ist mein Partner abhängig?

  • Mein Partner hat mir gerade Weihnachten versaut.
    Wir hatten schön öfters Streit wegen Alkohol. Besonders schlimm ist es, wenn er z.B. Freitags weggeht, dann muss er noch samstags und sonntags in die Kneipe gehen oder aber er hat zu hause was getrunken, dann muss er auch immer weg...Meistens bricht er dann einen Streit vom Zaun. Wenn ich was sage, dann muss er schnell weg, wenn ich nichts sage, geht er auch, weil ich ja nicht mit ihm Rede.
    Am Heiligabend bin ich zu meiner Ma gefahren, weil er das Haus verlassen hat u. vorher seine Eltern ausgeladen hat. Ich wäre eine blöde Kuh u. solle die Schnautze halten sagt er immer zu mir.
    Seit ungefähr 6 Wochen geht er zu einer Selbsthilfegruppe, aber nicht weil er ein Problem hat, sondern um sich ein paar Tipps zu holen. Er hat kein Problem mit Alkohol, Hat er eben noch gesagt u. er läßt sich auch sowas ncht nachsagen. Dabei hatte ich nur zu ihm gesagt, dass er ein Problem hat, weil er nicht aufhören kann. Er trinkt bis die Augenlieder rauskommen u. dann am nächsten Tag usw. wieder. Beim letzten Mal sagte er dann halt, dass er zu dieser Gruppe gehen wolle, weil er selber sieht, dass er in der kritischen Phase ist (habe ihm mal was ausgedruckt auf seinen PC gelegt). Heute sagt er dann halt wieder, er habe kein Problem, er würde sich nicht abstempeln lassen u. überhaupt würde er nur wegen mir trinken. Selbst seine Eltern merken jetzt schon, dass er ein Problem hat. Er möchte sich trennen und in einer anderen Stadt ganz neu anfangen wo ihn keiner kennt. Bestimmt auch wo ihn keiner kontrollieren kann. Was soll ich machen, wir haben ein Haus und alles ist immer schlimmer geworden. Mit mir ginge es nicht mehr, weil ich ja immer seinen Bierkonsum kontrollieren würde. letzen Sommer hat sein Pa auch mal so geguckt wieviel er trinkt, das ist er ausgerastet und hat ihn aus dem Haus geworfen, allerdings nicht ohne vorher handgreiflich zu werden. Für ihn trinken alle Leute. Mag ja sein, dass ich auch gefährdet bin, trinke nämlich gerne mal Wein, aber alle können wieder aufhören und wissen noch wann sie nach hause gekommen sind. Bei ihm ist es dann so, dass er micht fragt, wann er nach hause gekommen ist und ob die Nachbarn was gemerkt haben usw...
    Das war jetzt bestimmt was viel auf einmal, weiß aber nicht was ich machen soll. Er ist seit 2 Uhr wieder weg und ratet mal wohin.......nicht zu seiner Familie wie eigentlich gedacht.......

  • hallo bille,

    willkommen hier im forum, ich denke, du bist hier gut aufgehoben, schön das du den weg gefunden hast. mit deinem ansinnen gehörst du eher in die kategorie "angehörige - coabhängige". wenn du dort mal liest, wirst du viele geschichten finden, die deiner ähneln.

    was du schreibst, hört sich für mich schwer nach einem massiven alkoholproblem an. streit vom zaun brechen und dann erst recht trinken, gott und die welt für die eigene situation verantwortlich machen, anderen die schuld in die schuhe schieben für das eigene trinken.....

    letztlich sehe ich da für dich nur einen weg: du solltest nochmal das gespräch mit ihm suchen, wenn er nüchtern ist (ganz wichtig, nicht im betrunkenen kopf miteinander reden), und ihm klar machen, dass du solch ein leben nicht mehr willst. und dass er sich hilfe holen soll, wenn er vom alkohol loskommen will. der erste weg wäre erstmal der hausarzt, oder eine suchtberatung.

    du musst anfangen, dich um dich zu kümmern. dir was gutes zu tun. und dir ernsthaft überlegen, ob du auf dauer solch ein leben führen kannst und willst. wenn du das nicht willst, musst du irgendwann konsequent sein und deinem mann vor die wahl stellen, ob er mit dir oder mit dem alkohol leben will. aber bis dahin solltest du nochmal mit ihm reden.

