaben und Schlafgehen war nicht viel. Alles bestimmte und kontrollierte mein Vater.
    Sogar heute noch versucht er uns zu kontrollieren. Meint er doch, meinem 25jährigen Bruder (der aufgrund seines Studiums noch zuhause lebt) vorzuschreiben, wann er ins Bett zu gehen hat.

    Wie dem auch sei. Mein Vater hat vieles in unserem Leben kaputt gemacht, zerstört auf primitivste Art und Weise. Selbst im Hinblick auf meine kleine Tochter versucht er zu bestimmen, was ich aber nicht mehr zulassen werde.

    Bis vor einiger Zeit habe ich mir auch noch vieles gefallen lassen......aber HEUTE bin ich auf dem Stand, dass mein Leben ihn ein Scheiß angeht.

    Ich könnte mich jetzt auch im Selbstmitleid suhlen. Aber warum ? Damit ich mich selbst so fertig mache, wie mich all die Jahre die Alkoholsucht meines Vaters seelisch fertig gemacht hat ?
    Nein, ich schaue zurück, auf DAS, was ich trotz allem erreicht habe. Das sind zwar in den Augen anderer Kleinigkeiten, aber dafür, dass ich unter den Bedíngungen zuhause gelitten habe, sind es große Dinge für mich. Mein Abi, meine Ausbildung sowie meine Fortbildung zur Fachwirtin auf beruflicher Ebene. Was Beziehungen angeht, so habe ich bisher auch stets verloren. Den Grund dafür habe ich aus dem Buch "Warum Frauen zu sehr lieben." gelesen.
    Ich habe meinen Beruf, habe mich trotz massiven Mobbings dort niemals unterkriegen lassen und gekämpft und gewonnen. Ich habe eine kleine Tochter, die ich über alles liebe und die mir auch stets sagt, dass sie mich lieb hat.

    Und alles, was NICHT ist, ist eben nicht. Was aber nicht heißt, dass es immer so sein muß.
    AABER dafür muß man sich selbst in den Allerwertesten treten, um nicht in seinem Selbstmitleid zu versinken.

    Raff Dich auf !! Denn mit Deinem Selbstmitleid ziehst Du Dich nur selbst weiter herunter.
    Du bist doch erst 30, da kann man doch noch so viel verändern, damit das Leben wieder schön ist.

    Also, Bobbes hoch und ran ans Leben !!! ;)

    Gruß,
    Kerstin

  • hallo marti,

    auch ich kann mich meinen vorrednern nur anschließen. klar gibt es bessere startrampen ins leben als deine (oder meine) oder die vieler anderer, deren eltern alkoholabhängig sind oder waren. aber sorry: ab etwa 20 ist man selbst - und NUR man selbst - für sein leben verantwortlich. da kann man nämlich denken, und du hattest auch alle möglichkeiten der gestaltung. wirklich genutzt hast du sie nicht, scheint mir, und tust das auch immer noch nicht. tust dir leid mit antidepressiva und therapie und einem scheiternden studium vor der nase. es gibt weiß gott schlimmere schicksale als deins, und trotzdem fallen die leute nicht in ein loch, sondern treten sich in den hintern. und das könntest du auch - wenn du wolltest. aber vielleicht ist es leichter, das eigene scheitern auf einen trinken vater zu schieben, als mal in den spiegel zu gucken und zu sagen "junge, du bist erwachse. es liegt an DIR und nicht an einem bösen schicksal oder den bösen eltern, wenn du aus deinem leben nix machst."

    kommt mir, noch böser gesagt, ein bisschen vor wie leute, die sich dann vor gericht auf ihre schlimme kindheit berufen, wenn sie leiderleider eine bank ausrauben oder jemanden zusammenzuschlagen mussten.

    sorry. aber du bist alt genug, dich von deinen eltern zu emanzipieren. wenn du das willst. sonst guckst du auch noch mit fünfzig ratlos in den spiegel.

    packs an.

    lavendel

  • Hallo,

    so einfach ist es also? Sich selbst in den Allerwertesten treten, sein Glück schmieden und Stärke zeigen?

