Guten Morgen Sparkling,
für mich war es ein längerer Weg, bevor ich mir klar wurde, dass ich abhängig, also Alkoholikerin bin. Allerdings habe ich festgestellt, dass es für mich erst mit dieser Erkenntnis möglich war, zu beginnen, den Umgang mit dieser Krankheit zu lernen.
Am Anfang war es zur Entspannung, zuletzt manchmal unter Ekel, weil ich die Entzugserscheinungen bändigen musste. Ich wusste zum Schluss nicht, was schlimmer ist: Wenn man meine Fahne bemerkt oder das Zittern der Hände. Ich hätte nie gedacht, dass auch ich soweit in die Sucht rutschen könnte, dass es ohne irgendwie nicht mehr geht; denn das hatte ich ja allmählich verlernt. Wie Du es ausdrückst: Ich funktionierte, traute mich nicht, mich für meine Bedürfnisse einzusetzen, versuchte, keine Angriffsfläche zu bieten usw. - diese Liste kann jeder, der sich mit Alkohol betäubt, beliebig weiterführen...
Nun lerne ich nach und nach, bestimmte Situationen ohne Alkohol zu bewältigen, was mir manchmal ganz schwer fällt ohne diese künstliche Stütze meines Selbstbewusstseins, aber ich vertraue darauf, was die anderen mir hier sagen, nämlich dass das Selbstbewusstsein mit der Zeit wachsen wird.
Ich habe Anfang November beschlossen ohne Alkohol zu leben, hatte in der letzten Woche einen Rückfall, Gott sei Dank "nur" für einen Tag. Aber dieser Rückfall hat mir gezeigt, dass ich den Alkohol zugelassen habe, weil ich glaubte, ohne diese Stütze nicht zurechtzukommen. Das will ich nicht mehr zulassen. Ich will über mein Leben selbst bestimmen und das geht nur nüchtern. Ich habe in meinem Leben sehr oft diszipliniert reagieren müssen, nun setze ich diese Disziplin für mich selbst ein - und da hast Du absolut Recht, Sparkling: Es lohnt sich wirklich, trocken zu bleiben und sich auf das wahre Leben einzulassen. Ich traue mich jetzt.
LG, Meni