    liebe grüße

    lavendel

  • Danke für die schnelle Antwort. Habe eben gesehen, dass ich bei den Co-Alkoholikern besser aufgehoben bin. Werde aber Deinen Rat beherzigen und versuchen, nochmal im nüchternen Zustand mit ihm zu reden. Habe es ja heute Vormittag auch versucht, aber da sagte er leider nur, dass er zu mir nur gesagt habe, dass er ein Problem habe, weil er sich wieder mit mir versöhnen wollte. Und ich bin noch immer so blöd. Vielleicht weil ich den Auszug aus dem gemeinsamen Haus scheue!!!! Das muss ich mir selber zuschreiben. Aber ich weiß, lange mache ich das nich mehr mit. Mache mich doch selber nervlich kaputt. Hatte letztes Jahr schon mal mit einem ehemaligen Alkoholiker gesprochen u. der gab mir auch den Tipp, ihn nicht mehr zu decken. Was meinem Partner natürlich auch nicht recht ist. Heiligabend wollte unser Nachbar mit ihm ein Weihnachtsbierchen trinken. Habe dann gesagt, dass er selber schon ein Weihnachtsbierchen trinken ist. Das hat ihn auch gewurmt, als ich es ihm gestern erzählt habe. Was sollen denn die Nachhbarn denken!!!!
    Aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Bis heute habe ich wenig für mich gemacht, weil ich ihn kontrollieren wollte. Das ist jetzt auch vorbei.....Soll er doch vor die Hunde gehen...Er ist beruflich im Außendienst als Techniker zuständig. Wünsche mir manchmal, er würde dort auffallen. Wie oft hat er mich abends lallend zu hause angerufen, wenn er mal von unterwegs angerufen hat u. nicht nach hause gekommen ist. Aber heute sage ich mir...
    NEUES JAHR; NEUES GLÜCK...

  • Liebe Bille,

    Herzlich Willkommen hier im Forum und unserer SHG.

    Ja, das Verhalten Deines Partners weist auf ein massives Alkoholsucht-Problem hin, ob er ein Alkoholiker ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
    Sein ganzes Verhalten weist aber auch darauf hin.

    Ja, was sollen die Nachbarn denken, und überhaupt Alle? Keiner soll es wissen, wird man doch abgestempelt...

    Aber ist das wirklich so ?
    Nein, ist sicher nicht so. Viele wissen mittlerweile, das Alkoholsucht eine anerkannte Krankheit ist, wer es noch nicht weiß, den kann man es erklären, die Bereitschaft, darüber mehr wissen zu wollen, ist recht groß, zumindest in meinem Bekanntenkreis.

    Ja, wir sind Alkoholiker, wir tragen eine unheilbare Krankheit FÜR IMMER in uns.
    ABER :
    Wir können diese Krankheit stoppen, im besten Falle sogar lebenslang !! Und von welcher unheilbaren Krankheit kann man das schon so sagen ? Wir selber halten es in der Hand, das ist bei anderen unheilbaren Krankheiten leider nicht der Fall, das ist traurig genug.

    Wir können unser Leben ändern, sicher ist das nicht einfach, aber durchaus zu schaffen, dafür gibt es hier viele Beispiele. Und wir können wieder zufrieden und glücklich und vor allem FREI leben, wir müssen es nur ganz fest WOLLEN ! Das ist die Grundvorraussetzung.

    Die andere ist, seine Krankheit zu erkennen und ehrlich zu sich selbst und anderen zu werden. Ohne das geht es auch nicht. Offenheit und Ehrlichkeit ist der einzige Weg auf Dauer, das Schweigen brechen. Dann hat man die Chance, trocken werden zu können.
    Aber auch dann ist es noch nicht einfach, man muss dann aktiv werden und vor allem, sich Hilfe suchen und auch bereit sein, sie anzunehmen. UND man hat auch ein Anrecht auf Hilfe, es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen, keinen einzigen !

    Dein Partner macht noch ganz fest beide Augen zu, WILL es nicht sehen. Insgeheim weiß er aber schon, was mit ihm los ist, und zwar wahrscheinlich sehr genau. Sich das aber selber einzugestehen, ist sehr schwer. Sprich noch einmal im nüchternen Zustand mit ihm, und zwar ganz ernsthaft, ohne Vorwürfe, mit dem Hinweis, das er krank ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Ich selber habe viele Jahre meine beiden Augen ganz fest zugehalten, wollte es nicht wahrhaben, das ich schwer abhängig bin, gewußt habe ich es aber schon lange. Ich hab mich auch zu sehr geschämt, um Hilfe zu bitten, das war ein ganz großer Fehler von mir, ich war einfach zu dumm. Heute weiß ich das zum Glück besser und möchte gern Menschen davor schützen, das durchmachen zu müssen, was mir passiert ist. Besser, es nicht soweit kommen zu lassen.