    Sorry, aber das überzeugt mich kein bisschen.

    Natürlich kann man sich einreden man hätte es geschafft. Sich vor Augen halten was man alles erreicht hat. Aber was, wenn trotzdem eine ständige quälende Leere bleibt? Wenn einen die Vergangenheit wieder einholt. Wenn man merkt, dass man es eben doch nicht geschafft, sondern sich jahrelang nur etwas vorgemacht hat. Wenn auch das größte Engagement für die eigene Familie und den Beruf nicht mehr ausreicht um die eigenen „Defizite“ zu überdecken. Wenn man nicht mehr die Kraft hat, das Chaos in der eigenen Gedanken- und Gefühlswelt zu überspielen, um nur weiterhin nach außen den Schein zu wahren. Genau wie früher!
    Ist es wirklich nur Selbstmitleid, wenn man sagt: „ ja, ich habe immer noch Probleme und ich komme nicht klar damit.“?
    Vielleicht ist das ein erster Schritt um wirklich Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

    LG,
    Teaser

  • Hallo Teaser,

    wer hat etwas von einfach gesagt? Einfach hat es niemand hier - sonst würden wir nicht in diesem Forum sein. Aber wenn man Martis Bericht so liest, dann hört man doch das Selbstmitleid raus - eigentlich so wie bei einem Alkoholiker - alle anderen sind Schuld an meiner Misere!!!! Den Spruch haben wir doch alle schon gehört.

    Vom Wetter bis zum Nachbarn, vom Hund bis zum Auto was in der Straße verkehrt geparkt wurde (*Achtung Ironiemodus*), alles und jeder der gerade in meine Misere rein passt ist Schuld.

    Teaser, keiner sagt, dass es einfach ist, aber dass das Leben an die Tür klopft und sagt: "Hallo, hier bin ich in perfekter Form - nur für dich" das passiert eben nicht. Leben (einschließlich Job, Partnerschaft ect.) heißt harte Arbeit! Tag für Tag! Und nochmals: Marti schwelgt in Selbstmitleid für verpasste Chancen, da darf man doch auch mal einen kritischen Rat geben oder?

    Viele Grüße

    Aileen

  • Hallo Marti,

    auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

    Du hast ja bereits ein paar treffende Statements bekommen. Du solltest das mit dem Selbstmitleid nicht als Beleidigung oder Verletzung auffassen, wir wissen alle wie schlecht es einem gehen kann.
    Aber wir kennen auch die Wege, um das Beste daraus zu machen. Die Frage stellt sich dann" was muss ich tun , damit es mir besser geht." Vorraussetzung dafür ist, das man das auch wirklich möchte. Wenn Dein Studium nicht geklappt hat, dann schadet das in erster Linie Dir und niemand anderen. Es hilft Dir einfach nicht nur zu sagen" ich hatte eine schlechte Kindheit." Auch wenn das stimmt, ist es keine Lösung und zieht Dich noch weiter runter. Selbstverständlich muss man darüber reden, darüber nachdenken, evtl. analysieren, daraus lernen.

    Aber dann:

    Irgendwann muss die Erkenntnis kommen, das Du etwas für Dich tun musst, nur für Dich.

    Du schreibst:

    Zitat

    Mein Schicksal ist es wahrscheinlich diese Situation weiterhin stumm zu ertragen bis sich irgendwann alles von selbst regelt. Als Unterstützung gibt es ein bißchen Psychotherapie und Antidepressiva.


