Fragen über Fragen am Anfang des neuen Lebens

  • Hallo Astrid,

    ok., diesen Eingangsspruch kenne ich nicht, war auch in keiner SHG.
    Sicherlich will man dir deinen Staus quo vergegenwärtigen, hat schon seinen Sinn.
    Wenn ich aber meine, mir das gleiche mit: „Ich heiße Astrid, bin alkoholkrank und möchte meine Trockenheit erlernen.“ … vermitteln zu können, würde ich mich so äußern. Reine Ansichtssache.

    Ebenso Saufdruck. Was hast du denn gemacht ?
    Ordinär ? Ordinär heißt übersetzt gewöhnlich. Kommt von Gewohnheit.
    Hast du aus Gewohnheit getrunken ?

    Viel wichtiger ist es, an seinen neuen Verhaltensmustern zu arbeiten, die Gründe und Ursachen der alten zu ergründen, diese abzulegen und neue Wertschöpfung zu betreiben.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Astrid,

    ich war auch einmal in einer SHG,die dieses genauso praktiziert.
    Mir wurde erklärt,dass ich mir immer vor Augen halten soll"ich bin Alkoholiker" und dies für mein ganzes Leben.
    Einer oder der andere hat auch ein Problem,dies einzugestehen.
    Es wird wohl niemand kritisieren,wenn Du diesen Zusatz weglässt.
    Zu Saufdruck oder saufen,seien wir mal ehrlich,getrunken haben wir nicht sondern gesoffen.
    Jeder sollte Ausdrücke so halten,wie er denkt.


    LG Peter Pan

  • Hallo Astrid,

    es geht im wesentlichen um die Verinnerlichung der nackten Tatsache.
    Das wort "Saufen " klingt nicht schön in den Ohren und das soll es auch nicht.
    Saufen tut das Vieh auf der Weide, nur dem Trieb folgend, ohne Geschmack und bis es satt ist.

    Mit dem Wort Alkoholiker sieht es in etwa genauso aus. Das Wort Alkoholiker bedeutet im Volksmund nicht anderes als heruntergekommenener Säufer, durch und durch nicht mehr gesellschaftsfähig. Die wenigsten sehen auf den ersten Blick eine Krankheit dahinter.

    Verniedlichungen sind bei unserer Krankheit nicht mehr angebracht.

    Es gibt keine kleinen Bier(chen) und Schnäps(chen) mehr, und wir sind auch nicht mehr ein bißchen angeschnaselt.

    Der verbale Aufbau dieser Scheinwelt führt Dich in eine Sackgasse.

    Lerne frühzeitig das Kind bei seinem wirklichen Namen zu nennen. Ein Orkan ist kein aufbrausendes Windchen sondern lebensgefährlich.

    Wenn Du weitertrinkst stirbst Du.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallö Astrid 2,
    nach Deinen Erzählungen bist Du auf einen Meeting der AA´s gewesen.Dort wird es meines Wissens so gehandhabt,aber wenn es Dir so gar nicht zusagt,dann hast Du doch immer noch die Möglichkeit auf eine andere SHG zurückzugreifen,ich musste zu Anfang meiner Trockenheit auch mehrere SHG´s ausprobieren,bis ich bei meiner heutigen angekommen bin.Du solltest ruhig mal ein paar verschiedene SHG´s ausprobieren,denn Du möchtest Dich ja auch sicherlich dort wohl fühlen können,und Dich öffnen,da ist jede SHG individuell und es könnte schon ein längerer Weg für Dich werden bis Du die richtige für Dich gefunden hast ,aber er lohnt sich,denn nur eine zufriedene Trockenheit,ist auch eine gute Trockenheit!

    Ich wünsche Dir viel Erfolg auf der Suche nach einer passenden SHG
    mögest Du sicher landen.

    Liebe Grüße,Andi

  • Hallo Astrid,

    auch mein Wortschatz ist eher so,daß ich schon meine Worte so auswähle,daß sie sich gepflegt anhören,
    allerdings bei meinem Trinkverhalten konnte ich ja nur noch "saufen" sagen,weil es ja nur noch ein hinein schütten war und unter trinken verstehe ich ein "nippen" am Glas.