    Vielleicht möchtest Du das hier, was ich Dir schrieb, ihm mal zu Lesen geben, dieser Vorschlag ist mir jetzt etwas unangenehm, ich spiele mich nicht gern zu sehr in den Vordergrund und es soll auch keine übertriebene Eitelkeit sein, ich hoffe, Du verstehst das nicht miss?

    Lieben Gruß an Dich und lass bitte weiterhin was von Dir/Euch hören.

    ES GIBT WEGE AUS DER SUCHT, FÜR JEDEN.
    Man muss nur bereit sein, ihn auch zu gehen. Anfangs ist das schwer,aber es wird mit der Zeit immer einfacher und irgendwann wird man sich fragen, warum war ich so dumm, und habe Jahre meines wertvollen Lebens an den Alk verschwendet? Diese Erkenntnis ist für viele besonders bitter, aber vielleicht auch notwendig für ein trockenes Leben?

    Lieben Gruß an Dich
    Lilly

  • Hallo, Bille,
    möchte auch noch meinen Senf dazugeben:
    was Du so schilderst, sind die "geradezu klassischen" Merkmale der Alkoholkrankheit, kann man in jedem Buch darüber nachlesen, findet man in jedem Alk-Test etc.

    Natürlich kann es auch andere Gründe für seine Verhaltensweisen geben, den Alkoholismus kann ein Arzt sicher diagnostizieren. Wenn er sich nicht selbst damit auseinandersetzt, ist eine Behandlung (medizinisch oder psychologisch) wenig erfolgversprechend, es muß von ihm kommen.

    Wenn er also sein Verhalten nicht ändert, wirst Du etwas ändern müssen, sonst bleibt alles beim alten. Übrigens: "Was sollen die Nachbarn denken..." ist nicht von Belang; die wissen längst, was los ist - so etwas läßt sich nicht verheimlichen.
    Ich wünsche Dir Kraft für die Entscheidung. Gruß

  • Hallo Lilly,
    vielen Dank für Deine Antwort. Habe hin und her übelegt, ob ich meinem Partner mal Deinen Beitrag zum Lesen geben soll. Eigentlich eine gute Idee, aber wie Du schon sagst, er verschließt die Augen und will davon nichts hören. Meine hatte ihn gestern Vormittag noch mal angerufen, weil wir ja eigentlich zum Brunch bei seinen Geschwistern und Eltern wollten. Sie meinte nur zu ihm, er könne sich ja mal bei seinen Eltern entschuldigen, schließlich hat er sie ja Heiligabend ausgeladen und sie mußten sich ein anderes Plätzchen für Weihnachten suchen. Außerdem könne er doch allen mal sagen, dass er ein Problem mit Alkohol hat, also das er nicht mehr aufhören kann. Um Gottes willen. Wie kann meine Ma sowas sagen. Er lasse sich von ihr und mir nicht als Alkoholiker abstempeln und krank ist er schon gar nicht. So sind wir nicht gefahren und er ist dann in die Kneipe gegangen, weil ja meine Ma alles Schuld ist. Heute morgen hat er sie dann vom Auto aus angerufen und sie angebrüllt, sie sei ja alles Schuld. Habe meine Ma aber gesagt, sie solle sich nicht aufregen und demnächst einfach auflegen und ich bin echt mitlerweile so weit, dass ich nicht mehr möchte. Ich hänge zwar auch noch an dem Haus und mir graut schon vor dem Auszug, aber es ändert sich nichts. Wie oft hat er es mir denn schon versprochen, dass sich was ändert. Und wie ich jetzt schon oft genug gelesen habe, muss er es wollen, ich oder andere können da gar nichts machen. Deshalb sagte er ja gestern auch auch seiner Wut heraus, dass er, wenn wir getrennt sind, in eine ganz andere Stadt ziehen wird, wo ihn keiner kennt. Aber auch das ist mir zumindest heute, so egal. In mir ist alles leer. Im Moment habe ich das Gefühl, versagt zu haben, obwohl ich weiß, dass es ja nicht meine Schuld ist, aber wenn man es halt immer eingeredet bekommt.

    Ich halte Euch weiter auf dem Laufenden.

  • Hallo Bille,

    Ja, ich kann mir vorstellen, wie es Dir geht. Alles sieht so aussichtslos aus.