    Es wird sich alles von selbst regeln, das ist auf jeden Fall Fakt. Die Welt dreht sich weiter, die Uhr bleibt nicht stehen. Es liegt an Dir ob Du die Zeit mit stummem Erleiden verbringst, oder ob Du es als Herausforderung betrachtest.
    Die Psychotherapie kann Dir helfen, wirklich helfen, wenn Du lebensbejaend an die Sache ranngehst. Kein Psychologe kann Dir helfen, wenn Du von Schicksal, oder gar von Bestimmung sprichst. Dagegen ist jeder Arzt und jedes Medikament machtlos.
    Was geschehen ist, ist geschehen. Und es hat Spuren hinterlassen, evtl. sogar Narben. Aber Du kannst daraus lernen, stärker werden.

    Schau in einen Spiegel und stelle Dir die ehrliche Frage, worauf Du wartest. Die ehrliche Antwort darauf wäre ein Therapieansatz. Die alleinige Hoffnung das alles irgendwann einmal besser wird, bringt Dich nicht weiter, wirft Dich zurück.

    Ich wünsche Dir die Kraft etwas zu ändern

    viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Aileen,

    natürlich darf man einen kritischen Rat geben. Wie lautete dieser Rat jetzt genau? Kämpfen, Handeln, alles ändern? Geht es vielleicht ein wenig präziser? Ich denke darin, dass man den Lebenserfolg nicht am beruflichen Status ablesen kann, sind wir uns einig. Was bleibt dann noch? Marti beschreibt sich als beziehungsunfähig, Kerstin hat bei dem Thema immer verloren und mir geht es auch nicht besser. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir uns alle bemüht und bereits vieles probiert haben. Wie macht man das „passend“?
    Ich meine es nicht böse, aber genauso gut könnte man einem schwer Depressiven raten: „lach doch mal!“.
    Woher kommen denn die Probleme? Das ist doch nicht nur eine Sache der Einstellung. Ich will jetzt nicht alle möglichen Ursachen einzeln aufzählen, aber es ist sicher nicht übertrieben, bei den meisten Betroffenen von einer Persönlichkeitsstörung zu sprechen.
    So etwas lässt sich nun mal nicht willentlich ändern. Es geht aus meiner Sicht auch nicht darum, durch Schuldzuweisungen dass eigene „Versagen“ zu rechtfertigen. Wir bilden uns nicht ein in einer Opferrolle zu sein, wir sind Opfer! Und das tragische dabei ist, dass viele der erlittenen Verletzungen tief im Unterbewusstsein verwurzelt sind. Bevor man daran denkt etwas zu verändern, besteht das Hauptproblem erstmal darin, zu verstehen wo man ansetzen muss. An der Stelle kann ich Whitewolf nur zustimmen, eine Psychotherapie hilft sicher.
    „Alleine den Kampf aufnehmen“ führt nach meiner Erfahrung nur dazu, dass man immer wieder dieselben Fehler macht und immer wieder in die alten Muster zurückfällt.
    Was mich an den Antworten auf Martis Beitrag am Meisten gestört hat, war das geforderte Heldentum. Zumindest habe ich so etwas herausgehört. Wir müssen nicht immer die „Macher“ sein, die alles im Griff haben. Ich denke mein erster Schritt zur Besserung war die Bereitschaft, mir auch mal Schwäche zu erlauben und einzugestehen. Ich kann mein Leben nicht durch kämpfen nach meinem Willen gestalten. Und ich glaube auch nicht an ein „alles wird gut“. Das wird es nicht und Illusionen können da nur Schaden. Manche Verletzungen aus der Kindheit werden nie heilen, aber wenn man Glück hat, findet man einen Weg um damit zu leben.