    Und das Wort Saufdruck kenn ich auch nur aus dem Forum hier,manche sagen auch Suchtdruck,was sich wohl etwas erlesener anhört.

    Aber wie gesagt,ich find auch,was nützt das verniedlichen,es ist wie es ist.

    Liebe Grüsse

    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Hallo Astrid,

    ich kenne dieses Vorstellungsritual nur vom Hörensagen, weil ich real nie in einer SHG war. Ich finde es hat zwei Aspekte.

    1) Zum einen das Benennen unserer Krankheit mit einem Namen. Das ist sehr wichtig finde ich. Wenn ich Fußpilz habe, sage ich das ja auch. Wem Fußpilz peinlich ist, der muss ihn nicht bennen, aber ein Alkoholiker sollte das zumindest mit seiner Krankheit können. Das gehört zwingend zu trockenen Denken und Handeln.
    Ob nun aber "Alkoholiker" oder "alkoholkrank" finde ich Wortklauberei. Manchmal vereinfachen allerdings regide Sprachregelungen das Verständnis. Denkbar wäre ja beispielsweise auch, dass jemand dem das Wort "Alkoholiker" nicht gefällt erzählt, er habe ein "Problem mit Alkohol", und das ist schon wieder etwas ganz anderes, finde ich.

    2)Dieses dressierte oder verhaltensritualisierte Procedere in solchen Gruppen, würde mir persönlich auch gegen den Strich gehen. Aber nicht weil ich noch Probleme habe, zu sagen ich bin Alkoholiker, sondern weil ich mich nicht als erstes darüber definieren möchte. Ich arbeite ja daran, meine Krankheit dem alles andere in meinem Leben überragenden Status zu entheben. Bin ich Micha, bin ich Mensch.

    Ich bin unter anderem auch Alkoholiker, trockener.

    Hier - in meiner SHG - ist es natürlich selbstverständlich, weil ich deswegen hier bin.

    Mit dem Wort "saufen" habe ich keinerlei Probleme. Gerade das ordinäre daran beschreibt genau das, was ich statt zu trinken getan habe. Ich habe gesoffen, jawoll. Und das war sogar noch viel ekeliger als dieses Wort. Aber auch hier finde ich die Vokabel zweitrangig. Ich habe beispielsweise auch "jahrelangen exzessiven (das Maß überschreitend, ausschweifend) und krankhaften Alkoholmissbrauch" betrieben. Wie man will.

    Sauf- oder Suchtdruck als Gefühl kenne ich übrigens nicht.

    Grüße vom Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Lach, grins … :lol: .
    Ordinär hört sich in unserem Sprachgebrauch und Verständnis immer so schmutzig an.
    Ebenso exzessiv ist so haltlos und ungesteuert.

    ICH habe zu meinen „besten“ Zeiten ordinär und exzessiv gesoffen … Grins.

  • Habe gerade noch mal im Fremdwörterbuch geblättert:

    Ordinär =: Alltäglich, gewöhnlich.

    Lasst uns also unsere Trockenheit etwas ordinär angehen ... grins.

  • Hallo,

    wie in der Gesellschaft, im täglichen Miteinander die Trinkgewohnheiten betitelt werden, welche Ausreden und Beschönigungen in der Familie, beim Arbeitskollegen oder auch bei Freunden benutzt werden, -sollte- in einer Gruppe oder auch hier in diesem Forum nicht miteinander verglichen werden.

    Hier und in der Gruppe ist der Alkohol Thema Nr.1. Das Menschsein, die Seele,Achtung, Respekt, usw. gehört natürlich dazu.
    Beschönigung allerdings ist unnötig.

    Wenn sogar in solch einem geschützten Rahmen der Ausdruck "Alkoholiker" schwerfällt, "Saufen" doch lieber -nur -als betrinken benannt wird, sehe ich da ein Problem.

    Es beinhaltet die Gefahr des -nicht Wahrhabenwollens- , das Trugbild- so schlimm wars ja nun auch nicht- .

    Es ist nicht nur wichtig wie schlimm es für den einzelnen und seine Umgebung gewesen ist, sondern die Betitelung beinhaltet auch das was daraus wird , wenn keine Abstinenz erreicht wird.