    Wie Blues auch schon schrieb, die Nachbarn und die Familie weiß es eh schon, man will es oft nur noch nicht wahrhaben, das ist ganz typisches Alkoholiker-Verhalten.
    Auch das umnögliche Verhalten seiner Mutter gegenüber ist ganz typisch, weil man es ja nicht hören will, man sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen. Dafür nimmt man alles in kauf, sogar Zerwürfnisse mit den Eltern. Das ist halt die Sucht, es ist keine Boshaftigkeit. Man tut es nur, um "in Ruhe" weitersaufen zu können. Dafür lügen wir, bis sich die Balken biegen, nur um an den Stoff zu kommen. Weil wir es nicht mehr anders können, wenn wir richtig tief in der Sucht stecken.
    Ich hab auch so viel gelogen, am Ende meinen Partner sogar zum CO gemacht. Aber wir sind noch zusammen, auch da gibt es Möglichkeiten.

    Aber das alles geht nur, wenn man Schluss mit der Sauferei macht, vorher geht alles nur weiter den Bach runter. Und auch dann ist es schwierig, die Beziehung wieder zu kitten, aber es geht, wenn es beide wollen.

    Ich kann Dir nur noch raten, ihm ein Ultimatum zu stellen, lies hierzu mal bitte Speedy im CO-Bereich, das könte Dir sehr weiterhelfen bei einer Entscheidung.

    Ansonsten trenn Dich, kein Haus oder andere materielle Dinge können so wichtig sein, als das man für sein restliches Leben unglücklich wäre. Hmm, komischer Satz, Du weißt aber sicher, was ich meine.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo zusammen!
    Ihr habt ja alle Recht und tief im innersten weiß ich auch, dass ich mich von ihm trennen muss. Habe jetzt viel gelesen und sehe ein, dass ich nichts machen kann, außer mich zu ärgern.
    Habe eben vor lauter Wut schon die ganze Weihnachtsdeko weggeräumt, weil er schon wieder nicht zu hause war, als ich um 4 Uhr da war. Wo er ist, keine Ahnung. Denken kann ich es mir schon.
    Mich beschäftigten aber noch so einige Fragen, mag sich jetzt blöd anhören:
    - merkt er denn nicht, dass etwas nicht mit ihm stimmt?

    gestern kam er nach hause, war wohl nüchtern und sagte zu mir, dass jetzt entgültgig Schluss ist und er ab jetzt seine eigenen Wege gehen könnte. Ich wäre ja phsyschich krank (habe letztens ja auch mal seinen Schlüssel versteckt, damit er nicht gehen konnte). er ruft aber halt in solchen Situationen seine Schwester an und sagt immer wieder: die Bille ist doch krank, versteckt meinen Schlüssel usw....

    - er hat also die Situation jetzt beendet, damit er seiner Sucht nachgehen kann, oder sehe ich das falsch.

    - andere Männer wie Nachbarn oder Freunde würden auch trinken und dann darf er das auch, soll doch mal gucken, unser Nachbar wäre jedes Wochenende weg (weiß aber, dass er auf Vollkontischicht ist und wenn mein Männe morgens noch die Rollos unten sieht, dann meint er immer, er wäre auch weg gewesen).

    Ach menno, es geht nicht in meinen Kopf oder aber ich will es indirekt noch nicht so wahrhaben........das ist mein Problem, weil ich alles noch nicht so ganz verstanden habe.

    Ist da wirklich ein Schalter, der sich umlegt und dann muss man trinken bis die Augenlieder rauskommen???? so ist es bei ihm halt immer. Und dann das ganze Wochenende hindurch. Diese Woche durch Sylvester bekommt er ja noch einen Tag geschenkt.

    Eigentlich waren wir Silvester bei meinem Pa eingeladen. Davor graut mir auch....zu sagen, dass wir uns trennen werden. Sie können es wohl auch nicht verstehen, weil ich ja nie was gesagt habe (habe mich geschämt) und immer an eine Besserung geglaubt.

    So, jetzt geht es mir schon etwas besser, weil ich mir mal meine Gedanken und Gefühle von der Seele schreiben konnte.

    Grüße an alle und noch einen schönen Abend.

  • Liebe Bille,

    Du hast meiner Meinung nach vollkommen gesunde Gedanken. Dein Partner hat sich weiterhin für das Trinken entschieden, ist so in der Sucht gefangen, dass alles andere an Bedeutung verliert. Es würde ihm nicht helfen, wenn Du Dich seiner Sucht unterordnen würdest. Dass er gestern kurz nüchtern war, half ihm sicher dabei, sich selbst etwas vorzumachen (wir können nicht nur gut lügen, sondern falschen Stolz mit Wut gepaart vor uns hertragen, oh ja... :oops: )

    Ich wünsche Dir Gesundheit, Glück und Kraft für alles im Neuen Jahr.

    LG, Meni

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