    LG,
    Teaser

  • hallo,

    Zitat von Teaser

    Manche Verletzungen aus der Kindheit werden nie heilen, aber wenn man Glück hat, findet man einen Weg um damit zu leben.LG,
    Teaser

    eben, darum geht es. und ich glaube nicht, dass man den weg durch GLÜCK findet, sondern durch tun. und das sehe ich nicht wirklich bei marti, sorry.

    gruß

    lavendel

  • Hallo Marti,
    (Hallo Teaser,)

    ich bin, wenn man es denn so bezeichnen mag, genauso ein Opfer. Ein Opfer des Umstandes, dass ich als ich auf die Welt kam einen Alkoholiker als Vater hatte und später als Jugendliche bis heute eine Alkoholikerin als Mutter. Natürlich sind das nicht die besten Voraussetzungen für einen Start ins Leben, natürlich kann man eine bessere Grundlage haben, sicherlich ist es schöner in einem harmonischen Haushalt groß zu werden. Auch ich habe Probleme mit meiner Umwelt, mit Beziehungen, überhaupt mit dem zwischenmenschlichen Bereich, mit meiner eigenen Wahrnehmung. Sicherlich hat vieles davon die Ursache in meiner nicht ganz so idealen Kindheit und Jugend. Aber ich kann es doch im Nachhinein nicht mehr ändern, das sind die Karten die ich bekommen habe und es ist jetzt an mir das Beste aus dem Blatt zu machen.

    Ich kann mich hinsetzen in dumpfes Brüten verfallen, mich selbst bedauern und davon träumen was alles hätte sein können wenn, ja wenn ich ein anderes zu Hause gehabt hätte. Das habe ich lange getan und mir mindestens 10 Jahre meines Lebens damit genommen. 10 Jahre in denen ich so vieles hätte tun können, aber nicht getan habe, weil ich mich selbst bemitleidet habe ob dieses schweren Schicksals das mir zuteil wurde. Es ist halt so, ich kann es nicht ändern, leider Pech gehabt…….

    Aber ich habe es in der Hand, es ist mein Leben. Ich kann etwas ändern, nämlich die momentanen Umstände. Die Vergangenheit ist wie der Name schon sagt vergangen, da habe ich keine Chance mehr, aber das heute liegt allein in meiner Hand. Ich bin kein Opfer mehr, schon sehr lange nicht mehr. Zumindest kein Opfer meines Elternhauses, meiner Kindheit, wenn überhaupt ein Opfer meiner selbst, meiner eigenen Tatenlosigkeit und Lethargie. Ich habe es lange mit Selbstmitleid versucht, hat nicht geklappt, also habe ich irgendwann versucht zu ändern, was mir nicht gefällt. Es tut nämlich kein anderer für mich. Ich habe mir dabei Hilfe gesucht, allein um Hilfe zu bitten z. B. sich in eine Therapie zu begeben, ist vielleicht für manchen schon der erste Schritt.

    Es gibt kein Patentrezept mach das und es passiert das. Das kann einem keiner geben. Das Geheimnis ist überhaupt etwas zu versuchen, einfach etwas anders zu machen, als man es bisher getan hat. Sich selbst dem Risiko auszusetzen voll auf die Schnauze zu fallen, so das es richtig weh tun kann. Aber man hat dadurch eine Chance, die daraus zu lernen, was man dann wiederum anders und vielleicht besser machen kann. Das Leben ist ein ständiger Lernprozeß, wer das nicht will, wird weiter dumpf brütend im Selbstmitleid versinkend allein in seiner Ecke bleiben. Ich will das nicht mehr, ich hatte das lange genug.

    Leben ist Risiko nicht allumfassend gepamperte Sicherheit. Nur zu sagen ich schaffe es nicht allein, ich brauche Hilfe kann ein Ansatz sein etwas anders zu machen. Patentrezepte gibt es nicht, es gibt schließlich auch keine patentierten Menschen….

    Ich habe eine Sch….angst vordem was kommen kann, aber ich habe noch größere Angst den Rest meines Lebens dumpf brütend in einer Ecke zu sitzen.

    Skye

  • Hallo Ihr Lieben,

    Teaser, ich hatte geraten "Du hast die Probleme erkannt, du musst nicht zu Hause wohnen, also handle, rede mit deinen Eltern - mache klare Ansagen und halte dich daran - und ändere dein Leben so, dass es zumindest bei dir passt. Du kannst andere nicht ändern - nur deine Einstellung dazu!"