    Muss jemand schon dermassen auffällig gewesen sein, dem Tod gerade von der Schippe gesprungen sein um diese Worte zu benutzen, oder sich über die unweigerliche Konsequenz der Krankheit klarzuwerden ?? Ist jemand der diese Worte benutzt deswegen ein schlechterer Alkoholiker ??

    Ich bin einfach der Meinung, das man sich in solchen Rahmen wie hier oder in einer Gruppe dieser harten Worte durchaus bedienen kann, zumindest keine Angst davor haben sollte, weil es zur Verinnerlichung beiträgt.

    Vor der Krankheitseinsicht und der Benennung sollten wir unsere Angst verlieren denn das behindert wesentlich den trockenen Weg. Es kostet sehr viel Kraft.

    Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Astid,

    habe dich noch gar nicht hier Willkommen geheißen, sorry, keine böse Absicht. Also möchte ich das rasch nachholen. Also: Herzlich Willkommen hier in unserem Forum und unsere SHG.

    Will nur mal kurz zu den sogenannten ordinären Ausdrücken: Saufdruck und Alkoholiker was sagen.

    In meiner ärztlichen Nachbetreuung fragte mich meine Ärztin nach einigen Wochen, ob ich denn schon "Saufdruck" gehabt hätte. Sie ist auf dem Gebiet der Alkoholsucht sehr bewandert.
    Ich dachte so insgeheim: Saufdruck ? häää, hört sich datt asi an. Aber auch dieser Ausdruck scheint unter Ärzten üblich zu sein, beschreibt er doch in aller Deutlichkeit, was es bedeutet.
    Also warum nicht Saufdruck, gesoffen haben wir doch, so what?

    Auch sagte ich anfangs nicht, Ich bin Alkoholikerin, ich sagte, ich habe ein Alkoholproblem oder ich kann mit Alkohol nicht umgehen. Oder eben, ich bin alkoholkrank.
    Das war aber nur in den ersten Wochen so, heute macht es mir gar nix mehr aus, das Kind beim Namen zu nennen.
    Schau: Ich bin Lilly und Alkoholikerin.

    Iss gar nicht so schwer....

    Ich besuche keine reale SHG und ob ich das da so sagen würde, weiß ich nicht, denn ich lasse mir ungern vorschreiben, was ich zu sagen habe. Das hat mir bei den AA auch gar nicht gefallen, aber das war nur eine Kleinigkeit am Rande. Ich sage, was ich gern möchte, aber der Satz : Ja, ich bin Alkoholikerin gehört sicher in mein Sprachrepertoire.

    Und noch was, die "runtergekommenen Alkoholiker" tragen die gleiche Krankheit wie wir in sich. Und zwar lebenslang. Ich bin nur trocken, mehr nicht. So sehe ich das zumindest. Sie sind nur auf einer anderen Stufe angekommen, die mir Gott sei Dank erspart blieb. Aber ich würde mich nie so weit wegschmeissen, um zu sagen, das wäre mir nie passiert, denn ich war schon auf dem Weg dahin. Noch ein paar Jahre, evtl. hätte ich meinen Partner durch die Sucht verloren, danach meinen Job, meine Wohnung, wo wäre ich denn dann, wenn ich die Sucht nicht hätte stoppen können ?
    Das ist allerdings meine persönliche Meinung dazu.

    Lieben Gruß an Dich
    Lilly

  • Servus Astrid,

    bei Deinem Thread musste ich wieder einmal mehr schmunzeln: hätten wir Alkoholiker uns zur rechten Zeit gedanken über unser Trinkverhalten gemacht, wie wir es jetzt um unsere Wortwahl tun, dann wären wir wahrscheinlich nie zum Alkoholiker geworden... :P
    Aber ich kann es Dir nachempfinden, es ist zumindest am Anfang nicht ganz einsichtig. Das legt sich aber, je souveräner der Einzelne wird und mit seiner Situation umgeht.

    Und zu Deinem "dressierten Hündchen": ich glaube, der Alkohol hat uns schon erheblich mehr dressiert, als es die SHG kann, oder? Da kam's Dir aber nicht so vor, oder? Mir ging's jedenfalls lange Zeit so... :oops:

    LG
    Spedi

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