    Was soll ich denn präzisieren? Wie Skye schon sagte, es gibt NIE Patentrezepte - hätte ich eines, wäre ich reich! Das einzige, was in allen Fällen gleich ist, dass man sich hochziehen und aktiv werden muss - aber eben so, dass es für den Einzelnen passt. Es gibt z. B. Leute, die sich nie in Therapie begeben würden, sondern lieber einen Freund des Vertrauens suchen - also kann ich doch m. E. nicht sagen: Mach mal eine Therapie, dann hast du schon einmal einen Anfang!" Und so kann ich auch keine anderen Lösungen auf dem Silbertablett präsentieren!!! Sorry!

    Das Posting zeigt doch, dass Marli schon den Popo etwas angehoben hat. Problem erkannt und schon aktiv geworden, aber jetzt heißt es m. E. eben "nicht wieder nach hinten kippen" (und die Gefahr lese ich aus dem Posting heraus) deswegen meine - vielleicht etwas zu hart ausgedrückte - Meinung.

    Naja, ich möchte jetzt eigentlich auch nicht mehr ins Detail gehen! Ich hoffe, Marli sucht sich aus den verschiedenen Antworten "sein/ihr Rezept" zusammen - wichtig ist doch, dass hier verschieden Sichtweisen angeboten werden und jeder das für sich passend herauspicken kann - deshalb ist das Forum ja auch so klasse..... Viele Meinungen, viele Antworten, viele Sichtweisen.

    Ich wünsche Marli viel Glück und allen einen schönen Tag :D

    Liebe Grüße

    Aileen

  • Hallo ernsthaft,

    steckt nicht in jedem Beitrag Richtigkeit? Hier sprechen doch Menschen aus Erfahrung! In diesem Forum basiert alles Übel auf Alkohol - das ist unsere Gemeinsamkeit - nur der Weg, den man mit/ohne Alkohol beschreitet ist anders! Und gerade die unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen machen doch dieses Forum aus - darum findet man doch in einem der unterschiedlichen Beiträge seinen persönlichen "eye-opener".

    Würde mich freuen, nochmal von Marti zu hören!

    Liebe Grüße

    Aileen

  • Hallo Marti,

    wie Du sicher gelesen hast, hast Du mit Deiner Thematik in ein Wespennest gestochen.

    Es ist aber schon noch Dein Thread, und Du darfst ruhig auch etwas schreiben wenn Du möchtest.

    Würde mich auch freuen nochwas von Dir zu lesen-
    schreibe einfach wie es Dir momentan geht. Ob Du nun zu jedem Standpunkt Stellung beziehen möchtest sei natürlich Dir überlassen. Das wäre vieleicht etwas viel...???

    Nur Mut, wir wollten Dich nicht verschrecken. sieh es positiv, Du hast viele Meinungen und Sichtweisen aufgezeigt bekommen.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo noch mal,

    gleich vorneweg, es gehr mir nicht darum wer Recht hat. Wer seinen Weg gefunden hat, auf welche Art auch immer, prima, Glückwunsch!
    Aber um mal bei dem Stichwort „eye-opener“ zu bleiben. Da merkt also jemand, dass sein Leben nicht rund läuft und er einfach nicht weiter kommt. Auf seiner Suche nach Antworten führt es ihn z.B. hier in dieses Forum. Und was bekommt er zu hören? „Du bemühst Dich nicht richtig, Du übernimmst keine Verantwortung und Du musst Deinen Ar… bewegen“.
    Und das kann es nach meiner Ansicht nicht sein. Es ist wichtig sich selbst gegenüber bei der Wahrheit zu bleiben? Sehe ich auch so!
    Aber ist es wirklich die Wahrheit, dass wir spätestens ab dem 20. Lebensjahr voll verantwortlich sind und alle Gestaltungsmöglichkeiten haben? Wir und nur wir!
    Wer hat uns den beigebracht wie man Probleme löst? Wurde uns nicht jahrelang vorgelebt, wie man Probleme verdrängt, ignoriert und leugnet? Konnten wir schon wissen, wie weitreichend unsere Verletzungen sind? Waren wir alle stabil und stark genug um das Ruder herumzureißen und unsere Probleme offensiv anzugehen?
    Bei den meisten ist es doch wohl so, dass sie jahrelang nicht mal fähig sind zuzugeben überhaupt ein Problem zu haben. Wenn über viele Jahre hinweg Scham, Angst und Zweifel deine Lebenswirklichkeit bestimmen, ist es keine Selbstverständlichkeit dich jemandem anzuvertrauen und um Hilfe zu bitten. Also kämpft man sich alleine durch. Bei manchen klappt es, bei anderen eben nicht.
    Und nun bei Letzteren zu sagen, sie hätten sich nicht genügend bemüht, halte ich einfach für falsch. Die Ursache liegt nicht bei den „Opfern“. Damit werden nur die sowieso schon vorhandenen Selbstzweifel verstärkt. Wir haben einen Grund und das Recht zu trauern! Dabei muss man sich nicht gleich wieder selbst zerfleischen und sich Selbstmitleid vorwerfen.

    Zitat

    Auch ich habe Probleme mit meiner Umwelt, mit Beziehungen, überhaupt mit dem zwischenmenschlichen Bereich, mit meiner eigenen Wahrnehmung.


    Und…

    Zitat

    Ich bin kein Opfer mehr, schon sehr lange nicht mehr. Zumindest kein Opfer meines Elternhauses, meiner Kindheit, wenn überhaupt ein Opfer meiner selbst, meiner eigenen Tatenlosigkeit und Lethargie.


    Prima! Jetzt sind wir also selbst Schuld!
    Ist das die Wahrheit? Bin ich Schuld nie gelernt zu haben, dass man anderen vertrauen kann ohne dabei verletzt zu werden? Bin ich Schuld, dass sich jahrelang niemand einen Dreck um meine Bedürfnisse geschert hat, weil der Alk immer wichtiger war? (es soll ja immer noch Betroffene geben, die empört sind, wenn man ihnen sagt, dass für den Süchtigen sein Suchtmittel immer wichtiger ist als das eigene Kind. Ha, werdet erwachsen!). Bin ich Schuld, wenn ich mich heute immer noch schlecht behandeln lasse, ja, es noch nicht mal sofort bemerke? Bin ich Schuld, wenn ich mich niemandem öffnen kann, weil ich ständig bemüht sein musste nichts von mir, meinen Problemen und meinem wahren Leben nach außen dringen zu lassen?
    Die Liste könnte ich noch Seitenweise fortsetzen. Alles Tatsachen, ohne das geringste Selbstmitleid!

    Aber im Grunde, kann ich keinem widersprechen, der sagt man muss seine Probleme selbst in den Griff bekommen, irgendwie. Nur finde ich, man sollte dabei sehr verständnisvoll mit sich und anderen Betroffenen umgehen. Sich selbst für sein Elend verantwortlich machen und übertriebene Selbstkritik halte ich für nicht angebracht. Und die Schuld dafür, dass wir uns heute noch mit solchen Themen befassen müssen, sollte man dort lassen wo sie hingehört.

    LG
    Teaser

  • Hallo Teaser,

    ja wir sind selbst Schuld! Wenn man seine Probleme erkennt und nichts dagegen tut, außer Gründe für die Existens der Probleme zu benennen ist man selbst Schuld. Ich nehme mich da nicht aus, ich habe das lange auch so gemacht.

    Egal was war und wie meine Kindheit und Jugend ausgesehen haben, ich bin jetzt eine erwachsene Frau und fähig mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Erwachsen sein heißt für mein Verständnis nicht weiter in der Kindheit leben und dort die Ursache für mein Scheitern zu sehen. Das ist Vergangenheit, die kann ich nicht mehr ändern. Erwachsen sein heißt für mich, mich meinen Problemen und ihren Ursachen zu stellen und etwas dagegen zu tun. Das ist das heute und meine Zukunft, die habe ich in der Hand selbst zu gestalten. Ich bin kein kleines Kind mehr das die Hilfe von Eltern und anderen zum leben braucht.

    Seine Probleme zu erkennen ist der erste Schritt etwas dagegen tun zu können, sofern man denn will. Entweder man muß dafür die Ursache suchen oder es klappt auch ohne Suche auf den passenden Punkt zu kommen. Aber Hände in den Schoß legen und hoffen, das sich alles von alleine regelt ist nicht der Weg in ein zufriedenes Leben. Glaubst Du allen Ernstes mir fällt das leicht, mit Sicherheit nicht. Mir gefällt nur die Alternative nicht, also muß ich handeln. Mir wäre es auch lieber ich müsste die vermeindliche Sicherheit alter Verhaltensweisen nicht aufgeben. Die kenne ich, damit kann ich umgehen, die sind "sicher". Doch was haben sie mir gebracht? Nichts was mich glücklich und zufrieden macht.

    Bevor Du den Rat einzelner als zu hart, kalt oder gefühllos bezeichnest, solltest Du vielleicht berücksichitgen, das die Menschen unter Umständen wissen wovon sie schreiben. Sie haben selbst ihre Erfahrungen gemacht. Auch wenn es Dir vielleicht so vorkommt, Deine Probleme sind weder selten noch einzigartig. Wenn jemand rät den Ar.... zu bewegen, dann wahrscheinlich, weil er die Erfahrung gemacht hat, das es hilft. Was nicht hilft ist auf die plötzliche Eingebung die ungefragte Hilfe von außen zu warten. Sich und sein Wohlbefinden von äußeren Umständen und Einwirkungen abhängig zu machen ist der beste Weg nie eine Änderung zu bewirken. Da muß man schon selbst etwas tun, auch wenn man Angst hat.

    Es hat nie jemand behauptet, das etwas tun leicht ist und weniger wehtut als das was man schon hinter sich hat. Es ist nicht leicht und es tut weh, verdammt weh in seinem eigenen Seelenleben zu graben. Aber es lohnt sich, wenn am Ende ein zufriedenes Leben winkt.

    Einen guten Tag wünscht

    Skye

  • Hallo liebe Skye,

    eigentlich hätte ich ja Lust gehabt, mich noch etwas mit Dir zu streiten. :P
    Aber jetzt, wo ich Deine anderen Beiträge überflogen und mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes entdeckt habe, kommt mir das sinnlos vor. Es sind erschreckend viele Gemeinsamkeiten!
    Letztendlich haben wir dasselbe Ziel und gute Gründe für unsere Ansichten. Das „zufriedene Leben“ von dem Du sprichst sehe ich zwar nicht, aber das „graben in meinem Seelenleben“ ist ja auch noch nicht abgeschlossen.

    Alles Gute für Dich

    Teaser

  • Hallo Marti,

    du hast die Problematik erkannt (Schritt 1), du möchtest etwas tun bzw. du weißt, was zu tun ist (Schritt 2), wenn du jetzt noch Schritt 3 "auf die Kette" bekommst (mit den Eltern reden) , dann "Herzlichen Glückwunsch". Du bist m. E. auf dem für dich richtigen Weg und ich denke er wird danach nicht mehr so steinig sein!!!

    Lass nicht zuviel Zeit verstreichen, sondern pack den "Stier bei den Hörnern" :D

    Halte uns auf dem Laufendenen bzgl. Diplomarbeit und Fortschritte bzgl. deiner Familiensituation.

    Liebe Grüße und gaaaaaaanz viel Glück

    Aileen

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